Das Neu Messbuch 2021
Quelle: Katolisches.info
21. September 2020
Kardinal Bassetti (rechts), Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, überreichte Papst Franziskus am 28. August ein Exempkar des italienischen Ausgabe des Missale Romanum.
(Rom) Ab Ostern des kommenden Jahres, also ab dem 4. April 2021, wird in Italien in allen Pfarreien die neue, dritte Ausgabe des Missale Romanum in italienischer Sprache verpflichtend zur Anwendung gelangen. Die einzelnen Bischöfe können für ihre Jurisdiktion die Anwendung bereits früher anordnen. Es handelt sich um die Übersetzung der dritten lateinischen Editio typica des Novus Ordo, die für die gesamte Weltkirche im maßgeblich ist. Diese war bereits 2002 veröffentlicht worden und in Kraft getreten. Ganze 18 Jahre dauerte ihre Übertragung in die italienische Volkssprache. Das hat seine Gründe, und das Ergebnis birgt Überraschungen.
Der Novus Ordo, das Ergebnis der von Paul VI. gewollten Liturgiereform, war 1969 promulgiert worden. 1970 wurde die erste Editio typica vorgelegt. Wegen der Hastigkeit, mit der die Liturgiereform durchgezogen wurde, war bereits 1975 eine Neuausgabe notwendig geworden. Die jeweiligen italienischen Übersetzungen davon erschienen 1973 und 1983.
Brauchte es für die Übersetzung der ersten Ausgabe der Editio typica drei Jahre, waren für die zweite bereits acht Jahre notwendig und für die dritte nun ganze achtzehn Jahre. Angesichts der „geringfügigen“ Änderungen, die auf den ersten Blick in der neuen Ausgabe, die am 28. August Papst Franziskus überreicht wurde, erkennbar sind, müssen die Gründe anderswo gesucht werden, vor allem bei dem, was nicht geändert wurde.
Die ab dem kommenden Kirchenjahr gebrauchte Neuübersetzung wurde bei der Herbstvollversammlung 2018 der Italienischen Bischofskonferenz beschlossen. Das Missale wird ab Ende September im Buchhandel für 110 Euro erhältlich sein. Der Vertrieb erfolgt über den Vatikanverlag.
Die wichtigsten Änderungen, an die sich das gläubige Volk wird gewöhnen müssen, dazu gehören „inklusive“ Formulierungen, die „Geschlechtergerechtigkeit“ schaffen sollen, im Überblick:
►Im Schuldbekenntnis: Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, und euch, Brüdern und Schwestern.
►Im Gloria statt „Frieden auf Erden den Menschen guten Willens“ wird es heißten „Frieden auf Erden den von Gott geliebten Menschen“.
►Vaterunser: „statt „und führe uns nicht in Versuchung“ wird es heißen „und laß uns nicht in Versuchung fallen“.
►Ebenso wird ins Vaterunser ein „auch“ eingefügt: „Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“.
►Einladung zur Kommunion: Selig, die zum Mahl des Lammes geladen sind.
►Im Zweiten Hochgebet: statt „Sende deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige sie“ wird es heißen „Heilige diese Gaben durch die Ausgießung deines Geistes“.
Wenn einige dieser Neuformulierungen in deutschen Ohren gar nicht so neu klingen, dann liegt es am Gewicht deutscher Theologen und ihrer besonderen Affinität zum Novus Ordo.
Galt zuvor für die gesamte römische Kirche das lateinische Missale, führte die Übersetzung in die Volkssprachen faktisch in jeder zu eigenen Schwierigkeiten. Kritiker sprachen von einem Produzieren von Problemen ohne jede Not und ihrem Multiplizieren.
Ausschlaggebend für die Neuerungen waren, wie es bei der Bekanntgabe hieß:
►größere Treue gegenüber dem lateinischen Original;
►geeignetere Wortwahl;
►größere Ausdrucksstärke;
►angemesseneres Verständnis;
►leichtere Singbarkeit.
Überhaupt ist die dritte Ausgabe der Editio typica von einer verstärkten Rückkehr zum liturgischen Gesang geprägt, und dabei konkret zur Gregorianik oder zumindest zu einer an sie angelehnte Singweise. Das Singen soll stärker als Teil der heiligen Liturgie zur Geltung kommen und auch von den Gläubigen so verstanden werden. Der Gesang, so heißt es, ist nicht nur Verzierung oder gar Unterhaltung, sondern notwendiger und integraler Bestandteil der feierlichen Liturgie. Es sei daher darauf zu achten, daß die Musik und der Gesang zur Würde der Liturgie und ebenso zur Zeit im Kirchenjahr und zum unmittelbaren Anlaß passen. Die Nachwehen des „kirchenmusikalischen“ Umbruchs der 70er Jahre mit Gitarre und Trommeln, sollen offenbar zurückgedrängt werden. Dazu gehört, daß das Vaterunser künftig in der Messe nicht mehr gebetet, sondern gesungen wird.
Die freie Musikwahl, die Kirchen in allerlei verwandelten, entsprangen jenem Geist, bei dem der Schritt zum liturgischen Mißbrauch nicht mehr weit ist. Die römische Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung brandmarkte erst vor kurzem die Verwendung von Bier statt Wein, und von Hostien, die mit Honig oder Zucker gesüßt sind.
Die Gregorianik soll dem Gesang in der Liturgie einen festeren Rahmen geben und auch textlich festgeschriebenen Formulierungen folgen. Dazu gehört, daß unter allen Instrumenten der Orgel der Vorzug zu geben ist, während die Verwendung weiterer Instrumente vom Bischof genehmigt werden kann, aber eher die Ausnahme bleiben sollte.
Die bedeutendste Neuerung der neuen italienischen Missale-Übersetzung ist jedoch eine Unterlassung. Und diese ist die Hauptursache für die schwer nachvollziehbare Verspätung, mit der die Übersetzung in Kraft tritt. Diese Unterlassung wird kaum thematisiert. Eine Diskussion ist offenbar nicht erwünscht.
In der Neuübersetzung fehlt, die seit vielen Jahren erwartete und von Benedikt XVI. gewollte originalgetreue Übersetzung der Wandlungsworte „pro multis“. Statt „für alle“, was einer Interpretation der Herrenworte gleichkomme, so Benedikt XVI., sollte in Worttreue „für viele“ verwendet werrden, italienisch „per molti“ (statt „per tutti“).
18 Jahre nach der Editio typica und 14 Jahre nach Forderung nach Worttreue werden die Wandlungsworte pro multis in Italien weiterhin nicht wortgetreu, sondern interpretierend wiedergegeben.
Die Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX), die den Novus Ordo zur Gänze ablehnt, machte am 1. September in einer Stellungnahme auf die Unterlassung aufmerksam – was etwas besagen will.
Drei Monate nach seiner Wahl zum Papst im Jahr 2005 machte sich Benedikt XVI. ans Werk, um einen zentralen Punkt in der Programmatik seines Pontifikats umzusetzen: eine originalgetreuere Wiedergabe der Wandlungsworte in den Volkssprachen. Dazu beauftragte er die römische Gottesdienstkongregation die Meinung des Weltepiskopats einzuholen.
Am 17. Oktober 2006 richtete die Gottesdienstkongregation dann ein Schreiben an alle Bischofskonferenzen mit sechs triftigen Gründen, das pro multis mit „für viele“ zu übersetzen:
►Die Worte sind dem heiligen Evangelium entnommen (Mt 16,28, Mk 14,24) und der griechische Begriff polloi bedeutet „viele“ und nicht „alle“.
►Im römischen Ritus wurde immer pro multis gesagt.
►Die östlichen Riten haben gleiche oder gleichwertige Begriffe.
►Die exakte Übersetzung von pro multis ist „für viele“.
►Die wiederholten Aufforderungen des Vatikans zur Sicherstellung einer genauen Übersetzung.
►Und das wichtigste Argument schließlich: Die Unterscheidung zwischen objektiver und subjektiver Erlösung.
Die objektive Erlösung meint, daß das Kreuzesopfer Christi genügt, um die gesamte Menschheit zu retten. Das Heil ist aber weder ein Automatismus noch erfolgt es kollektiv. Die einzelne Seele muß daran mitwirken, sie wollen, die eigene Schuld bereuen und ihrem Erlöser folgen. Die subjektive Erlösung meint die der einzelnen Seele. Doch nicht alle werden gerettet, wie Jesus Christus im Evangelium sagt, wenn er vom Endgericht spricht (Mt 25,31–46).
Seit dieser Aufforderung durch die Gottesdienstkongregation ist die Korrektur der genannten Wandlungsworte in mehreren Sprachkreisen und durch die meisten Bischofskonferenzen erfolgt. Den Auftakt machte der englische Sprachraum. Obwohl das Dekret der Gottesdienstkongregation den Bischofskonferenzen zwei Jahre Zeit eingeräumt hatte, hielten sich einige nicht daran. Ebensowenig wurden die Gläubigen im deutschen und italienischen Sprachraum, wie es Benedikt XVI. angeregt hatte, von den Bischöfen nicht auf die angeordnete Änderung der Wandlungsworte vorbereitet.
Massiver Widerstand dagegen regte sich im deutschen Sprachraum und in Italien. 2010 stimmten 171 von 187 Mitgliedern der Italienischen Bischofskonferenz für die Beibehaltung der seit 1973 gebräuchlichen Übersetzung. Benedikt XVI. beharrte, weil er die „inklusive“ Übersetzung für theologisch unzutreffend hielt, weshalb sie durch eine dem Aussagegehalt der Herrenworte angemessenere Übersetzung ersetzt werden sollte.
Bei der Frage, ob pro multis als „für viele“ oder wie bisher als „für alle“ übersetzt wird, geht es zwar „nur“ um ein einziges Wort, doch hinter diesem einen Wort kann sich ein grundsätzlicher Unterschied zwischen dem katholischen Glaubensverständnis und einer neureligiösen Allerlösungslehre verbergen. Malcolm Kardinal Ranjith drückte es so aus: Es gelte einem „übertriebenen Heilsoptimismus“ entgegenzuwirken. Ein solcher wird gerade progressiven Vertretern zum Vorwurf gemacht, die zugleich die aktivsten Verteidiger der Formel „für alle“ sind. Obwohl ihnen Änderungen selten schnell genug gehen, treten sie in diesem Punkt als Bremser auf, die damit argumentieren, den Gläubigen nicht eine gewohnte Formel zu entziehen. Die von Benedikt XVI. verordnete Änderung sei ein „Rückschritt“.
Papst Franziskus signalisierte mit kleinen, unscheinbaren Gesten, daß er sich in die Entscheidungen der Bischofskonferenzen nicht einmischen und sowohl die eine als auch die andere Entscheidung akzeptieren werde. Als er im September 2015 Kuba und die USA besuchte. Zelebrierte er da wie dort eine Heilige Messe auf spanisch, sprach die betreffenden Wandlungsworte auf Kuba aber als „für alle“, in den USA hingegen als „für viele“. Auf Nachfrage erklärte das vatikanische Presseamt, der Papst halte sich an die Ortsüblichkeit. Eine seltsame Auffassung, wo doch die Papstmesse der Maßstab für die Meßzelebration ist und nicht umgekehrt.
Die spanische Missale-Übersetzung war damals von der Kubanischen Bischofskonferenz noch nicht beschlossen worden, während in den USA (aufgrund der bereits in Kraft gesetzten englischen Übersetzung) für alle Sprachen im Land, auch die spanische, bereits die Übersetzung „für viele“ galt.
Genau diese vermeintliche päpstliche „Neutralität“ war ein starkes Signal für widerspenstige Bischofskonferenzen wie die italienische, daß sie in dieser Frage keinem vatikanischen Druck mehr ausgesetzt waren. Dabei waren selbst progressive Theologen wie Erzbischof Bruno Forte am Ende des Pontifikats von Benedikt XVI. bereits auf dessen Position eingeschwenkt. Es schien nur mehr eine Frage der Zeit, bis der Widerstand implodiert wäre. Doch es folgte am 11. Februar 2013 die Ankündigung des Amtsverzichts durch Benedikt XVI. und am selben Tag jener denkwürdige und erschütternde Blitzeinschlag in die Kuppel des Petersdomes.
In der englischen und spanischen Missale-Übersetzung wurde dem Wunsch von Benedikt XVI. entsprochen, wodurch für weltweit gut die Hälfte aller Katholiken das pro multis zu „für viele“ wurde. Der deutsche Sprachraum, für den die Frage nach wie vor offen ist, betrifft rund 30 Millionen Katholiken, der italienische gut das Doppelte. Beide zusammen machen aber nur sieben Prozent aller Katholiken aus.
Die italienische Missale-Übersetzung ist vierzehn Jahre nach der Anweisung Benedikts XVI., die Wandlungsworte pro multis in den Volksübersetzungen zu korrigieren, die erste, die diese mißachtet. Das ist der Hauptgrund, weshalb sich die Herausgabe so lange hinzog. Man wollte, wenn auch nur aus Höflichkeit, zu dessen Lebzeiten keinen so offensichtlichen Bruch mit Benedikt XVI. Doch siebeneinhalb Jahre nach seinem Amtsverzicht lebt XVI. noch immer. Eine weitere Verzögerung war nicht mehr zu begründen.
Mit Rückendeckung von Papst Franziskus wird mit der Neuübersetzung der Editio typica ein weiterer zentraler Punkt des Vorgängerpontifikats in seiner Intention zerbrochen. Die italienische Tageszeitung Il Giornale titelte am vergangenen 2. September:
„Bergoglio löscht Ratzinger aus.“
Das gilt vorerst nur für die italienische Übersetzung, der allerdings als inoffizieller Lingua franca der Kirche ein besonderes Gewicht zukommt. Mehr noch wird mit diesem Schritt die „Dezentralisierung“ der Kirche vorangetrieben. Die Zerlegung in Nationalkirchen. So wie es Länder gibt, in denen Amoris laetitia in der Intention von Franziskus nicht gilt, sondern weiterhin die überlieferte Ehelehre, so gibt es ab dem 4. April 2021 zahlreiche Länder, in denen in der Volkssprache die genannten Wandlungsworte als „für viele“ gesprochen werden, in Italien aber als „für alle“.
Auch in diesem Punkt erweist sich die „Dezentralisierung“ im progressiven Sinn als ein Instrument der Zersetzung.
Gerade wurde in Italien ein neues Buch vorgelegt, mit einem Vorwort von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, das eine perfekte Kontinuität zwischen Benedikt XVI. und Papst Franziskus behauptet. Angeblich, wie es 2013 hieß, passe kein Blatt Papier zwischen die beiden Päpste. Doch das neue italienische Missale widerlegt die Behauptung.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: vatican.va/Radio Spada (Screenshots)
Zweites Hochgebet der neuen italienischen Übersetzung der Editio typica des Missale.
Am 14. April 2012 ermahnte Benedikt XVI. die renitenten deutschen Bischöfe. Das Schreiben, in dem er die theologische Notwendigkeit einer getreuen Übersetzung anmahnte, ging an alle Bischöfe der Welt, war aber im Original – was für ein päpstliches Dokument höchst selten ist – auf deutsch verfaßt.
Im Februar 2013 verzichtete Benedikt XVI. jedoch überraschend auf sein Amt, und diese Baustelle blieb offen. Und nach der Wahl des neuen Kirchenoberhaupts witterten manche Bischöfe eine Chance, die Frage mit stillschweigendem römischem Wohlwollen auszusitzen. Genau das ist in Italien geschehen.
Papst Franziskus signalisierte mit kleinen, unscheinbaren Gesten, daß er sich in die Entscheidungen der Bischofskonferenzen nicht einmischen und sowohl die eine als auch die andere Entscheidung akzeptieren werde. Als er im September 2015 Kuba und die USA besuchte. Zelebrierte er da wie dort eine Heilige Messe auf spanisch, sprach die betreffenden Wandlungsworte auf Kuba aber als „für alle“, in den USA hingegen als „für viele“. Auf Nachfrage erklärte das vatikanische Presseamt, der Papst halte sich an die Ortsüblichkeit. Eine seltsame Auffassung, wo doch die Papstmesse der Maßstab für die Meßzelebration ist und nicht umgekehrt.
Die spanische Missale-Übersetzung war damals von der Kubanischen Bischofskonferenz noch nicht beschlossen worden, während in den USA (aufgrund der bereits in Kraft gesetzten englischen Übersetzung) für alle Sprachen im Land, auch die spanische, bereits die Übersetzung „für viele“ galt.
Genau diese vermeintliche päpstliche „Neutralität“ war ein starkes Signal für widerspenstige Bischofskonferenzen wie die italienische, daß sie in dieser Frage keinem vatikanischen Druck mehr ausgesetzt waren. Dabei waren selbst progressive Theologen wie Erzbischof Bruno Forte am Ende des Pontifikats von Benedikt XVI. bereits auf dessen Position eingeschwenkt. Es schien nur mehr eine Frage der Zeit, bis der Widerstand implodiert wäre. Doch es folgte am 11. Februar 2013 die Ankündigung des Amtsverzichts durch Benedikt XVI. und am selben Tag jener denkwürdige und erschütternde Blitzeinschlag in die Kuppel des Petersdomes.
In der englischen und spanischen Missale-Übersetzung wurde dem Wunsch von Benedikt XVI. entsprochen, wodurch für weltweit gut die Hälfte aller Katholiken das pro multis zu „für viele“ wurde. Der deutsche Sprachraum, für den die Frage nach wie vor offen ist, betrifft rund 30 Millionen Katholiken, der italienische gut das Doppelte. Beide zusammen machen aber nur sieben Prozent aller Katholiken aus.
Die italienische Missale-Übersetzung ist vierzehn Jahre nach der Anweisung Benedikts XVI., die Wandlungsworte pro multis in den Volksübersetzungen zu korrigieren, die erste, die diese mißachtet. Das ist der Hauptgrund, weshalb sich die Herausgabe so lange hinzog. Man wollte, wenn auch nur aus Höflichkeit, zu dessen Lebzeiten keinen so offensichtlichen Bruch mit Benedikt XVI. Doch siebeneinhalb Jahre nach seinem Amtsverzicht lebt XVI. noch immer. Eine weitere Verzögerung war nicht mehr zu begründen.
Mit Rückendeckung von Papst Franziskus wird mit der Neuübersetzung der Editio typica ein weiterer zentraler Punkt des Vorgängerpontifikats in seiner Intention zerbrochen. Die italienische Tageszeitung Il Giornale titelte am vergangenen 2. September:
„Bergoglio löscht Ratzinger aus.“
Das gilt vorerst nur für die italienische Übersetzung, der allerdings als inoffizieller Lingua franca der Kirche ein besonderes Gewicht zukommt. Mehr noch wird mit diesem Schritt die „Dezentralisierung“ der Kirche vorangetrieben. Die Zerlegung in Nationalkirchen. So wie es Länder gibt, in denen Amoris laetitia in der Intention von Franziskus nicht gilt, sondern weiterhin die überlieferte Ehelehre, so gibt es ab dem 4. April 2021 zahlreiche Länder, in denen in der Volkssprache die genannten Wandlungsworte als „für viele“ gesprochen werden, in Italien aber als „für alle“.
Auch in diesem Punkt erweist sich die „Dezentralisierung“ im progressiven Sinn als ein Instrument der Zersetzung.
Gerade wurde in Italien ein neues Buch vorgelegt, mit einem Vorwort von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, das eine perfekte Kontinuität zwischen Benedikt XVI. und Papst Franziskus behauptet. Angeblich, wie es 2013 hieß, passe kein Blatt Papier zwischen die beiden Päpste. Doch das neue italienische Missale widerlegt die Behauptung.
Text: Giuseppe Nardi