Papstamt im Tiefkühlfach?

Da in von einigen Katholiken mit Heftigkeit behauptet wird, wer Franziskus jetzt (Anf. 17) noch für den Papst halte, sei irrgläubig, soll hier einmal der gegenwärtige Zustand Roms befragt werden. Es ist nicht so, dass dieser Text Sicheres behauptet. Ziel ist, Gedanken zu finden, die entweder über das nötige Vorgehen oder die herrschende Rechts- und Faktenlage Klarheit geben.

1. Problem: Einige nehmen an. Benedikt sei noch immer der eigentliche Papst. Andere finden, Benedikt habe durch seine Abgabe der Amtsgeschäfte und sein anschließendes Stillschweigen all das gutgeheißen, was gekommen ist. D. h. er trägt es mit und protestiert nicht, dann ist jedenfalls besser, wenn er nicht Papst ist, sonst wäre er wenigstens ein ebenso irrender Papst, wie etliche Katholiken es von Franziskus glauben. Die Wahl von Franziskus könnte zwar problematisch sein, nicht weil das Konklave ungültig wäre, aber weil Franziskus möglicherweise als Erzbischof Häresien verkündet haben könnte. Wenn sich dies erhärtet, ist er nicht Papst. Aber was gilt dann? Ist dann der Stuhl Petri nicht vakant? Benedikt hat immerhin im Jahr 13 die Vakanz behauptet.

2. Problem: Jedenfalls sind wir heute so weit, dass Franziskus einmal auch in der weißen Soutane - die theoretisch noch keinen Papst macht - eine Häresie verkündet hat. Dies ist aber nicht zwingend, es ist nur bedingt der Fall. Da sind drei Bedingungen: Bedingung

a) lautet, es müsse sich noch erhärten. Die Verkündung der Dubia ist jetzt erst ein paar Monate her. Das Ausbleiben der Antwort - welches die Häresie aufzeigen kann - ist noch nicht lange genug her. Rom hat evtl. einfach die Schwere der Lage weniger empfunden als andere dies tun und könnte zu gegebener Zeit eine Klärung vornehmen. Leider gibt es allerdings Aussagen Roms, wonach "nichts weiter zu klären sei". Dann ist ein Irrtum Tatsache. Ist dies aber heute sicher genug festgestellt?

Bedingung b) lautet, die Sache müsse überhaupt für den einzelnen Katholiken relevant sein, evtl. handle es sich um eine Sache im Elfenbeinturm, denn die Häresie sei marginal, in einer Fußnote verkündet und ihrerseits nur eine Diskussionsgrundlage, und ausarbeiten müssten sie die Bischöfe. Leider betrifft sie allerdings das Amt des Franziskus und zugleich eine wesentliche Glaubenswahrheit.

Bedingung c) lautet, dass keine theologischen Argumente evident sind, die wir bei diesen Gedankengängen übergehen. D. h. es könnte sich herausstellen, dass wir andern es sind, die sich irren, und nicht Franziskus und seine Anhänger. Dass z. B. in der Kirchen- und Dogmengeschichte Dinge auftauchen, die seine Sicht und sein Dokument so stützen, dass eine Interpretation im Licht der Tradition möglich wird. Dann braucht Rom wirklich nichts weiter zu sagen, sondern es ist an uns zu forschen. Immerhin gab und gibt es Situationen, wo ein rechtmäßiger Papst in glaubenstreuer Weise den Bischöfen eine Entscheidung überlassen kann, oder auch Momente, in denen an der Sakramentendisziplin etwas geändert werden kann, am Stil der Verkündigung, oder auch am Rang von Dokumenten, ohne dass man es allseits sofort als richtig erkennt. Selbst wenn man entscheiden muss, ist dies nochmals kurz zu befragen.

3. Angenommen, das Schiff Petri sei dem Franziskus aber tatsächlich für einen Augenblick aus dem Ruder gelaufen: Dann macht eine Schwalbe noch keinen Sommer. Genügt ein einziger Irrtum, dass er mit Sicherheit nicht der Papst ist? Wenn er zwar rechtmäßig Papst geworden wäre, nun aber einen Irrtum verkündete, wie bedeutsam wäre dieser Irrtum für sein Amt? Kann man das Papstamt an eine Fußnote hängen? Ich glaube, man muss es. A  ber wer muss es? Wenn Benedikt es nicht tut, ist dann Benedikt ein Häretiker im selbstgeschaffenen kontemplativen Papstamt? Oder darf er auf die Kardinäle hoffen? Und einzelne Katholiken? Müssen sie heute schon entscheiden? Und ist dann der Stuhl Petri nicht evtl. trotz zwei Männern mit weißer Soutane am Ende seit 13 vakant?

Quelle: https://www.gloria.tv/text/QouXDZ1hWoaL198FaMRRjCwEC