Sie wollte die Frau im Himmel neben sich haben, die ihren Mann abspenstig machte!

Selten hat mich etwas so bewegt, wie die Treue. Die Treue gegenüber dem, was ich schon erkannt habe,    gegenüber dem, wozu ich mich schon entschieden habe. Die Treue in guten und in bösen Tagen, die Treue in der Ehe und der Familie.

Woher nimmt ein Mensch die Kraft zur Treue? Wie schaffen wir es, konsequent zu sein, auch dann, wenn es schwer ist? Wie weit muss man gehen in der Treue? Was ist das Äußerste? Gibt es bei der Freue eine Grenze?

Eine, die mit ihrer 'Freue bis zum Äußersten gegangen ist, war die selige Elisabeth Canori Mora (1774-1825). Der reiche Anwalt Cristoforo Moro, von ihrer Schönheit berührt, umwarb sie mit dem Versprechen, nie eine andere Frau zu suchen, wenn sie ihm ihr Jawort geben würde. Sie willigte ein. Doch dann kam vieles anders als erwartet: Cristoforo wollte nicht, dass sie sich „mit etwas ermüden noch irgendeine Arbeit tun, die sie ,abnutzen4 könnte. Er erlaubte ihr nicht einmal zu nähen und zu sticken“.1 Dazu kam seine Eifersucht, die so weit ging, dass er ihr sogar den Kontakt mit ihren Verwandten verbot.

Außerdem begann er viel auszugehen, hatte bald eine Geliebte und begann darüber hinaus zu spielen. Elisabeth unterstütze ihn weiterhin und verkaufte ihren Schmuck, trotzdem mussten sie in eine kleinere Wohnung umziehen. Sie hatten vier Kinder, wobei die beiden älteren Buben bald starben, für die beiden Mädchen, Marianna und Lucina, musste sie finanziell selbst aufkommen. Doch Jesus ist Elisabeth in ihrem Leid entgegengekommen. Gewissermaßen als lausch für den untreuen Ehemann Cristoforo beschloss Jesus, ihr Seine Liebe als der eigentliche Bräutigam spürbar durch Seine außerordentliche Gegenwart zu erweisen.

Durch diese mystische Vereinigung mit Jesus war ihr Tag schon vom Morgen an mit Gebeten erfüllt. Täglich ging sie zur heiligen Messe und sorgte mit Hingabe für ihre Kinder. Obwohl ihr Mann oft erst spätabends nach Hause kam, hatte sie sich entschlossen, niemals mit ihm zu streiten und ihm nur mit guten Worten zu antworten. Mehrmals versuchte er seine Frau sogar zu ermorden, doch, wie er später selbst erzählte, hielt dabei jedes Mal eine starke Kraft seinen Arm zurück.

Viele rieten Elisabeth, ihren Mann doch zu verlassen. Doch Jesus machte ihr deutlich, „dass ich diese drei Seelen nicht verlassen dürfte, also die beiden Töchter und den Manny weil er sie durch mich retten wollte“.2

Schließlich schloss sie sich dem Dritten Orden der Trinitarier an, die ursprünglich den Loskauf der Gefangenen als Ordenszweck hatten. Durch diese Spiritualität angeregt, wollte sie ihren Mann, der weiter mit seiner Geliebten lebte, retten. „Ab die verzweifelten Töchter einmal über diese Frau, die ihnen den Vater genommen hatte, die göttliche Strafe herabwünschten, griff' Elisabeth ,mit Kraft und Energie‘ ein und erklärte den Mädchen, dass sie stets zum Herrn betete und ihm sagte, dass sie neben sich im Paradies diese Frau haben wolle, die ihr den Mann abspenstig gemacht und so viel Schaden angerichtet hatte. “3

Ihre Wohnung wurde immer mehr zu einer „Hauskirche“, besonders als sie krank geworden war. Der Heilige Vater persönlich erlaubte, dass in ihrem Haus das Messopfer gefeiert werden durfte.

Elisabeth hatte vom Herrn den Tag ihres HeimgangsNvorausgesagt bekommen. Ehe sie starb, ermahnte sie ihre beiden Töchter, „ihren Papa immer zu achten und ihm stets zu helfen“4. An dem Tag, den sie vorausgesehen hatte, starb sie gegen zwei Uhr morgens. Als Cristoforo zwei Stunden später nach Hause kam, konnte er kaum glauben, dass Elisabeth tot ist. Ab diesem Tag begann sich bei ihm vieles zu ändern, denn kurz zuvor war auch seine Geliebte gestorben. Nun „wachte er auf*: Er, der nichts von Gott und dem Gebet hören wollte, verbrachte Stunden in der Kirche. „Man kann sagen,, dass er mit dem Hut vor dem Gesicht betetey denn er hatte ins Innere dieses Hutes ein Bild von Elisabeth geklebt... “5

Neun Jahre nach dem Tod Elisabeths feierte in Rom ein 60-jähriger Pater Antonio die erste heilige Messe: Es war der frühere Anwalt Cristoforo, der Mann von Elisabeth! Er war in den Minoritenorden eingetreten und verbrachte als betender und büßender Priester noch 11 Jahre im Kloster, ehe er im Rufe der Heiligkeit starb.

Durch die treue und barmherzige Liebe von Elisabeth ist so viel möglich geworden. Was kannst Du tun, um jene barmherzige Treue zu lernen, die niemals aufgibt?

•   Sei treu in den kleinen Dingen! Die Treue in großen und wichtigen Fragen wird Dir nur gelingen, wenn Du in den kleinen Dingen des Alltags damit beginnst. Sei treu im Alltag!

•   Vergib alles und vergib jedem! Vergib, wenn Dir jemand Leid oder Böses antut, wenn Dich jemand enttäuscht: Vergib, und rechne ihm seine Sünde nicht an!

•   Bete unablässig! Bring alle Kränkung und alles Leid vor den Herrn. Hol Dir aus der Passion Jesu in der Bibel die Kraft, so zu handeln und zu reagieren wie Er!

•   Auch durch Dich will Jesus Deinen Ehepartner und Deine Kinder retten! Gib nicht auf! Wenn Du Dein Ehekreuz abschüttelst, kann Gott durch Dich das Heil nicht wirken. Halte aus, auch wenn es anstrengend und schwer ist!

• Suche die Begegnung mit Jesus in der Eucharistie und schau auf den Gekreuzigten! Aus Seiner Hingabe und Seinem Opfer leben wir. Aus Seiner treuen Liebe wirst auch Du die Kraft zur treuen Liebe empfangen.

•   Halte Dir den Sieg vor Augen, den Gott schenken wird! Sei nicht beunruhigt, wenn es schlimmer wird und Du noch keinen Erfolg siehst: Gott ist am Werk!

Gott kann auch aus der Sünde einen Plan der Gnade und Liebe entstehen lassen! Aus Cristoforo hat Er einen heiligmäßigen Priester gemacht. Glaub an Gottes Barmherzigkeit! Durch Deine Treue ist auch in Deiner Familie alles möglich!

(1)—(5) vgl. Heilige und die Barmherzigkeit, Eine Ehefrau voller Barmherzigkeit. Die selige Elisabeth Canori Mora. Päpstlicher Rat zur Förderung der Evangelisierung. Schwabenverlag, 2015, S. 72—79

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