Quelle:

POLITIK WELT

Thomas Migge, Rom

http://www.schwaebische.de/politik/ausland_artikel,-Vorbereitungen-fuer-eine-oekumenische-Messe-_arid,10792630.html

 

Vorbereitungen für eine ökumenische Messe

Papst Franziskus will den Dialog mit den Protestanten nicht nur vertiefen, sondern auch liturgische Unterschiede zwischen beiden christlichen Kirchen überwinden. Wie die italienische Zeitung „La Repubblica“ berichtete, hat der Papst eine innervatikanische Kommission damit beauftragt, zusammen mit Repräsentanten der Protestanten eine „ökumenisch-eucharistische Liturgie“ für einen gemeinsamen Gottesdienst zu erarbeiten. Eine Liturgie, die auch die gemeinsame Kommunion vorsieht. Das heißt, dass in nicht allzu ferner Zukunft protestantische Christen wie auch gemischt-christliche Ehepaare nicht nur gemeinsam am Gottesdienst, sondern auch an der Kommunion teilnehmen können. Nach Ansicht des Vatikanexperten Filippo Di Giacomo käme dies „einer Revolution im Umgang zwischen Katholiken und Protestanten gleich“.

Papst Franziskus betritt mit diesem Schritt nicht unbedingt Neuland. Es war bereits sein Vorgänger Johannes Paul II., der einer Annäherung der katholischen Kirche an die Protestanten den Weg bereitete. Der Papst aus Polen erklärte im Jahr 1989, dass die Exkommunikation von Martin Luther vor 479 Jahren verfallen sei. Unter Karol Wojtyla kam es allerdings nicht zu weiteren Schritten – zu umstritten waren viele theologische Fragen. Franziskus geht weiter, beispielsweise in der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen und ihrem Zugang zur Kommunion.

Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat mit der Erarbeitung einer neuen Liturgie für Protestanten und Katholiken den deutschen Kardinal Walter Kasper beauftragt. Er ist Franziskus’ Mann für schwierige Angelegenheiten. Auf ihn verlässt sich der Papst bei jenen Themen, die innerhalb der Kirche auf Widerstand und Kritik stoßen.

 

Ein weiterer Streitpunkt

War schon der Vorstoß des Papstes bei der vergangenen Familiensynode in Sachen Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene ein Streitpunkt, so wird eine ökumenisch-eucharistische Liturgie, die auch die gemeinsame Kommunion vorsieht, das konservative Lager in der katholischen Kirche noch mehr aufwühlen.

Walter Kasper erklärte vor Kurzem im italienischen Staatsfernsehen RAI, dass „wenn wir alle gemeinsam den eucharistischen Glauben teilen (...) und wenn wir das tief in unserer Seele empfinden, eine gemeinsame Kommunion möglich ist“. Ein Paar, eine Familie „kann man nicht vor dem Altar voneinander trennen“, so Kasper.

Franziskus besuchte vor zwei Jahren die lutherische Kirche in Rom. Von einer Protestantin darauf angesprochen, wann denn eine gemeinsame Messe mit Kommunion für die Angehörigen beider christlichen Kirchen möglich sei, antwortete der Papst: „Ich werde diese Angelegenheit den Theologen weitergeben, die kennen sich besser aus als ich.“

Es wird an Kardinal Kasper liegen, nicht nur eine gemeinsame Liturgie zu erarbeiten, sondern auch Widerstände zu überwinden. Schon mehrfach wurde dem Papst vorgeworfen, mit seinen Entscheidungen Doktrinen der Kirche infrage zu stellen. Vorwürfe, die den Papst anscheinend kalt lassen.