Kardinal Gerhard Müller von Papst Franziskus entlassen

 

Kardinal Gerhard Müller wurde von Papst Franziskus als Glaubenspräfekt entlassen

(Rom) Kardinal Gerhard Müller wurde von Papst Franziskus als Präfekt der römischen Glaubenskongregation entlassen.

Müller, zuvor Bischof von Regensburg, war im Juni 2012 von Papst Benedikt XVI. an die Römische Kurie berufen worden, um die zentrale Aufgabe eines Wächters der Orthodoxie zu übernehmen. Am 2. Juli 2012 trat er sein Amt an. Zwischen Papst Franziskus und dem deutschen Kurienkardinal war das Verhältnis immer deutlich unterkühlt. Im Konflikt um die Bischofssynode über die Familie und das nachsynodale Schreiben Amoris laetitia sank es auf den Nullpunkt. Der Kardinal widersetzte sich mit Vehemenz einer Änderung der katholischen Ehe- und Morallehre, ohne den Papst direkt zu kritisieren. Zuletzt war immer intensiver über eine bevorstehende Entlassung spekuliert worden.

Wegen Verteidigung der überlieferten Lehre als „Papstgegner“ kritisiert

Je deutlicher Papst Franziskus und dessen direktes Umfeld, zu dem Kardinal Müller nie gehörte, bei der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion vollendete Tatsachen schafften, desto vehementer bekräftigte der deutsche Kardinal, daß niemand die überlieferte Lehre Jesu ändern könne, auch der Papst nicht. Die Tatsache, daß er Amoris laetitia im Licht der überlieferten Lehre las, genügte, ihn unter die „Papstgegner“ einzureihen.

Zum Beginn der zweiten Bischofssynode über die Familie gehörte Kardinal Müller zu den 13 Kardinälen, die mit einem spektakulären Protestbrief an Papst Franziskus für Aufsehen sorgten. Sie protestierten gegen die Synodenregie, die ihnen die Rolle bloßer Statisten zuweisen wollte, während die Ergebnisse schon im voraus festzustehen schienen.

Seither war die Tür von Franziskus für den Glaubenspräfekten zu. Nicht weil der Kardinal im Unrecht gewesen wäre, sondern weil durch den Brief die Strategie der päpstlichen Entourage durchkreuzt worden war.

Immer härter werdender Konflikt

Mit der Entlassung wartete Franziskus genau den Ablauf der auf fünf Jahre befristeten Amtsperioden ab. Die Entlassung hätte bereits im März 2013 erfolgen können, weil mit der Wahl eines neuen Papstes alle Kurienämter verfallen. Franziskus scheute jedoch zunächst zu radikale Eingriffe und bestätigte den Großteil der Mitarbeiter, wie es vatikanische Gepflogenheit ist. Schrittweise tauschte er dann führende Kurienvertreter aus. Die ersten Köpfe die rollten, waren exponierte „Ratzingerianer“ wie Kardinal Piacenza, der Präfekt der Kleruskongregation, Kardinalsstaatssekretär Bertone, Kardinal Canizares, der Präfekt der Gottesdienstkongregation und Kardinal Burke, der Präfekt des Obersten Gerichtshofes der Apostolischen Signatur.

Der kleine Formalismus, Kardinal Müller für eine vollständige Amtszeit im Amt belassen zu haben und nun sozusagen die legitime Möglichkeit einer Neubesetzung zu nützen, kann nicht über die Radikalität des Eingriffes hinwegtäuschen, in einem immer härter geführten Ringen um die Ausrichtung der Kirche.

Mit der Entlassung des Glaubenspräfekten kommen die Gleichgewichte im Vatikan, in die von Papst Franziskus mehrfach eingegriffen wurde, massiv ins Rutschen. Mit vorerst nicht absehbaren Folgen.

Text: Giuseppe Nardi