Word:  Ester

 

Ester

 

Ester Kapitel 1

 

Est 1:1 Es begab sich zur Zeit des Aschaschwerosch, der von Indien bis nach Äthiopien über hundertsiebenundzwanzig Provinzen herrschte:

Est 1:2 Damals, als König Achaschwerosch auf seinem königlichen Throne saß, der in der Burg Susa stand,

Est 1:3 veranstaltete er im dritten Jahr seiner Regierung allen seinen Fürsten und Beamten ein Festgelage. Das Heer der Meder und Perser, die Edlen und die Statthalter der Provinzen waren vor ihm erschienen.

Est 1:4 Er stellte dabei den Reichtum und den Glanz seines Königtums und die Pracht und Herrlichkeit seiner Größe hundertachtzig Tage hindurch zur Schau.

Est 1:5 Nach Ablauf jener Tage gab der König allen Leuten, die sich auf der Burg Susa befanden, vom Größten bis zum Kleinsten, sieben Tage hindurch ein Gastmahl; es fand im Gartenhof des Königspalastes statt.

Est 1:6 Feine Gewebe aus Linnen, Baumwolle und violetter Purpurwolle hingen an Bändern aus Byssus und rotem Purpur in silbernen Ringen und an Alabastersäulen. Goldene und silberne Ruhebetten standen auf dem Mosaikboden von Bahatstein und Marmor, Perlen und kostbarem Bodenbelag.

Est 1:7 Aus goldenen Gefäßen wurde getrunken; die Gefäße waren aber alle voneinander verschieden. Königlichen Wein gab es in Menge, wie es nur dem König möglich war.

Est 1:8 Das Trinkgelage ging genau nach der Regel vor sich; niemand übte Zwang aus. Denn so hatte der König all seinen Hofmeistern eingeschärft, sie sollten die Wünsche jedes einzelnen berücksichtigen.

Est 1:9 Auch die Königin Waschti gab den Frauen im Königspalast, der dem König Achaschwerosch gehörte, ein Gastmahl.

Est 1:10 Am siebten Tag aber, als das Herz des Königs durch den Weingenuß angeheitert war, befahl er Mehuman, Bisseta, Charbona, Bigta, Abagta, Setar und Karkas, den sieben Hofbeamten, die vor dem Antlitz des Königs Achaschwerosch Dienste taten,

Est 1:11 die Königin Waschti im königlichen Kopfschmuck vor den König zu bringen. Er wollte ihre Schönheit den Völkern und Fürsten zeigen; denn sie hatte ein liebreizendes Aussehen.

Est 1:12 Aber die Königin Waschti weigerte sich, auf Befehl des Königs, der ihr von den Hofbeamten überbracht wurde, zu erscheinen. Der König wurde darüber heftig erzürnt, und sein Unwille loderte in ihm auf.

Est 1:13 Da besprach sich der König mit den Weisen, die sich auf die Zeiten verstehen; denn auf diese Art wurden des Königs Angelegenheiten allen Rechts- und Gesetzeskundigen vorgelegt.

Est 1:14 Am nächsten standen ihm Karschena, Schetar, Admata, Tarschisch, Meres, Marsena und Memuchan, die sieben Fürsten der Perser und Meder, die des Königs Antlitz schauen durften und die ersten Plätze im Reich einnahmen.

Est 1:15 Er sprach zu ihnen: "Was soll mit der Königin Waschti geschehen, da sie den Befehl des Königs Achaschwerosch, der ihr durch die Hofbeamten übermittelt wurde, nicht ausgeführt hat?"

Est 1:16 Da sprach Memuchan zum König und zu den Fürsten: "Nicht nur gegen den König allein hat die Königin Waschti eine Freveltat begangen, sondern auch gegen alle Fürsten und Völker, die in sämtlichen Provinzen des Königs Achaschwerosch leben.

Est 1:17 Denn die Antwort der Königin dringt zu allen Frauen und macht deren Ehemänner in ihren Augen verächtlich, indem sie sagen: "König Achaschwerosch befahl, die Königin Waschti vor sein Antlitz zu bringen. Doch sie erschien nicht."

Est 1:18 Heute noch werden die Fürstinnen der Perser und Meder gegen alle königlichen Fürsten widerspenstig werden, wenn sie von der Antwort der Königin hören. Dann wird es Verachtung und Ärger genug geben.

Est 1:19 Erscheint es dem König richtig, so ergehe von ihm ein königlicher Erlaß und werde in den Gesetzen der Perser und Meder aufgezeichnet, so daß er nicht mehr widerrufen werden kann: Waschti darf nicht mehr vor dem König Achaschwerosch erscheinen! Ihre königliche Würde gibt der König einer anderen Frau, die besser ist als sie.

Est 1:20 Erfährt man von dieser Anordnung des Königs, die er für sein großes Reich erläßt, dann werden alle Frauen ihren Ehemännern, vom Größten bis zum Kleinsten, Ehrfurcht erweisen."

Est 1:21 Dieser Vorschlag sagte dem König und den Fürsten zu. Der König handelte nach dem Wort Memuchans.

Est 1:22 Er sandte Schreiben an alle königlichen Provinzen, an jede in der ihr eigenen Schrift und an jedwedes Volk in seiner Sprache: Jeder Mann sei Gebieter in seinem Haus und rede die Sprache seines Volkes!

 

Ester Kapitel 2

 

Est 2:1 Als nach jenen Ereignissen sich der Grimm des Königs Achaschwerosch gelegt hatte, gedachte er der Waschti, was sie getan und was über sie beschlossen wurde.

Est 2:2 Da meinten die Diener des Königs, die ihm aufwarteten: "Man suche für den König nach jungfräulichen Mädchen, die gut aussehen!

Est 2:3 Der König schicke in alle Provinzen seines Reiches Beauftragte; diese sollen alle jungfräulichen Mädchen von schönem Aussehen in die Burg Susa ins Frauenhaus unter der Aufsicht des königlichen Hofbeamten Hegaj, des Frauenaufsehers, bringen. Man lasse ihnen die erforderliche Schönheitspflege angedeihen.

Est 2:4 Das Mädchen aber, das dem König gefällt, sei Königin an Waschtis Stelle!" Der Vorschlag sagte dem König zu, und er ließ danach verfahren.

Est 2:5 In der Burg Susa lebte ein jüdischer Mann mit Namen Mordekaj; er war der Sohn des Jaïr, der Enkel des Schimi, der Urenkel des Kisch, aus dem Stamm Benjamin.

Est 2:6 Er war von Jerusalem mit den Gefangenen weggeführt worden, die mit Jechonja, dem König von Juda, in die Verbannung gehen mußten, den Nebukadnezar, der König von Babel, wegführte.

Est 2:7 Er war der Pflegevater der Hadassa, das ist Ester, der Tochter seines Oheims. Denn sie hatte keinen Vater und keine Mutter mehr. Das Mädchen aber war schön von Gestalt und anmutsvoll, und nach dem Tod ihrer Eltern hatte Mordekaj sie als Tochter angenommen.

Est 2:8 Da wurden der Wille und das Gesetz des Königs verkündet; viele Mädchen kamen unter die Aufsicht des Hegaj in der Burg Susa zusammen; so wurde denn auch Ester in den Königspalast gebracht unter die Aufsicht Hegajs, des Aufsehers über die Frauen.

Est 2:9 Das Mädchen gefiel ihm, und es erfreute sich seiner Huld. Er stellte ihr eiligst Schönheitsmittel und die ihr zuträglichen Speisen zur Verfügung und gab ihr die sieben auserlesensten Dienerinnen aus dem Königspalast bei. Ihr und ihren Dienerinnen wies er die besten Räume im Frauenhaus zu.

Est 2:10 Ester hatte ihr Volk und ihre Herkunft nicht angegeben; denn Mordekaj hatte ihr eingeschärft, nichts mitzuteilen.

Est 2:11 Tagtäglich wandelte Mordekaj vor dem Hof des Frauenhauses auf und ab, um etwas über das Wohlergehen und die Behandlung der Ester zu erfahren.

Est 2:12 Wenn aber die Reihenfolge an jedes einzelne Mädchen kam, zum König Achaschwerosch zu gehen, nachdem es zwölf Monate lang nach den für die Frauen geltenden Vorschriften behandelt worden war - denn so wurde die Zeit ihrer Schönheitspflege ausgefüllt: sechs Monate mit Myrrhenöl und sechs Monate mit Balsam und den übrigen weiblichen Schönheitsmitteln -,

Est 2:13 wenn also dann das Mädchen zum König ging, wurde ihm alles, was es verlangte, mitgegeben, daß sie es aus dem Frauenhaus in den Königspalast bringe.

Est 2:14 Am Abend ging es hinein, und am Morgen kehrte es in das andere Frauenhaus zurück, das unter der Aufsicht des königlichen Hofbeamten Schaaschgas stand, der Aufseher über die Nebenfrauen war. Zum König durfte es nicht mehr kommen, es sei denn, daß der König an ihm Gefallen fand und es mit Namen rief.

Est 2:15 Als nun Ester, die Tochter Abichajils, des Oheims des Mordekaj, welche dieser als Tochter angenommen hatte, an der Reihe war, zum König zu gehen, begehrte sie nichts weiter, als was Hegaj, der königliche Hofbeamte, der Frauenaufseher, ihr angab. Ester aber erregte das Wohlgefallen aller, die sie erblickten.

Est 2:16 Ester wurde zum König Achaschwerosch in den königlichen Palast im zehnten Monat - das ist der Monat Tebet -, im siebten Jahre seiner Herrschaft, gebracht.

Est 2:17 Der König gewann Ester mehr lieb als alle anderen Frauen; sie fand Gunst und Wohlgefallen vor ihm mehr als alle Jungfrauen. Er setzte ihr den Königsschmuck aufs Haupt und ernannte sie an Waschtis Stelle zur Königin.

Est 2:18 Der König ließ allen seinen Fürsten und Beamten ein großes Festmahl herrichten, ein Mahl zu Ehren Esters. Den Provinzen gewährte er Steuernachlaß und verteilte Geschenke, wie es nur dem König möglich war.

Est 2:19 Als die Mädchen sich zum zweitenmal versammelten, saß Mordekaj am Königstor.

Est 2:20 Ester aber hatte ihre Herkunft und ihr Volk nicht angegeben, wie es ihr Mordekaj geboten hatte. Den Befehl Mordekajs befolgte Ester wie damals, als sie noch bei ihm in Pflege war.

Est 2:21 In jenen Tagen, da Mordekaj am Königstor saß, grollten Bigtan und Teresch, die beiden Höflinge des Königs im Rang der Schwellenhüter, und suchten eine Gelegenheit, an den König Achaschwerosch Hand anzulegen.

Est 2:22 Der Anschlag aber wurde dem Mordekaj bekannt, er berichtete ihn der Königin Ester, und diese meldete es im Auftrag Mordekajs dem König.

Est 2:23 Die Sache wurde untersucht und richtig befunden. Die beiden wurden am Holzpfahl aufgehängt. Das wurde im Buch der Chronik für den König aufgezeichnet.

 

Ester Kapitel 3

 

Est 3:1 Nach diesen Ereignissen beförderte der König Achaschwerosch den Agagiter Haman, den Sohn des Hammedata, erhöhte seinen Rang und setzte seinen Thron über den aller Fürsten, die um ihn waren.

Est 3:2 Alle Beamten des Königs, die an der Königspforte waren, beugten ihre Knie und warfen sich vor Haman nieder; denn so hatte es der König befohlen. Aber Mordekaj beugte die Knie nicht und warf sich nicht nieder.

Est 3:3 Da fragten die königlichen Beamten, die an der Königspforte waren, Mordekaj: "Warum übertrittst du des Königs Befehl?"

Est 3:4 So redeten sie denn tagtäglich auf ihn ein; er aber hörte nicht auf sie. Man meldete es dem Haman, um zu erfahren, ob die von Mordekaj vorgebrachten Gründe zu Recht bestünden; denn er hatte ihnen bekannt, er sei ein Jude.

Est 3:5 Da merkte auch Haman, daß Mordekaj die Knie nicht beugte und sich vor ihm nicht niederwarf, und Haman ward mit Ingrimm erfüllt.

Est 3:6 Zu geringfügig aber erschien es ihm, sich an Mordekaj allein zu vergreifen. Man hatte ihm ja gesagt, aus welchem Volk Mordekaj stamme. Haman trachtete also danach, zugleich mit Mordekaj alle Juden, die im gesamten Reich des Achaschwerosch lebten, zu vernichten.

Est 3:7 Im ersten Monat - das ist im Monat Nisan -, im zwölften Jahr des Königs Achaschwerosch, warf man das Pur, das heißt das Los, vor Haman, von einem Tag zum andern und von einem Monat zum andern. Das Los aber fiel auf den 13. Tag des zwölften Monats, das ist der Monat Adar.

Est 3:8 Darauf sprach Haman zum König Achaschwerosch: "Es gibt ein Volk, das zerstreut und abgesondert unter den Völkern in allen Provinzen deines Reiches lebt. Ihre Gesetze stimmen nicht mit denen aller anderen Völker überein, und die Verordnungen des Königs befolgen sie nicht; es geziemt sich nicht für den König, sie gewähren zu lassen.

 

Est 3:9 Erscheint es dem König richtig, so ergehe gegen sie ein schriftlicher Vernichtungsbefehl. Zehntausend Talente Silber will ich dann in die Hand der Beamten auszahlen, um sie den königlichen Schatzkammern zukommen zu lassen."

Est 3:10 Da nahm der König seinen Siegelring von der Hand und gab ihn dem Agagiter Haman, dem Sohn des Hammedata, dem Bedränger der Juden.

Est 3:11 Der König erwiderte Haman: "Das Geld sei dir geschenkt und auch das Volk. Du kannst mit ihm nach deinem Gutdünken verfahren!"

Est 3:12 Man rief die Schreiber des Königs im ersten Monat, an dessen 13. Tag, und schrieb gemäß Hamans Auftrag an die königlichen Satrapen, an die Statthalter der einzelnen Provinzen und an die Fürsten der Einzelvölker, an jede Provinz in ihrer Schrift und an jedes Volk in seiner Sprache. Im Namen des Königs Achaschwerosch wurde geschrieben und mit dem königlichen Siegelring gesiegelt.

Est 3:13 Dann sandte man durch Eilboten die Schreiben in alle königlichen Provinzen: Man solle vernichten, ermorden und ausrotten alle Juden, vom Knaben bis zum Greis, Kinder und Frauen, an dem gleichen Tag, am 13. des zwölften Monats [d. i. des Monats Adar], und ihr Hab und Gut plündern.

Est 3:14 Die Abschrift des Schreibens solle in jeder Provinz als Gesetz verkündet, und es solle allen Völkern kundgemacht werden, daß sie sich für diesen Tag bereitzuhalten hätten.

Est 3:15 Die Eilboten machten sich auf Befehl des Königs eiligst auf den Weg, und das Gesetz wurde in der Burg Susa veröffentlicht. Der König und Haman setzten sich währenddessen zu einem Zechgelage nieder; doch in der Stadt Susa war man sehr bestürzt.

 

Ester Kapitel 4

 

Est 4:1 Mordekaj erfuhr von allem, was geschehen war. Da zerriß er seine Kleider, kleidete sich in Sack und Asche, ging mitten in die Stadt hinein und erhob ein lautes und bitteres Wehgeschrei.

Est 4:2 So kam er bis an die königliche Pforte; denn es war nicht erlaubt, in die königliche Pforte in einem Trauergewand einzutreten.

Est 4:3 In jeder Provinz, wohin immer die Verordnung des Königs und sein Gesetz drang, herrschte große Trauer bei den Juden. Man fastete, weinte und wehklagte. Vielen dienten Sack und Asche als Lager.

Est 4:4 Es kamen die Mägde der Ester und ihre Hofdiener und erstatteten ihr Bericht. Die Königin geriet in heftigen Schrecken und sandte Gewänder, den Mordekaj damit zu bekleiden und ihm sein Trauerkleid abzunehmen. Er aber nahm sie nicht an.

Est 4:5 Da rief Ester Hatak, einen von den Hofdienern des Königs, den er ihr zur Verfügung gestellt hatte. Sie sandte ihn zu Mordekaj, um sich nach dem Was und Warum zu erkundigen.

Est 4:6 Hatak ging zu Mordekaj auf die Straße der Stadt hinaus, die sich vor der königlichen Pforte hinzog.

Est 4:7 Mordekaj erzählte ihm alles, was ihm begegnet war. Er nannte ihm auch die genaue Geldsumme, die Haman in die königlichen Schatzkammern für die Vernichtung der Juden zu zahlen versprochen hatte.

Est 4:8 Auch eine Abschrift des in Susa schriftlich veröffentlichten Ausrottungsbefehls gab er ihm. Er sollte ihn Ester zeigen, ihr Mitteilung machen und sie anweisen, zum König zu gehen, ihn um Erbarmen anzuflehen und für ihr Volk bei ihm Fürbitte einzulegen.

Est 4:9 Hatak kam also und hinterbrachte Ester, was Mordekaj gesagt hatte.

Est 4:10 Da sprach Ester zu Hatak und trug ihm auf, Mordekaj folgendes zu sagen:

Est 4:11 "Alle Beamten des Königs und die Leute aus den königlichen Provinzen wissen, daß jeden, ob Mann oder Frau, der ungerufen zum König in den inneren Hof kommt, nur ein Gesetz trifft: die Todesstrafe, es sei denn, daß der König ihm das goldene Zepter entgegenstreckt; alsdann darf er am Leben bleiben. Ich aber bin schon dreißig Tage nicht mehr zum König gerufen worden."

Est 4:12 Da meldete er Mordekaj, was Ester gesagt hatte.

Est 4:13 Mordekaj aber ließ Ester als Antwort überbringen: "Glaube ja nicht, du würdest dich von allen Juden allein retten können, weil du zum Königshof gehörst!

Est 4:14 Bleibst du in dieser Zeit völlig stumm, so wird den Juden Freiheit und Hilfe von einer anderen Stelle her kommen; du aber und deine Familie werden zugrunde gehen! Wer weiß, ob du nicht gerade für eine derartige Zeit wie diese zur königlichen Würde gelangt bist!"

Est 4:15 Da gebot Ester, dem Mordekaj folgendes zu antworten:

Est 4:16 "Gehe hin, versammle alle Juden, die sich in Susa befinden; fastet in meinem Anliegen, eßt und trinkt drei Tage und drei Nächte lang nichts! Auch ich mit meinen Mägden will auf diese Art fasten. So will ich dann zum König hingehen, auch wenn es gegen das Gesetz ist. Mag ich so oder so ums Leben kommen!"

Est 4:17 Da ging Mordekaj fort und tat ganz nach den Anweisungen, die er von Ester erhalten hatte.

 

Ester Kapitel 5

 

Est 5:1 Am dritten Tag kleidete sich Ester in königliche Gewänder. Sie trat in den inneren Hof des Königspalastes, der gegenüber dem Königspalast selbst lag. Der König aber saß auf seinem königlichen Thron im Königspalast gegenüber dem Schloßtor.

Est 5:2 Als nun der König die Königin Ester im Hof stehen sah, erregte sie sein Wohlgefallen. Der König streckte das goldene Zepter in seiner Hand ihr entgegen. Ester trat näher heran und berührte die Spitze des Zepters.

Est 5:3 Nun sprach der König zu ihr: "Was fehlt dir, Königin Ester? Wonach verlangst du? Und sei es die Hälfte des Königreiches, es sei dir gewährt."

Est 5:4 Ester entgegnete: "Wenn es dem König recht ist, so komme der König mit Haman zum Festmahl, das ich zu seiner Ehre veranstalten will!"

Est 5:5 Der König sprach: "Ruft schleunigst Haman herbei, um der Bitte Esters zu willfahren!" Der König kam also mit Haman zu dem von Ester veranstalteten Gastmahl.

Est 5:6 Da sprach der König beim Weingelage zu Ester: "Um was bittest du? Es sei dir gewährt! Wonach begehrst du? Bis zur Hälfte des Königreiches soll es erfüllt werden!"

Est 5:7 Ester gab zur Antwort: "Meine Bitte und mein Begehren ist dies:

Est 5:8 Wenn ich wirklich vor dem König Huld gefunden habe und es dem König richtig erscheint, meine Bitte zu gewähren und mein Begehren zu erfüllen, so komme der König mit Haman auch morgen zu dem Gastmahl, das ich zu ihrer Ehre veranstalten will; morgen will ich dann der Frage des Königs entsprechen!"

Est 5:9 An jenem Tag ging Haman in fröhlicher und guter Stimmung fort; als aber Haman den Mordekaj an der königlichen Pforte erblickte, wie er sich nicht erhob und keine Ehrfurcht vor ihm bezeigte, da ward er von Ingrimm über Mordekaj erfüllt.

Est 5:10 Doch nahm Haman sich zusammen; er ging in sein Heim und ließ seine vertrauten Freunde und seine Frau Seresch kommen.

Est 5:11 Nun erzählte ihnen Haman vom Glanz seines Reichtums und von der großen Zahl seiner Söhne, von all der Würde, mit der ihn der König ausgezeichnet, und daß er ihn über die Fürsten und königlichen Beamten gestellt habe.

Est 5:12 Haman fuhr fort: "Auch hat die Königin Ester außer dem König zu dem Gastmahl, das sie veranstaltete, niemanden eingeladen als nur mich. Auch für morgen bin ich von ihr neben dem König geladen!

Est 5:13 Doch genügt mir dies alles nicht, solange ich den Juden Mordekaj an der königlichen Pforte sitzen sehe."

Est 5:14 Da sprachen zu ihm Seresch, seine Frau, und all seine vertrauten Freunde: "Man errichte einen Pfahl von fünfzig Ellen Höhe! Morgen früh rede du dann mit dem König, daß man den Mordekaj daran aufhängen solle. Alsdann kannst du in fröhlicher Stimmung mit dem König zum Gastmahl gehen." Der Vorschlag sagte dem Haman zu, und er ließ den Pfahl errichten.

 

Ester Kapitel 6

 

Est 6:1 In jener Nacht konnte der König nicht schlafen; er ließ also das Buch der Geschichtserinnerungen bringen. Diese wurden dem König vorgelesen.

Est 6:2 Man fand aufgezeichnet, daß Mordekaj gegen Bigtana und Teresch, die beiden königlichen Höflinge aus dem Rang der Schwellenhüter, Anzeige erstattet hatte; diese wollten an den König Achaschwerosch Hand anlegen.

Est 6:3 Da sprach der König: "Welche Ehre und Auszeichnung ist dem Mordekaj dafür erwiesen worden?" Es antworteten die Diener des Königs, die ihm die Aufwartung machten: "Nichts ist ihm erwiesen worden."

Est 6:4 Der König fragte: "Wer ist denn im Vorhof?" Haman war nämlich in den äußeren Vorhof des Königspalastes gekommen; er wollte dem König sagen, man solle den Mordekaj an dem Pfahl aufhängen, den er für ihn hatte aufrichten lassen.

Est 6:5 Die Diener des Königs antworteten ihm: "Haman steht im Vorhof." Der König befahl: "Er komme herein!"

Est 6:6 Haman trat ein, und der König redete ihn an: "Was soll man mit dem Manne tun, den der König zu ehren wünscht?" Haman aber dachte sich: "Wem könnte der König wohl eher Ehre erweisen wollen als mir?"

Est 6:7 Haman sprach also zum König: "Ein Mann, dem der König Ehre zu erweisen wünscht -

Est 6:8 man bringe ein königliches Gewand, das sonst der König selbst trägt, und ein Pferd, das sonst der König selbst reitet und auf dessen Kopf ein Königsschmuck angebracht ist!

Est 6:9 Das Gewand und das Pferd soll man einem von den edlen Fürsten des Königs zur Weitergabe bereitstellen! Mit dem Gewand bekleide er den Mann, den der König zu ehren wünscht; auf dem Pferd führe er ihn über den Hauptplatz der Stadt. Man soll vor ihm her ausrufen: So geschieht dem Mann, den der König zu ehren wünscht!"

Est 6:10 Da sprach der König zu Haman: "Nimm eiligst das Gewand und das Pferd, wie du gesagt hast, und tu so an dem Juden Mordekaj, der an der königlichen Pforte sitzt! Unterlasse aber nichts von dem, was du gesagt hast!"

Est 6:11 Da holte Haman das Gewand und das Pferd, bekleidete den Mordekaj, führte ihn auf dem Hauptplatz der Stadt herum und rief vor ihm aus: "So geschieht dem Mann, den der König zu ehren wünscht!"

Est 6:12 Dann kehrte Mordekaj an die königliche Pforte zurück. Haman aber ging heim, traurig und verhüllten Hauptes.

Est 6:13 Haman erzählte Seresch, seiner Frau, und all seinen vertrauten Freunden alles, was ihm begegnet war. Da sagten seine Freunde und seine Frau Seresch: "Ist Mordekaj, vor dem du bereits zu stürzen begonnen hast, einer aus dem Judenstamm, dann wirst du nichts gegen ihn vermögen, sondern wirst unbedingt vor ihm stürzen!"

Est 6:14 Noch waren sie im Gespräch mit ihm, da trafen die königlichen Hofbeamten ein und holten in Eile den Haman zum Gastmahl, das Ester veranstaltete.

 

Ester Kapitel 7

 

Est 7:1 Es kamen also der König und Haman, um bei der Königin Ester ein Gelage zu halten.

Est 7:2 Da sprach der König auch an diesem zweiten Tag während des Weingelages zu Ester: "Um was bittest du, Königin Ester? Es sei dir gewährt! Wonach begehrst du? Bis zur Hälfte des Königreiches soll es erfüllt werden!"

Est 7:3 Die Königin Ester gab zur Antwort: "Habe ich in deinen Augen Gnade gefunden, o König, und erscheint es dem König richtig, so werde mir auf meine Bitte hin mein Leben geschenkt und auf mein Begehren hin mein Volk!

Est 7:4 Denn verkauft sind wir, ich und mein Volk, daß man uns verderbe, morde und vertilge. Fürwahr, würden wir als Sklaven und Mägde verkauft, so hätte ich geschwiegen. Denn es gäbe keinen bestimmten Gegner, dessentwegen eine Belästigung des Königs geziemend wäre."

Est 7:5 Da entgegnete der König Achaschwerosch der Königin Ester: "Wer ist der, und wo ist der Mann, der so etwas zu tun im Sinne hat?"

Est 7:6 Da sagte Ester: "Gegner und Feind ist dieser schlimme Haman hier!" Haman schrak zusammen vor dem Angesicht des Königs und der Königin.

Est 7:7 Der König erhob sich voller Zorn vom Weingelage und begab sich in den Garten des Palastes. Haman stand ebenfalls auf, um bei der Königin Ester um sein Leben zu flehen; denn er sah, daß vom König das Unheil über ihn beschlossen war.

Est 7:8 Der König begab sich aus dem Garten des Palastes zurück in das Trinkzimmer, als Haman sich eben vor dem Ruhebett, auf dem Ester lag, niederwarf. Da sagte der König: "Will er etwa auch noch der Königin in meiner Gegenwart im Palast Gewalt antun?" Kaum war dem Munde des Königs das Wort entschlüpft, da bedeckte man schon das Gesicht Hamans.

Est 7:9 Charbona, einer der Hofbeamten im Dienste des Königs, sprach: "Da steht ja schon der fünfzig Ellen hohe Pfahl am Hause Hamans, den Haman für Mordekaj machen ließ, der damals eine für den König nützliche Aussage machte." Der König sprach: "Hängt ihn daran auf!"

Est 7:10 Da hängte man den Haman an den Pfahl, den er für Mordekaj hatte aufrichten lassen, und der Zorn des Königs legte sich.

 

Ester Kapitel 8

 

Est 8:1 An jenem Tag schenkte der König Achaschwerosch der Königin Ester das Haus Hamans, des Judenfeindes; Mordekaj aber erhielt freien Zutritt zum König; denn Ester hatte mitgeteilt, in welchem Verwandtschaftsverhältnis er zu ihr stehe.

Est 8:2 Da streifte der König den Siegelring ab, den er dem Haman hatte wegnehmen lassen, und gab ihn dem Mordekaj. Ester aber setzte den Mordekaj über das Haus Hamans.

Est 8:3 Ester nahm nun vor dem König nochmals das Wort, fiel ihm zu Füßen, weinte und flehte ihn an, das vom Agagiter Haman geplante Unheil und seinen Anschlag, den er gegen die Juden ersonnen hatte, rückgängig zu machen.

Est 8:4 Da streckte der König der Ester das goldene Zepter entgegen. Ester erhob sich und trat vor den König hin.

Est 8:5 Sie sprach: "Erscheint es dem König richtig und habe ich Huld vor ihm gefunden und beliebt es dem König und bin ich in seinen Augen angenehm, so werde doch eine Verordnung verfaßt, die den Erlaß und den Anschlag des Agagiters Haman, des Sohnes des Hammedata, zurücknimmt. Dieser hat verfügt, die Juden in allen königlichen Provinzen zu vernichten!

Est 8:6 Denn wie könnte ich dem Unheil zuschauen, das über mein Volk hereinbrechen soll? Wie könnte ich den Untergang meines Stammes mit ansehen?"

Est 8:7 Da sprach der König Achaschwerosch zur Königin Ester und zum Juden Mordekaj: "Seht, das Haus Hamans habe ich Ester geschenkt; ihn selbst hat man an den Pfahl gehängt, weil er an die Juden Hand angelegt hat.

Est 8:8 Ihr aber erlaßt nun bezüglich der Juden nach eurem Gutdünken ein Schreiben im Namen des Königs und siegelt es mit dem königlichen Siegelring; denn ein Erlaß, der im Namen des Königs erteilt und mit dem königlichen Siegelring gesiegelt ist, kann nicht zurückgenommen werden."

Est 8:9 So rief man damals die königlichen Schreiber herbei; es war am dreiundzwanzigsten Tag des dritten Monats, d. h. im Monat Siwan. Es wurde genau nach der Anordnung des Mordekaj eine Verfügung erlassen an die Juden, die Satrapen, die Statthalter und die Fürsten der Provinzen von Indien bis Äthiopien [hundertsiebenundzwanzig Provinzen], an jede Provinz in der ihr eigenen Schrift und an jedes Volk in seiner Sprache und auch an die Juden in ihrer Schrift und Sprache.

Est 8:10 Im Namen des Königs Achaschwerosch verfaßte er also Schreiben und siegelte sie mit dem königlichen Siegelring. Er sandte Erlasse durch berittene Eilboten auf Rassepferden aus den Gestüten.

Est 8:11 "Der König erlaubt den Juden in den einzelnen Städten, sich zusammenzutun, ihr Leben zu verteidigen und jegliche Streitmacht eines Volkes oder einer Provinz, die ihnen feindlich begegnet, samt Kindern und Frauen zu vernichten, zu töten und zu verderben und ihre Habe zu plündern;

Est 8:12 und zwar am gleichen Tag, in allen Provinzen des Königs Achaschwerosch, nämlich am dreizehnten Tag des zwölften Monats, d. h. des Monats Adar.

Est 8:13 Die Abschrift des Schreibens soll in jeder einzelnen Provinz als Gesetz verkündet, und es soll allen Völkern bekanntgemacht werden, damit die Juden an diesem Tag sich bereithalten können, um an ihren Feinden Rache zu nehmen!"

Est 8:14 Die Boten ritten auf den Rassepferden dahin. Sie wurden durch den Befehl des Königs zur Eile gedrängt; der Erlaß wurde aber auch in der Burg Susa bekanntgemacht.

Est 8:15 Mordekaj ging vom König fort in einem königlichen Gewand aus violetter Purpurwolle und Linnen, mit einer großen goldenen Krone und einem Mantel aus Byssus und rotem Purpur. Die Stadt Susa jubelte und frohlockte.

Est 8:16 Den Juden wurde helle Freude, Wonne und Ehre zuteil.

Est 8:17 In jeder einzelnen Provinz und in jeder Stadt, wohin nur immer der Befehl des Königs und sein Erlaß drangen, war unter den Juden Freude und Wonne, Festmahl und Feiertag. Viele aus den Heidenvölkern bekannten sich zum Judentum; denn die Furcht vor den Juden hatte sie befallen.

 

Ester Kapitel 9

 

Est 9:1 Am 13. Tag des zwölften Monats, d. h. des Monats Adar, sollten der Befehl des Königs und seine Verordnung ausgeführt werden. An diesem Tag hatten also die Feinde der Juden gehofft, ihrer Herr zu werden; es trat aber die Wende ein, so daß die Juden ihrerseits über ihre Feinde triumphierten.

Est 9:2 Die Juden scharten sich in ihren Städten in allen Provinzen des Königs Achaschwerosch zusammen und legten Hand an die, welche ihr Unheil im Sinne hatten. Niemand hielt vor ihnen stand; denn die Furcht vor ihnen hatte alle Heidenvölker ergriffen.

Est 9:3 Alle Fürsten der Provinzen aber, die Satrapen, die Statthalter und die Beamten des Königs ergriffen die Partei der Juden; denn die Furcht vor Mordekaj hatte sie befallen.

Est 9:4 Mordekaj war nämlich ein großer Mann im königlichen Palast; sein Ruf ging durch alle Provinzen, da die Person des Mordekaj an Bedeutung immer mehr zunahm.

Est 9:5 Die Juden schlugen alle ihre Feinde mit dem blanken Schwert, mit Mord und Vernichtung. Sie taten an ihren Hassern nach ihrem Gutdünken.

Est 9:6 In der Burg Susa brachten die Juden durch Ermordung fünfhundert Mann um.

Est 9:7 Den Parschandata, Dalphon, Aspata,

Est 9:8 Porata, Adalja, Aridata,

Est 9:9 Parmaschta, Arisaj, Aridaj und Wajsata,

Est 9:10 die zehn Söhne Hamans, des Sohnes Hammedatas, des Judenfeindes, töteten sie; aber nach der Beute streckten sie ihre Hand nicht aus.

Est 9:11 An jenem Tag wurde die Anzahl derer, die von den Juden in der Burg von Susa getötet worden waren, dem König gemeldet.

Est 9:12 Da sprach der König zur Königin Ester: "In der Burg Susa haben die Juden fünfhundert Mann und die zehn Söhne des Haman getötet und umgebracht. Was mögen sie erst in den übrigen königlichen Provinzen getan haben? Um was bittest du nun? Es soll dir gewährt werden! Wonach begehrst du weiterhin? Es soll erfüllt werden!"

Est 9:13 Ester entgegnete: "Erscheint es dem König richtig, so werde den Juden in Susa auch morgen gestattet, nach dem für heute genehmigten Gesetz vorzugehen; die zehn Söhne des Haman aber hänge man an den Pfahl!"

Est 9:14 Da ordnete der König an, daß es so geschehen solle, und in Susa wurde ein Erlaß verkündet. Die zehn Söhne Hamans aber hängte man auf.

Est 9:15 Die Juden in Susa scharten sich daraufhin auch am 14. Tag des Monats Adar zusammen und ermordeten in Susa dreihundert Mann; aber nach der Beute streckten sie ihre Hand nicht aus.

Est 9:16 Die übrigen Juden in den königlichen Provinzen scharten sich zusammen, verteidigten ihr Leben, verschafften sich Ruhe vor ihren Feinden und ermordeten von ihren Hassern 75 000 Mann; aber nach der Beute streckten sie ihre Hand nicht aus.

Est 9:17 Das geschah am 13. Tag des Monats Adar, aber am 14. ruhte man und feierte ihn als einen Tag fröhlicher Gelage.

Est 9:18 Dagegen scharten sich die Juden in Susa am 13. und am 14. zusammen, ruhten am 15. und feierten ihn als einen Tag fröhlicher Gelage.

Est 9:19 Daher begehen die Juden auf dem Lande in den offenen Ortschaften den 14. Tag des Monats Adar als einen Tag fröhlicher Gelage, als einen Festtag, an dem man sich gegenseitig Geschenke schickt.

Est 9:20 Mordekaj schrieb alle diese Ereignisse auf und schickte Briefe an alle Juden nah und fern in allen Provinzen des Königs Achaschwerosch.

Est 9:21 Darin legte er ihnen als Satzung auf, den 14. des Monats Adar und den 15. desselben Monats alljährlich zu feiern.

Est 9:22 Das entspricht den Tagen, an denen die Juden vor ihren Feinden Ruhe bekamen, und dem Monat, in dem sich ihnen die Betrübnis zur Freude und die Trauer zu einem Festtag umwandelte. Sie sollten diese Tage begehen als Tage fröhlicher Gelage, gegenseitigen Beschenkens und der Gabenverteilung an die Armen.

Est 9:23 Die Juden aber führten, was man bereits zu feiern begonnen und was Mordekaj an sie geschrieben hatte, als Brauch ein.

Est 9:24 Denn der Agagiter Haman, der Sohn des Hammedata, der Feind aller Juden, hatte den Plan ausgedacht, die Juden zu verderben. Er ließ das Pur [das heißt Los] werfen, um sie zu vertilgen und zu vernichten.

Est 9:25 Da kam aber die Angelegenheit vor den König; dieser befahl zusammen mit einem Erlaß, der schlimme Plan, den Haman gegen die Juden ausgeheckt hatte, solle über dessen eigenes Haupt kommen. Man hängte ihn und seine Söhne an den Holzpfahl.

Est 9:26 Darum bezeichnete man diese Tage als "Purim" nach dem Worte "Pur". Deshalb, wegen des ganzen Wortlauts dieses Briefes und ihrer entsprechenden persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen,

Est 9:27 verpflichteten sich die Juden und nahmen für sich und ihre Nachkommenschaft und alle, die zu ihnen übertreten würden, als unverbrüchliche Satzung folgendes an: Man solle diese beiden Tage in ihrer vorgeschriebenen Form und zu ihrer festgesetzten Zeit Jahr um Jahr begehen.

Est 9:28 Jene Tage sollten eingehalten und gefeiert werden in jedem Geschlecht und jeder Sippe, in jeder Provinz und in jeder Stadt; jene Purimtage sollten nicht mehr unter den Juden verschwinden und ihre Gedächtnisfeier bei ihren Nachkommen nie aufhören.

Est 9:29 Die Königin Ester, die Tochter Abichajils, und der Jude Mordekaj schrieben mit allem Nachdruck, um diesen zweiten Purimbrief zur Satzung zu erheben.

Est 9:30 Man schickte Briefe an alle Juden in die 127 Provinzen im Reiche des Achaschwerosch mit Glückwünschen und Treuegrüßen,

Est 9:31 um diese Purimtage zu ihren festgesetzten Zeiten zur Satzung zu erheben, wie es ihnen der Jude Mordekaj und die Königin Ester auferlegt hatten, und wie sie selbst für sich und ihre Nachkommen Vorschriften für Fasttage samt ihrer Wehklage bestimmten.

Est 9:32 Esters Entscheidung aber führte diese Purimtage als feststehendes Recht ein, und es wurde in eine Buchrolle niedergeschrieben.

 

Ester Kapitel 10

 

Est 10:1 Der König Achaschwerosch legte dem Land und den Meeresinseln eine Fron auf.

Est 10:2 Seine gewaltigen und machtvollen Taten sowie der genaue Bericht über die vom König dem Mordekaj verliehene Ehrenstellung, all das steht aufgezeichnet im Buch der Chronik der Könige von Medien und Persien.

Est 10:3 Denn der Jude Mordekaj folgte gleich nach dem König Achaschwerosch, war angesehen bei den Juden und beliebt bei seinen vielen Stammesbrüdern. Er strebte nach dem Besten für sein Volk und war um das Heil seines ganzen Stammes besorgt.

Est 10:4 Mordekaj sprach: "Von Gott her ist dies geschehen.

Est 10:5 Ich erinnerte mich nämlich des Traumgesichts, das ich über diese Vorgänge schaute. Nichts davon ging unerfüllt vorüber.

Est 10:6 Der kleine Quell, der zum Strom ward [auch Licht und Sonne und viel Wasser waren dabei], dieser Strom ist Ester, die der König heiratete und zur Königin machte.

Est 10:7 Die zwei Drachen aber sind ich und Haman.

Est 10:8 Und die Völker sind jene, die sich zusammenrotteten, um das Andenken an die Juden auszutilgen.

Est 10:9 Mein Volk aber sind die Israeliten, die zu Gott riefen und Rettung fanden. Der Herr rettete sein Volk und erlöste uns aus all diesen Leiden. Gott vollbrachte die Zeichen und gewaltigen Wunder, wie sie noch nie unter den Heidenvölkern geschehen sind.

Est 10:10 Darum hat man zwei Lose gefertigt, eines für das Gottesvolk, das andere für alle Heidenvölker.

Est 10:11 Diese beiden Lose fielen auf eine festgesetzte Stunde und Zeit und auf einen Gerichtstag vor Gott und unter allen Völkern.

Est 10:12 Gott erinnerte sich seines Volkes und verhalf seinem Erbteil zum Recht.

Est 10:13 Diese Tage im Monat Adar, am 14. und 15. Tag dieses Monats, sollen von ihnen mit Festversammlung, Jubel und Freude vor Gott gefeiert werden durch alle Generationen immerdar in seinem Volke Israel!"

 

Ester Kapitel 11

 

Est 11:1 Im vierten Jahr der Herrschaft des Ptolemäus und der Kleopatra brachten Dositheus, der von sich aussagte, er sei Priester und Levit, und sein Sohn Ptolemäus den vorliegenden Purimbrief, den sie als echt bezeugten. Und Lysimachus, der Sohn des Ptolemäus, einer von den Bewohnern Jerusalems, habe ihn übersetzt.

Est 11:2 Im zweiten Regierungsjahr des Großkönigs Artaxerxes, am ersten Nisan, sah Mordekaj (Mardochäus), der Sohn Jaïrs, des Sohnes Semeis, des Sohnes des Kis aus dem Stamm Benjamin, ein Traumgesicht.

Est 11:3 Er war ein Jude, der in der Stadt Susa wohnte, ein bedeutender Mann, der am Hof des Königs in Diensten stand.

Est 11:4 Er gehörte zu jener Gefangenengruppe, die Nabuchodonosor, der König von Babylon, aus Jerusalem fortgeführt hatte mit Jechonias, dem judäischen König.

Est 11:5 Dies war sein Traumgesicht: Siehe, es gab Geschrei, Lärm, Donner, Erdbeben und Verwirrung auf der Erde!

Est 11:6 Da kamen zwei mächtige Drachen hervor, beide zum Kampf bereit. Ihr Gebrüll war mächtig.

Est 11:7 Auf ihr Gebrüll hin rüsteten sich alle Völker zum Krieg, um das Volk der Gerechten zu bekämpfen.

Est 11:8 Es war ein Tag der Finsternis und des Dunkels. Drangsal und Not, Unheil und große Verwirrung gab es auf der Erde.

Est 11:9 Das gerechte Volk ward insgesamt mit Schrecken erfüllt; es befürchtete sein eigenes Unheil und war auf den Untergang gefaßt. Man rief zu Gott.

Est 11:10 Infolge ihres Rufens entstand, gleichsam aus einer kleinen Quelle, ein mächtiger Strom mit großer Wassermenge.

Est 11:11 Licht und Sonne gingen auf, die Geringen wurden erhöht und vertilgten die Angesehenen.

Est 11:12 Als er diesen Traum und die Absichten Gottes geschaut hatte, erwachte Mordekaj. Er überlegte ihn in seinem Herzen und wollte ihn auf jede Weise erkennen bis zur folgenden Nacht.

 

Ester Kapitel 12

 

Est 12:1 Mordekaj schlief im Hofe mit Gabata und Tarra, den beide Hofbeamten des Königs, die den Hof zu bewachen hatten.

Est 12:2 Er hörte von ihren Überlegungen, forschte nach ihren Plänen und erfuhr, daß sie sich darauf vorbereiteten, Hand an den König Artaxerxes zu legen. Er machte dem König Anzeige über sie.

Est 12:3 Der König stellte eine Untersuchung gegen die beiden Hofbeamten an; sie legten ein Geständnis ab und wurden fortgeführt.

Est 12:4 Der König ließ diese Begebenheiten zur Erinnerung aufschreiben. Auch Mordekaj machte sich Aufzeichnungen über diese Geschehnisse.

Est 12:5 Der König gab Mordekaj den Auftrag, bei Hofe Dienst zu tun, und gab ihm für seine Tat Geschenke.

Est 12:6 Der Bugäer Haman aber, der Sohn des Amadates, genoß beim König großes Ansehen. Er versuchte dem Mordekaj und seinem Volk wegen der beiden königlichen Hofbeamten zu schaden.

 

Ester Kapitel 13

 

Est 13:1 Dies ist die Abschrift des Briefes: Der Großkönig Artaxerxes schreibt den Statthaltern der 127 Provinzen von Indien bis Äthiopien und den untergeordneten Landpflegern folgendes:

Est 13:2 "Ich bin Gebieter über viele Völker und beherrsche den ganzen Erdkreis; daher habe ich mich entschlossen - nicht im Vertrauen auf die Macht stolz geworden, sondern stets voller Milde und Sanftmut regierend -, das Leben der Untertanen stets ohne Störung zu gestalten, das Reich gut gepflegt und wegsam bis an die Grenzen zu machen und den von allen Menschen so sehr ersehnten Frieden wiederzubringen.

Est 13:3 Als ich nun meine Ratgeber befragte, wie dies wohl zu erreichen wäre, hat Haman, ausgezeichnet unter uns durch seine Besonnenheit und bewährt durch seine unwandelbare edle Gesinnung und Grundsatztreue, als Inhaber der zweiten Würdenstelle im Königspalast

Est 13:4 uns zur Anzeige gebracht, daß ein gewisses übelgesinntes Volk unter alle Stämme des Erdkreises gemischt sei, das durch seine Eigengesetze zu jedem Volk im Widerspruch stehe und die Weisungen der Könige fortgesetzt verachte, so daß die von uns untadelig geleitete Regierung sich nicht festigen kann.

Est 13:5 Wir haben wahrgenommen, daß nur dieses Volk im ständigen Widerstreit mit jedermann sich befindet, eine von den Gesetzen abweichende Lebensweise befolgt und aus Abneigung gegen unsere Staatsverfassung die schlimmsten Schandtaten vollbringt. Auf diese Weise kann das Reich keine rechte Ordnung erlangen.

Est 13:6 Wir verordnen also, daß ihr alle jene, die Haman, der Leiter der Staatsgeschäfte und unser zweiter Vater, euch in dem Schreiben bezeichnet, mit Frauen und Kindern bis auf die Wurzel ohne Erbarmen und Schonung am vierzehnten Tag des zwölften Monats Adar des laufenden Jahres durch Feindesschwert vernichten sollt.

Est 13:7 Die früher und jetzt feindlich Gesinnten sollen am gleichen Tag durch Gewalt ins Totenreich hinabsteigen und uns so für die Zukunft eine ständig wohlgeordnete und ungestörte Führung der Staatsgeschäfte ermöglichen!"

Est 13:8 Mordekaj betete zum Herrn, indem er alle Werke des Herrn in Erinnerung brachte, und flehte:

Est 13:9 "Herr, Herr, König, der über alles herrscht! Denn in deiner Gewalt steht das All; niemand ist, der wider dich streiten kann, wenn du Israel retten willst.

Est 13:10 Du hast ja den Himmel und die Erde und alles Wunderbare erschaffen, das sich unter dem Himmel befindet;

Est 13:11 über alle Dinge bist du Gebieter, und niemand kann dir als dem Herrn entgegentreten.

Est 13:12 Du kennst alles; du weißt, Herr, daß ich dies nicht aus Stolz oder Hochmut und nicht aus Ruhmsucht getan habe, daß ich nämlich nicht vor dem übermütigen Haman niederfiel.

Est 13:13 Gern würde ich seine Fußsohlen küssen, wenn dies zur Rettung Israels dienen würde.

Est 13:14 Der Beweggrund meines Tuns war der, daß ich die Ehre eines Menschen nicht höher stelle als die Ehre Gottes. Vor niemand als vor dir, meinem Herrn, will ich niederfallen, und ich tue es nicht aus Übermut.

Est 13:15 Und nun, Herr, Gott, König, Gott Abrahams, verschone dein Volk; denn man schaut auf uns, um uns zu verderben, und strebt danach, dein uraltes Erbteil zu vernichten.

Est 13:16 Übersieh nicht deinen Anteil, den du dir aus Ägypten befreit hast.

Est 13:17 Höre auf mein Bitten, sei gnädig deinem Erbteil und verwandle unsere Trauer in Jubel, damit wir leben und deinem Namen Loblieder singen können, o Herr! Mache, daß der Mund derer, die dich preisen, nimmer verstumme!"

Est 13:18 Auch ganz Israel schrie aus voller Kraft zum Herrn, weil ihnen der Tod bevorstand.

 

Ester Kapitel 14

 

Est 14:1 Auch die Königin Ester nahm ihre Zuflucht zum Herrn, da sie von Todesangst ergriffen war.

Est 14:2 Sie legte ihre Prunkgewänder ab und zog die Kleider der Not und der Trauer an. Statt der kostbaren Salben streute sie Staub und Asche auf ihr Haupt. Ihren Leib kasteite sie streng, und alle Stellen, wo sie sonst Freudenschmuck trug, bedeckte sie mit ihren Haarflechten.

Est 14:3 Sie betete zum Herrn, dem Gott Israels, und flehte: "Mein Herr, unser König bist du ganz allein! Hilf mir doch, da ich allein bin und keinen anderen Helfer habe als nur dich!

Est 14:4 Denn die Gefahr ist greifbar nahe.

Est 14:5 Ich hörte von meiner Geburt an in der Sippe meiner Familie, daß du, Herr, Israel aus allen Völkern und unsere Väter aus all ihren Vorfahren zum ewigen Erbteil angenommen und ihnen erfüllt hast, was du verheißen.

Est 14:6 Jetzt aber haben wir vor dir gesündigt, und du gabst uns in die Gewalt unserer Feinde.

Est 14:7 Denn wir haben ihre Götter verehrt. Gerecht bist du, o Herr!

Est 14:8 Es war ihnen aber noch nicht genug, uns harte Knechtschaft aufzuerlegen, sondern sie haben ihren Götzenbildern in die Hände geschworen,

Est 14:9 die Entscheidung deines Mundes zunichte zu machen, dein Erbteil zu vertilgen, den Mund derer zu verschließen, die dich loben, und den Glanz deines Hauses und deines Altares auszulöschen,

Est 14:10 dagegen den Mund der Heidenvölker zum Lobpreis nichtiger Götzen zu öffnen und einen sterblichen König bis in Ewigkeit bewundern zu lassen.

Est 14:11 Übergib nicht, Herr, dein Zepter den nichtigen Götzen! Man soll nicht lachen über unseren Sturz! Vielmehr laß ihren schlimmen Plan auf sie zurückfallen! Jenen aber, der den Kampf gegen uns begonnen hat, gib öffentlich der Schmach preis!

Est 14:12 Denke daran, Herr, und offenbare dich in der Zeit unserer Trübsal! Verleihe mir Mut, du König der Götter und Gebieter über jede Macht!

Est 14:13 Lege eine gut passende Rede in meinen Mund vor dem Löwen! Stimme sein Herz um zum Haß gegen den, der uns bekämpft, damit dieser und seine Gesinnungsgenossen zugrunde gehen!

Est 14:14 Uns aber rette durch deine Hand und hilf mir, der Einsamen, die niemand hat, außer dich, o Herr!

Est 14:15 Du weißt alles, und du weißt auch, daß ich den Glanz der Frevler hasse, das Ehebett der Unbeschnittenen und aller Fremdstämmigen verabscheue.

Est 14:16 Du kennst meine Not, daß ich mein Zeichen der Eitelkeit verabscheue, das in den Tagen meines öffentlichen Erscheinens auf meinem Haupt ist. Ich finde es abscheulich wie ein durch den monatlichen Blutfluß verunreinigtes Tuch und trage es nicht an den Tagen, da ich Ruhe habe.

Est 14:17 Deine Magd aß nicht vom Tisch Hamans; ich erwies dem königlichen Gastmahl keine Ehre, noch trank ich Opferwein.

Est 14:18 Auch fand deine Magd von den Tagen meiner Umstellung an bis heute nur in dir ihre Freude, Herr, Gott Abrahams.

Est 14:19 Gott, der du Macht hast über alle, höre die Stimme der Hoffnungslosen und rette uns aus der Gewalt der Frevler! Befreie mich von meiner Furcht!"

 

Ester Kapitel 15

 

Est 15:1 Mordekaj befahl ihr, zum König zu gehen und für ihr Volk und Vaterland zu bitten.

Est 15:2 Er sprach: "Gedenke der Tage deiner Niedrigkeit, wie du durch mich ernährt worden bist! Denn Haman, der Zweite nach dem König, hat wider uns den Tod beschlossen.

Est 15:3 Du aber rufe den Herrn an! Dann sprich zum König für uns und rette uns vor dem Tode!"

Est 15:4 Als sie am dritten Tag ihr Gebet beendet hatte, zog sie die Bußkleider aus und hüllte sich in Prunkgewänder.

Est 15:5 In herrlichem Schmuck rief sie den Gott an, der alles sieht und Retter ist, und nahm die beiden Mägde mit sich.

Est 15:6 Auf die eine stützte sie sich wie eine verwöhnte Frau;

Est 15:7 die andere aber folgte ihr und trug ihr die Schleppe des Gewandes.

Est 15:8 Sie selbst erstrahlte in blühender Schönheit, ihr Antlitz war heiter, wie von Freundlichkeit überströmend; ihr Herz aber war beklommen von Furcht.

Est 15:9 Als sie durch die verschiedenen Türen gekommen war, trat sie vor den König hin. Er selbst saß auf seinem königlichen Thron und hatte all seine Prunkgewänder an, ganz gehüllt in Gold und Edelsteine. Er sah höchst furchterregend aus.

Est 15:10 Als er sein Antlitz erhob, das in Herrlichkeit strahlte, blickte er in grimmigem Zorn herab. Da fiel die Königin in Ohnmacht, wechselte entkräftet die Farbe und neigte sich nieder auf das Haupt der Dienerin, die voranschritt.

Est 15:11 Da wandte Gott den Sinn des Königs zur Milde. Besorgt sprang er von seinem Thron auf und schloß sie in seine Arme, bis sie wieder zu sich kam. Dann tröstete er sie mit freundlichen Reden und erkundigte sich bei ihr:

Est 15:12 "Was hast du, Ester? Ich bin doch dein Bruder. Fasse nur Mut!

Est 15:13 Du sollst nicht sterben; denn unser Befehl gilt nur der Allgemeinheit.

Est 15:14 Komm näher!"

Est 15:15 Dann erhob er das goldene Zepter und legte es auf ihren Hals, küßte sie und sprach: "Rede mit mir!"

Est 15:16 Sie sprach zu ihm: "Ich erschaute dich, Herr, wie einen Engel Gottes. Mein Herz ward aus Furcht vor deiner Majestät verwirrt.

Est 15:17 Denn du bist wunderbar, Herr, und dein Antlitz ist voll Huld!"

Est 15:18 Da sie redete, fiel sie abermals in Ohnmacht.

Est 15:19 Der König geriet in Bestürzung, und seine gesamte Dienerschaft sprach ihr Mut zu.

 

Ester Kapitel 16

 

Est 16:1 Dies ist die Abschrift des Briefes: "Der Großkönig Artaxerxes entbietet den Inhabern der 127 Provinzen von Indien bis Äthiopien und denen, die unsere Angelegenheiten vertreten, seinen Gruß!

Est 16:2 Viele, die durch ein Übermaß an Güte von seiten ihrer Wohltäter allzu große Ehre erlangten, verfielen dem Größenwahn.

Est 16:3 Sie suchen nicht nur unsere Untertanen zu schädigen, sondern können die Fülle an Ehre so wenig ertragen, daß sie sich sogar unterfangen, ihren Wohltätern nachzustellen.

Est 16:4 Während sie nicht nur die Dankbarkeit unter den Menschen zerstören, sondern auch durch den Beifall der Lasterhaften übermütig werden, vermeinen sie dem Strafgericht des stets allwissenden Gottes entgehen zu können.

Est 16:5 Oft hat aber auch viele Machthaber das Zureden von Freunden, denen das Führen von Staatsgeschäften anvertraut war, an unschuldigem Blut mitschuldig werden lassen und sie unheilbaren Schicksalsschlägen ausgesetzt.

Est 16:6 Jene nämlich haben durch ihren falschen, aus übler Gesinnung und Lüge hervorgehenden Ratschlag das arglose Wohlwollen der Herrscher in die Irre geführt.

Est 16:7 Dies kann man nicht so sehr aus alten uns überlieferten Geschichten ersehen, als vielmehr indem ihr auf das achtet, was vor euch liegt: was nämlich an Unrecht durch die Niedertracht derer, die unwürdig regieren, vollbracht worden ist.

Est 16:8 Für die Folgezeit ist zu beachten: Wir wollen das Reich ungestört in Frieden allen Menschen erhalten.

Est 16:9 Wir werden zwar Änderungen vornehmen, jedoch das, was uns vor Auen kommt, mit denkbar mildem Entgegenkommen beurteilen.

Est 16:10 So ward auch der Mazedonier Haman, der Sohn des Amadates, der doch wirklich dem persischen Blut fremd ist und unserer Güte recht fernstand, gastlich bei uns aufgenommen.

Est 16:11 Er erfuhr die menschenfreundliche Güte, die uns gegen jeden Volksstamm beseelt, in einem Maß, daß er öffentlich unser Vater genannt wurde, von allen tief verehrt wurde und die zweite Stelle am königlichen Thron erhielt.

Est 16:12 Da er aber die erhabene Würde nicht ertrug, trachtete er danach, uns der Herrschaft und des Lebens zu berauben.

Est 16:13 Unseren Retter und allzeit bewährten Wohltäter Mordekaj und Ester, unsere untadelhafte Teilhaberin an der Königsgewalt, wollte er samt ihrem ganzen Volk durch gewundene, falsch dargestellte Angaben dem Untergang preisgeben.

Est 16:14 Er glaubte, auf diese Weise uns der Helfer berauben zu können, um dann die Herrschaft der Perser an die Mazedonier zu bringen.

Est 16:15 Wir aber finden, daß die von diesem vielfachen Schurken dem Untergang preisgegebenen Juden keine Übeltäter sind, sondern nach sehr gerechten Gesetzen als Staatsbürger leben;

Est 16:16 sind sie doch Kinder des allerhöchsten, mächtigsten und lebendigen Gottes, der sowohl uns als auch unseren Ahnen das Reich in der besten Verfassung erhalten hat.

Est 16:17 Ihr werdet also gut daran tun, euch nicht nach den von Haman, dem Sohn des Amadates, abgesandten Erlassen zu richten.

Est 16:18 Denn ihr Verfasser wurde bereits vor dem Tor von Susa mit seiner ganzen Familie aufgehängt, da der Allherrscher Gott ihm schnell das wohlverdiente Strafgericht zuteil werden ließ.

Est 16:19 Die Abschrift dieses Briefes sollt ihr überall freimütig veröffentlichen: Man soll die Juden nach ihren eigenen Gesetzen leben lassen;

Est 16:20 auch soll man ihnen behilflich sein, damit sie jene abwehren können, die sie zur Zeit ihrer Drangsal, nämlich genau am dreizehnten des zwölften Monats Adar, angreifen.

Est 16:21 Denn diesen Tag hat der Allherrscher Gott statt der Vernichtung des auserwählten Stammes ihnen zum Freudentag umgestaltet.

Est 16:22 Und auch ihr sollt unter euren verschieden benannten Jahresfesten einen besonders ausgezeichneten Tag in aller Fröhlichkeit begehen;

Est 16:23 er soll jetzt und in Zukunft uns und allen gutgesinnten Persern Heil bedeuten, denen aber, die uns nachstellen, eine Erinnerung an den Untergang sein!

Est 16:24 Jede Stadt aber und jede Provinz, die nicht danach handelt, soll durch Feuer und Schwert grausam verwüstet werden. Nicht nur für Menschen soll sie unbetretbar sein, sondern auch den Tieren und Vögeln soll sie für immer völlig verhaßt gemacht werden!"