Die liturgische Reform des Konzils ist unumkehrbar

Papst Franziskus äußert sich mit „Sicherheit und Lehrautorität“

Papst Franziskus hat eine Rückkehr zur alten lateinischen Messe ausgeschlossen. Die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) sei „unumkehrbar", sagte er vor einer liturgiewissenschaftlichen Tagung in Rom. Allerdings gelte es, Oberflächlichkeiten und entstellende Praktiken zu beenden. Dies heiße jedoch nicht, die Entscheidungen der Reform generell zu überdenken, sondern deren zugrundeliegende Gründe ins Bewusstsein zu heben.

Auf die von seinem Vorgänger Benedikt XVI. (2005 bis 2013) gewährten Erleichterungen für Gottesdienste nach dem Messbuch von 1962 ging Franziskus in seiner Ansprache nicht ein. Vor zehn Jahren, am 14. September 2007, wurde die auch als „tridentinische Messe" bekannte Liturgie als „außerordentliche Form" des römischen Ritus wieder zugelassen.

In seiner Ansprache ging der Papst auf die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils und auf die Liturgiereform ein. Sie seien nicht plötzlich vom Himmel gefallen, sondern die Frucht eines langen Weges. Ein Zeichen hierfür seien die sogenannten „Liturgischen Bewegungen" gewesen, die früher bei den Päpsten um Unterstützung baten. Seine Vorgänger seien aber weise genug gewesen, keine Schnellschüsse in die Wege zu bringen, sondern einen Weg in die Zukunft aufzubauen.

Franziskus nannte Pius X., der Änderungen in der sakralen Musik und der Messordnung für den Sonntag einführte. Dieser Papst hatte auch eine Kommission für die „Generalreform der Liturgie" einberufen und es sei ihm bewusst gewesen, dass dies eine „große und gleichzeitig schwierige Aufgabe" sei.

Einen weiteren Vorgänger, den Franziskus nannte, war Pius XII. mit der Enzyklika Mediator Dei und der Gründung einer Studienkommission für die Überprüfung des Psalters, der Bedeutung des eucharistischen Fastens und der Benützung der gesprochenen Sprache im Messritus. Auch seine Reform zur Ostervigil und der Karwoche dürften nicht vergessen werden, so Franziskus. Pius XII. hatte die Messe zur Auferstehung in die Osternacht verlegt, zuvor war sie über Jahrhunderte am Karsamstag-Morgen gefeiert worden. Der Papst verlegte auch den Gründonnerstags-Gottesdienst auf den Abend und die Feier des Leidens und Sterbens Jesu in den Nachmittag des Karfreitag, zu den „angemessenen Stunden".

Das Zweite Vatikanische Konzil sei somit die „Phase der Reife" dieser Reformvorhaben gewesen und die Frucht sei die Konstitution Sacrosanctum Concilium gewesen. Diese Reform hätte den konkreten Bedürfhissen der Gläubigen entsprochen, damit eine „lebendige Liturgie" für die gesamte Kirche gelebt werden konnte.

Das große Anliegen sei es gewesen, den Gläubigen eine aktive Rolle zu geben und ihn nicht einfach als „fremden Zuschauer" in der Kirche aufzunehmen, wie es Paul VI. einmal gesagt habe.

Die Richtung des Konzils sei es gewesen, im Respekt für die „gesunde Tradition" einen legitimen Weg aufzuzeigen, die seit nun mehr als 50 Jahren für die Weltkirche gültig seien.

Unter Applaus sagte er:

„Wir können mit Sicherheit und Lehrautorität sagen, dass die liturgische Reform unumkehrbar ist."

Ihm sei bewusst, dass dieser Weg aber noch nicht abgeschlossen sei.

Es gehe heute darum, die Gründe für die damalige Reform wieder zu entdecken und über sie nachzudenken, fuhr Franziskus fort. Man müsse sich vor oberflächlichen Lektüren hüten. Die Liturgie-Woche, wie sie seit mehreren Jahren in Italien durchgeführt werde, sei ein gutes Mittel dazu.

Ausgehend vom diesjährigen Motto der italienischen Liturgie-Woche „Eine lebendige Liturgie für eine lebendige Kirche" ging der Papst auf drei Punkte ein:

Die Liturgie sei lebendig, weil sie durch die Erinnerung und Feier rund um den auferstandenen Herrn Leben schenke.

Zweitens sei die Liturgie selber Leben, weil sie nicht nur für, sondern auch vom Volk Gottes stammt, sei sie nicht klerikal.

Und der dritte Punkt betrifft die Kirche. Sie sei lebendig, weil sie nicht einfach eine Ideologie oder etwas Abstraktes sei, sondern eben ein lebendiger Körper. Die Kirche sei eine Mutter, die Leben schenke und Mitmenschen treffe und für sie da sei. Es gehe nicht darum, „Macht in der Welt" zu suchen. Für das sei die Kirche nicht da.

Ein Reichtum in der katholischen Kirche seien die verschiedenen Riten und Gebete, die es durch die Einheit mit anderen kirchlichen Traditionen und Ostkirchen gibt. Dadurch werde dem Heiligen Geist eine „einzigartige Stimme" gegeben, durch das Gebet für, mit und in Christus und für den Ruhm des Vaters und des Heiles für die gesamte Welt. KNA/Radio Vatikan

Quelle: Kölner Kirchenzeitung 8. September 2017

Anmerkung: Bergoglio redet im Zusammenhang mit der Liturgie von "Erinnerung" Das Messopfer ist aber vor allem die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfer Christi. Das zweite ist die Mahlfeier.

Vorrangige Aufgabe der Kirche ist es, die Wahrheit zu verkünden und vor allem, die Seelen vor der Hölle zu bewahren.