Word: Jesaja
Jesaja
Jesaja Kapitel 1
Jes 1:1 Schau des Isaias, des Sohnes des Amoz, die er über Juda und Jerusalem hatte in den Tagen des Ussia, Jotam, Achas, Hiskia, der Könige von Juda.
Jes 1:2 Höret, ihr Himmel, horch auf, du Erde, denn es redet der Herr: "Söhne zog ich heran und erhöhte ich; sie aber lehnten sich gegen mich auf.
Jes 1:3 Ein Ochs kennt seinen Besitzer, ein Esel die Krippe seines Herrn, Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keinen Verstand."
Jes 1:4 Wehe, sündiger Haufe, schuldbeladenes Volk, Brut von Verbrechern, Söhne, die frevelhaft handeln! Sie verließen den Herrn, schmähten den Heiligen Israels, wandten den Rücken ihm zu.
Jes 1:5 Wohin könnt ihr noch Schläge erhalten, da ihr fortgesetzt abfallt? Jedwedes Haupt ist krank, ein jedes Herz matt.
Jes 1:6 Von der Fußsohle an bis zum Haupt ist nichts Heiles an ihm. Wunde und Strieme und frischer Hieb, nicht ausgedrückt, nicht verbunden, nicht mit Öl erweicht.
Jes 1:7 Euer Land Wüstenei, eure Städte verbrannt, euren Acker verzehren Fremde vor euch; Verwüstung herrscht wie bei Sodoms Zerstörung.
Jes 1:8 Die Tochter Sion blieb übrig wie eine Hütte im Weinberg, wie ein Nachtlager im Gurkenfeld, wie eine bedrängte Stadt.
Jes 1:9 Hätte nicht der Herr der Heerscharen uns einen Rest gelassen, wir wären geworden wie Sodom, Gomorra wären wir gleich.
Jes 1:10 Höret das Wort des Herrn, ihr Sodomsgebieter! Vernimm die Weisung unseres Gottes, du Gomorravolk!
Jes 1:11 "Wozu soll mir die Menge eurer Schlachtopfer dienen?", so spricht der Herr. "Der Widder Brandopfer habe ich satt und der Mastkälber Fett; der Stiere, der Lämmer, der Böcke Blut, es sagt mir nicht zu!
Jes 1:12 Wenn ihr vor meinem Antlitz erscheint, wer fordert dies von euch, daß ihr meine Höfe zertretet?
Jes 1:13 Bringt sinnlose Gaben nicht länger mehr dar! Räucherwerk ist mir abscheulich! Neumond, Sabbat und Feiertag - ich ertrage nicht Frevel und Fest!
Jes 1:14 Eure Neumonde und eure Feiertage haßt meine Seele. Sie sind mir zur Last geworden, die zu tragen ich müde bin!
Jes 1:15 Breitet ihr eure Hände aus, so verhülle ich meine Augen vor euch, häuft ihr eure Gebete an, so höre ich nicht; denn eure Hände sind voll der Blutschuld!
Jes 1:16 Wascht und reinigt euch! Schafft eurer Taten Bosheit mir aus den Augen hinweg, hört auf, das Böse zu tun!
Jes 1:17 Lernt Gutes wirken, trachtet nach Recht, leitet den Unterdrückten, setzt euch im Gericht für den Verwaisten ein, führt den Rechtsstreit der Witwe!
Jes 1:18 Dann kommt, und wir wollen verhandeln", spricht der Herr. "Sind eure Sünden wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee, sind sie wie Purpur so rot, sie sollen werden wie Wolle.
Jes 1:19 Seid ihr willig und folgsam, so dürft ihr die Güter des Landes genießen.
Jes 1:20 Weigert ihr euch und trotzt, so werdet ihr vom Schwerte gefressen." Wohlan, der Mund des Herrn hat gesprochen!
Jes 1:21 Wie ward doch zur Dirne die Stadt, die einst so getreu, erfüllt von Recht; Gerechtigkeit weilte in ihr, jetzt aber bewohnen sie Mörder!
Jes 1:22 Dein Silber ist zu Schlacken geworden, dein Wein mit Wasser verschnitten.
Jes 1:23 Deine Fürsten - Empörer sind sie und Diebesgesellen; alle haben Bestechung gern, laufen Geschenken nach. Dem Verwaisten helfen sie nicht zum Recht, die Sache der Witwe gelangt nicht zu ihnen.
Jes 1:24 Darum spricht der Gebieter, der Heerscharen Herr, der Starke in Israel: "Ha, an meinen Gegnern verschaffe ich mir Genugtuung, an meinen Feinden nehme ich Rache.
Jes 1:25 Ich wende meine Hand wider dich, läutere wie mit Laugensalz deine Schlacken, scheide alle deine Bleistücke aus.
Jes 1:26 Dann will ich dir Richter geben wie ehedem und Ratsherren so wie am Anfang. Danach wird man dich nennen: "Wohnort der Gerechtigkeit, getreue Stadt."
Jes 1:27 Sion wird durch Recht erlöst, durch Gerechtigkeit seine Bekehrten.
Jes 1:28 Zusammenbruch aber trifft Empörer und Sünder insgesamt; die den Herrn verlassen, werden vergehen."
Jes 1:29 Ja, ihr werdet beschämt ob der Eichen, die eure Lust sind, erröten über die Gärten, die ihr bevorzugt.
Jes 1:30 Denn ihr selber werdet der Eiche gleich, deren Laub verwelkt, und dem Garten, der kein Wasser enthält.
Jes 1:31 Und es wird der Starke zum Werg und zum Funken sein Tun; beide zusammen verbrennen, und niemand kann löschen.
Jesaja Kapitel 2
Jes 2:1 Das Wort, das Isaias, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem schaute:
Jes 2:2 Am Ende der Tage wird es geschehen: Da steht der Berg des Hauses des Herrn an der Spitze der Berge festgegründet und ragend über die Hügel, und alle Völker strömen zu ihm.
Jes 2:3 Viele Nationen pilgern und sprechen: "Auf, laßt uns steigen zum Berge des Herrn und zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns seine Wege lehre und wir schreiten auf seinen Pfaden!" Denn Weisung geht aus von Sion, das Wort des Herrn von Jerusalem.
Jes 2:4 Zwischen den Völkern wird er richten, entscheiden für viele Nationen. Ihre Schwerter schmieden sie zu Pflugscharen um und ihre Speere zu Winzermessern. Nimmer wird Volk gegen Volk das Schwert erheben, und nicht mehr lernt man die Kriegskunst.
Jes 2:5 Haus Jakob, wohlan! Laßt uns wandeln im Lichte des Herrn!
Jes 2:6 Fürwahr, du verstießest dein Volk, das Haus Jakob; denn sie sind voll von Wahrsagerei aus dem Osten, von Zauberern wie die Philister, und an Ausländern haben sie Überfluß.
Jes 2:7 Sein Land ist voll Silber und Gold, seine Schätze nehmen kein Ende; ja, sein Land ist von Pferden voll, seine Streitwagen nehmen kein Ende.
Jes 2:8 Sein Land ist von Götzen voll. Ihrer Hände Machwerk beten sie an, das, was ihre Finger verfertigt.
Jes 2:9 Doch geduckt wird der Mensch und erniedrigt der Mann, und du sollst sie nicht aufrichten! -
Jes 2:10 Flieh in den Fels, verbirg dich im Staub vor dem Schrecken des Herrn, vor seiner glorreichen Pracht!
Jes 2:11 Die stolzen Augen der Menschen werden gesenkt, es duckt sich der Hochmut der Männer, und erhaben ist allein der Herr an jenem Tag.
Jes 2:12 Denn für den Herrn der Heerscharen kommt ein Tag über alles Stolze und Erhabene, über alles, was hoch ist - und doch so niedrig,
Jes 2:13 über alle Zedern des Libanon, die emporragenden, hohen, und über alle Eichen von Basan,
Jes 2:14 über alle hohen Berge und über alle emporragenden Hügel,
Jes 2:15 über jeden hohen Turm und über jede trutzige Mauer,
Jes 2:16 über alle Tarsisschiffe und über alle kostbaren Boote.
Jes 2:17 Dann duckt sich der Stolz der Menschen und beugt sich der Hochmut der Männer, und erhaben allein ist der Herr an jenem Tag.
Jes 2:18 Doch die Götzen verschwinden ganz und gar.
Jes 2:19 In Felshöhlen und Erdlöchern verkriecht man sich vor dem Schrecken des Herrn, vor seiner glorreichen Pracht, wenn er sich erhebt, die Erde zu schrecken.
Jes 2:20 An jenem Tag wirft der Mensch seine Götzen von Silber und Gold, die er sich gemacht zur Verehrung, hin zu den Ratten und Fledermäusen,
Jes 2:21 um sich in Felsspalten und Steinklüfte zu verkriechen vor dem Schrecken des Herrn und seiner glorreichen Pracht, wenn er sich erhebt, die Erde zu schrecken.
Jes 2:22 Sagt euch doch von dem Menschen los, der nur durch einen Hauch in seiner Nase besteht! Denn was sonst ist er wert?
Jesaja Kapitel 3
Jes 3:1 Denn siehe, der Gebieter, der Herr der Heerscharen, nimmt fort von Jerusalem und Juda Stütze und Stab, jede Stütze an Brot, jede Stütze an Wasser,
Jes 3:2 den Helden und den Kriegsmann, den Richter und den Propheten, den Wahrsager und den Ältesten,
Jes 3:3 den Oberen über Fünfzig, den Angesehenen und Ratsherrn, den Künstler und Zauberkundigen.
Jes 3:4 Knaben will ich ihnen geben als Fürsten, Buben sollen über sie herrschen.
Jes 3:5 Und da drängt sich das Volk, Mann gegen Mann, einer gegen den anderen. Der Knabe tobt gegen den Greis, der Ehrlose gegen den Würdevollen.
Jes 3:6 Da packt einer seinen Bruder aus seiner Familie: "Du hast noch ein Obergewand, sei also unser Gebieter; dieser Trümmerhaufe stehe unter deiner Gewalt!"
Jes 3:7 Er aber wird antworten an jenem Tag: "Ich will kein Wundarzt sein! In meinem Hause ist weder Brot noch Gewand. Mich bestellt also nicht zum Führer des Volkes!"
Jes 3:8 Ja, Jerusalem strauchelt, und Juda muß fallen. Denn ihre Reden und Taten richten sich gegen den Herrn, zu trotzen seinen majestätischen Augen.
Jes 3:9 Das Aussehen ihrer Gesichter klagt sie an; wie Sodom verkünden sie laut ihre Sünden und verdecken sie nicht. Weh ihnen, sie schaffen sich selber das Unheil!
Jes 3:10 Heil dem Gerechten, denn es geht ihm wohl; denn die Frucht seiner Taten genießt er!
Jes 3:11 Wehe dem Frevler, ihm geht es schlecht; denn was seine Hände getan, widerfährt ihm selbst!
Jes 3:12 Mein Volk! Seine Zwingherren sind Buben, und Weiber beherrschen es. Mein Volk! Deine Führer sind Verführer, verwirren den Weg deiner Pfade.
Jes 3:13 Der Herr steht bereit, einen Rechtsstreit zu führen, er tritt auf, zu richten sein Volk.
Jes 3:14 Ins Gericht geht der Herr mit den Ältesten seines Volkes und dessen Fürsten: "Ihr habt den Weinberg geplündert. Das den Armen geraubte Gut ist in euren Häusern.
Jes 3:15 Wie kommt ihr dazu, mein Volk zu zerschlagen, zu zerstoßen der Armen Antlitz?" So spricht der Gebieter, der Herr der Heerscharen.
Jes 3:16 Und der Herr sprach: "Weil Sions Töchter so hochmütig sind, beim Gehen hochrecken den Hals und ihre Augen verdrehen, weil sie trippelnd und tänzelnd einhergehen und mit den Fußspangen klirren,
Jes 3:17 darum wird der Höchste den Scheitel der Sionstöchter kahlköpfig machen, und ihre Schläfe wird entblößen der Herr."
Jes 3:18 An jenem Tage entfernt der Herr den prächtigen Schmuck: die Fußspangen, Stirnbänder, Möndchen,
Jes 3:19 die Ohrgehänge, Armkettchen und Schleier,
Jes 3:20 die Kopfbinden, Schrittkettchen und Gürtel, die Halsbänder und Amulette,
Jes 3:21 die Fingerringe und Nasenringe,
Jes 3:22 die Feierkleider, Mäntel, Überwürfe und Täschchen,
Jes 3:23 die Schleier und Untergewänder, die Binden und Umschlagtücher.
Jes 3:24 Und dann wird es geschehen: Statt des Balsams gibt es Moder; statt der Schärpe den Strick, statt des Lockengekräusels die Glatze, statt des Prachtgewandes die Gürtung des Sackes, ja Schande statt Schönheit.
Jes 3:25 Deine Mannen werden fallen durchs Schwert und deine Helden im Kampf.
Jes 3:26 Ihre Tore werden seufzen und trauern, Sion sitzt ausgeplündert am Boden.
Jesaja Kapitel 4
Jes 4:1 An jenem Tage werden sieben Frauen einen einzigen Mann festhalten und sprechen: "Wir wollen essen unser eigenes Brot, uns kleiden mit eigenen Gewändern! Nur laß uns deinen Namen führen, nimm fort von uns unsere Schande!"
Jes 4:2 An jenem Tag wird der Sproß des Herrn zur ehrenden Zier und die Frucht des Landes zum prachtvollen Stolz für die Geretteten Israels.
Jes 4:3 Und es wird geschehen: Wer in Sion überlebt und in Jerusalem noch übrigbleibt, wird "heilig" heißen, jeder, der zum Leben aufgeschrieben ist in Jerusalem.
Jes 4:4 Wenn der Herr den Schmutz der Töchter Sions abgewaschen und Jerusalems Blutschuld aus seiner Mitte hinweggespült hat durch den Sturm des Gerichtes und den Sturm der Verwüstung,
Jes 4:5 dann wird der Herr über jeder Stätte des Sionsberges und über den dortigen Zusammenkünften eine Wolke bei Tag erschaffen, Rauch und flammenden Feuerglanz bei Nacht. Ja, über dem ganzen Lichtglanz wird eine Schutzhülle sein.
Jes 4:6 So wird es ein Obdach geben zum Schatten bei Tag vor der Hitze und zur Zuflucht und Deckung vor Regengüssen.
Jesaja Kapitel 5
Jes 5:1 Singen will ich für meinen Freund das Lied meines Freundes auf seinen Weinberg! Einen Weinberg hatte mein Freund auf fetter Höhe des Berges.
Jes 5:2 Er grub ihn um und entsteinte ihn, mit Edelreben bepflanzte er ihn. In seiner Mitte baute er einen Turm, eine Kelter hieb er auch aus darin und hoffte, daß er nun Trauben trüge; doch nur Herlinge trug er.
Jes 5:3 Darum nun, Bürger Jerusalems und Männer von Juda, richtet doch zwischen mir und meinem Weinberg!
Jes 5:4 Was blieb noch zu tun für meinen Weinberg, das ich an ihm nicht hätte getan? Warum hoffte ich, daß er Trauben trüge, indes er nur Herlinge trug?
Jes 5:5 Verkünden will ich euch jetzt, was meinem Weinberg ich tun will: Entfernen seinen Zaun, daß er verwüstet wird, einreißen seine Mauer, daß er zertreten wird!
Jes 5:6 Ich will ihn machen zur Wüstenei; er wird nicht beschnitten und nicht mehr behackt. Aufschießen sollen Dornen und Unkraut; den Wolken will ich verbieten, über ihm zu regnen!
Jes 5:7 Wohlan, der Weinberg des Herrn der Heerscharen ist das Haus Israel, und die Leute von Juda sind seine liebliche Pflanzung. Er hoffte auf Rechtsspruch, doch siehe da: Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit, doch siehe da: Klageschrei!
Jes 5:8 Wehe jenen, die Haus an Haus reihen, Feld an Feld rücken, bis kein Raum mehr vorhanden ist und ihr allein Grundherren seid inmitten des Landes!
Jes 5:9 In meinen Ohren ließ sich hören der Herr der Heerscharen: Aus vielen Häusern wird Wüstenei, große und schöne Häuser sind menschenleer.
Jes 5:10 Denn zehn Joch Rebland liefern nur einen Eimer, und ein Malter Aussaat bringt nur einen Scheffel.
Jes 5:11 Wehe jenen, die früh sich erheben und jagen nach Rauschtrank, die am späten Abend der Wein noch erhitzt!
Jes 5:12 Da gibt es Zither und Harfe, Pauke und Flöte und Wein für ihr Trinkgelage. Doch auf das Wirken des Herrn achten sie nicht, schauen nicht auf das Tun seiner Hände.
Jes 5:13 Darum wird verbannt mein Volk, weil ohne Verstand, seine Herrenschicht muß sterben vor Hunger, seine Masse verschmachten vor Durst.
Jes 5:14 Deshalb öffnet das Totenreich seinen Rachen gar weit, reißt auf sein Maul ohne Maß, damit hinabfährt sein Gepränge und Gedränge, sein Getöse und seine jauchzende Schar.
Jes 5:15 Geduckt wird der Mensch, gebeugt wird der Mann, der Stolzen Augen werden erniedrigt.
Jes 5:16 Doch hoch erhaben zeigt sich der Herr der Heerscharen im Gericht, der heilige Gott erweist sich als heilig durch Gerechtigkeit.
Jes 5:17 Lämmer werden dann weiden auf ihrer Trift, Ziegen grasen die Trümmer der Vertilgten ab.
Jes 5:18 Wehe jenen, die mit Ochsenstricken die Schuld herbeiziehen, mit Wagenseilen die Sünde!
Jes 5:19 Sie sprechen: "Es beeile sich schleunigst sein Werk, damit wir es sehen! Bald komme heran der Ratschluß des Heiligen Israels, damit wir ihn erfahren!"
Jes 5:20 Wehe jenen, die das Böse als gut, das Gute als böse bezeichnen, die Finsternis als Licht und Licht als Finsternis hinstellen, die Bitter als Süß und Süß als Bitter hinstellen!
Jes 5:21 Wehe jenen, die sich weise dünken und klug vor sich selber!
Jes 5:22 Wehe jenen, die Helden im Weintrinken sind und tüchtige Männer im Würzen des Rauschtranks!
Jes 5:23 Die um Bestechungsgeld dem Schuldigen Recht geben, dem Unschuldigen aber sein Recht entziehen.
Jes 5:24 Darum, wie Feuerzunge Stoppeln verzehrt und dürres Gras in der Flamme versinkt, so sei ihre Wurzel wie Moder, ihre Blüte wirble empor wie Staub! Denn sie verwarfen die Weisung des Herrn der Heerscharen und lästerten das Wort des Heiligen Israels.
Jes 5:25 Darum entbrannte der Zorn des Herrn wider sein Volk, er streckte über ihm seine Hand aus und schlug es. Die Berge erzitterten; ihre Leichname lagen wie Kot auf den Gassen. Bei all dem ließ sein Zorn nicht ab, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt.
Jes 5:26 Er errichtet ein Panier für ein Volk aus der Ferne und pfeift es vom Ende der Erde herbei. Sieh nur, eilends und rasch kommt es an.
Jes 5:27 Da ist kein Müder und Strauchelnder bei ihm, es schläft und schlummert nicht ein. Nicht löst sich der Gurt seiner Hüften, der Riemen seiner Schuhe zerreißt nicht.
Jes 5:28 Seine Pfeile sind scharf, und all seine Bogen gespannt; seiner Rosse Hufe gleichen dem Kiesel, seine Räder dem Wirbelwind.
Jes 5:29 Sein Gebrüll ist wie das des Löwen, wie ein Junglöwe so brüllt es. Es knurrt, packt die Beute, bringt sie in Sicherheit, und niemand kann sie entreißen.
Jes 5:30 Es tost über ihm an jenem Tag wie Brausen des Meeres. Man blickt zur Erde, und siehe, bange Finsternis; im Wolkendunkel ist verfinstert das Licht.
Jesaja Kapitel 6
Jes 6:1 Im Todesjahr des Königs Ussia sah ich den Herrn. Er saß auf einem hohen und erhabenen Throne, seines Gewandes Schleppen füllten den Tempel.
Jes 6:2 Über ihm schwebten Seraphim; sechs Flügel hatte ein jeder; mit zweien verhüllte er sein Angesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er.
Jes 6:3 Einer rief dem andern zu und sprach: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen, die Fülle der ganzen Erde ist seine Herrlichkeit."
Jes 6:4 Vor der Stimme des Rufenden erbebten die Pfosten der Türschwellen, und der Tempelraum füllte sich mit Rauch.
Jes 6:5 Da sprach ich: "Wehe mir, ich bin verloren; denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich und wohne unter einem Volke mit unreinen Lippen! Denn den König, den Herrn der Heerscharen, haben meine Augen gesehen."
Jes 6:6 Da flog zu mir einer der Seraphim heran, in seiner Hand einen glühenden Stein, den er mit einer Zange vom Altar genommen hatte.
Jes 6:7 Mit ihm berührte er meinen Mund und sprach: "Siehe, dies hat deine Lippen berührt, gewichen ist deine Schuld, deine Sünde gesühnt."
Jes 6:8 Und ich hörte die Stimme des Herrn, der da sprach: "Wen soll ich senden, wer wird für uns gehen?" Und ich erwiderte: "Hier bin ich, sende mich!"
Jes 6:9 Und er sprach: "Geh und rede zu diesem Volke da: Höret, höret, aber versteht es nicht; sehet, sehet, aber erkennt es nicht!
Jes 6:10 Mache das Herz dieses Volkes verstockt, seine Ohren verhärtet und seine Augen verblendet, daß es mit seinen Augen nicht sehe und mit seinen Ohren nicht höre, sein Herz nicht zur Einsicht komme und es wieder Heilung finde!"
Jes 6:11 Ich erwiderte: "Wie lange, o Herr?" Er sprach: "Bis daß die Städte verödet sind, ohne Bewohner, die Häuser menschenleer, und das Ackerland öde liegt als Wüste.
Jes 6:12 Der Herr wird die Menschen entfernen; groß wird die Verlassenheit sein inmitten des Landes.
Jes 6:13 Und bleibt darin noch ein Zehntel übrig, so verfällt auch dies wieder der Vertilgung, einer Eiche und Terebinthe gleich, von denen beim Fällen nur ein Stumpf bleibt. Heiliger Same ist sein Stumpf."
Jesaja Kapitel 7
Jes 7:1 Und es geschah in den Tagen des Achas, des Sohnes Jotams, des Sohnes Ussias, des Königs von Juda, da rückten Rezin, der König von Aram, und Pekach, der Sohn des Remalja, der König von Israel, wider Jerusalem, um es anzugreifen. Doch sie konnten es nicht bezwingen.
Jes 7:2 Man brachte dem Hause David die Meldung: "Aram hat sich verbündet mit Ephraim." Da erbebte sein Herz und das Herz seines Volkes, wie Waldbäume im Winde beben.
Jes 7:3 Der Herr aber sprach zu Isaias: "Gehe hinaus, dem Achas entgegen, du und dein Sohn Schearjaschub, an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches bei der Straße zum Walkerfeld!
Jes 7:4 Sprich zu ihm: "Sei gefaßt und bleibe ruhig, fürchte dich nicht, und dein Herz verzage nicht vor diesen beiden Stummeln von rauchenden Brandscheiten, vor dem lodernden Zorn Rezins und Arams und des Sohnes Remaljas,
Jes 7:5 weil Aram, Ephraim und der Sohn Remaljas Unheilvolles wider dich planten, indem sie sagten:
Jes 7:6 Gegen Juda wollen wir zu Felde ziehen, es zerstückeln, seine Teile an uns reißen und zum König in seiner Mitte den Sohn des Tabel einsetzen!"
Jes 7:7 So spricht der Gebieter und Herr: "Es bleibt nicht so und wird nicht sein,
Jes 7:8 daß Damaskus Arams Haupt ist und das Haupt von Damaskus Rezin [65 Jahre noch dauert es, da wird Ephraim zerschlagen und kein Volk mehr sein],
Jes 7:9 daß Samaria Ephraims Haupt ist und das Haupt Samarias der Sohn des Remalja! Wenn ihr nicht glaubt, so habt ihr keinen Bestand.""
Jes 7:10 Und weiterhin sprach der Herr zu Achas:
Jes 7:11 "Erbitte dir ein Zeichen vom Herrn, deinem Gott, sei es aus der Tiefe der Unterwelt oder hoch oben aus der Höhe!"
Jes 7:12 Aber Achas erwiderte: "Ich will nicht bitten und den Herrn nicht auf die Probe stellen."
Jes 7:13 Da sprach er: "Hört doch, ihr vom Hause David: Ist es euch zu wenig, Menschen zu beleidigen, daß ihr auch noch meinen Gott beleidigt?
Jes 7:14 Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und seinen Namen "Immanuel" nennen.
Jes 7:15 Von Dickmilch und Honig wird er sich nähren, bis er das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen weiß.
Jes 7:16 Denn bevor der Knabe das Böse verwerfen und das Gute erwählen kann, wird zur Öde das Land, vor dessen beiden Königen dir graut.
Jes 7:17 Der Herr wird über dich, dein Volk und dein Vaterhaus Tage herbeiführen, wie sie nicht gekommen sind seit der Zeit, da Ephraim abfiel von Juda [nämlich den König von Assur].
Jes 7:18 Und geschehen wird es an jenem Tag: Der Herr ruft die Fliege heran vom Ende der Ströme Ägyptens und die Biene aus assyrischem Land.
Jes 7:19 Sie werden kommen und sich vollzählig niederlassen in den steilen Klüften und Felsenspalten, in allen Dornsträuchern und auf allen Triften.
Jes 7:20 An jenem Tag wird der Herr abscheren mit dem Schermesser, das von jenseits des Euphratstromes gedungen ist [dem König von Assur], das Haupt und die Füße; ja, auch den Bart wird es wegraffen.
Jes 7:21 Geschehen wird es an jenem Tag: Da kann sich einer nur eine Jungkuh und zwei Stück Kleinvieh halten.
Jes 7:22 Wegen der Menge Milch, die sie geben, wird man Dickmilch essen. Ja, Dickmilch und Honig wird jeder essen, der im Lande übriggeblieben ist.
Jes 7:23 Geschehen wird es an jenem Tag: Da wird jeder Raum, wo tausend Weinstöcke stehen im Wert von tausend Sekeln, den Dornen und Disteln verfallen.
Jes 7:24 Mit Pfeil und Bogen kommt man dorthin; denn Dornen und Disteln trägt das ganze Land.
Jes 7:25 Und alle Berge, die man sonst mit der Hacke behackt, - man kommt nicht mehr dorthin aus Angst vor Dornen und Disteln; man treibt die Rinder hinauf und läßt sie von Schafen zertreten."
Jesaja Kapitel 8
Jes 8:1 Der Herr sprach zu mir: "Nimm dir eine große Tafel und schreibe darauf in gewöhnlicher Schrift: "Eilebeute - Raubebald"!
Jes 8:2 Auch bestelle mir zwei zuverlässige Zeugen, Uria, den Priester, und Sacharja, den Sohn des Jeberechja!"
Jes 8:3 Ich hatte mich der Prophetin genaht; sie ward schwanger und gebar einen Sohn. Der Herr sprach zu mir: "Nenne seinen Namen "Eilebeute-Raubebald"!
Jes 8:4 Denn ehe der Knabe zu rufen weiß "Mein Vater, meine Mutter", wird man den Reichtum von Damaskus und die Beute von Samaria vor dem König von Assur einhertragen."
Jes 8:5 Der Herr redete noch weiterhin zu mir:
Jes 8:6 "Dieses Volk verachtet die sanft fließenden Wasser Siloahs und verzagt vor Rezin und dem Sohn des Remalja.
Jes 8:7 Darum läßt der Herr über sie die Wasser des Euphrat, die starken und großen, fluten [den König von Assur und seine gesamte Streitmacht]. Er steigt über all seine Rinnsale und tritt über all seine Ufer.
Jes 8:8 Er dringt nach Juda vor, überflutet und überschwemmt es, bis er zum Halse reicht. Die Ausdehnung seiner Ränder erfüllt deines Landes Breite, o Immanuel!
Jes 8:9 Erkennt es, ihr Völker, und erschreckt; horchet auf, alle Fernen der Erde! Gürtet euch und erschreckt, ja gürtet euch und erschreckt!
Jes 8:10 Faßt einen Plan, er wird zunichte! Redet ein Wort, es hat keinen Bestand; denn mit uns ist Gott!"
Jes 8:11 Denn so sprach der Herr zu mir, als seine Hand mich ergriff und er mich warnte, auf dem Weg dieses Volkes zu gehen:
Jes 8:12 "Ihr sollt nicht "Verschwörung" sagen überall da, wo dieses Volk "Verschwörung" sagt! Was es fürchtet, sollt ihr nicht fürchten und sollt davor nicht erschrecken!
Jes 8:13 Den Herrn der Heerscharen, ihn sollt ihr heilighalten! Er soll eure Furcht und euer Schrecken sein!
Jes 8:14 Er wird zum Heiligtum werden, zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns für die beiden Häuser Israels, zum Netz und zur Falle für die Einwohner Jerusalems.
Jes 8:15 Viele straucheln darüber; sie stürzen und brechen zusammen, werden verstrickt und gefangen."
Jes 8:16 Verwahren will ich das Zeugnis, versiegeln in meinen Jüngern die Weisung.
Jes 8:17 Harren will ich des Herrn, der sein Antlitz vor dem Hause Jakob verbirgt, auf ihn will ich hoffen!
Jes 8:18 Siehe, ich und die Kinder, die der Herr mir gegeben, sind Zeichen und Sinnbilder in Israel, vom Herrn der Heerscharen her, der auf dem Berge Sion wohnt.
Jes 8:19 Und wenn man zu euch sagt: "Befragt doch die Toten- und Wahrsagegeister, die da flüstern und murmeln! Soll ein Volk nicht seine Götter befragen, für die Lebenden die Toten?",
Jes 8:20 dann hin zur Lehre und zum Zeugnis! Sicher wird solches reden ein Volk, für das es kein Morgenrot gibt!
Jes 8:21 Es schweift umher, gedrückt und hungernd. Weil es nun aber hungert, ergrimmt es und verflucht seinen König und Gott. Es wendet sich zur Höhe,
Jes 8:22 und es blickt zur Erde; aber siehe, da gibt es nur Drangsal und Finsternis, düstere Bedrängnis und Dunkelheit eines Verstoßenen.
Jes 8:23 Fürwahr, nicht wird im Dunkel bleiben das Land, das jetzt in Bedrängnis ist! In der früheren Zeit brachte der Herr Schmach über das Land Sebulun und das Land Naphtali, aber zur letzten Zeit bringt er zu Ehren das Gebiet der Meeresstraße, das Gelände am Jordan, den Gau der Heiden (Galiläa).
Jesaja Kapitel 9
Jes 9:1 Das Volk, das in Finsternis wandelt, erschaut ein gewaltiges Licht. Über den Bewohnern eines finsteren Landes strahlt ein Lichtglanz hell auf.
Jes 9:2 Reichen Jubel schenkst du, schaffst große Freude. Man freut sich vor dir, wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt beim Teilen der Beute.
Jes 9:3 Denn das Joch seiner Last, den Stab auf seiner Schulter, den Stock seines Zwingherrn zerbrichst du wie am Tage von Midian.
Jes 9:4 Ja, jeder Soldatenstiefel, der polternd einherstampft, jeder Mantel, im Blute geschleift, wird verbrannt und im Feuer verzehrt!
Jes 9:5 Denn ein Kind wird uns geboren, ein Sohn wird uns geschenkt, auf dessen Schulter die Herrschaft ruht. Man nennt ihn: Wunderrat, Gottheld, Ewigvater, Friedensfürst.
Jes 9:6 Groß ist die Herrschaft, und der Friede ist endlos auf Davids Thron und in seinem Reich; er errichtet und stürzt es durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies tun!
Jes 9:7 Wider Jakob sandte der Herr ein Wort, es fiel in Israel ein.
Jes 9:8 Das ganze Volk erfuhr es, Ephraim und Samarias Bewohner; in überheblichem, hochmütigem Sinn sprachen sie:
Jes 9:9 "Ziegel stürzten, Quadersteine bauen wir auf, Maulbeerfeigenbäume wurden umgehauen, Zedern pflanzen wir dafür!"
Jes 9:10 Da wiegelte der Herr ihre Bedränger gegen sie auf, ihre Feinde stachelte er an:
Jes 9:11 Aram im Osten, die Philister im Westen; sie fraßen Israel mit vollem Mund. Bei alldem ließ nicht ab sein Zorn, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt.
Jes 9:12 Doch das Volk bekehrte sich nicht zu dem, der es schlug, und den Herrn der Heerscharen suchten sie nicht.
Jes 9:13 Der Herr schlug ab von Israel Haupt und Schwanz, Palmzweig und Binse an einem Tag.
Jes 9:14 Älteste und vornehme Leute stellen das Haupt dar, Propheten, die Lügen verkünden, den Schwanz.
Jes 9:15 Dieses Volkes Führer sind Verführer, seine Geführten sind Irregeführte.
Jes 9:16 Darum hatte der Herr keine Freude an seiner Jungmannschaft, mit seinen Waisen und Witwen kein Mitleid. Denn ruchlos und böse sind sie alle, Torheit spricht jeder Mund. Bei all dem ließ nicht ab sein Zorn, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt.
Jes 9:17 Denn es brannte die Bosheit wie Feuer, das Dornen und Disteln verzehrt und des Waldes Dickicht entzündet, daß es aufqualmt in wirbelndem Rauch.
Jes 9:18 Durch den Ingrimm des Herrn der Heerscharen verbrannte das Land, das Volk ward wie eine Speise des Feuers, keiner schonte seinen Bruder.
Jes 9:19 Man verschlang zur Rechten und blieb hungrig, man fraß zur Linken und wurde nicht satt; ein jeder fraß das Fleisch seines Stammesbruders:
Jes 9:20 Manasse den Ephraim, Ephraim den Manasse; beide vereint zogen gegen Juda. Bei all dem ließ nicht ab sein Zorn, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt.
Jesaja Kapitel 10
Jes 10:1 Wehe jenen, die Satzungen geben voll Unheil und bedrückende Vorschriften niederschreiben!
Jes 10:2 Sie verdrängen die Armen vom Gericht und rauben den Elenden meines Volkes ihr Recht; so werden Witwen ihnen zur Beute, und Waisenkinder plündern sie aus.
Jes 10:3 Aber was wollt ihr tun am Tage der Heimsuchung und beim Verderben, das von ferne heranzieht? Zu wem wollt ihr fliehen um Hilfe und wohin euren Reichtum bringen?
Jes 10:4 Nur unter Gefangenen kann man sich ducken und unter Erschlagenen fallen. Bei all dem ließ nicht ab sein Zorn, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt.
Jes 10:5 Wehe über Assur, den Stab meines Zornes und die Rute meines Grimmes in meiner Hand!
Jes 10:6 Wider ein ruchloses Volk entsende ich ihn, ich entbiete ihn wider das Volk meines Grimmes, daß er sich Beute erraffe und Raub erwerbe und es zertrete wie Straßenkot.
Jes 10:7 Doch er denkt es sich anders, und sein Herz ist nicht so gesinnt. Nein, zu vertilgen trachtet sein Herz und auszurotten nicht wenige Völker.
Jes 10:8 Denn er spricht: "Sind nicht meine Heerführer Könige insgesamt?
Jes 10:9 Ging es nicht Kalno wie Karkemisch, Hamat wie Arpad oder Samaria wie Damaskus?
Jes 10:10 Meine Hand griff ja nach den Reichen der Götzen, deren Schnitzbilder zahlreicher waren als die von Jerusalem und Samaria.
Jes 10:11 Werde ich daher nicht, wie ich Samaria und seinen Götzen tat, so auch Jerusalem tun und seinen Götzenbildern?"
Jes 10:12 Es wird geschehen: Wenn der Herr sein ganzes Werk auf dem Sionsberg und in Jerusalem zur Vollendung bringt, dann prüft er den Erfolg des Hochmuts des Assurkönigs und den prahlerischen Stolz seiner Augen!
Jes 10:13 Denn er spricht: "Mit der Stärke meiner Hand habe ich es geschafft und mit meiner Weisheit, denn ich bin ja so klug. Ich tilgte die Grenzen der Völker und plünderte ihre Schätze, und ich stieß hinab wie ein Held die Thronenden!
Jes 10:14 Und wie nach dem Neste griff meine Hand nach dem Reichtum der Völker; wie man verlassene Eier sammelt, so sammelte ich die ganze Erde ein! Da regte niemand die Flügel oder sperrte zwitschernd den Schnabel auf."
Jes 10:15 Rühmt sich denn die Axt wider den, der mit ihr spaltet? Oder tut die Säge groß gegenüber dem, der sie zieht? So, als schwänge der Stock den, der ihn aufhebt, als erhöbe der Stab den, der nicht Holz ist.
Jes 10:16 Darum sendet der Gebieter, der Herr der Heerscharen, in sein Fett die Schwindsucht; anstelle seiner Pracht lodert ein Brand wie Feuersglut.
Jes 10:17 Israels Licht wird zum Feuer und sein Heiliger zur Flamme, die da brennt und seine Dornen und Disteln frißt an einem einzigen Tag.
Jes 10:18 Seinen prächtigen Wald und Fruchtgarten vertilgt er ganz und gar; es ist, wie wenn ein Kranker dahinsiecht.
Jes 10:19 Und der Rest seiner Waldbäume wird zählbar sein, ein Knabe kann sie aufschreiben.
Jes 10:20 An jenem Tag wird es geschehen: Nicht werden sich länger stützen Israels Rest und was entronnen vom Hause Jakob auf den, der sie schlägt, sondern sie werden sich stützen in Treue auf den Herrn, den Heiligen Israels.
Jes 10:21 Ein Rest bekehrt sich, ein Rest von Jakob zum starken Gott.
Jes 10:22 Wenn auch dein Volk, o Israel, wäre wie der Sand am Meer, nur ein Rest davon kehrt um. Vernichtung ist ja beschlossen, Gerechtigkeit flutet heran.
Jes 10:23 Denn eine festbeschlossene Vernichtung vollzieht der Gebieter, der Herr der Heerscharen, inmitten der ganzen Erde.
Jes 10:24 Darum spricht der Gebieter, der Herr der Heerscharen: "Fürchte dich nicht, mein Volk, das den Sion bewohnt, vor Assur, das dich mit der Rute schlägt und seinen Stock wider dich aufhebt wie einst Ägypten!
Jes 10:25 Denn noch eine kurze Spanne Zeit, dann ist vorbei mein Zorn, mein Ingrimm völlig vergangen."
Jes 10:26 Dann wird der Herr der Heerscharen über Assur die Peitsche schwingen wie beim Schlag über Midian am Rabenfelsen; er wird über das Meer seinen Stab erheben wie einstmals gegen Ägypten.
Jes 10:27 Geschehen wird es an jenem Tag, da weicht seine Last von deiner Schulter, sein Joch verschwindet von deinem Hals.
Jes 10:28 Von Samaria zieht er heran, kommt auf Ajjat zu, durchzieht sodann Migron, beordert nach Michmas seinen Troß.
Jes 10:29 Sie ziehen durch den Engpaß, Geba dient ihnen als Nachtquartier, Rama erzittert, Gibea Sauls muß fliehen.
Jes 10:30 Laß deine Stimme gellen, Tochter Gallim, Laischa, horch auf, antworte ihr, Anatot!
Jes 10:31 Madmena irrt flüchtig, die Bewohner von Gebim bringen sich in Sicherheit.
Jes 10:32 Noch heute steht er in Nob, seine Faust schwingt er gegen den Berg der Tochter Sion, gegen den Hügel Jerusalems.
Jes 10:33 Siehe, der Gebieter und der Herr der Heerscharen stutzt das Gezweig mit Schreckensgewalt; was hoch aufragte, das wird gefällt, die hohen Bäume sinken zu Boden.
Jes 10:34 Niedergehauen mit dem Eisen wird das Dickicht des Waldes; der Libanon fällt in seiner Herrlichkeit.
Jesaja Kapitel 11
Jes 11:1 Doch wächst hervor ein Reis aus Isais Stumpf, ein Schößling bricht aus seinen Wurzeln hervor.
Jes 11:2 Auf ihn läßt sich nieder der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und Furcht des Herrn.
Jes 11:3 Erfüllen wird er ihn mit dem Geist der Furcht des Herrn. Er richtet nicht nach dem Augenschein und urteilt nicht nach dem Hörensagen.
Jes 11:4 Er richtet vielmehr die Geringen gerecht, entscheidet richtig für die Armen im Land; den Gewalttätigen schlägt er mit dem Stab seines Mundes und tötet den Frevler mit dem Hauch seiner Lippen.
Jes 11:5 Gerechtigkeit ist seiner Hüften Gurt und Treue seiner Lenden Umgürtung.
Jes 11:6 Beim Lamm wird verweilen der Wolf, der Leopard lagert beim Böcklein. Kalb und Löwe mästen sich gemeinsam, ein kleiner Knabe kann sie hüten.
Jes 11:7 Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen lagern beisammen; der Löwe frißt Stroh wie das Rind.
Jes 11:8 Der Säugling spielt am Schlupfloch der Otter, nach dem Jungen der Viper greift das Kind mit der Hand.
Jes 11:9 Nirgends handelt man bös und verderbt auf meinem ganzen heiligen Berg; denn angefüllt ist das Land mit Erkenntnis des Herrn, wie die Wasser das Meer bedecken.
Jes 11:10 Und geschehen wird es an jenem Tag: Nach Isais Wurzel, die dasteht als Banner der Völker, fragen die Heiden, und herrlich wird seine Ruhestatt sein.
Jes 11:11 Geschehen wird es an jenem Tag: Da erhebt der Herr noch einmal seine Hand, um loszukaufen den Rest seines Volkes, der übrigblieb von Assur und Ägypten, von Patros und Kusch, von Elam und Sinear, von Hamat und von den Inseln des Meeres.
Jes 11:12 Er richtet den Völkern ein Banner auf und sammelt die Versprengten von Israel; die Zerstreuten von Juda holt er heim von den vier Enden der Erde.
Jes 11:13 Verschwinden wird dann die Eifersucht Ephraims, die Bedränger Judas rottet man aus. Ephraim eifert nicht gegen Juda, Juda bedrängt Ephraim nicht.
Jes 11:14 Sie stürmen zum Abhang der Philister am Meer, plündern die östlichen Stämme vereint. Nach Edom und Moab greift ihre Hand, Ammons Söhne sind ihnen gehorsam.
Jes 11:15 Die Meereszunge Ägyptens legt trocken der Herr, über den Euphrat schwingt er die Hand durch seinen Gluthauch. In sieben Bäche zerschlägt er ihn und macht ihn betretbar in Schuhen.
Jes 11:16 So entsteht eine Straße für den Rest seines Volkes, der noch von Assur verblieb, wie es eine solche für Israel gab, als es heraufzog vom Lande Ägypten.
Jesaja Kapitel 12
Jes 12:1 Sprechen wirst du an jenem Tag: "Ich danke dir, Herr; du hast mir gezürnt, aber dein Zorn verging, und du hast mich getröstet.
Jes 12:2 Siehe, Gott ist mein Heil! Zuversichtlich bin ich und fürchte mich nicht; denn der Herr ist meine Kraft und meine Stärke; er ward mir zum Heil."
Jes 12:3 Mit Frohlocken schöpft ihr Wasser aus den Quellen des Heils.
Jes 12:4 Und ihr werdet sprechen an jenem Tag: "Danket dem Herrn, ruft seinen Namen aus! Macht seine Taten unter den Völkern bekannt, erinnert daran, daß erhaben sein Name!
Jes 12:5 Singet dem Herrn, denn Großes hat er vollbracht, es werde bekannt überall auf der Erde!
Jes 12:6 Jauchze und juble, Bürgerschaft Sions; denn groß ist mitten in dir der Heilige Israels."
Jesaja Kapitel 13
Jes 13:1 Spruch über Babel, den Isaias, der Sohn des Amoz, schaute:
Jes 13:2 Auf kahlem Berge hißt ein Panier,laut schreit ihnen zu, auf euren Wink mit der Hand sollen sie einziehen in die Tore der Vornehmen!
Jes 13:3 "Ich selber entbot meine Geweihten, auch rief ich zum Zorngericht meine Helden herbei, die an meiner Hoheit sich freuen."
Jes 13:4 Horch, auf den Bergen Getöse wie von zahlreichem Kriegsvolk, horch, das Gelärm von Königreichen, von versammelten Völkern! Der Herr der Heerscharen mustert das Kriegsheer.
Jes 13:5 Sie kommen aus fernem Land, vom Ende des Himmels, der Herr und die Werkzeuge seines Grimmes, zu verheeren die ganze Erde!
Jes 13:6 Heulet, denn nahe ist der Tag des Herrn; wie Gewalt vom Allgewaltigen kommt er.
Jes 13:7 Alle Hände werden deswegen schlaff, verzagt jedes menschliche Herz.
Jes 13:8 Sie werden bestürzt; Krämpfe und Wehen erfassen sie, wie eine Gebärende winden sie sich; einer starrt den anderen an, ihre Gesichter erglühen wie Feuer.
Jes 13:9 Siehe, der Tag des Herrn kommt ohne Erbarmen, mit Grimm und Zornesglut; er wandelt die Erde zur Wüstenei, vertilgt die Sünder von ihr.
Jes 13:10 Denn die Sterne des Himmels und seine Sternbilder lassen ihr Licht nicht leuchten, die Sonne ist düster bei ihrem Aufgang, der Mond läßt nicht glänzen sein Licht.
Jes 13:11 "Für ihre Untat strafe ich die Welt, die Frevler für ihre Schuld; der Vermessenen Pracht beende ich und beuge nieder der Machthaber Hochmut!
Jes 13:12 Seltener mach' ich die Leute als gediegenes Gold und die Menschen als Goldschmuck von Ophir.
Jes 13:13 Die Himmel erbeben darob, es wankt die Erde von ihrem Platz beim Ingrimm des Herrn der Heere und am Tag seiner Zornesglut.
Jes 13:14 Dann wird es geschehen: Wie verscheuchte Gazellen, wie Kleinvieh, das niemand sammelt, so wendet sich jeder zu seinem Volk, zur Heimat entflieht jeder Mann.
Jes 13:15 Jeder Erwischte wird durchbohrt, jeder Verschleppte fällt durch das Schwert.
Jes 13:16 Ihre Kinder werden vor ihren Augen zerschmettert, ihre Häuser geplündert, ihre Frauen geschändet.
Jes 13:17 Siehe, die Meder reize ich wider sie auf; sie schätzen das Silber nicht, haben kein Gefallen an Gold.
Jes 13:18 Ihre Bogen zerschmettern Knaben; sie erbarmen sich nicht der Leibesfrucht, ihr Auge hat mit Kindern kein Mitleid.
Jes 13:19 Und Babel, die Zier der Königreiche, die stolze Pracht der Kaldäer, soll werden wie Sodom und Gomorra, als Gott sie zerstörte.
Jes 13:20 Es werde auf ewig unbesiedelt und unbewohnt von Geschlecht zu Geschlecht; der Araber zelte daselbst nicht mehr, nicht lasse der Hirt dort lagern!
Jes 13:21 Nein, Wüstentiere lagern sich da, von Eulen sind ihre Häuser gefüllt, Strauße haben dort ihren Sitz, struppige Böcke tanzen daselbst.
Jes 13:22 In seinen Palästen heulen Hyänen, Schakale in den Schlössern der Lust. Seine Zeit rückt nahe heran, und seine Tage verzögern sich nicht."
Jesaja Kapitel 14
Jes 14:1 Denn der Herr wird sich Jakobs erbarmen, Israel wieder erwählen und sie in ihr Heimatland bringen. Fremdlinge werden sich ihnen anschließen und sich zum Hause Jakob scharen.
Jes 14:2 Völker werden sie nehmen und sie geleiten an ihren Ort. Das Haus Israel wird jene im Lande des Herrn zu eigen erhalten als Knechte und Mägde. So werden sie ihre Entführer entführen und ihre Bedrücker beherrschen.
Jes 14:3 Wenn dir sodann der Herr Ruhe verlieh von deiner Qual und Unrast und von der harten Knechtschaft, womit du geknechtet warst, 4a dann stimme dieses Spottlied auf den König von Babel an und sprich:
Jes 14:4 "Wie ist der Bedränger so still geworden, still geworden der Angriff!
Jes 14:5 Zerbrochen hat der Herr der Ruchlosen Stock, der Herrschenden Zepter!
Jes 14:6 Nationen schlug er im Grimm mit unaufhörlichem Schlag, Völker bezwang er im Zorn mit unablässigem Zwang.
Jes 14:7 Nun ruht und rastet die ganze Welt, in Jubelruf bricht man aus.
Jes 14:8 Selbst die Zypressen freuen sich deinetwegen und die Zedern des Libanon: "Seitdem du dich schlafen gelegt, steigt niemand herauf, uns zu fällen!"
Jes 14:9 Das Totenreich unten erbebt vor dir, deiner Ankunft entgegen, bringt deinetwegen die Schatten in Aufruhr, alle Fürsten der Erde; von ihren Thronen stört es auf alle Könige der Völker.
Jes 14:10 Alle miteinander heben sie an und sprechen zu dir: Auch du bist erschlafft wie wir, uns ähnlich geworden!
Jes 14:11 Es stürzte dein Stolz ins Totenreich, deiner Harfen Klang! Auf Maden bist du gebettet, und deine Decken sind Würmer.
Jes 14:12 Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzgestirn, des Morgenrots Sohn! Wie bist du zu Boden geschmettert, du Völkerbezwinger!
Jes 14:13 Du freilich dachtest in deinem Herzen: Zum Himmel steig' ich empor, über die Sterne Gottes erhebe ich meinen Thron, setze mich auf den Götterberg im äußersten Norden,
Jes 14:14 steige empor über Wolkenhöhen, stelle dem Höchsten mich gleich!
Jes 14:15 Wie stürztest du zur Hölle hinab, in das unterste Loch!
Jes 14:16 Wer dich sieht, gafft dich an, betrachtet dich sinnend: Ist das der Mann, der die Erde beben, Königreiche wanken ließ,
Jes 14:17 der die Welt zur Wüste machte, der seine Städte zerstörte, seinen Gefangenen nimmer den Kerker auftat?
Jes 14:18 Die Völkerkönige alle ruhen in Ehren, ein jeder in seiner Gruft.
Jes 14:19 Du aber bist hingeworfen ohne ein Grab, wie ein verachteter Sproß, bedeckt mit Erschlagenen, Schwertdurchbohrten, die hinabsteigen zu den Steinen der Grube, wie ein zertretenes Aas.
Jes 14:20 Du wirst mit ihnen kein Grab erlangen, weil du zugrunde gerichtet dein eigenes Land, getötet dein eigenes Volk. Niemals werde genannt der Ruchlosen Brut!
Jes 14:21 Ob ihrer Väter Schuld errichtet seinen Söhnen die Schlachtbank, damit sie sich nicht mehr erheben und die Erde erobern und den Erdkreis mit Städten erfüllen!"
Jes 14:22 "Ich erhebe mich wider sie", ist der Spruch des Herrn der Heere, "und will ausrotten von Babel Namen und Nachkommen, Stamm und Sproß" - Spruch des Herrn.
Jes 14:23 "Ich will es machen zum Besitztum von Eulen und zu Schilftümpeln und es mit dem Besen der Vernichtung hinwegfegen", ist der Spruch des Herrn der Heere.
Jes 14:24 Geschworen hat der Herr der Heerscharen: "Wie ausgedacht, so wird es geschehen, wie ich es geplant, so wird es sein!
Jes 14:25 Ich will Assur zerschmettern in meinem Land, es zertreten auf meinen Bergen; es weiche von ihnen sein Joch, von ihrer Schulter sein Frondienst!"
Jes 14:26 Dies ist der Plan, über die ganze Erde gefaßt, dies die Hand, über alle Völker ausgestreckt.
Jes 14:27 Hat der Herr der Heerscharen geplant, wer kann dann vereiteln, ist ausgestreckt seine Hand, wer biegt sie zurück?
Jes 14:28 Im Todesjahr des Königs Achas erging folgender Spruch:
Jes 14:29 "Freue dich nicht, gesamtes Philistäa, weil der Stock, der dich schlug, zerbrach! Denn aus der Brut der Schlange kriecht eine Viper, und deren Frucht ist ein geflügelter Drache.
Jes 14:30 Geringe sollen auf meinen Bergen weiden, Dürftige ein sicheres Lager haben; aber des Hungers sterben lasse ich deine Brut, töten werde ich deinen Rest."
Jes 14:31 Heule, du Pforte, schreie, du Stadt, verzage, gesamtes Philistäa! Denn vom Norden her naht sich Rauch; an seinem Sammelplatz bleibt niemand allein zurück.
Jes 14:32 Was gibt man den Boten des Volkes zur Antwort? "Der Herr hat Sion gegründet, Zuflucht finden die Armen seines Volkes daselbst!"
Jesaja Kapitel 15
Jes 15:1 Spruch über Moab: Über Nacht ist Ar-Moab zerstört, vernichtet! Fürwahr, über Nacht ist Kir-Moab zerstört, vernichtet!
Jes 15:2 Die Tochter Dibon steigt hinauf, um auf den Höhen zu weinen; in Nebo und in Medeba heult Moab, kahlgeschoren ist jedes Haupt, jeder Bart abgeschnitten;
Jes 15:3 auf seinen Gassen trägt man das Trauerkleid, auf seinen Dächern und Plätzen herrscht allgemeines Geheul, geht man weinend auf und ab.
Jes 15:4 Es schreien Hesbon und Elale, bis Jahaz vernimmt man ihre Stimme; darob erzittern die Lenden Moabs, es ist ihm in der Seele bang.
Jes 15:5 Mein Herz klagt um Moab; seine Flüchtlinge eilen bis Zoar. Ja, die Steige von Luchit steigt man mit Weinen hinauf, denn auf dem Weg nach Choronajim ist erregtes Geschrei über den Zusammenbruch.
Jes 15:6 Fürwahr, die Wasser von Nimrim werden zu Wüsteneien; denn das Gras verdorrt, die Kräuter vergehen, fort ist das Grün.
Jes 15:7 Deshalb schleppen sie ihr Erübrigtes und ihre Vorräte über den Weidenbach.
Jes 15:8 Ja, das Schreien macht die Runde im Gebiet von Moab, bis Eglajim ertönt sein Wehe und bis Beer-Elim sein Geheul.
Jes 15:9 Denn Dibons Gewässer sind voll von Blut, ja, ich lege Dibon noch weiteres auf: für Moabs Entronnene einen Löwen und auch für den Rest von Adma.
Jesaja Kapitel 16
Jes 16:1 Sie senden Lämmer dem Herrscher des Landes, von Sela aus durch die Wüste zum Berge der Tochter Sion.
Jes 16:2 Wie flüchtende Vögel, aus dem Nest verscheucht, so werden die Orte Moabs, die Furten des Arnon sein.
Jes 16:3 Gib einen Rat, triff eine Entscheidung, mach dunkel wie die Nacht deinen Schatten mitten am Tag, verbirg die Verstoßenen, die Flüchtigen verrate nicht!
Jes 16:4 Es sollen verweilen bei dir die Versprengten von Moab; sei ihnen Schirm vor dem Verwüster! Denn der Tyrann ist nicht mehr, der Verwüster vernichtet, der Zertreter verschwand aus dem Lande.
Jes 16:5 Ein Thron wird in Huld errichtet, und auf ihm sitzt einer in Treue im Zelte Davids; er hält Gericht und trachtet nach Recht und schaut auf Gerechtigkeit!
Jes 16:6 Wir haben vom Stolze Moabs gehört, des äußerst hochmütigen, von seinem Dünkel, Stolz und Übermut; unwahr ist sein Geschwätz.
Jes 16:7 Darum heult Moab über Moab, alles heult. Um die Weinbeerkuchen von Kir-Chareset seufzen sie, völlig niedergeschlagen.
Jes 16:8 Denn verwelkt sind Hesbons Gefilde, die Weinstöcke Sibmas. Völkerscharen haben seine Edeltrauben bezwungen, die bis Jaser reichten, bis zur Wüste sich verirrten; ihre Ranken breiteten sich aus, drangen vor bis ans Meer.
Jes 16:9 Deshalb weine ich um den Quellgrund von Jaser, um die Weinstöcke Sibmas. Ich netze dich mit meinen Tränen, Hesbon und Elale. Denn über deinen Herbst und deine Ernte fiel der Verwüster her.
Jes 16:10 Freude und Jubel sind aus den Fruchtgärten fort, niemand jauchzt mehr in den Weinbergen und jubelt, niemand tritt Wein in den Keltern, der Taktruf ist verstummt.
Jes 16:11 Darum klagt mein Herz um Moab wie eine Zither, mein Innerstes um ihr Kir-Chareset.
Jes 16:12 Und wenn Moab auf der Opferhöhe erscheint und sich abmüht, wenn es seinen Tempel betritt, um zu beten, so erreicht es nichts.
Jes 16:13 Dies ist das Wort, das der Herr über Moab früher gesprochen hat.
Jes 16:14 Jetzt aber spricht der Herr: "In drei Jahren, gleich den Jahren eines Tagelöhners, wird Moabs Ansehen mit all dem gewaltigen Getue verächtlich, und es bleibt nur ein Rest, ganz klein und unbedeutend."
Jesaja Kapitel 17
Jes 17:1 Spruch über Damaskus: Seht, Damaskus verschwindet als Stadt, zur Trümmerstätte wird es.
Jes 17:2 Seine Siedlungen sind für immer verlassen, gehören den Herden; sie lagern, ohne daß einer sie aufschreckt.
Jes 17:3 Aus ist es mit dem Bollwerk für Ephraim und mit dem Königtum in Damaskus. Dem Rest von Aram wird es ergehen wie dem Glanz der Söhne Israels - Spruch des Herrn der Heerscharen.
Jes 17:4 An jenem Tag ist Jakobs Ansehen gering, das Fett seines Leibes schrumpft ein.
Jes 17:5 Es wird sein, wie wenn der Schnitter Halme zusammenrafft und sein Arm Ähren schneidet. Es wird sein, wie wenn einer in der Ebene Rephaim Ähren aufliest.
Jes 17:6 Nur eine Nachlese bleibt davon übrig wie beim Abklopfen eines Ölbaumes: im obersten Wipfel der Beeren zwei oder drei, vier bis fünf in den Zweigen des Fruchtbaumes - Spruch des Herrn, des Gottes Israels.
Jes 17:7 An jenem Tage schauen die Menschen auf ihren Schöpfer, und ihre Augen blicken auf den Heiligen Israels.
Jes 17:8 Sie schauen nicht mehr nach den Altären, ihrer Hände Werk, und nach dem, was ihre Finger gebildet, blicken sie nicht mehr, auch nicht nach den heiligen Bäumen und den Räucheraltären.
Jes 17:9 An jenem Tag sind deine Städte verlassen wie die verlassenen Orte der Hiwwiter und Amoriter, die sie angesichts der Israeliten verließen. Es wird eine Wüstenei entstehen.
Jes 17:10 Denn du vergaßest den Gott deines Heiles, an den Fels deiner Zuflucht dachtest du nicht. Deshalb magst du liebliche Pflanzungen anlegen, mit fremdgöttischen Setzlingen sie bestecken;
Jes 17:11 am Tag, da du pflanzest, magst du aufziehen und am Morgen dein Gewächs zum Blühen bringen! Dahin ist die Ernte am Tage des Siechtums und des unheilbaren Leidens!
Jes 17:12 Wehe! Ein Tosen vieler Völker, wie Meerestosen tosen sie, ein Gebrause von Nationen, wie das Brausen gewaltiger Wasser brausen sie.
Jes 17:13 Nationen brausen wie das Brausen vieler Wasser. Er aber schilt sie, da fliehen sie in die Ferne, sie werden gejagt wie Spreu auf den Bergen vor dem Wind, wie Räderdisteln vor der Windsbraut.
Jes 17:14 Zur Abendzeit, siehe Bestürzung, vor Tagesanbruch sind sie dahin. Das ist unserer Plünderer Anteil, unserer Berauber Schicksal.
Jesaja Kapitel 18
Jes 18:1 Wehe dem Land der geflügelten Heuschrecke, jenseits der Ströme von Kusch!
Jes 18:2 Boten entsandte es auf dem Nil, in Rohrkähnen über das Wasser. Eilet, ihr flinken Boten, zum hochgereckten und blanken Volk, zur Nation, die man fürchtet weit und breit, zum starken und siegreichen Volk, dessen Land Ströme durchschneiden.
Jes 18:3 All ihr Weltenbewohner und Erdenbürger! Erhebt man auf Bergen ein Panier, dann schaut auf, wenn man ins Horn stößt, dann horchet!
Jes 18:4 Denn so sprach zu mir der Herr: "In Ruhe schaue ich zu an meiner Stätte wie flimmernde Hitze beim Sonnenschein, wie Taugewölk in der Erntezeit!"
Jes 18:5 Erst vor der Ernte, wenn die Blüte vorbei ist, der Fruchtstand zur reifenden Traube wird, dann schneidet er mit den Winzermessern die Ranken ab, entfernt die Wassertriebe, zwickt sie ab.
Jes 18:6 Den Raubvögeln der Berge gibt man sie insgesamt preis und den Tieren des Landes, so daß die Raubvögel darauf übersommern und alle möglichen Landtiere darauf überwintern.
Jes 18:7 Zu jener Zeit bringt man dem Herrn der Heerscharen Geschenke dar von dem hochgereckten und blanken Volk, vom Volk, das man fürchtet weit und breit, von der starken und siegreichen Nation, deren Land Ströme durchschneiden, zur Stätte, da der Name des Herrn der Heerscharen wohnt, zum Berge Sion.
Jesaja Kapitel 19
Jes 19:1 Spruch über Ägypten. Siehe, es fährt auf schneller Wolke der Herr und kommt nach Ägypten. Da wanken die Götzen Ägyptens vor ihm, und den Ägyptern verzagt das Herz in der Brust.
Jes 19:2 "Aufstacheln will ich Ägypter wider Ägypter, daß sie miteinander in Streit geraten, Freund gegen Freund, Stadt gegen Stadt, Reich gegen Reich!
Jes 19:3 Ägyptens Geist wird in seinem Inneren gestört, verwirren will ich seinen Plan, Götzen und Zauberkünstler befragen sie, Toten- und Wahrsagegeister.
Jes 19:4 Ich überliefere Ägypten der Gewalt eines harten Herrn; ein strenger König beherrsche sie", ist der Spruch des Gebieters und Herrn der Heere.
Jes 19:5 Die Nilwasser müssen versiegen, der Strom muß gänzlich vertrocknen.
Jes 19:6 Das Nildelta stinkt, seicht und trocken werden die Kanäle Ägyptens, Rohr und Schilf welken hin.
Jes 19:7 Das Riedgras am Ufer des Nils, alle Saat am Nil trocknet ein, weht fort und ist nicht mehr da.
Jes 19:8 Es seufzen die Fischer und klagen alle, die Angeln auswerfen im Nil; alle, die das Netz auslegen im Wasser, sind niedergeschlagen.
Jes 19:9 Beschämt stehen da die Flachsarbeiter, die Hechlerinnen und die Weber erblassen.
Jes 19:10 Die Flachsverwerter sind niedergedrückt, alle Lohnarbeiter bekümmerten Herzens.
Jes 19:11 Töricht sind ja die Fürsten von Zoan, Pharaos weiseste Räte ein dummer Rat. Wie könnt ihr sagen zum Pharao: "Von Weisen stamme ich ab, von Königen der Vorzeit!"
Jes 19:12 Wo bleiben denn deine Weisen? Sie mögen dir künden und kundtun, was der Herr der Heere mit Ägypten beschlossen hat!
Jes 19:13 Narren sind die Fürsten von Zoan, die Fürsten von Memphis Toren; seine Stammeshäupter führen Ägypten in die Irre.
Jes 19:14 In ihr Inneres mischte der Herr einen Schwindelgeist; so bringen sie Ägypten zum Taumeln in all seinem Tun, wie ein Trunkener taumelt in seinem Gespei.
Jes 19:15 So wird Ägypten kein Werk aufweisen, das Haupt oder Schwanz, Palmzweig oder Binse vollbrächten.
Jes 19:16 Alsdann werden die Ägypter Weibern gleichen; Schrecken und Beben wird sie erfassen vor der schwingenden Hand des Herrn der Heerscharen, die er gegen sie schwingt.
Jes 19:17 Dann wird das Land Juda für Ägypten zur Schande. Jeder, vor dem man es erwähnt, erschrickt über den Plan des Herrn der Heerscharen, den er gegen es faßte.
Jes 19:18 An jenem Tag wird es fünf Städte geben im Ägypterland, die Kanaans Sprache reden und schwören beim Herrn der Heerscharen; eine von ihnen wird man "Sonnenstadt" nennen.
Jes 19:19 Alsdann wird mitten im Ägypterland ein Altar für den Herrn stehen und an seiner Grenze ein Denkstein für den Herrn.
Jes 19:20 Das dient als Zeichen und Zeuge für den Herrn im Lande Ägypten. Schreien sie ob ihrer Bedränger zum Herrn, so sendet er ihnen einen Retter, der führt ihren Streit und befreit sie.
Jes 19:21 Der Herr wird sich den Ägyptern kundtun; die Ägypter aber erkennen alsdann den Herrn an. Mit Schlacht- und Speiseopfern dienen sie ihm, Gelübde machen sie dem Herrn und lösen sie ein.
Jes 19:22 Der Herr wird Ägypten schlagen, doch nur schlagen, um dann zu heilen; bekehren sie sich zum Herrn, dann läßt er sich von ihnen erbitten und heilt sie.
Jes 19:23 An jenem Tag wird eine Straße von Ägypten nach Assur führen; Assur kommt nach Ägypten und Ägypten nach Assur, beide zusammen dienen dem Herrn.
Jes 19:24 Alsdann wird Israel der Dritte im Bunde mit Ägypten und Assur sein, ein Segen inmitten der Erde.
Jes 19:25 Der Herr der Heerscharen wird es segnen und sprechen: "Gesegnet sei mein Volk Ägypten, Assur, das Werk meiner Hände, und Israel, mein Erbbesitz!"
Jesaja Kapitel 20
Jes 20:1 Es war im Jahre, da der Oberfeldherr im Auftrag des Assyrerkönigs Sargon nach Asdod kam, die Stadt belagerte und eroberte.
Jes 20:2 Damals sprach der Herr durch Isaias, den Sohn des Amoz: "Wohlan, löse das Sackgewand von deinen Lenden und ziehe die Sandalen von deinen Füßen ab!" Er tat es und ging halbnackt und barfuß umher.
Jes 20:3 Der Herr erklärte: "Wie mein Knecht Isaias drei Jahre lang halbnackt und barfuß einherging als ein bedeutungsvolles Vorzeichen wider Ägypten und Kusch,
Jes 20:4 so wird der König von Assur die Gefangenen Ägyptens und die Verbannten von Kusch, Knaben und Greise, nackt und barfuß und mit entblößtem Gesäß wegführen, eine Schande für Ägypten.
Jes 20:5 Dann werden die Leute von Schrecken und Scham erfüllt sein, weil sie nach Kusch Ausschau hielten und Ägyptens wegen prahlten."
Jes 20:6 Die Bewohner dieses Gestades werden alsdann sprechen: "Seht, so ist die Lage jener, nach denen wir Ausschau hielten, zu denen wir um Hilfe und um Rettung vor dem König von Assur flohen! Wie können wir da selbst entrinnen?"
Jesaja Kapitel 21
Jes 21:1 Spruch über die wasserreiche Wüste: Wie Stürme das Südland durchfegen, so kommt es aus der Wüste her, aus schaurigem Land!
Jes 21:2 Ein hartes Gesicht ward mir kundgetan; der Räuber raubt, der Verwüster verwüstet. Heran, Elam! Belagere, Medien! Mit Seufzen mache ich Schluß!
Jes 21:3 Darob sind meine Lenden voll Qualen, es packen mich Wehen gleich den Wehen einer Gebärenden. Ich bin verstört, so daß ich nicht hören kann, bestürzt, so daß ich nicht sehen kann.
Jes 21:4 Es taumelt mein Sinn, Beben erschreckt mich; das Zwielicht, sonst meine Lust, hat er in Schrecknis verwandelt.
Jes 21:5 Man rüstet den Tisch, legt Teppiche hin, ißt und trinkt. Auf, ihr Fürsten, den Schild gesalbt!
Jes 21:6 Denn so sprach zu mir der Herr: "Auf, bestelle den Späher; was er sieht, soll er künden!
Jes 21:7 Sieht er dann Wagen, Rossegespanne, Züge von Eseln und von Kamelen, so horche er auf in äußerster Spannung!"
Jes 21:8 Da rief der Seher: "Auf der Warte, o Herr, stehe ich dauernd bei Tag, meine Wache halte ich jedwede Nacht.
Jes 21:9 Siehe da: Bemannte Wagen kamen heran, Rossegespanne." Und er hob an und sprach: "Gefallen, gefallen ist Babel, und all seine Götzenbilder hat man zu Boden geschmettert!
Jes 21:10 O mein zerdroschenes und als Dreschtenne dienendes Volk! Was ich vernahm vom Herrn der Heere, Israels Gott, das tat ich euch kund!"
Jes 21:11 Spruch über Edom: Man ruft mir von Seïr zu: "Wächter, wie spät in der Nacht? Wächter, wie spät in der Nacht?"
Jes 21:12 Der Wächter spricht: "Morgen kommt, dann kommt auch Nacht; wollt ihr anfragen, so fragt und kommt noch einmal!"
Jes 21:13 Spruch über die Steppe: Übernachtet im Wald, in der Steppe, ihr Karawanen der Dedaniter!
Jes 21:14 Bringt den Durstigen Wasser entgegen, ihr Bewohner des Landes Tema, bietet den Flüchtlingen Brot an!
Jes 21:15 Denn sie sind auf der Flucht vor den Schwertern, vor dem gezückten Schwert, vor dem gespannten Bogen und vor des Krieges wuchtender Last.
Jes 21:16 Denn so sprach der Herr zu mir: "In noch einem Jahre, gleich den Jahren eines Tagelöhners, wird es mit dem ganzen Ansehen Kedars zu Ende sein.
Jes 21:17 Da wird die Restzahl der Bogenschützen Kedars gering sein." Ja, der Herr, der Gott Israels, hat gesprochen.
Jesaja Kapitel 22
Jes 22:1 Ausspruch über das Tal der Schauung: Was hast du denn, daß du vollzählig auf die Dächer gestiegen bist,
Jes 22:2 du lärmerfüllte, brausende Stadt, du Stätte des Frohsinns? Deine Erschlagenen sind nicht erschlagen vom Schwert, sind nicht im Kampfe gefallen.
Jes 22:3 All deine Fürsten sind flüchtig geworden, ohne Bogen gefesselt; alle, die man auffand, sind insgesamt gefesselt, wie weit sie auch flohen.
Jes 22:4 Darum sage ich: Blickt von mir weg, ich muß bitterlich weinen; bemüht euch nicht, mich zu trösten über die Verwüstung der Tochter meines Volkes!
Jes 22:5 Denn der Tag des Wirrwarrs, der Zertretung und Bestürzung kommt vom Gebieter und Herrn der Heere im Tale der Schauung: Kir unterwühlt die Mauer, und Schoa stürmt wider den Berg!
Jes 22:6 Elam hat den Köcher gepackt, in Streitwagen steht die Besatzung, Kir enthüllte den Schild.
Jes 22:7 Deine herrlichen Täler füllten sich mit Streitwagen und deren Bemannung; aufgestellt sind sie gegen das Tor hin.
Jes 22:8 Da zog der Herr die Augenbinde von Juda fort; doch es schaute an jenem Tag nach dem Rüstzeug im Waldhaus.
Jes 22:9 Ihr saht, daß die Risse der Davidsstadt zahlreich waren; gesammelt habt ihr die Wasser des unteren Teiches.
Jes 22:10 Die Häuser Jerusalems zähltet ihr ab und risset sie nieder, um die Mauer zu festigen.
Jes 22:11 Ein Sammelbecken schuft ihr für die Wasser des alten Teichs zwischen den beiden Mauern. Aber ihr blicktet nach dem nicht, der dies bewirkte, saht nicht nach dem, der es von lange her fügte.
Jes 22:12 Da rief der Gebieter, der Herr der Heerscharen, an jenem Tag zum Weinen und Klagen, Scheren der Glatze und Schürzen des Bußsacks.
Jes 22:13 Doch seht, Wonne und Jubel, Rindertöten und Schafeschlachten, Fleischessen und Weintrinken: "Laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir ja tot!"
Jes 22:14 In meinen Ohren tat sich kund der Herr der Heerscharen: "Fürwahr, ungesühnt bleibt diese Schuld an euch, bis ihr tot seid!" So sprach der Gebieter, der Herr der Heerscharen.
Jes 22:15 So sprach der Gebieter, der Herr der Heerscharen: "Auf, geh zu diesem Verwalter da, Sebna, dem Vorsteher des Palastes, (und sprich):
Jes 22:16 Was hast du hier und wen hast du hier, daß du allhier ein Grab für dich aushauen ließest? Da läßt sich der hoch oben sein Grab aushauen, im Felsen sich eine Ruhstatt meißeln!
Jes 22:17 Siehe, der Herr schleudert dich fort mit wuchtigem Wurf und drückt dich zusammen.
Jes 22:18 Er dreht dich zum Knäuel und wirft dich wie einen Ball in ein weit ausgedehntes Land; dort mußt du sterben, dorthin kommen deine Prunkwagen, du Schandmal für das Haus deines Herrn!
Jes 22:19 Stoßen will ich dich aus deinem Amt, aus deiner Stellung dich reißen!
Jes 22:20 An jenem Tage werde ich meinen Knecht Eljakim berufen, den Sohn des Chilkia.
Jes 22:21 Ich bekleide ihn mit deinem Gewand und gürte ihn mit deiner Schärpe; ihm übergebe ich dein Amt, er wird Vater sein den Bewohnern Jerusalems und dem Hause Juda.
Jes 22:22 Den Schlüssel des Hauses David lege ich ihm auf die Schulter. Öffnet er, so schließt keiner zu, schließt er, so macht niemand auf.
Jes 22:23 Als haltbaren Pflock setze ich ihn ein an fester Stelle; zum Ehrenthron wird er für das Haus seines Vaters.
Jes 22:24 Hängt man aber an ihn das ganze Gewicht seines Vaterhauses, die Sprößlinge und die Schößlinge, all das kleine Geschirr, vom Beckengeschirr bis zu den verschiedenen Kruggefäßen,
Jes 22:25 dann wird an jenem Tage - Spruch des Herrn der Heere - der an fester Stelle eingeschlagene Pflock nachgeben; er wird brechen und herabfallen, so daß die Last, die daran hängt, in Stücke bricht." Fürwahr, der Herr hat gesprochen.
Jesaja Kapitel 23
Jes 23:1 Spruch über Tyrus: Ihr Tarsisschiffe heult, der Hafen ist ja verwüstet! Bei der Heimfahrt vom Land der Kittäer ist es ihnen kund geworden.
Jes 23:2 Klagt, ihr Bewohner der Küste, ihr Kaufleute Sidons! Deine Händler fuhren auf dem Meer und in den riesigen Wassern.
Jes 23:3 Die Saat des Schichor, die Ernte des Nils, war sein Einkommen, und es war Nutznießer der Völker.
Jes 23:4 Schäme dich, Sidon, denn das Meer spricht: "Ich lag nicht in Wehen, nicht hab' ich geboren, ich zog nicht Jünglinge auf, noch habe ich Jungfrauen hochgebracht."
Jes 23:5 Wird dies in Ägypten kund, so zittert man wie bei der Nachricht über Tyrus.
Jes 23:6 Fahret hinüber nach Tarsis, heulet, ihr Küstenbewohner!
Jes 23:7 Ist dies eure lustige Stadt, deren Herkunft liegt in der Urzeit, deren Füße sie weithin trugen zum Siedeln?
Jes 23:8 Wer hat solches über Tyrus verhängt, das Kronen verlieh, dessen Kaufleute Fürsten waren, dessen Händler die reichsten der Erde?
Jes 23:9 Der Herr der Heere hat es verhängt, zu verunstalten jegliche stolze Zier, zu stürzen alle Reichen der Erde.
Jes 23:10 Deinen Boden bearbeite nun, Tochter Tarsis, denn eine Werft gibt es nicht mehr!
Jes 23:11 Er streckte seine Hand aus über das Meer, erschütterte Königreiche; der Herr ließ den Befehl ergehen, die Festungen Kanaans zu zerstören.
Jes 23:12 Er sprach: "Frohlocken darfst du nicht mehr, du mißhandelte Jungfrau, Tochter Sidon! Auf, fahre zu den Kittäern hinüber! Auch dort wird dir keine Ruhe zuteil!
Jes 23:13 Fürwahr, das Land der Kittäer war das Volk - nicht aber Assur -, von Sidon gegründet; sie errichteten ihre Warttürme, zerstörten seine Paläste und legten es in Trümmer.
Jes 23:14 Heulet, ihr Tarsisschiffe, denn eure Festung ist verwüstet!"
Jes 23:15 Alsdann geschieht es: Tyrus gerät in Vergessenheit siebzig Jahre lang wie die Tage eines Königs. Nach Ablauf der siebzig Jahre aber ergeht es Tyrus, wie es im Lied von der Dirne heißt:
Jes 23:16 "Nimm die Zither, durchstreife die Stadt, vergessene Dirne! Spiele schön, häufe die Lieder, damit man deiner gedenke!"
Jes 23:17 Nach Ablauf von siebzig Jahren wird nämlich der Herr Tyrus heimsuchen. Dann kommt es wieder zu seinem Buhlerlohn und buhlt mit allen Königreichen der Welt, die es auf Erden gibt.
Jes 23:18 Doch soll sein Gewinn und Buhlerlohn eine heilige Gabe für den Herrn sein. Er wird nicht aufgehäuft, nicht aufgespeichert, sondern jenen, die vor dem Herrn wohnen, wird sein Gewinn zu sättigender Nahrung und zu prunkvoller Kleidung dienen.
Jesaja Kapitel 24
Jes 24:1 Fürwahr, der Herr verheert die Erde, verwüstet sie, entstellt ihre Oberfläche und zerstreut ihre Bewohner.
Jes 24:2 Da ergeht es dem Volk wie dem Priester, dem Knecht wie seinem Gebieter, der Magd wie ihrer Herrin, dem Käufer wie dem Verkäufer, dem Darleiher wie dem Entleiher, dem Gläubiger wie seinem Schuldner.
Jes 24:3 Die Erde wird völlig entleert und vollkommen geplündert. Fürwahr, der Herr hat dieses Wort gesprochen!
Jes 24:4 Es trauert und verwelkt die Erde, der Erdkreis verschmachtet, verwelkt, es verschmachten Himmel und Erde.
Jes 24:5 Entweiht ist ja die Erde unter ihren Bewohnern; denn sie übertraten die Gebote, verletzten das Gesetz, brachen den ewigen Bund.
Jes 24:6 Darum verzehrt die Erde ein Fluch, ihre Bewohner müssen es büßen; deshalb schwinden die Bewohner der Erde, nur wenige Menschen bleiben zurück.
Jes 24:7 Es trauert der Most, der Weinstock stirbt ab, es seufzt jedwedes fröhliche Herz.
Jes 24:8 Ein Ende nimmt das Jubeln der Pauken, es verhallt der Jauchzenden Lärm, es verstummt das Jubeln der Zither.
Jes 24:9 Man trinkt nicht mehr Wein mit Liedergesang, der Trank schmeckt bitter den Zechern.
Jes 24:10 Die nichtige Stadt ist zertrümmert, verrammelt der Eintritt in jedes Haus.
Jes 24:11 Jammer herrscht in den Gassen über den Wein, dahin ist jegliche Freude, vergangen das Jubeln der Erde.
Jes 24:12 Nur Verwüstung blieb zurück in der Stadt, in Trümmer geschlagen ist das Tor.
Jes 24:13 Denn so wird es sein auf der Erde unter den Völkern, wie beim Olivenabklopfen, wie bei der Nachlese, wenn die Ernte vorbei ist.
Jes 24:14 Sie aber erheben die Stimme und jubeln; über die Hoheit des Herrn jauchzen sie vom Meere her.
Jes 24:15 Darum zollt Ehre dem Herrn im fernen Osten, auf den Inseln des Meeres dem Namen des Herrn, des Gottes Israels!
Jes 24:16 Wir hörten Lieder vom Saume der Erde: Herrlichkeit dem Gerechten! Ich aber sprach: "Verderben mir, Verderben mir! Wehe mir! Abtrünnige handeln treulos, Treulosigkeit üben Abtrünnige.
Jes 24:17 Grauen, Grube und Garn über euch, Bewohner der Erde!"
Jes 24:18 Es wird geschehen: Wer dem Grauen entrinnt, fällt in die Grube, wer aus der Grube hinaufsteigt, verfängt sich im Garn. Denn die Schleusen der Höhe tun sich auf, die Grundfesten der Erde erzittern.
Jes 24:19 Es bricht, ja zerbricht die Erde; es reißt, ja zerreißt die Erde; es wankt und schwankt die Erde!
Jes 24:20 Die Erde torkelt und taumelt wie ein Betrunkener; wie eine Nachthütte bebt sie hin und her; schwer lastet ihr Frevel auf ihr, sie fällt und steht nicht mehr auf.
Jes 24:21 An jenem Tag wird der Herr zur Rechenschaft ziehen das Heer der Höhe hoch oben und die Könige der Erde auf dem Festland.
Jes 24:22 Nach Gefangenenart werden sie in eine Grube gepfercht, eingesperrt ins Gefängnis und erst nach vielen Tagen zur Rechenschaft gezogen.
Jes 24:23 Da errötet der Mond, es schämt sich die Sonne; denn König ist nunmehr der Herr der Heere auf dem Berg Sion und in Jerusalem, und vor seinen Ältesten strahlt er in Glanz.
Jesaja Kapitel 25
Jes 25:1 Herr, mein Gott bist du! Ich rühme dich und preise deinen Namen; denn Wunderbares an Plänen hast du vollführt, von längst her gefaßt in zuverlässiger Treue.
Jes 25:2 Du hast ja die Stadt zum Steinhaufen gemacht, den befestigten Ort zum Trümmerfeld. Die Burg der Fremden ist nicht mehr Stadt, nimmermehr baut man sie auf.
Jes 25:3 Darob verehren dich starke Völker, die Städte verwegener Nationen fürchten dich.
Jes 25:4 Denn für die Geringen warst du eine Zuflucht, eine Burg für die Armen in ihrer Not, Schutzdach vor Regen, Schatten vor Hitze; denn das Zornesschnauben der Verwegenen ist wie kalter Winterregen, wie Sonnenhitze im Dürrland.
Jes 25:5 Du aber hast das Toben der Fremden gedämmt wie Hitze im wolkigen Schatten; der Verwegenen Siegeslied hast du unterdrückt.
Jes 25:6 Der Herr der Heerscharen wird zubereiten für alle Völker auf diesem Berg ein Mahl von Fettspeisen, ein Mahl von abgelagerten Weinen, markige Fettspeisen, geläuterte Weine.
Jes 25:7 Er wird vernichten auf diesem Berge die Hülle, die über alle Völker gebreitet, die Decke, die über alle Nationen geflochten ist.
Jes 25:8 Vernichten wird er für immer den Tod. Der Gebieter und Herr wird abwischen die Tränen von jeglichem Antlitz, die Schmach seines Volkes nimmt er hinweg von der ganzen Erde! Fürwahr, der Herr hat gesprochen.
Jes 25:9 An jenem Tag wird man sprechen: "Seht, unser Gott, auf den wir vertrauten, daß er uns helfe! Das ist der Herr, auf den wir hofften; laßt uns frohlocken und jubeln ob seiner Hilfe!"
Jes 25:10 Denn des Herrn Hand ruht auf diesem Berg. Aber Moab zerstampft man am Boden, wie man Stroh im Mistpfuhl zertritt.
Jes 25:11 Breitet es darin seine Hände aus wie der Schwimmer zum Schwimmen, so wird es der Herr beim Auftauchen niederdrücken samt seinen widerstrebenden Händen.
Jes 25:12 Deine festen und steilen Mauern knickt er, stürzt er und stößt sie nieder bis in den Staub.
Jesaja Kapitel 26
Jes 26:1 An jenem Tage wird man im Lande Juda folgendes Lied singen: "Wir haben eine feste Stadt; Heil pflanzte er auf als Mauern und Wehr.
Jes 26:2 Öffnet die Tore, daß einziehe ein rechtschaffenes Volk, das die Treue bewahrt!
Jes 26:3 Fest ist sein Sinn. Du wirst den Frieden behüten, den Frieden; denn es vertraut auf dich.
Jes 26:4 Vertraut auf den Herrn zu aller Zeit; denn der Herr ist ein ewiger Fels!
Jes 26:5 Die Höhenbewohner hat er gebeugt, die hochragende Stadt. Nieder, ja nieder zur Erde warf er sie, stieß sie hinab bis in den Staub.
Jes 26:6 Es zertritt sie der Fuß, ja die Füße der Armen, die Tritte der Geringen.
Jes 26:7 Der Pfad des Gerechten ist ebene Bahn, gerade ist der Weg des Gerechten, den du ebnest.
Jes 26:8 Auch auf dem Pfad deiner Gerichte, o Herr, harrten wir deiner. Deinen Namen zu nennen und anzurufen, ist das Verlangen der Seele.
Jes 26:9 Bei Nacht verlangt meine Seele nach dir, auch mein Geist in mir sucht nur dich. Denn sobald deine Gerichte die Erde treffen, lernen die Bewohner der Welt Gerechtigkeit.
Jes 26:10 Wird der Frevler begnadigt, so lernt er nimmer Gerechtigkeit; im Lande der Redlichkeit frevelt er und verachtet die Hoheit des Herrn.
Jes 26:11 O Herr, erhoben ist deine Hand, sie sehen es aber nicht! Sie sollen es sehen und zuschanden werden! Der Eifer für das Volk und das Zornesfeuer wider deine Gegner soll sie verzehren!
Jes 26:12 Herr, du wirst uns Heil durch dein Gericht erwirken; denn auch alle unsere Taten hast du für uns vollbracht.
Jes 26:13 Herr, unser Gott! Andere Gebieter außer dir beherrschen uns; nur durch dich können wir uns deines Namens rühmen.
Jes 26:14 Tote leben nicht mehr auf, Verstorbene erheben sich nimmer; darum hast du sie zur Rechenschaft gezogen und vertilgt; jedes Andenken an sie hast du vernichtet.
Jes 26:15 Du vermehrtest das Volk, o Herr, du vermehrtest das Volk, hast dich verherrlicht, alle Landesgrenzen erweitert.
Jes 26:16 Herr, in der Not deiner Heimsuchung schrieen sie, als die Drangsal deiner Züchtigung auf ihnen lag.
Jes 26:17 Wie eine Schwangere, wenn ihre Stunde naht, schreit und sich windet in ihren Wehen, so waren wir, Herr, vor dir!
Jes 26:18 Wir waren schwanger, wanden uns, und als wir geboren, da war es Wind. Wir brachten dem Lande keine Hilfe; denn kein Erdbewohner kam zur Welt.
Jes 26:19 Deine Toten leben, meine Verstorbenen werden auferstehen, die Staubbewohner werden erwachen und frohlocken; denn Tau der Lichter ist dein Tau, die Erde wird Verblichene wieder gebären.
Jes 26:20 Wohlan, in deine Kammer hinein, mein Volk! Schließe die Tür hinter dir; verbirg dich ein kleines Weilchen, bis daß der Groll vorüber ist.
Jes 26:21 Denn siehe, von seiner Stätte zieht aus der Herr; er straft der Erdenbewohner Schuld; dann wird die Erde ihr Blut aufdecken und die auf ihr Erschlagenen nicht länger verbergen."
Jesaja Kapitel 27
Jes 27:1 An jenem Tag übt der Herr Vergeltung mit seinem harten, großen und starken Schwert an Liwjatan, der flüchtigen Schlange, und an Liwjatan, der geringelten Schlange, und er wird den Drachen töten, der im Nilstrome haust.
Jes 27:2 An jenem Tag - welch lieblicher Weinberg! Singet von ihm:
Jes 27:3 "Sein Hüter bin ich, der Herr; immer wieder begieße ich ihn; ich behüte ihn bei Tag und bei Nacht, damit niemand ihn schände.
Jes 27:4 Zorn hege ich nicht mehr. O fände ich Dornen und Disteln! Ich möchte mit ihnen den Kampf aufnehmen und sie restlos verbrennen!
Jes 27:5 Oder man müßte sich klammern an meine Schutzstätte, Frieden mit mir schließen, ja Frieden mit mir schließen!"
Jes 27:6 Blumen läßt Jakob Wurzel schlagen, Israel blüht und sproßt; die Erdoberfläche wird voll des Ertrages.
Jes 27:7 Hat der Herr es geschlagen wie seinen Schläger, oder wurde es gemordet wie seine Mörder?
Jes 27:8 Nein, durch Verjagen und Vertreiben hast du es befehdet. Er trieb es fort durch seinen starken Sturm am Tage des Ostwinds.
Jes 27:9 Darum wird Jakobs Frevel dadurch gesühnt und dies sei seiner Entsündigung Vollfrucht, daß es alle Altarsteine zerschlagenen Kalksteinen gleichmacht, heilige Pfähle und Räucheraltäre sich nimmer erheben.
Jes 27:10 Denn die feste Stadt liegt nun einsam, ein entvölkerter und verlassener Platz gleich der Steppe; Kälber weiden daselbst, haben ihr Lager dort und vernichten ihre Zweige.
Jes 27:11 Ist dann verdorrt ihr Geäst, so bricht man es ab; Frauen kommen und zünden es an; denn es ist ein Volk ohne Einsicht. Darum hat sein Schöpfer kein Mitleid mit ihm und sein Urheber kein Erbarmen.
Jes 27:12 An jenem Tage klopft der Herr Getreide aus von den Ähren am Euphrat bis zum Bache Ägyptens. Ihr aber, Kinder Israels, werdet einzeln aufgelesen werden.
Jes 27:13 An jenem Tage stößt man in das große Horn; dann kommen die im Land Assur Verlorenen heim und die im Land Ägypten Verstoßenen; sie beten an vor dem Herrn auf dem heiligen Berg in Jerusalem.
Jesaja Kapitel 28
Jes 28:1 Wehe der prunkenden Krone der Trunkenen Ephraims und der welkenden Blüte seines herrlichen Schmucks auf dem Gipfel des fruchtbaren Tals der vom Weine Berauschten!
Jes 28:2 Siehe, ein Starker und Mächtiger steht im Dienste des Herrn! Wie ein Hagelunwetter, vernichtender Sturm, wie ein Schauer gewaltig hinflutender Wasser streckt er zu Boden mit Macht.
Jes 28:3 Mit Füßen zertritt man die prunkende Krone der Trunkenen Ephraims.
Jes 28:4 Die welkende Blüte seines prachtvollen Schmucks auf dem Gipfel des fruchtbaren Tals wird wie eine Frühfeige sein vor der Ernte; sobald sie einer erblickt und sie kaum in seiner Hand hat, verschlingt er sie schon.
Jes 28:5 Alsdann wird der Herr der Heerscharen zur prächtigen Krone, zum glänzenden Kranz für den Rest seines Volkes
Jes 28:6 und zum Geiste des Rechts für den, der zu Gericht sitzt, und zur Heldenkraft für jene, die den Krieg zum Tore zurückdrängen.
Jes 28:7 Auch diese da schwanken vom Wein, sie taumeln vom Rauschtrank; Priester und Propheten schwanken vom Rauschtrank, sind überwältigt vom Wein; sie taumeln vom Rauschtrank, schwanken bei der Schau, wanken beim Schiedsspruch.
Jes 28:8 Ja, alle Tische sind voll vom gespieenen Unflat, frei ist kein Platz!
Jes 28:9 (Sie sprechen): "Wen will dieser Erkenntnis lehren, wem deutet er Offenbarung? Kleinen Kindern etwa, die kaum von der Mutterbrust weggenommen sind?
Jes 28:10 Denn Gebot an Gebot, Gebot an Gebot, Satz an Satz, Satz an Satz, hier ein wenig, dort ein wenig!"
Jes 28:11 Fürwahr, mit Lippengestammel und mit fremder Zunge wird der reden zu diesem Volke,
Jes 28:12 der zu ihnen sprach: "Das ist die Ruhestätte, gebt doch Ruhe den Müden, das ist der Rastplatz!" Doch sie wollten nicht hören!
Jes 28:13 Darum ergeht das Wort des Herrn an sie: "Gebot an Gebot, Gebot an Gebot, Satz an Satz, Satz an Satz, hier ein wenig, dort ein wenig!" Gehen sie, so straucheln sie rückwärts, werden zerschmettert, gepackt und gefangen.
Jes 28:14 Darum hört das Wort des Herrn, ihr höhnenden Männer, die ihr herrscht über das Volk, das in Jerusalem wohnt.
Jes 28:15 Ihr habt ja gesagt: "Wir stehen im Bund mit dem Tod, mit dem Totenreich schlossen wir einen Vertrag; die brausende Flut, sobald sie daherfährt, wird uns nicht erreichen! Denn Lüge machten wir uns zur Zuflucht, im Truge verbargen wir uns."
Jes 28:16 Darum spricht der Gebieter und Herr: "Seht, ich lege in Sion einen Stein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der festgegründet ist. Wer glaubt, muß nicht verzagen!
Jes 28:17 Ich mache zur Richtschnur das Recht und zur Waage die Gerechtigkeit; der Hagel fegt fort die Lügenzuflucht, und Wasser schwemmt weg das Versteck!
Jes 28:18 Vereitelt wird euer Bund mit dem Tod, euer Vertrag mit dem Totenreich hält nicht stand. Die brausende Flut, wenn sie daherzieht, wird euch zermalmen.
Jes 28:19 Sooft sie einherfährt, erfaßt sie euch, jeden Morgen kommt sie daher, bei Tag und bei Nacht, mit Zittern nur kann man Offenbarung deuten."
Jes 28:20 Denn zum Ausstrecken ist das Bett zu kurz, die Decke zu schmal, um sich einzuwickeln.
Jes 28:21 Ja, wie am Berg Perazim wird der Herr sich erheben. Toben wird er wie in Gibeons Tal, zu vollführen sein Werk, sein befremdendes Werk, auszuführen sein Tun, sein seltsames Tun.
Jes 28:22 Wohlan, nun spottet nicht mehr, sonst werden eure Fesseln noch enger; denn von festbeschlossener Vertilgung über die ganze Erde hin vernahm ich vom Gebieter und Herrn der Heere.
Jes 28:23 Horcht auf und vernehmt meinen Ruf, gebt acht und hört meine Rede:
Jes 28:24 Pflügt etwa der Pflüger allezeit, um zu säen, reißt er auf und eggt seinen Acker?
Jes 28:25 Nein! Er streut Dill und sät Kümmel, legt Weizen und Gerste und Emmer bis an den Rand, sobald er seine Fläche geebnet.
Jes 28:26 Damit dies recht geschieht, unterweist und belehrt ihn sein Gott.
Jes 28:27 Denn nicht mit dem Schlitten drischt man den Dill, führt das Wagenrad nicht über den Kümmel, sondern mit dem Stabe drischt man den Dill aus, mit dem Stecken den Kümmel.
Jes 28:28 Wird Brotkorn etwa zermalmt? Nein, nicht endlos drischt er darauf los, setzt seine Wagenräder in Gang, seine Rosse; er zermalmt es nicht.
Jes 28:29 Auch das geht vom Herrn der Heerscharen aus: Wunderbare Ratschlüsse gibt er, schenkt reiche Erfahrung.
Jesaja Kapitel 29
Jes 29:1 Wehe Ariel, Ariel, du Stadt, wo David lagerte! Fügt Jahr zu Jahr, Feste mögen sich reihen im Kreis!
Jes 29:2 Ja, ich bedränge Ariel, Stöhnen und Gestöhne wird herrschen, und es wird mir sein wie ein Gottesherd.
Jes 29:3 Ich lagere mich im Kreis wider dich, ich enge dich ein mit Schanzen, errichte Wälle gegen dich.
Jes 29:4 Tief von der Erde her wirst du sprechen; aus dem Staub ertönt dumpf deine Rede. Dein Ruf steigt aus der Erde empor gleich dem eines Totengeistes; deine Rede flüstert vom Staube her.
Jes 29:5 Doch es wird der Schwarm deiner Dränger wie feiner Staub, die Schar der Tyrannen wie verfliegende Spreu. Plötzlich geschieht es im Nu:
Jes 29:6 Da wird vom Herrn der Heere Abrechnung gehalten mit Donnern und Dröhnen und gewaltigem Schall, mit Sturm und Wetter und verzehrender Feuerflamme.
Jes 29:7 Gleichwie im Traum, wie im Nachtgesicht, wird es dem Schwarm aller Völker ergehen, die wider Ariel kämpfen, allen, die es samt seiner Festung belagern und die es bedrängen.
Jes 29:8 Ja, es wird sein, wie wenn der Hungernde träumt, daß er esse - doch beim Erwachen ist leer seine Kehle, und wie wenn der Dürstende träumt, er trinke - doch beim Erwachen ist er matt, und ausgetrocknet ist seine Kehle. So ergeht es dem Schwarm aller Völker, die wider den Sionsberg streiten!
Jes 29:9 Starrt euch gegenseitig an und erstarret, verblendet euch und werdet blind! Berauscht euch, doch nicht vom Wein, torkelt nur, doch nicht vom Rauschtrank!
Jes 29:10 Denn ausgegossen hat über euch der Herr einen Geist der Betäubung, eure Augen (die Propheten) verschloß er, eure Häupter (die Seher) hat er verhüllt.
Jes 29:11 Jegliche Weissagung wurde für euch wie die Worte einer versiegelten Rolle: Reicht man diese einem Schriftkundigen hin mit den Worten: "Lies dies doch", so entgegnet er: "Ich kann nicht, weil es versiegelt ist."
Jes 29:12 Überreicht man aber die Schriftrolle einem, der schriftunkundig ist, und fordert ihn auf: "Lies das doch", dann entgegnet er: "Ich kann nicht lesen."
Jes 29:13 Der Herr sprach: "Weil dies Volk da mit seinem Munde sich naht und mit seinen Lippen mir Ehre erweist, während sein Herz von mir fern ist und so ihre Furcht vor mir nur angelerntes Menschengebot ist,
Jes 29:14 siehe, darum werde ich auch fürderhin wunderlich handeln an diesem Volk, ja äußerst verwunderlich. Da wird vergehen seiner Weisen Weisheit, sich verbergen seiner Klugen Klugheit."
Jes 29:15 Weh über jene, die tief sich verstecken, um vor dem Herrn ihre Absicht zu verbergen, so daß ihr Tun sich im Finstern vollzieht! Sie denken dabei: "Wer sieht uns, und wer weiß von uns?"
Jes 29:16 O eure Verkehrtheit! Ist etwa der Töpfer dem Ton gleichzustellen, so daß das Werk von seinem Meister spräche: "Er schuf mich nicht", oder der Topf von seinem Töpfer: "Er versteht nichts"?
Jes 29:17 Es dauert nur noch eine kurze Weile, da wandelt sich zum Fruchtgarten der Libanon, und der Fruchtgarten gilt als Wald.
Jes 29:18 Es hören alsdann die Tauben Worte der Schrift; aus Dunkel und Düster schauen die Augen der Blinden.
Jes 29:19 Die Elenden haben aufs neue Freude im Herrn, die Ärmsten der Menschen jubeln über den Heiligen Israels.
Jes 29:20 Gewaltmenschen gibt es nicht mehr, dahin sind die frechen Spötter, ausgerottet, die auf Bosheit bedacht sind,
Jes 29:21 die im Rechtsstreit Leute zur Sünde verführten, dem Richter Schlingen legten im Tor, den Schuldlosen durch Scheingründe verdrängten.
Jes 29:22 Darum spricht der Herr, der Abraham erlöste, zu Jakobs Haus: "Jakob wird jetzt nicht mehr beschämt, nicht mehr soll sein Antlitz erblassen!
Jes 29:23 Dann sehen seine Kinder das Werk meiner Hände in ihrer Mitte, dann heiligen sie meinen Namen; sie halten heilig den Heiligen Jakobs und fürchten den Gott Israels.
Jes 29:24 Die verirrten Geister kommen zur Einsicht, die Murrenden nehmen Belehrung an."
Jesaja Kapitel 30
Jes 30:1 "Wehe den störrischen Söhnen", spricht der Herr, "sie führen einen Plan aus, doch ohne mich, sie schließen ein Bündnis, nicht nach meinem Geist, um Sünde auf Sünde zu häufen!
Jes 30:2 Sie machen sich auf den Weg hinab nach Ägypten, ohne meine Auskunft erfragt zu haben. Sie fühlen sich stark in Pharaos Schutz, sie bergen sich im Schatten Ägyptens.
Jes 30:3 Zur Schande wird euch des Pharao Schutz, die Zuflucht im Schatten Ägyptens zur Schmach.
Jes 30:4 Denn waren seine Fürsten auch schon in Zoan, gelangten seine Boten bereits nach Hanes
Jes 30:5 alles wird voll Enttäuschung sein über das Volk, das ihnen nichts nützt; keine Hilfe, keinen Vorteil, sondern Schande und Schimpf bringt es!"
Jes 30:6 Im Lande der Not und Drangsal, der Leuen und knurrenden Löwen, der Schlangen und fliegenden Drachen, bringen sie auf dem Rücken von Eseln ihre Güter und auf dem Höcker von Kamelen ihre Schätze zum Volk, das nichts nützt.
Jes 30:7 Ägyptens Hilfe ist wertlos und nichtig; daher nenne ich es "Rahab, die Untätige".
Jes 30:8 Komm nun, schreibe es vor ihnen auf eine Tafel und lege es schriftlich fest; es sei für spätere Zeiten zum ewigen Zeugnis!
Jes 30:9 Denn ein Volk von Empörern sind sie, abtrünnige Söhne, Söhne, die kein Ohr haben für die Weisung des Herrn,
Jes 30:10 die zu den Sehern sagen: "Seht doch nicht!", zu den Schauenden: "Schaut nicht, was wahr ist! Sagt uns vielmehr Schmeicheleien, schaut uns Täuschungen!
Jes 30:11 Weicht ab vom Weg, biegt ab vom Pfad, hört auf vor uns mit dem Heiligen Israels!"
Jes 30:12 Darum spricht der Heilige Israels: "Weil ihr dies Wort verworfen und auf Verkehrtes und Verdrehtes vertraut und darauf euch gestützt habt,
Jes 30:13 darum sei euch diese Schuld wie ein herablaufender, klaffender Riß in einer hohen Mauer; plötzlich im Nu kann ihr Einsturz erfolgen.
Jes 30:14 Und ihr Zusammenbruch wird sein wie das Zerbersten von Töpfergeschirr, das man ohne Schonung zusammenschlägt; unter seinen Trümmern findet sich nicht einmal mehr eine Scherbe, um Glut vom Herd zu nehmen oder Wasser aus der Pfütze zu schöpfen."
Jes 30:15 Denn so sprach der Gebieter und Herr, der Heilige Israels: "Durch Gelassenheit und Ruhe findet ihr Rettung, im Stillsein und im Vertrauen liegt eure Kraft. Doch ihr habt nicht gewollt!
Jes 30:16 Ihr sagtet: "Nein, auf Pferdegespannen wollen wir fliegen!" - deshalb müßt ihr fliehen - "auf Rennwagen wollen wir fahren!" - deshalb rennen eure Verfolger.
Jes 30:17 Tausend werden zittern vor dem Kampfruf eines Einzigen! Vor dem Kampfruf von fünf Leuten werdet ihr fliehen, bis daß ihr nur noch als Rest übrigbleibt wie auf der Bergeskuppe eine Signalstange, wie ein Panier auf dem Hügel."
Jes 30:18 Darum zögert der Herr, euch huldvoll zu sein, darum rührt er sich nicht, sich euer zu erbarmen. Denn ein Gott des Rechtes ist der Herr. Heil allen, die auf ihn harren!
Jes 30:19 Ja, Volk auf Sion, das du wohnst in Jerusalem, du sollst nimmer weinen! Er wird dir gnädig sein nach deinem Hilferuf; sobald er ihn hört, erhört er dich.
Jes 30:20 Der Herr gibt euch zwar Brot der Drangsal und Wasser der Trübsal, doch dein Lehrmeister verbirgt sich fürderhin nicht mehr, und deine Augen schauen deinen Lehrer.
Jes 30:21 Deine Ohren vernehmen von rückwärts folgenden Zuruf: "Dies ist der Weg, auf dem ihr wandeln sollt", falls ihr nach rechts oder nach links abbiegen möchtet.
Jes 30:22 Dann entweihst du deiner Götzen Silberbeschlag und deiner Gußbilder goldenen Überzug; wie etwas Unreines wirfst du sie weg, als Unflat bezeichnest du sie.
Jes 30:23 Dann spendet er Regen für deine Saat, mit der du den Boden besäst. Das Getreide, das der Acker hervorbringt, saftig und fett wird es sein; dein Vieh soll weiden zu jener Zeit auf weitem Grund.
Jes 30:24 Die pflügenden Ochsen und Esel erhalten zum Fressen würziges Mengfutter, das mit Schaufel und Schippe geworfelt ist.
Jes 30:25 Auf jeglichem hohen Berg und auf jeglichem ragenden Hügel wird es Bäche fließenden Wassers geben am Tag des gewaltigen Mordens, wenn Türme fallen.
Jes 30:26 Das Licht des Mondes wird dem der Sonne gleich sein, das Licht der Sonne aber wird siebenfach, wie das Licht von sieben Tagen sein am Tag, da der Herr die Verletzungen seines Volkes verbindet und die ihm geschlagenen Wunden heilt.
Jes 30:27 Seht, von ferne naht der Name des Herrn: Lodernder Zorn, wuchtiges Gewölk, seine Lippen voll Groll, seine Zunge wie fressendes Feuer.
Jes 30:28 Sein Odem ist wie ein reißender Bach, der bis zum Halse hinaufreicht, um Nationen mit verkehrtem Joch hin- und herzuzerren und mit irreführendem Zaum an den Kinnbacken der Völker.
Jes 30:29 Lieder singt ihr alsdann wie bei der nächtlichen Festesfeier; freudigen Herzens seid ihr wie Pilger, die unter Flötenspiel wallen zum Berge des Herrn, zu Israels Fels.
Jes 30:30 Seine erhabene Stimme läßt der Herr vernehmen, läßt schauen die Kraft seines Arms, begleitet von grimmiger Wut, verzehrender Flamme, Sturm, Unwetter und Hagelsteinen.
Jes 30:31 Ja, vor dem Donner des Herrn wird Assur erbeben, wenn er dreinschlägt mit der Rute.
Jes 30:32 Jeglicher Hieb der Zuchtrute, den der Herr auf sie fallen läßt, erfolgt unter Paukenschlag und Zitherspiel; in Schlachten nach Art der Weiheopfer bekämpft er sie.
Jes 30:33 Denn schon längst ist eine Brandstätte gerüstet. [Auch sie ist für den Melech.] Tief und breit ist ihr Holzstoß geschichtet, Feuer und Holz sind da in Menge! Der Atem des Herrn zündet ihn an gleich einem Schwefelstrom.
Jesaja Kapitel 31
Jes 31:1 Wehe denen, die nach Ägypten um Hilfe ziehen, auf Rosse sich verlassen, auf Streitwagen vertrauen, deren Menge so groß ist, und auf Wagenkämpfer, weil sie so zahlreich sind! Aber auf den Heiligen Israels schauten sie nicht, und den Herrn befragten sie nicht!
Jes 31:2 Doch auch er ist weise, führt Unheil herbei und zieht seine Drohworte nicht zurück; er erhebt sich gegen das Haus der Frevler und gegen die Hilfe der Übeltäter.
Jes 31:3 Menschen sind die Ägypter, nicht Gott, und ihre Rosse sind Fleisch, nicht Geist. Streckt der Herr seine Hand aus, so strauchelt der Beschützer und fällt der Beschützte; beide gehen gemeinsam zugrunde!
Jes 31:4 Denn so sprach zu mir der Herr: "Wie der Löwe und Junglöwe, gegen den man die Vollzahl der Hirten zusammenrief, über seiner Beute knurrt, und wie er vor ihrem Geschrei nicht erschrickt und vor ihrem Gelärm sich nicht duckt, so steigt der Herr der Heere hinab zum Kampf auf dem Sionsberg und seiner Höhe.
Jes 31:5 Wie flatternde Vögel beschirmt der Herr der Heere Jerusalem; ja, er beschirmt, er entreißt, verschont und errettet.
Jes 31:6 Bekehrt euch zu dem, von dem die Söhne Israels so tief abgefallen sind!
Jes 31:7 Denn an jenem Tage verschmäht jedermann seine silbernen und goldenen Götzen, die eure Hände verfertigt haben zur Sünde.
Jes 31:8 Assur fällt durch das Schwert, doch nicht durch das Schwert eines Mannes; das Schwert wird es fressen, doch nicht das Schwert eines Menschen. Flieht es aber vor dem Schwert, dienen seine Krieger zur Zwangsarbeit.
Jes 31:9 Sein Fels (der König) wird vergehen vor Furcht, seine Führer verlassen vor Schreck das Panier." Ausspruch des Herrn, der auf Sion einen Feuerherd hat und einen Ofen zu Jerusalem.
Jesaja Kapitel 32
Jes 32:1 Siehe, es wird in Gerechtigkeit ein König herrschen, Fürsten werden nach Recht regieren.
Jes 32:2 Jeder wird sein wie ein Versteck, das vor Wind schützt, wie ein Obdach vor Regensturm, wie Wasserbäche im Dürrland, wie der Schatten wuchtiger Felsen im heißen Gebiet.
Jes 32:3 Da sind der Sehenden Augen nicht mehr verklebt, die Ohren der Hörenden lauschen gespannt.
Jes 32:4 Das Herz der Unbesonnenen kommt zur Einsicht, der Stotternden Zunge redet gewandt und klar.
Jes 32:5 Nimmer bezeichnet man Toren als Edle, Betrüger heißen nicht vornehm.
Jes 32:6 Denn nur Torheit redet der Tor, sein Herz sinnt auf Unheil. Ruchloses verübt er und redet Verkehrtes wider den Herrn. Leer läßt er ausgehen des Hungrigen Kehle, reicht dem Durstigen keinen Trunk.
Jes 32:7 Die Waffen des Betrügers sind übel; ein solcher sinnt nur auf Ränke, Geringe verdirbt er durch Reden voll Trug, selbst wenn der Arme sein Recht beweist.
Jes 32:8 Doch der Edle sinnt auf Edles, und nur für Edles tritt er ein.
Jes 32:9 Ihr sorglosen Frauen, wohlan! Hört meinen Ruf! Ihr zuversichtlichen Töchter, vernehmt meine Rede!
Jes 32:10 Im Spätjahr werdet ihr zittern, ihr Zuversichtlichen; denn vernichtet wird die Weinernte sein, eine Obsternte gibt es nicht.
Jes 32:11 Erbebt, ihr Sorglosen, zittert, ihr Zuversichtlichen! Entkleidet, entblößt euch und legt den Bußgürtel um die Hüften!
Jes 32:12 Schlagt euch an die Brüste und klagt um die lieblichen Felder, die fruchtbaren Weinstöcke,
Jes 32:13 um das Ackerland meines Volkes, das aufschießt in Dornen und Disteln, um alle Häuser voll Freude und um die fröhliche Stadt!
Jes 32:14 Denn der Palast ist verlassen, der Stadtlärm vorbei, Burgberg und Warte werden kahles Feld für lange Zeit, den Wildeseln zur Lust, den Herden ein Weideplatz.
Jes 32:15 Bis über uns sich ergießt ein Geist aus der Höhe. Dann wird zum Fruchtgarten die Steppe; der Fruchtgarten aber gilt als Wald.
Jes 32:16 In der Steppe wird wohnen das Recht, im Fruchtgarten weilt die Gerechtigkeit.
Jes 32:17 Die Gerechtigkeit aber bewirkt das Heil, und die Gerechtigkeit schafft ständige Ruhe und Sicherheit.
Jes 32:18 Auf einer Friedensaue wohnt mein Volk, an sicheren Stätten und sorglosen Ruheplätzen.
Jes 32:19 Stürzen aber wird, ja, stürzen der Wald und die Stadt in die Senkung versinken.
Jes 32:20 Heil euch, die ihr säen könnt an allen Gewässern und Ochs und Esel frei laufen laßt!
Jesaja Kapitel 33
Jes 33:1 Wehe dir, Verwüster, den man noch nicht verwüstet hat, wehe dir, Räuber, den man noch nicht beraubte! Bist du mit dem Verwüsten fertig, so wirst du verwüstet, bist du mit dem Rauben zu Ende, so beraubt man dich!
Jes 33:2 O Herr, sei uns gnädig, wir vertrauen auf dich, sei unser Arm an jeglichem Morgen, ja, unser Heil zur Zeit der Bedrängnis!
Jes 33:3 Vor dem lauten Getöse flüchten sich Völker; wenn du dich erhebst, zerstieben die Heiden.
Jes 33:4 Dann rafft man Beute, wie Heuschrecken raffen, wie Heupferde anstürmen, stürmt man darauf los.
Jes 33:5 Der Herr ist erhaben, denn er wohnt in der Höhe, erfüllt Sion mit Recht und Gerechtigkeit.
Jes 33:6 Seine Zeiten werden gesichert sein. Rettender Reichtum sind Weisheit und Kenntnis; die Furcht des Herrn sein Schatz.
Jes 33:7 Siehe, draußen schreien die Leute Ariels, die Friedensboten weinen gar bitter.
Jes 33:8 Verödet sind die Straßen, es ruhen die Pilger, den Bund hat man gebrochen, Städte geringgeschätzt, Menschen mißachtet!
Jes 33:9 Das Land welkt in Trauer dahin, beschämt steht der Libanon da und verdorrt. Der Steppe gleich ist der Saron; Basan und Karmel werfen das Laub ab.
Jes 33:10 "Jetzt aber stehe ich auf", spricht der Herr, "richte mich hoch und erhebe mich!
Jes 33:11 Schwanger geht ihr mit Heu, gebäret Stroh; mein Hauch ist wie Feuer, das euch verzehrt.
Jes 33:12 Ja, die Völker werden zu Kalk gebrannt, wie gehacktes Dornengestrüpp im Feuer entzündet.
Jes 33:13 Höret, ihr Fernen, was ich getan! Erkennt ihr Nahen, meine Kraft!"
Jes 33:14 Die Sünder auf Sion erbeben, die Ruchlosen werden von Zittern gepackt. Wer kann etwa weilen bei verzehrendem Feuer? Wer kann etwa weilen bei ständigen Gluten?
Jes 33:15 Wer da wandelt in Gerechtigkeit und rechtschaffen redet, wer Gewinn aus Erpressung verwirft, wer seine Hände schüttelt, um Bestechungsgeld abzulehnen, sein Ohr verstopft, um von Bluttat nichts zu hören, seine Augen verschließt, um nicht nach Bösem zu schielen.
Jes 33:16 Ein solcher wird auf Höhen wohnen; Felsenburgen sind seine Zuflucht. Sein Brot wird ihm zuteil; sein Wasser wird nie versiegen.
Jes 33:17 Den König in seiner Schönheit werden deine Augen erblicken, sie werden schauen ein weitausgedehntes Land.
Jes 33:18 Mit Schrecken wird überlegen dein Herz: Wo ist der Zähler, wo der Wäger, wo ist der Beamte, der die Türme zählte?
Jes 33:19 Das freche Volk wirst du nicht mehr sehen, das Volk mit dunkler, unverständlicher Rede, mit stammelnder Zunge, ganz sinnlos.
Jes 33:20 Schaue auf Sion, die Stadt unserer Feiern! Deine Augen erblicken Jerusalem als sichere Stätte, als Zelt, das nicht wandert, dessen Pflöcke man nie herausreißen wird und dessen Seile nicht brechen.
Jes 33:21 Vielmehr wird dort uns herrlich entstehen ein Ort mit Flüssen mit breiten Strömen. Kein Ruderschiff fährt darauf, kein stolzes Schiff überquert ihn.
Jes 33:22 Denn der Herr ist unser Richter, der Herr unser Gesetzgeber, der Herr unser König; er schafft uns Heil! 23a Seine Taue sind lose, sie halten nicht fest das Gestell ihres Mastbaumes, sie hissen das Segel nicht. 23b Alsdann verteilt auch ein Blinder Beute in Menge, Lahme gehen auf Plünderung aus. 24 Kein Einwohner wird mehr sprechen: "Ich bin krank". Das Volk, das dort wohnt, ist frei von Schuld.
Jesaja Kapitel 34
Jes 34:1 Herbei, ihr Nationen, hört zu! Ihr Völker, gebt acht! Es höre die Erde und was sie füllt; der Erdkreis und alles, was ihm entsprießt!
Jes 34:2 Denn wider alle Nationen ist der Herr ergrimmt, er grollt gegen all ihre Heere. Gebannt hat er sie, überliefert der Schlachtung.
Jes 34:3 Ihre Erschlagenen wirft man hin, ihrer Leichen Gestank steigt empor, Berge zerfließen von ihrem Blut.
Jes 34:4 Alle Hügel vergehen. Der Himmel rollt sich zusammen wie eine Buchrolle; all sein Heer welkt ab, wie das Laub vom Weinstock verwelkt, wie vom Feigenbaum welkendes Laub.
Jes 34:5 Hat sich mein Schwert berauscht am Himmel, dann fährt es auf Edom hinab, auf das Volk meines Bannes zum Gericht.
Jes 34:6 Der Herr führt ein Schwert, triefend von Blut und gesättigt mit Fett, von der Lämmer und Böcke Blut, vom Nierenfett der Widder. Denn in Bozra hält ein Opfer der Herr, ein großes Schlachten in Edom.
Jes 34:7 Da werden Büffel mit jenen stürzen, Farren zusammen mit Stieren, so daß ihr Land sich berauscht mit Blut und ihr Erdreich sich sättigt mit Fett.
Jes 34:8 Denn der Herr hat einen Rachetag, ein Jahr der Vergeltung für den Streit in Sion.
Jes 34:9 Seine Bäche wandeln sich um in Pech, sein Erdreich in Schwefel; sein Land wird zu brennendem Pech.
Jes 34:10 Es erlischt nicht bei Tag und Nacht, ständig steigt hoch sein Rauch; verwüstet bleibt es von Geschlecht zu Geschlecht, niemals mehr durchquert es ein Mensch.
Jes 34:11 Eulen und Käuzchen nehmen es in Besitz, Ohreulen und Raben wohnen darin; ausspannen wird darüber der Herr die Meßschnur der Verödung und die Setzwaage der Verödung.
Jes 34:12 Bockgestalten werden dort siedeln, seine Vornehmen werden nicht mehr sein; kein Königtum ruft man dort aus, all seine Fürsten sind nicht mehr da.
Jes 34:13 Dornen schießen in seinen Palästen auf, Unkraut und Dorngestrüpp in seinen Burgen. Für Schakale wird es ein Tummelplatz, ein Gehege für Strauße.
Jes 34:14 Fuchs und Luchs begegnen sich, struppige Böcke treffen einander; auch die Nachteule wird dort rasten, eine Ruhestatt finden für sich.
Jes 34:15 Die Pfeilschlange hat dort ihr Nest; sie legt, brütet aus und zieht Junge auf in seinem Schatten. Dort auch sammeln sich die Steppenweihen in Scharen.
Jes 34:16 Forscht im Buche des Herrn und lest es nach! Keines jener Tiere bleibt aus. Dabei braucht sich keines um das andere zu kümmern; denn der Mund des Herrn hat es geboten, sein Odem hat sie versammelt.
Jes 34:17 Er selbst warf ihnen das Los, mit der Meßschnur hat seine Hand es ihnen zugeteilt; auf immer werden sie es besitzen, von Geschlecht zu Geschlecht darin wohnen.
Jesaja Kapitel 35
Jes 35:1 Freuen sollen sich Wüste und Dürrland, die Steppe jubeln und sprießen!
Jes 35:2 Wie Blumen möge sie üppig sprießen und jubeln, ja, jubeln und jauchzen! Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr zuteil, die Pracht des Karmel und Saron. Jene schauen die Herrlichkeit des Herrn, die Pracht unseres Gottes.
Jes 35:3 Stärkt die schlaffen Hände und festigt die wankenden Knie.
Jes 35:4 Zu den Mutlosen sprecht: "Seid stark und fürchtet euch nicht! Seht da, euer Gott! Es kommt die Rache, die Vergeltung Gottes! Er selbst wird kommen und euch erlösen!"
Jes 35:5 Der Blinden Augen öffnen sich dann, der Tauben Ohren tun sich auf.
Jes 35:6 Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. Denn Wasser brechen in der Wüste hervor, Bäche im Steppenland.
Jes 35:7 Heißer Boden wird zum Teich, dürstendes Land zu Wasserquellen; an der Stätte, wo Schakale lagerten, entsteht Platz für Rohr und Schilf.
Jes 35:8 Eine feste Straße und einen Weg gibt es daselbst, "Heiligtumsweg" heißt man ihn; kein Unreiner wird ihn beschreiten, sondern seinem hinpilgernden Volke gehört er; Toren irren nicht umher.
Jes 35:9 Löwen gibt es dort nicht, kein reißendes Tier betritt ihn, keines trifft man dort an; nur Erlöste pilgern auf ihm.
Jes 35:10 Die Losgekauften des Herrn kehren zurück, sie gelangen mit Jauchzen nach Sion und ewige Freude bedeckt ihr Haupt; Jubel und Freude wird ihnen zuteil, Kummer und Seufzen entfliehen.
Jesaja Kapitel 36
Jes 36:1 Im vierzehnten Jahre des Königs Hiskia zog Sanherib, der König von Assur, gegen alle befestigten Städte Judas und nahm sie ein.
Jes 36:2 Der König von Assur sandte von Lachis aus den Obermundschenk mit einer großen Streitmacht zum König Hiskia nach Jerusalem. Er nahm Aufstellung an der Wasserleitung des oberen Teiches, an der Straße des Walkerfeldes.
Jes 36:3 Da gingen der Palastvorsteher Eljakim, der Sohn des Hiskia, der Staatsschreiber Sebna und der Kanzler Joach, der Sohn des Asaph, zu ihm hinaus.
Jes 36:4 Der Obermundschenk aber sprach zu ihnen: "Sagt doch Hiskia: So spricht der Großkönig, der König von Assur: Was ist das für ein Vertrauen, das du hegst?
Jes 36:5 Du denkst wohl, bloßes Lippengerede sei schon Rat und Stärke für den Krieg; nun, wem vertraust du denn eigentlich, daß du dich wider mich empört hast?
Jes 36:6 Siehe, du vertrautest auf jenen zerknickten Rohrstab, auf Ägypten, der jedem, der sich darauf stützt, in die Hand eindringt und sie durchbohrt. So handelt Pharao, der Ägypterkönig, an allen, die sich auf ihn verlassen.
Jes 36:7 Falls ihr mir nun aber erwidert: "Auf den Herrn, unsern Gott, vertrauen wir", dann erwägt: Ist nicht gerade er es, dessen Höhenheiligtümer und Altäre Hiskia entfernt hat? Er befahl Juda und Jerusalem: "Nur vor diesem Altar sollt ihr anbeten!"
Jes 36:8 Nun aber, geht doch mit meinem Herrn, dem König von Assur, eine Wette ein: zweitausend Pferde gebe ich dir, wenn du nur die Reiter dazu stellen kannst.
Jes 36:9 Wie wolltest du auch nur einen einzigen Anführer von den geringsten Knechten meines Gebieters in die Flucht schlagen? Doch du vertraust ja auf Ägypten wegen der Kriegswagen und deren Besatzung!
Jes 36:10 Und außerdem, bin ich etwa ohne Zutun des Herrn wider dieses Land gezogen? Der Herr hat es mir vielmehr gesagt: Ziehe hinauf gegen dieses Land, und verwüste es!"
Jes 36:11 Da baten Eljakim, Sebna und Joach den Obermundschenk: "Rede doch mit deinen Knechten aramäisch, denn wir verstehen es! Rede aber nicht judäisch mit uns vor den Ohren des Volkes, das auf der Mauer steht!"
Jes 36:12 Der Obermundschenk aber erwiderte ihnen: "Hat mich mein Gebieter nur zu deinem Herrn und zu dir geschickt, um dieses zu sagen, und nicht auch zu den Männern, die auf der Mauer sitzen und schließlich mit euch zusammen ihren eigenen Kot essen und ihren Harn trinken müssen?"
Jes 36:13 Da trat der Obermundschenk vor, rief mit lauter Stimme auf judäisch und sprach: "Höret die Worte des Großkönigs, des Königs von Assur!
Jes 36:14 So spricht der König: Hiskia soll euch nicht betören; denn er kann euch nicht retten!
Jes 36:15 Hiskia soll euer Vertrauen nicht auf den Herrn lenken mit den Worten: "Ganz sicher wird der Herr uns erretten; diese Stadt wird nicht in die Gewalt des Königs von Assur überliefert werden."
Jes 36:16 Hört nicht auf Hiskia; denn so spricht der König von Assur: Trefft doch mit mir eine Vereinbarung, lauft zu mir über! Jeder kann sich dann von seinem Weinstock und von seinem Feigenbaum ernähren und von seinem eigenen Zisternenwasser trinken,
Jes 36:17 bis daß ich komme und euch in ein Land herübernehme, das eurem Lande gleichwertig ist, in ein Land voll Getreide und Most, ein Land voll Brot und Weinbergen.
Jes 36:18 Hiskia soll euch nicht betrügen, indem er spricht: "Der Herr wird uns erretten!" Haben denn etwa die einzelnen Götter der Völker ihr Land aus der Gewalt des Königs von Assur errettet?
Jes 36:19 Wo blieben denn die Götter von Hamat und Arpad? Wo die Götter von Sepharwajim? Haben sie etwa Samaria aus meiner Gewalt errettet?
Jes 36:20 Wer unter allen Göttern jener Länder hat denn sein Land aus meiner Gewalt errettet? Und da soll der Herr Jerusalem aus meiner Gewalt erretten?"
Jes 36:21 Da schwieg man und antwortete ihm kein Wort; denn so lautete der Befehl des Königs: "Ihr sollt ihm nichts entgegnen!"
Jes 36:22 Dann begaben sich der Palastvorsteher Eljakim, der Sohn des Hilkia, der Staatsschreiber Sebna und der Kanzler Joach, der Sohn Asaphs, zu Hiskia. Ihre Kleider hatten sie zerrissen, und sie berichteten ihm von den Reden des Obermundschenken.
Jesaja Kapitel 37
Jes 37:1 Der König Hiskia hörte dies, zerriß seine Kleider, hüllte sich in das Trauergewand und begabsich in das Haus des Herrn.
Jes 37:2 Dann sandte er den Palastvorsteher Eljakim, den Staatsschreiber Sebna und die Ältesten der Priester, in Trauergewänder gehüllt, zum Propheten Isaias, dem Sohne des Amoz.
Jes 37:3 Sie sagten zu ihm: "So spricht Hiskia: Ein Tag der Drangsal, der Züchtigung und der Schmähung ist der heutige Tag; denn Kinder kamen bis an den Muttermund, doch es fehlt die Kraft zum Gebären.
Jes 37:4 Vielleicht vernahm der Herr, dein Gott, die Hohnreden des Obermundschenken, den sein Herr, der König von Assur, geschickt hat, um den lebendigen Gott zu schmähen, und bestraft die Reden, die der Herr, dein Gott, gehört hat. Lege also Fürbitte ein für den Rest, der noch geblieben ist."
Jes 37:5 Als so die Knechte des Königs Hiskia zu Isaias gekommen waren,
Jes 37:6 sprach Isaias zu ihnen: "Sagt folgendes zu eurem Gebieter: So spricht der Herr: Fürchte dich nicht vor den Hohnreden, die du hören mußtest, womit die Buben des Königs von Assur mich geschmäht haben!
Jes 37:7 Siehe, ich werde jenem einen Geist eingeben; er wird eine Kunde vernehmen und dann in sein Land zurückkehren. Ich werde ihn aber durch das Schwert in seinem eigenen Lande fallen lassen."
Jes 37:8 Der Obermundschenk kehrte zurück und traf den König von Assur im Kampfe gegen Libna. Er hatte nämlich erfahren, daß dieser von Lachis abgezogen sei;
Jes 37:9 denn er hörte, daß Tirhaka, der König von Kusch, gegen ihn zum Streit ausgerückt war. Da schickte er nochmals Boten an Hiskia mit dem Auftrag:
Jes 37:10 "So sollt ihr zu Hiskia, dem König von Juda, sprechen: Dein Gott, auf den du vertraust, soll dich nicht darüber hinwegtäuschen, daß Jerusalem in die Hand des Königs von Assur fallen wird!
Jes 37:11 Siehe, du selbst hast ja gehört, wie die Könige von Assur mit allen Ländern verfahren sind: Den Bann vollstreckten sie an ihnen; und du solltest etwa gerettet werden?
Jes 37:12 Haben denn die Götter der von meinen Vätern vernichteten Völker jene gerettet, nämlich Gosan, Charan, Rezeph und die Söhne von Eden in Telassar?
Jes 37:13 Wo ist denn der König von Hamat, der von Arpad, der von der Stadt Sepharwajim, von Hena und von Iwwa?"
Jes 37:14 Da nahm Hiskia das Schreiben aus der Hand der Boten und las es. Dann begab er sich in den Tempel hinauf und breitete es vor dem Herrn aus.
Jes 37:15 Hiskia betete vor dem Herrn:
Jes 37:16 "Herr der Heere, Gott Israels, der du auf den Kerubim thronst, du allein bist der Gott über alle Königreiche der Erde! Du hast den Himmel und die Erde erschaffen.
Jes 37:17 Neige, o Herr, dein Ohr und höre; öffne, o Herr, deine Augen und schaue! Höre alle Drohworte Sanheribs, die er übermittelt hat, den lebendigen Gott zu verhöhnen!
Jes 37:18 Es ist wahr, o Herr, verwüstet haben die Könige von Assur alle Völker und deren Länder.
Jes 37:19 Sie haben ihre Götter ins Feuer geworfen; denn es waren ja überhaupt keine Götter, sondern Gebilde von Menschenhand, Holz und Stein, die man vernichten konnte.
Jes 37:20 Nun aber, Herr, unser Gott, errette uns aus seiner Hand, damit alle Königreiche der Erde erkennen, daß du, o Herr, allein Gott bist!"
Jes 37:21 Da sandte Isaias, der Sohn des Amoz, an Hiskia und ließ sagen: "So spricht der Herr, der Gott Israels: "Ich habe gehört, um was du Sanheribs wegen, des Königs von Assur, zu mir gebetet hast."
Jes 37:22 Dies nun ist der Spruch, den der Herr über ihn verkündet hat: "Es verachtet dich, es spottet dein die Jungfrau, die Tochter Sion. Hinter dir her schüttelt das Haupt die Tochter Jerusalem.
Jes 37:23 Wen hast du gelästert, wen geschmäht, gegen wen die Stimme erhoben und deine Augen hochmütig emporgerichtet? Gegen den Heiligen Israels!
Jes 37:24 Durch deine Knechte hast du den Herrn beschimpft. Du dachtest dir: "Mit meiner Wagenmenge erklomm ich die Höhen der Berge, des Libanon entlegensten Teil. Seine ragenden Zedern hab' ich gefällt, die schönsten seiner Zypressen. Ich drang bis zu seiner höchsten Höhe, in seines Baumgartens Dickicht.
Jes 37:25 Brunnen grub ich und trank fremde Wasser. Ich trocknete mit meiner Füße Tritt alle Ströme Ägyptens. -
Jes 37:26 Ist dir folgendes entgangen? Seit langem habe ich dies so gefügt, seit den Tagen der Vorzeit geplant, und jetzt ließ ich es eintreten! Es geschah, um zu wüsten Trümmerhaufen befestigte Städte zu zerstören.
Jes 37:27 Ihre Bewohner erbebten in Ohnmacht, Schande kam über sie; sie wurden wie Kraut auf dem Feld und wie sprießendes Grün, wie Gras auf den Dächern, das verdorrt vor dem Ostwind.
Jes 37:28 Mir ist dein Aufstehen und Ruhen, dein Gehen und Kommen bekannt, und auch dein Toben wider mich.
Jes 37:29 Und weil du tobtest gegen mich, dein Lärmen mir zu Ohren drang, darum ziehe ich dir durch die Nase meinen Ring, zwischen deine Lippen meinen Zaum; ich bringe dich zurück auf dem Weg, den du kamst!" -
Jes 37:30 Zum Zeichen diene dir dies: Heuer ißt man den Nachwuchs, im zweiten Jahr den Brachwuchs, im dritten Jahr aber säet und erntet, pflanzt Weinberge an und eßt deren Frucht!
Jes 37:31 Was dann entronnen von Judas Haus, was übrigblieb, treibt wieder Wurzeln nach unten und zeitigt Früchte nach oben.
Jes 37:32 Denn von Jerusalem geht ein Rest aus, eine gerettete Schar vom Berge Sion. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies bewirken.
Jes 37:33 Darum spricht der Herr über den König von Assur: "In diese Stadt kommt er nicht, schießt keinen Pfeil hinein; er rennt sie nicht an mit dem Schild, wirft keinen Wall wider sie auf.
Jes 37:34 Des Weges, den er kam, wird er abziehen, aber in diese Stadt dringt er nicht ein" - Spruch des Herrn.
Jes 37:35 "Umhegen will ich diese Stadt zu ihrem Heil, um meinetwillen und meines Knechtes David willen!""
Jes 37:36 In jener Nacht zog der Engel des Herrn aus. Er erschlug im assyrischen Lager hundertfünfundachtzigtausend Mann. Als man am Morgen aufstand, da waren diese alle entseelte Leichen.
Jes 37:37 Nun brach Sanherib, der König von Assur, auf, zog heimwärts und blieb in Ninive.
Jes 37:38 Als er sich einstmals im Tempel seines Gottes Nisroch zur Anbetung niederwarf, erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert. Sie flüchteten danach in das Land Ararat. Sein Sohn Asarhaddon folgte ihm in der Königsherrschaft.
Jesaja Kapitel 38
Jes 38:1 In jenen Tagen wurde Hiskia auf den Tod krank. Da begab sich zu ihm der Prophet Isaias, der Sohn des Amoz, und sprach zu ihm: "So spricht der Herr: Bestelle dein Haus, denn sterben wirst du und nicht mehr am Leben bleiben!"
Jes 38:2 Da wandte Hiskia sein Antlitz zur Wand und flehte zum Herrn.
Jes 38:3 Er sprach: "Ach, Herr, bedenke doch, wie ich in Treue und mit vollster Herzenshingabe vor deinem Antlitz gewandelt bin und getan habe, was deinen Augen wohlgefällig ist!" Dann brach Hiskia in lautes Weinen aus.
Jes 38:4 Da erging das Wort des Herrn an Isaias:
Jes 38:5 "Gehe hin und sage zu Hiskia: So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört, deine Tränen gesehen. Wohlan, ich will zu deinen Lebenstagen noch fünfzehn Jahre hinzufügen!
Jes 38:6 Auch aus der Hand des Königs von Assur will ich dich und diese Stadt erretten; ich will diese Stadt beschirmen.
Jes 38:7 Und dies sei dir das Zeichen vom Herrn dafür, daß der Herr dieses Wort, das er gesprochen hat, auch verwirklichen wird:
Jes 38:8 Siehe, ich lasse den Schatten auf den Stufen, welche die Sonne auf der Treppe des Achas hinabgegangen ist, wieder um zehn Stufen zurückgehen!" Da ging die Sonne um zehn Stufen zurück auf den Stufen, welche sie hinabgegangen war.
Jes 38:9 Ein Lied des Hiskia, des Königs von Juda, als er krank war und von seiner Krankheit sich erholte.
Jes 38:10 "Ich sprach in meiner Klage: Ich habe meine Tage durchlaufen, zu den Toren der Unterwelt bin ich beordert für den Rest meiner Jahre.
Jes 38:11 Ich sprach: Nicht mehr werde den Herrn ich sehen im Land der Lebendigen, keinen Menschen mehr schauen bei den Bewohnern der Welt.
Jes 38:12 Abgebrochen ist mein Lager und von mir weggenommen wie ein Hirtenzelt. Wie ein Weber habe ich zusammengerollt mein Leben. Er schneidet mich ab vom Gewebe. In der kurzen Zeit vom Tag bis zur Nacht führst du mein Ende herbei.
Jes 38:13 Ich schreie bis zum Morgen um Hilfe; wie ein Löwe zermalmt er mir sämtliche Knochen.
Jes 38:14 Wie eine Schwalbe, so seufze ich, gurre wie eine Taube. Matt blicken meine Augen nach oben; Herr, in Drangsal bin ich, tritt für mich ein!
Jes 38:15 Was soll ich reden, was ihm sagen, da er selbst es bewirkt? Fahren lasse ich all meine Jahre ob der Bitterkeit meiner Seele.
Jes 38:16 Herr, trotzdem will man leben, und in ihnen allen verläuft das Leben meines Odems. Laß mich gesunden und genesen!
Jes 38:17 Siehe, meine große Bitternis ward mir zum Heile. Du bewahrtest meine Seele vor der Grube der Vernichtung; ja, du hast hinter dich geworfen alle meine Sünden!
Jes 38:18 Denn die Unterwelt preist dich nicht, nicht rühmt dich der Tod; die zur Grube Gestiegenen harren nicht mehr auf deine Treue.
Jes 38:19 Wer da lebt, ja lebt, der preist dich wie ich heute! Es kündet der Vater den Söhnen von deiner Treue.
Jes 38:20 Der Herr war bereit, mich zu retten. Darum lassen wir klingen unser Saitenspiel all unsere Lebenstage beim Hause des Herrn!"
Jes 38:21 Isaias befahl: "Man nehme einen Feigenkuchen und streiche ihn auf die Geschwulst, damit er genese!"
Jes 38:22 Hiskia entgegnete: "Welches ist das Zeichen, daß ich wieder zum Hause des Herrn hinaufgehen kann?"
Jesaja Kapitel 39
Jes 39:1 In jener Zeit sandte Merodach-Baladan, der Sohn Baladans, der König von Babel, ein Schreiben nebst Geschenken an Hiskia, da er gehört hatte, daß er krank gewesen und wieder genesen sei.
Jes 39:2 Hiskia freute sich darüber und zeigte ihnen sein Schatzhaus, das Silber und das Gold, die Spezereien und das kostbare Öl, sein ganzes Zeughaus sowie alles, was sich in seinen Schatzkammern befand. In seinem Haus und in seinem ganzen Herrschaftsbereich gab es nichts, was Hiskia ihnen nicht gezeigt hätte.
Jes 39:3 Da begab sich der Prophet Isaias zum König Hiskia und fragte ihn: "Was sagten jene Männer? Woher sind sie zu dir gekommen?" Hiskia antwortete: "Aus einem fernen Land sind sie zu mir gekommen, aus Babel."
Jes 39:4 Da fragte er weiter: "Was haben sie in deinem Palast gesehen?" Hiskia gab zur Antwort: "Alles, was sich in meinem Palaste befindet, besichtigten sie. Es gibt in meinen Schatzkammern nichts, das ich ihnen nicht gezeigt hätte."
Jes 39:5 Da sprach Isaias zu Hiskia: "Höre das Wort des Herrn der Heerscharen!
Jes 39:6 Fürwahr, Tage kommen, da wird man alles, was in deinem Palast ist und was deine Ahnen bis heute angehäuft haben, nach Babel bringen; nichts wird übrigbleiben, so spricht der Herr.
Jes 39:7 Auch von deinen leiblichen Söhnen, die dir geboren werden, wird man einige nehmen, damit sie als Kämmerer im Palast des Königs von Babel dienen."
Jes 39:8 Darauf antwortete Hiskia dem Isaias: "Das Wort des Herrn, das du verkündet hast, ist gut!" Er dachte nämlich: "Wenn nur beständiger Friede in meinen Tagen bleibt!"
Jesaja Kapitel 40
Jes 40:1 "Tröstet, ja tröstet mein Volk", spricht euer Gott.
Jes 40:2 Redet Jerusalem zu Herzen und rufet ihm zu, daß erfüllt ist sein Kriegsdienst, bezahlt seine Schuld. Denn Doppeltes empfing es aus der Hand des Herrn für all seine Sünden.
Jes 40:3 Eines Rufenden Stimme: "In der Wüste bahnt einen Weg für den Herrn, ebnet in der Steppe einen Pfad für unseren Gott!
Jes 40:4 Es hebe sich jedes Tal, es senke sich jeder Berg und Hügel; was uneben ist, werde zur Ebene, das Hügelige zum Flachland!
Jes 40:5 Ja, offenbar wird die Herrlichkeit des Herrn, und alles Fleisch wird sie schauen; denn des Herrn Mund hat gesprochen."
Jes 40:6 Eines Redenden Stimme: "Predige!" Da sprach ich: "Was denn soll ich predigen?" "Alles Fleisch ist Gras, all seine Pracht wie die Blume der Flur.
Jes 40:7 Das Gras verdorrt, die Blume welkt hin, sobald des Herrn Odem sie anbläst.
Jes 40:8 Das Gras verdorrt, die Blume welkt hin, doch unseres Gottes Wort besteht auf ewig."
Jes 40:9 Auf hohen Berg steige hinauf, Frohbotin Sion, erhebe mit Macht deinen Ruf, Frohbotin Jerusalem; erhebe ihn, fürchte dich nicht! Zu Judas Städten sprich: "Seht da, euer Gott!
Jes 40:10 Seht, der Gebieter und Herr naht mit Macht, sein Arm waltet für ihn! Seht, die er erworben, kommen mit ihm und die er sich verdient hat, ziehen vor ihm her!
Jes 40:11 Seine Herde weidet er wie ein Hirt, mit seinem Arm sammelt er die Lämmer; er trägt sie an seiner Brust, die Mutterschafe leitet er sacht."
Jes 40:12 Wer ist's, der die Wasser maß mit seiner hohlen Hand und mit der Spanne den Himmel begrenzte? Wer faßte mit dem Hohlmaß den Erdenstaub, wer wog mit der Waage die Berge ab, wer mit den Waagschalen die Hügel?
Jes 40:13 Wer bestimmte den Geist des Herrn, wer war sein Ratgeber, der ihn unterwies?
Jes 40:14 Mit wem hielt er Ratschlag, daß er ihn beriet und ihn belehrte über den rechten Pfad, auf den Weg der Einsicht ihn hinwies?
Jes 40:15 Seht, Völker sind wie ein Tropfen am Eimer, wie Stäubchen an der Waagschale gelten sie ihm. Fürwahr, Inseln sind an Gewicht dem Sandkorn gleich.
Jes 40:16 Der Libanon hat an Brennholz zu wenig, sein Wild reicht zum Opfer nicht aus.
Jes 40:17 Alle Völker sind vor ihm wie ein Nichts, weniger als null und nichtig gelten sie ihm.
Jes 40:18 Wem vergleicht ihr nun Gott, was wollt ihr Ähnliches neben ihn stellen?
Jes 40:19 Der Künstler gießt das Götzenbild, der Feinschmied überzieht es mit Gold, silberne Ketten fertigt er an.
Jes 40:20 Der Arme aber wählt als Weihegabe unverwesliches Holz, sucht sich einen geschickten Künstler, damit er ein Götzenbild errichte, das nicht wankt.
Jes 40:21 Wißt ihr es nicht, hört ihr es nicht, ward es euch nicht kund von Anbeginn an, habt ihr es nicht seit Gründung der Welt erfaßt?
Jes 40:22 Er ist es, der da thront über dem Erdenrund, dessen Bewohner wie Heuschrecken sind, der den Himmel wie einen Schleier ausspannt und ihn ausbreitet wie ein Wohnzelt,
Jes 40:23 der Fürsten zunichte macht, Richter der Erde in Nichts umwandelt;
Jes 40:24 kaum sind sie gepflanzt, kaum gesät, kaum wurzelt ihr Stamm in der Erde, da bläst er sie an, so daß sie verdorren, ein Windstoß trägt sie wie Spreu davon.
Jes 40:25 "Mit wem also vergleicht ihr mich, dem ich ähnlich wäre?" spricht der Heilige.
Jes 40:26 Erhebt eure Augen zur Himmelshöhe und seht: Wer hat diese Gestirne erschaffen? Er, der abgezählt ihr Heer herausführt, sie alle mit Namen ruft; dem Kräftigen, Machtgewaltigen fehlt auch nicht eines.
Jes 40:27 Warum sagst du, Jakob, und sprichst du, Israel: "Mein Wandel ist verborgen dem Herrn, und mein Recht entgeht meinem Gott?"
Jes 40:28 Weißt du es nicht, hast du es nicht gehört? Ein ewiger Gott ist der Herr, Schöpfer der Enden der Erde; er wird nicht müde und wird nicht matt, unergründlich ist seine Einsicht.
Jes 40:29 Er gibt dem Ermüdenden Kraft, vermehrt des Ohnmächtigen Stärke.
Jes 40:30 Jünglinge werden müde und matt, Jungkrieger straucheln gar kläglich.
Jes 40:31 Die aber dem Herrn vertrauen, erneuern die Kraft; sie bilden Flügel den Adlern gleich, sie laufen und werden nicht matt, sie ziehen dahin und ermüden nicht.
Jesaja Kapitel 41
Jes 41:1 "Schweigend horchet auf mich, ihr Inseln, und Völker sollen die Kraft erneuern! Sie mögen sich nahen und alsdann reden! Gemeinsam laßt uns zum Rechtsstreit treten!
Jes 41:2 Wer hat aus dem Osten den erweckt, dem Erfolg sich an die Ferse heftet? Völker gab er in seine Gewalt, Könige unterjochte er ihm. Es wandelt sein Schwert sie in Staub, sein Bogen in Spreu, die zerstiebt.
Jes 41:3 Er setzt ihnen nach, zieht unversehrt weiter, berührt kaum den Pfad mit den Füßen.
Jes 41:4 Wer hat es bewirkt, wer vollbracht? Er, der die Geschlechter von Anfang an rief! Ich, der Herr, bin der Erste, und bei den Letzten bin ich derselbe!
Jes 41:5 Das schauten die Inseln und gerieten in Furcht, die Enden der Erde erbebten. Sie nahten heran und kamen.
Jes 41:6 Einer hilft dem andern und spricht zu seinen Genossen: "Mutig voran!"
Jes 41:7 Der Künstler ermutigt den Feinschmied, den Spengler, den Plattenschmied. Er spricht von der Lötung: "Gut ist sie!" Er befestigt mit Nägeln das Götzenbild, damit es nicht wackelt.
Jes 41:8 Du aber, Israel, mein Knecht, und Jakob, den ich erwählt, Sproß Abrahams, meines Freundes,
Jes 41:9 den ich geholt von den Enden der Erde, von ihren entlegensten Teilen herbeirief, zu dem ich sprach: "Mein Knecht bist du, den ich erwählte und nicht verwarf!"
Jes 41:10 Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich, ja, ich helfe dir; ich halte dich fest mit meiner heilbringenden Rechten!
Jes 41:11 Erröten sollen und sich schämen alle, die dir zürnen; die wider dich streiten, werden zunichte und gehen zugrunde.
Jes 41:12 Du suchst sie und findest sie nimmer, die Zänker wider dich; deine Bekämpfer sind null und nichtig geworden.
Jes 41:13 Denn ich, der Herr, bin dein Gott, der deine Rechte festhält, der zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!
Jes 41:14 Hab keine Furcht, du Würmlein Jakob, ihr Leute von Israel! Ich helfe dir", ist der Spruch des Herrn, "dein Erlöser ist der Heilige Israels!
Jes 41:15 Siehe, zu einem scharfen Dreschschlitten, zu einem neuen mit vielen Schneiden, mache ich dich; Berge sollst du dreschen und zermalmen und Hügel verwandeln in Spreu!
Jes 41:16 Du worfelst sie; der Wind jagt sie fort, der Sturm zerstreut sie; du selbst aber freust dich im Herrn, rühmst dich im Heiligen Israels!
Jes 41:17 Die Armen und Elenden suchen nach Wasser, doch keines ist da; ihre Zunge ist vertrocknet vor Durst; ich, der Herr, erhöre sie, ich, Israels Gott, verlasse sie nicht!
Jes 41:18 Auf kahlen Höhen will ich Ströme auftun, inmitten von Talgründen Quellen; Wüsten mache ich zu Teichen; zu sprudelnden Wassern das Dürrland.
Jes 41:19 In der Wüste pflanze ich Zedern, Akazien, Myrten und Ölbäume; Zypressen setze ich in der Steppe, Eschen und Fichten beieinander.
Jes 41:20 Sie sollen es schauen und erkennen, merken und einsehen alle, daß des Herrn Hand dies tat und der Heilige Israels es erschuf."
Jes 41:21 "Bringt herbei euren Streitfall", spricht der Herr, "legt eure Beweise dar", spricht der König Jakobs.
Jes 41:22 Sie sollen herantreten und uns künden, was eintreten wird! Das Vergangene gebt kund, wie es war, damit wir es zu Herzen nehmen und seine Folgen erkennen! Oder laßt uns das Künftige hören!
Jes 41:23 Kündet, was in der Zukunft kommt, auf daß wir merken, daß ihr Götter seid! Fürwahr, tut Gutes und Böses, damit wir erstaunt und erschreckt sind zugleich!
Jes 41:24 Siehe,ihr seid nichts, und nichtig ist euer Tun; abscheulich ist, wer euch erwählt!
Jes 41:25 "Aus dem Norden erweckte ich ihn, und er kam, aus dem Osten den, der meinen Namen anruft. Er zerstampfte Machthaber wie Lehm, wie ein Töpfer, der Tonerde tritt."
Jes 41:26 Wer tat dies von Anfang an kund, daß wir es wußten, schon früher, so daß wir sprachen: "Es stimmt."? Kein Künder war da, kein Melder, keiner, der die Worte von euch gehört hätte:
Jes 41:27 "Als erster an Sion: Siehe, hier sind sie, und für Jerusalem entbiete ich einen Freudenboten."
Jes 41:28 Ich blickte umher, da war niemand; unter jenen gab es keinen Berater, so daß ich sie hätte befragen können und sie mir geantwortet hätten.
Jes 41:29 Seht, sie alle sind Wahn, ihr Tun ist nichtig, ihre Götterbilder sind Luft und Nichts.
Jesaja Kapitel 42
Jes 42:1 "Siehe, mein Knecht, den ich halte, mein Erwählter, der mir gefällt! Ich legte auf ihn meinen Geist; er bringt den Völkern das Recht.
Jes 42:2 Er schreit nicht und erhebt nicht seine Stimme, läßt sie nicht hören auf der Straße.
Jes 42:3 Geknicktes Rohr zerbricht er nicht, glimmenden Docht löscht er nicht aus; in Treue bringt er das Recht.
Jes 42:4 Er selbst wird nicht matt, nicht knickt er zusammen, bis er auf Erden das Recht festsetzt und auf seine Weisung die Inseln harren."
Jes 42:5 So spricht Gott, der Herr, der den Himmel schuf und ausspannte, der die Erde formte und ihre Gewächse, der Atem gab dem Volke auf ihr und Lebenshauch denen, die auf ihr wandeln:
Jes 42:6 "Ich, der Herr, berief dich in Huld, ergriff und behütete dich. Ich machte dich zum Bund des Volkes, zum Licht der Heiden.
Jes 42:7 Blinde Augen sollst du öffnen, Gefangene aus dem Kerker führen, aus dem Gefängnis die Bewohner der Finsternis.
Jes 42:8 Ich bin der "Herr", das ist mein Name. Meine Ehre gebe ich keinem anderen und meinen Ruhm nicht den Götzen.
Jes 42:9 Seht, das früher Vorausgesagte traf ein; Neues künde ich nun; bevor es noch sprießt, laß ich euch es hören."
Jes 42:10 Singet dem Herrn ein neues Lied, seinen Preis bis ans Ende der Erde! Es jauchze das Meer und was es füllt, die Inseln und ihre Bewohner!
Jes 42:11 Es juble die Wüste samt ihren Städten, dazu die Gehöfte, die Kedar bewohnt! Frohlocken sollen die Felsbewohner, laut rufen vom Gipfel der Berge her!
Jes 42:12 Sie mögen dem Herrn die Ehre, auf den Inseln seinen Ruhm verkünden!
Jes 42:13 Der Herr zieht aus wie ein Held, wie ein Kriegsmann facht er die Kampflust an, den Kriegsruf erhebt er und schreit, besiegt seine Feinde.
Jes 42:14 "Seit ungemessenen Zeiten schwieg ich still, blieb ruhig und hielt an mich. Wie eine Gebärende will ich nun schreien, schnauben und schnaufen zugleich!
Jes 42:15 Ich trockne Berge und Hügel aus, all ihr Grünes lasse ich welken; ich mache Ströme zu Inseln, und Wasserteiche lege ich trocken.
Jes 42:16 Ich führe Blinde auf Wegen, die sie nicht kennen, auf Pfaden, die sie nicht kennen, lasse ich sie schreiten, mache Dunkel vor ihnen zum Licht und Krummes zur ebenen Fläche. Dies sind die Dinge, die ich vollbringe und die ich nicht lasse.
Jes 42:17 Zurückweichen sollen und tief sich schämen, die auf Götzenbilder vertrauen, die zu Gußbildern sagen: "Unsere Götter seid ihr!""
Jes 42:18 Ihr Tauben, vernehmt; ihr Blinden, schauet und blicket!
Jes 42:19 Wer ist blind, wenn nicht mein Knecht, wer taub wie mein Bote, den ich sende? Wer ist blind wie der Vertraute und taub wie der Knecht des Herrn?
Jes 42:20 Vieles hast du gesehen, doch nicht beachtet; mit offenen Ohren hörtest du nicht.
Jes 42:21 Der Herr wollte um seiner Gerechtigkeit willen das Gesetz groß und herrlich machen.
Jes 42:22 Ein Volk ist es jetzt, geplündert, beraubt, in Kerkerlöchern gefesselt allesamt, in Gefangenenhäuser gesperrt. Sie sind zum Raub geworden, und keiner rettet, zur Plünderung gegeben, und niemand sagt: "Gib zurück!"
Jes 42:23 Wer unter euch horcht hierauf, lauscht und hört für die Zukunft?
Jes 42:24 Wer gab Jakob der Plünderung preis und Israel den Räubern? War es nicht der Herr, an dem wir gesündigt, auf dessen Wegen man nicht wandeln wollte, auf dessen Gesetz man nicht hörte?
Jes 42:25 Da goß er aus über ihn die Glut seines Zornes, des Krieges Gewalt; sie loderte rings um ihn, doch merkte er's nicht; sie versengte ihn, doch er achtete nicht darauf.
Jesaja Kapitel 43
Jes 43:1 Jetzt aber redet der Herr, der dich, Jakob, erschuf, der dich, Israel, formte: "Fürchte dich nicht, denn ich erlöse dich, rufe dich beim Namen, mein bist du!
Jes 43:2 Schreitest du durch Wasser, ich bin bei dir, durch Ströme, sie schwemmen dich nicht fort; gehst du durch Feuer, du wirst nicht versengt, und die Flamme verbrennt dich nicht!
Jes 43:3 Denn der Herr bin ich, dein Gott, der Heilige Israels, der dir hilft: ich gebe für dich Ägypten als Lösegeld hin, Kusch und Saba an deiner Statt;
Jes 43:4 darum, weil du mir so wertvoll bist, hochgeehrt und von mir geliebt, gebe ich Menschen preis für dich und Völker für dein Leben.
Jes 43:5 Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir! Vom Osten bringe ich deine Kinder herbei, vom Westen her sammle ich dich;
Jes 43:6 zum Norden spreche ich: Gib heraus!, zum Süden: Halt nicht zurück! Bring her meine Söhne von fern, meine Töchter vom Ende der Erde,
Jes 43:7 jeden, der meinen Namen trägt und den ich zu meiner Ehre erschuf, bildete und machte!
Jes 43:8 Man führe das Volk heraus, das blind ist, obwohl es Augen besitzt, taub ist, obwohl es Ohren hat!
Jes 43:9 Alle Völker sollen sich versammeln, Nationen zusammenkommen! Wer unter ihnen kann solches verkünden und das früher Vorausgesagte uns mitteilen? Ihre Zeugen mögen sie bringen, damit sie recht bekommen, und damit man höre und spreche: "Ganz richtig!"
Jes 43:10 Ihr seid meine Zeugen", Spruch des Herrn, "und mein Knecht, den ich erwählt, damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, daß ich es bin! Vor mir ward kein Gott gebildet, und nach mir wird keiner je sein.
Jes 43:11 Ich, ja ich bin der Herr, und außer mir gibt es keinen, der hilft.
Jes 43:12 Ich selbst verkündete, ich half und teilte es mit, und kein fremder Gott war bei euch. Ihr seid meine Zeugen", Spruch des Herrn, "und ich nur bin Gott.
Jes 43:13 Auch fortan bin ich derselbe; niemand entreißt meiner Hand! Handle ich, wer vereitelt es dann?"
Jes 43:14 So spricht der Herr, der euch erlöst, der Heilige Israels: "Für euch sende ich nach Babel, reiße die Kerkerriegel herab, mit Ketten fesselt man die Kaldäer.
Jes 43:15 Ich bin der Herr, euer Heiliger, der Israel schuf, euer König!"
Jes 43:16 So spricht der Herr, der im Meer einen Weg gebahnt, einen Pfad in gewaltigen Wassern,
Jes 43:17 der Wagen und Rosse ausziehen ließ, Streitmacht und Führer zumal; sie sanken dahin, stehen nicht mehr auf, sie sind erloschen, wie ein Docht verglimmt:
Jes 43:18 "Gedenkt nicht mehr des Früheren, und die Vergangenheit kümmere euch nicht!
Jes 43:19 Seht, ich schaffe Neuartiges! Jetzt sprießt es, merkt ihr es nicht? Ja, in der Steppe lege ich einen Weg an, Pfade im verödeten Land!
Jes 43:20 Preisen wird mich das Wild des Feldes, Schakale und Strauße, weil ich in der Wüste Wasser spende, Ströme im verödeten Land, zu tränken mein Volk, mein erwähltes.
Jes 43:21 Das Volk, das ich mir gebildet, wird meinen Ruhm verkünden.
Jes 43:22 Doch riefst du mich nicht an, Jakob, mühtest dich nicht um mich, Israel!
Jes 43:23 Weder brachtest du mir Lämmer als Brandopfer dar, noch hast du mit deinen Schlachtopfern mich geehrt; ich habe dich mit Speiseopfern nicht geplagt, noch dich belästigt um Weihrauch!
Jes 43:24 Du hast mir nicht Würzrohr für Geld gekauft, mich mit deinem Schlachtopferfett nicht erquickt. Doch hast du mich geplagt mit deinen Sünden, mit deinen Missetaten mich belästigt.
Jes 43:25 Ich, ja ich bin es, der um meinetwillen deine Frevel tilgt; deiner Sünden gedenke ich nicht mehr!
Jes 43:26 Erinnere mich nur! Wir wollen miteinander rechten! Zähle du, damit du recht bekommst!
Jes 43:27 Dein Stammvater schon hat gesündigt, deine Vertreter brachen mit mir.
Jes 43:28 Da entweihte ich die Vorsteher des Heiligtums, Jakob übergab ich dem Bannfluch und Israel den Schmähungen.
Jesaja Kapitel 44
Jes 44:1 Doch höre nunmehr, Jakob, mein Knecht, und Israel, den ich erwählte!
Jes 44:2 So spricht der Herr, der dich schuf, der dich gebildet, der dir vom Mutterleib an geholfen: Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob, und Jeschurun, den ich erwählte!
Jes 44:3 Denn ich gieße Wasser auf dürstende Flur, rieselnde Fluten auf trockenes Erdreich. Auf deine Nachkommen gieße ich meinen Geist, meinen Segen auf deine Kinder.
Jes 44:4 Da sprießen sie wie am Bache das Gras, wie Weiden an Wassergräben.
Jes 44:5 Der eine sagt: "Ich gehöre dem Herrn", der andere nennt seinen Namen nach Jakob, dieser schreibt in seine Hand: "Für den Herrn", jener wird mit Israels Namen benannt."
Jes 44:6 So spricht der Herr, der König von Israel und sein Erlöser, der Herr der Heerscharen: "Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, außer mir gibt es keinen Gott!
Jes 44:7 Wer ist mir gleich? Mag er sich melden! Er tue kund und lege es mir dar! Wer brachte von Urzeit an das Künftige zur Kenntnis? Was kommen wird, mögen sie uns künden!
Jes 44:8 Erschreckt nicht und fürchtet euch nicht! Habe ich es nicht schon längst mitgeteilt und kundgetan? Ihr seid meine Zeugen! Gibt es einen Gott außer mir? Nein, es gibt keinen "Fels"! Ich kenne keinen.
Jes 44:9 Die Götzenschnitzer sind alle nichtig, ihre Lieblinge nützen nichts, und ihre Zeugen sehen nichts, erfahren nichts, so daß sie zuschanden werden.
Jes 44:10 Wer einen Gott formt und ein Götzenbild gießt, hat keinerlei Nutzen davon.
Jes 44:11 Seht, all seine Genossen stehen beschämt da, und seine Werkleute sind ja nur Menschen; alle mögen sich sammeln und antreten! Sie müssen erschrecken, sich schämen insgesamt.
Jes 44:12 Der Metallschmied mit dem Werkzeug schafft auf der Kohlenglut; mit Hämmern formt er es und fertigt es an mit seinem starken Arm; auch wird er dabei hungrig und kraftlos; trinkt er kein Wasser, so wird er matt.
Jes 44:13 Der Zimmermann spannt die Schnur, entwirft es sodann mit dem Stift, führt es aus mit dem Schnitzmesser, umreißt es mit dem Zirkel und macht es nach der Gestalt eines Mannes, einem prachtvollen Menschen gleich, zum Wohnen im Hause bestimmt.
Jes 44:14 Man fällte Zedern, nahm eine Steineiche oder einen großen Baum, ließ ihn erst erstarken unter den Waldesbäumen, oder man hatte Lorbeer gepflanzt, der beim Regen heranwächst.
Jes 44:15 Das sollte den Menschen dienen als Brennholz: man nimmt hiervon und wärmt sich. Auch schürt man damit und backt Brot. Ebenso macht man daraus einen Gott und wirft sich nieder, verfertigt ein Götzenbild und betet es an.
Jes 44:16 Die Hälfte davon verbrennt man im Feuer, über seinen Kohlen brät man Fleisch, ißt Braten und wird davon satt. Auch wärmt man sich und spricht: "Hei, mir wird warm, ich spüre das Feuer!"
Jes 44:17 Aber den Rest macht man zu einem Gott, zu seinem Götzen, den man verehrt; man wirft sich nieder und betet zu ihm und spricht dabei: "Rette mich, denn du bist mein Gott!"
Jes 44:18 Sie erkennen es nicht und sind nicht klug; denn ihre Augen sind verklebt, so daß sie nicht sehen und ihr Herz nicht zur Einsicht kommt.
Jes 44:19 Man überlegt es sich nicht, hat weder Verstand noch Einsicht, daß man dächte: "Ich verbrannte die eine Hälfte im Feuer, über seinen Kohlen buk ich Brot, briet das Fleisch und aß es. Und da soll ich nun seinen Rest zu einem Greuelbild machen und dürres Holz anbeten?"
Jes 44:20 Wer sich mit Asche abgibt, wird vom verblendeten Herzen getäuscht, sein Leben rettet er nicht. Er kommt nicht auf den Gedanken: "Halte ich etwa in meiner Rechten Trug?"
Jes 44:21 Daran denke, o Jakob, und du, Israel! Denn mein Knecht bist du; ich habe dich gebildet, du bist mein Knecht! Israel, du wirst von mir nicht vergessen!
Jes 44:22 Gleich einer Wolke wische ich deine Vergehen aus, deine Sünden wie ein Gewölk. Kehre zurück zu mir, denn ich erlöse dich!"
Jes 44:23 Jauchzet, ihr Himmel, denn der Herr hat es vollbracht! Jubelt, ihr Tiefen der Erde! Brechet ihr Berge, in Frohlocken aus, du Wald und alle Bäume darin! Denn der Herr hat Jakob erlöst, an Israel sich verherrlicht!
Jes 44:24 So spricht der Herr, dein Erlöser, dein Bildner vom Mutterleib an: "Ich bin der Herr, der alles gemacht, der den Himmel ausspannte ganz allein, der die Erde formte ohne Gehilfen.
Jes 44:25 Ich vereitle die Wunderzeichen der Zauberer, stürze die Wahrsager in Wahn, Weise lehne ich ab, mache ihr Wissen zur Torheit.
Jes 44:26 Ich verwirkliche meiner Knechte Wort, führe meiner Boten Ratschlüsse aus; von Jerusalem spreche ich: "Es werde bewohnt", von Judas Städten: "Sie werden gebaut; seine Trümmer richte ich auf!"
Jes 44:27 Zur Meerestiefe spreche ich: "Werde trocken! Deine Ströme laß ich versiegen!"
Jes 44:28 Von Cyrus spreche ich: "Mein Hirt; er vollbringt alles, was ich will." Von Jerusalem: "Es werde gebaut", und vom Tempel: "Werde gegründet!""
Jesaja Kapitel 45
Jes 45:1 So sprach der Herr zu seinem Gesalbten, zu Cyrus: "Du, dessen rechte Hand ich ergriff, um Völker vor ihm niederzuwerfen und an Königshüften den Gürtel zu lösen, um vor ihm Türen zu öffnen, so daß keine Tore verschlossen bleiben.
Jes 45:2 Ich gehe einher vor dir und ebne die Berge ein; die ehernen Türen zerbreche ich, zerschlage die eisernen Riegel.
Jes 45:3 Verborgene Schätze gebe ich dir und geheime Vorräte. Erkennen sollst du, daß ich der Herr bin, der dich mit deinem Namen rief, Israels Gott.
Jes 45:4 Um meines Knechtes Jakob willen und Israels, meines Erwählten, willen rief ich dich bei deinem Namen, gab dir Ehrennamen, obwohl du mich nicht kanntest.
Jes 45:5 Ich bin der Herr, und sonst gibt es keinen; einen Gott außer mir gibt es nicht! Ich gürtete dich, obwohl du mich nicht kanntest.
Jes 45:6 Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang soll man erkennen, daß es keinen gibt außer mir. Ich bin der Herr, und sonst keiner!
Jes 45:7 Das Licht bilde ich und erschaffe die Finsternis; ich bewirke das Heil und schaffe das Unheil! Ich, der Herr, bin es, der all dieses wirkt.
Jes 45:8 Träufelt, ihr Himmel, von oben, Wolken mögen Gerechtigkeit rieseln lassen! Die Erde tue sich auf, und es erblühe das Heil! Gerechtigkeit lasse sie zugleich hervorsprießen! Ich, der Herr, habe das erschaffen."
Jes 45:9 Wehe, wer mit seinem Bildner streitet, eine Scherbe bei irdenen Scherben! Sagt wohl zu seinem Töpfer der Lehm: "Was machst du da?" und "Dein Werk hat nicht Hand und Fuß?"
Jes 45:10 Wehe, wer zum Vater sagt: "Warum zeugst du?" und zur Frau: "Warum gebierst du?"
Jes 45:11 So spricht der Herr, der Heilige Israels und sein Bildner: "Wollt ihr mich etwa befragen über meine Söhne, mir befehlen über das Werk meiner Hände?
Jes 45:12 Ich machte die Erde, erschuf den Menschen auf ihr; meine Hände spannten den Himmel aus, ich befahl seinem ganzen Heer.
Jes 45:13 Ich erweckte ihn (Cyrus) in rechter Absicht, und all seine Wege ebne ich; er soll meine Stadt erbauen, meine Gefangenen befreien, nicht um einen Kaufpreis und nicht um Lohn", spricht der Herr der Heerscharen.
Jes 45:14 So spricht der Herr: "Der Erwerb Ägyptens und der Gewinn von Kusch und die Sabäer, Männer von hohem Wuchs, werden zu dir herüberkommen; dein Eigentum sind sie. Sie ziehen hinter dir her, gehen in Fesseln, fallen nieder vor dir und beten zu dir hin: "Nur bei dir ist Gott; keinen anderen gibt es, keinerlei Gottheit!"
Jes 45:15 Wahrlich, du bist ein verborgener Gott, du Rettergott Israels!
Jes 45:16 Beschämt und schmachbedeckt sind alle seine Widersacher; in Schande vergehen die Schnitzer von Götzenbildern.
Jes 45:17 Israel findet Errettung im Herrn mit ewigem Heile; nie werdet ihr beschämt und zuschanden, in Ewigkeit nicht.!
Jes 45:18 So spricht der Herr, der Schöpfer des Himmels, der einzige Gott, der Gestalter der Erde, der sie gemacht, er, der sie errichtet; er erschuf sie nicht als Ödland, zum Wohnsitz hat er sie gebildet: "Ich bin der Herr und sonst niemand!
Jes 45:19 Nicht im geheimen redete ich, an einem Ort im finsteren Land; ich sprach nicht zum Geschlechte Jakobs: "Sucht mich vergebens!" Ich, der Herr, rede Rechtes, verkündige Aufrichtiges.
Jes 45:20 Schart euch zusammen, kommt herbei, nähert euch ingesamt, die ihr entronnen den Völkern! Unverständig ist, wer seinen hölzernen Götzen trägt und zu einer Gottheit fleht, die nicht hilft.
Jes 45:21 Tut es kund und bringt es vor, ja, pflegt untereinander Rat: Wer teilte dies seit alters mit, verkündete es seit jeher? Nicht etwa ich, der Herr? Ja, es gibt keinen Gott außer mir, keinen gerechten und helfenden Gott neben mir!
Jes 45:22 Bekehrt euch zu mir, laßt euch retten, all ihr Enden der Erde! Denn ich bin Gott und sonst keiner!
Jes 45:23 Ich schwur bei mir selbst; aus meinem Munde ging Richtiges hervor, ein Wort ohne Widerruf: Jedwedes Knie wird sich beugen vor mir, jede Zunge mir schwören.
Jes 45:24 Nur im Herrn, so sagt man von mir, ist Heil und Stärke. Alle, die mit ihm hadern, werden beschämt zu ihm kommen.
Jes 45:25 Im Herrn aber finden Heil und Ruhm alle Nachkommen Israels."
Jesaja Kapitel 46
Jes 46:1 Zusammengebrochen ist Bel, gekrümmt ist Nebo; ihre Bilder packte man auf Tragtiere und Vieh. Eure herumgetragenen Götzen sind als Bürde auf müde Tiere geladen.
Jes 46:2 Gekrümmt sind sie und zusammengebrochen insgesamt; sie können nicht retten die Last; sie selbst müssen in die Gefangenschaft ziehen.
Jes 46:3 "Hört auf mich, Haus Jakob, Gesamtrest des Hauses Israel, mir aufgeladen vom Mutterleib an, von mir getragen vom Mutterschoß her!
Jes 46:4 Bis zu eurem Alter bin ich der gleiche, bis zu eurem Ergrauen will ich euch tragen; ich habe es getan und ich werde tragen, ich werde schleppen und retten!
Jes 46:5 Wem stellt ihr mich gleich und vergleicht ihr mich, mit wem wollt ihr mich messen, ob wir uns ähnlich sind?
Jes 46:6 Man schüttet Gold aus dem Beutel, wägt Silber mit Waagbalken ab, dingt einen Goldschmied, daß er daraus einen Gott mache; man wirft sich hin und betet ihn an.
Jes 46:7 Man lädt ihn auf die Schulter und schleppt ihn fort; man läßt ihn nieder an seinem Platz; er steht und weicht nicht mehr von seinem Ort; auch schreit man zu ihm, doch er antwortet nicht, aus seiner Not hilft er keinem heraus.
Jes 46:8 Denkt daran und seid stark! Ihr Abtrünnigen, beherzigt es!
Jes 46:9 Denkt an die früheren Weissagungen seit alter Zeit! Denn ich bin Gott und sonst keiner, der wahre Gott, und keiner ist mir gleich!
Jes 46:10 Ich verkünde vom Anfang an die Zukunft, und längst vorher, was noch nicht geschah. Ich spreche: Mein Plan steht fest; alles, was mir gefällt, das führe ich aus.
Jes 46:11 Von Osten ruf' ich den Raubvogel her, den Mann meines Planes aus fernem Land; was ich rede, verwirkliche ich; was ich überlege, das tue ich.
Jes 46:12 Ihr Mutlosen, höret auf mich, die ihr fernsteht dem Heil!
Jes 46:13 Ich lasse mein Heil nahen; es ist nicht fern, mein Rettungswerk verzögert sich nicht. Ja, ich verleihe in Sion Rettung für Israel, meine Zier!"
Jesaja Kapitel 47
Jes 47:1 Steige herab, setz dich in den Staub, Jungfrau, Tochter Babel, setze dich zur Erde ohne Thron, Kaldäertochter! Fürderhin heißt man dich nicht mehr: "Du Zarte, Verwöhnte!"
Jes 47:2 Nimm die Handmühle und mahle Mehl; decke deinen Schleier auf; hebe deinen Rocksaum, enthülle deine Beine, Ströme durchwate!
Jes 47:3 Deine Scham werde aufgedeckt, ja, deine Schande offenbar! Ich nehme Rache, erbitten laß ich mich nicht,
Jes 47:4 spricht unser Erlöser. Herr der Heere ist sein Name, Heiliger Israels.
Jes 47:5 Sitze nur still, geh ein in die Finsternis, Kaldäertochter! Denn niemand mehr wird dich künftig nennen: "Herrin der Reiche".
Jes 47:6 Ich zürnte über mein Volk, entweihte mein Erbteil, gab sie in deine Gewalt; du hast ihnen kein Erbarmen gezeigt, Greise hast du belastet mit deinem schweren Joch.
Jes 47:7 Du dachtest: "Ewig bin ich am Leben, Herrin für immer!" Du hast dieses nicht beherzigt, nicht daran gedacht, was dann folgt.
Jes 47:8 Nun aber höre dies, du Üppige, die du in Sicherheit wohnst und in deinem Herzen denkst: "Ich und sonst niemand! Als Witwe bleibe ich nicht zurück, weiß nichts von Kinderlosigkeit!"
Jes 47:9 Kommen wird über dich im Nu beides an einem Tage, Kinderverlust und Witwenschaft werden im Vollmaß über dich kommen, trotz der Menge deiner Zauberformeln, trotz der großen Stärke deiner Bannsprüche.
Jes 47:10 Du aber hast auf deine Bosheit vertraut und gesagt: "Niemand sieht mich!" Deine Weisheit und dein Wissen haben dich verführt, so daß du dachtest in deinem Herzen: "Ich und sonst niemand!"
Jes 47:11 Doch über dich kommt Unheil, du weißt dagegen kein Zaubermittel; Verderben fällt über dich, das du nicht bannen kannst. Plötzlich bricht über dich ungeahntes Unheil herein.
Jes 47:12 Tritt mit deinen Bannsprüchen an, mit deinen vielfachen Zauberformeln, mit denen du dich bemühst von Jugend auf! Vielleicht hast du Nutzen daraus, vielleicht jagst du Schrecken ein!
Jes 47:13 Du hast dich geplagt mit deiner Menge an Ratschlägen. Laß sie doch antreten und dich retten, die Himmelsbeschwörer, die Sternengucker, die dir ankünden jeden Neumond, was dir begegnen wird!
Jes 47:14 Seht, sie werden wie Spreu Feuer verbrennt sie; sie retten ihr Leben nicht aus der Flammengewalt; es ist nicht Kohlenglut, die zur Erwärmung dient, kein Herdfeuer, davor man sitzt.
Jes 47:15 So geht es dir mit deinen umworbenen Geschäftsfreunden von Jugend auf. Jeder macht sich seines Weges aus dem Staub, keiner kommt dir zu Hilfe.
Jesaja Kapitel 48
Jes 48:1 Hört dies, ihr vom Hause Jakob, die ihr den Namen Israels tragt und von Juda abstammt, die ihr schwört im Namen des Herrn und den Gott Israels bekennt, doch unaufrichtig und unwahr!
Jes 48:2 Ja, nach der heiligen Stadt sind sie benannt, sie stützen sich auf Israels Gott, Herr der Heere ist sein Name!
Jes 48:3 Die früheren Weissagungen habe ich längst schon verkündet; aus meinem Munde kamen sie, und ich ließ sie vernehmen. Plötzlich habe ich gehandelt, und sie trafen ein.
Jes 48:4 Ich wußte ja, daß du halsstarrig bist, eine eiserne Sehne dein Genick ist und deine Stirne von Erz.
Jes 48:5 Darum verkündete ich es dir längst zuvor. Bevor es eintraf, ließ ich es dich vernehmen, damit du nicht sagen konntest: "Mein Götzenbild tat es; mein Schnitz- und mein Gußbild hat es so angeordnet."
Jes 48:6 Du hast es gehört; betrachte nun alles! Wohlan, wollt ihr es nicht verkünden? Neues laß ich dich hören von jetzt an und Verborgenes, dir Unbekanntes.
Jes 48:7 Nunmehr ward es geschaffen, nicht vormals. Früher hast du davon noch nichts gehört, damit du nicht sagen kannst: "Ich wußte es schon!"
Jes 48:8 Weder hast du davon gehört noch gewußt, noch ward ehedem aufgetan dein Ohr; denn ich wußte gar wohl, daß du vollkommen treulos bist und "Abtrünnig vom Mutterleib an" genannt wirst.
Jes 48:9 Ich halte zurück den eigenen Zorn um meines Namens willen, meinem Ruhme zulieb verschone ich dich, daß ich dich nicht vertilge.
Jes 48:10 Siehe, ich läuterte dich, doch nicht wie zu Silber, und ich erprobte dich im Ofen der Trübsal.
Jes 48:11 Um meinetwillen, ja meinetwillen handle ich. Denn wie dürfte mein Name entweiht werden? Und meine Ehre gebe ich keinem anderen preis.
Jes 48:12 Höre, Jakob, auf mich, und Israel, mein Berufener! Ich bin es, ich bin der Erste, ich bin auch der Letzte!
Jes 48:13 Hat doch meine Hand die Erde gegründet, meine Rechte den Himmel ausgespannt! Als ich sie rief, standen sie alsogleich da.
Jes 48:14 Versammelt euch alle und hört: Wer unter jenen hat dies verkündet? Mein Freund (Cyrus) wird meinen Willen vollstrecken an Babel und am Geschlecht der Kaldäer.
Jes 48:15 Ich, ich sagte es ja und habe ihn berufen, ihn herbeigeführt, er wird glücklich seinen Zug vollenden.
Jes 48:16 Naht euch mir und hört dies: Nicht nur heimlich redete ich von Anfang an; seit es geschieht, bin ich dabei. [Und nun hat der Gebieter und Herr mich gesandt und seinen Geist.]
Jes 48:17 So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: "Ich bin der Herr, dein Gott, der dir zum Nutzen Lehre erteilt, der dich auf den Weg führt, den du zu wandeln hast!
Jes 48:18 O hättest du doch meine Gebote beachtet, so wäre dein Glück wie ein Strom und dein Heil wie die Wogen des Meeres.
Jes 48:19 Dein Geschlecht wäre dem Sande gleich, deine leiblichen Nachkommen zahlreich wie seine Körner. Nicht würde ausgerottet und nicht vertilgt ihr Name vor mir!"
Jes 48:20 Fort von Babel, flieht aus Kaldäa! Mit Jubelruf meldet, verkündet dies, tragt es hinaus bis an die Enden der Erde! Sprecht: "Der Herr hat Jakob, seinen Knecht, erlöst!"
Jes 48:21 Sie dürsteten nicht, als er in Wüsten sie führte; Wasser aus dem Felsen ließ er ihnen rieseln; er spaltete den Fels, da sprudelte Wasser.
Jes 48:22 "Die Frevler", so spricht der Herr, "haben kein Heil!"
Jesaja Kapitel 49
Jes 49:1 "Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker der Ferne! Der Herr berief mich vom Mutterleib her, nannte meinen Namen vom Mutterschoß an.
Jes 49:2 Er machte meinen Mund gleich einem geschärften Schwert, barg mich im Schatten seiner Hand; er machte mich zum blanken Pfeil, in seinem Köcher verbarg er mich.
Jes 49:3 Er sprach zu mir: "Mein Knecht bist du, Israel, an dem ich mich herrlich erzeige!"
Jes 49:4 Ich dachte indes: Wertlos ist mein Mühen; für leeren Wahn verzehrte ich meine Kraft. Jedoch mein Recht steht beim Herrn und mein Lohn bei meinem Gott!
Jes 49:5 Nun aber spricht der Herr, der mich vom Mutterleib an zu seinem Knecht geformt, um Jakob zu ihm zurückzuführen und Israel um ihn zu versammeln - Ehre fand ich in den Augen des Herrn, und mein Gott ward meine Stärke.
Jes 49:6 Er sprach: "Zu wenig ist es, daß du mein Knecht bist, um Jakobs Stämme wieder aufzurichten und Israels Bewahrte heimzuholen. Ich mache dich vielmehr zum Lichte der Völker, damit mein Heil reiche bis an das Ende der Welt!"
Jes 49:7 So spricht der Herr, Israels Erlöser, sein Heiliger, zum allseits Verachteten, den die Leute verschmähen, zum Knechte der Herrscher: "Könige werden es sehen und sich erheben, Fürsten werden sich niederwerfen um des Herrn willen, der getreu ist, um des Heiligen Israels willen, der dich erwählt hat."
Jes 49:8 So spricht der Herr: "Zur Zeit der Huld erhöre ich dich, am Tage des Heiles helfe ich dir. Ich schütze dich und mache dich zum Bund des Volkes, damit du das Land aufrichtest, damit du verödete Erbteile austeilst;
Jes 49:9 zu den Gefangenen sagst du: "Zieht fort!", zu denen, die in der Finsternis weilen: "Zeigt euch!" Weiden sollen sie auf allen Bergen und auf allen kahlen Höhen ihre Weide finden!
Jes 49:10 Sie werden weder Hunger noch Durst haben, noch wird sie plagen Glutwind und Sonne; denn ihr Erbarmer leitet sie, an sprudelnde Wasser führt er sie.
Jes 49:11 Alle meine Berge will ich zum Wege machen, und meine Straßen liegen gar hoch.
Jes 49:12 Siehe, die einen kommen von ferne, die anderen von Nord und von West, wieder andere vom Land der Siniter."
Jes 49:13 Jubelt, Himmel, frohlocke, Erde! Ihr Berge, brecht in Jubel aus; denn es tröstet der Herr sein Volk, mit seinen Elenden fühlt er Erbarmen.
Jes 49:14 Doch Sion sprach: "Es verließ mich der Herr, der Gebieter vergaß mich."
Jes 49:15 "Vergißt eine Frau ihren Säugling, eine Mutter den Sohn ihres Schoßes? Mögen selbst diese vergessen, ich aber vergesse dich nicht!
Jes 49:16 Siehe, auf meine Hände habe ich dich gezeichnet, deine Mauern stehen vor mir allezeit.
Jes 49:17 Es eilen deine Erbauer herbei, deine Zerstörer und Verwüster entfernen sich von dir.
Jes 49:18 Hebe ringsum deine Blicke und sieh: Sie alle kommen in Scharen zu dir! Bei meinem Leben", spricht der Herr, "du sollst sie alle anlegen wie einen Schmuck und dich mit ihnen gürten wie eine Braut!
Jes 49:19 Denn deine Trümmer und Ruinen und dein verheertes Land - wahrlich, für die Bewohner bist du jetzt zu eng, und deine Verderber sind fern!
Jes 49:20 Es werden noch sagen vor dir die Söhne aus der Zeit deiner Kinderlosigkeit: "Mir ist zu eng der Raum, mach mir Platz, daß ich wohnen kann!"
Jes 49:21 Du sprichst bei dir selbst: "Wer hat mir diese gezeugt? Ich war doch kinderlos, unfruchtbar, verbannt und verstoßen, und diese, wer zog sie auf? Ei, ich allein war nur noch übrig, und diese, wo waren sie?""
Jes 49:22 So spricht der Gebieter und Herr: "Seht, zu den Völkern hebe ich meine Hand, zu den Nationen hin errichte ich mein Panier. Sie bringen deine Söhne im Gewandbausch herbei, tragen auf der Schulter deine Töchter.
Jes 49:23 Da werden Könige deine Pfleger sein, ihre Fürstinnen deine Ammen. Mit dem Antlitz zur Erde fallen sie nieder vor dir, lecken den Staub deiner Füße. Dann erkennst du, daß ich der Herr bin; wer auf mich harrt, wird nicht beschämt!"
Jes 49:24 Kann man dem Helden die Beute entreißen, oder entrinnt dem Starken der Fang?
Jes 49:25 Wahrlich, so spricht der Herr: "Auch wenn man einem Helden den Fang entreißt und wenn einem Starken die Beute entrinnt, so will doch ich streiten mit deinem Gegner, ich selbst will deine Söhne retten!
Jes 49:26 Deine Peiniger laß ich essen ihr eigenes Fleisch, trunken sollen sie werden vom eigenen Blut wie von Most; alles Fleisch wird dann erkennen, daß ich, der Herr, dein Retter bin und dein Erlöser der Starke Jakobs ist!"
Jesaja Kapitel 50
Jes 50:1 So spricht der Herr: "Wo ist denn eurer Mutter Scheidebrief, mit dem ich sie verstieß? Oder welchem von meinen Gläubigern habe ich euch verkauft? Seht, ob eurer Frevel seid ihr verkauft worden, und eure Mutter wurde verstoßen wegen eurer Vergehen.
Jes 50:2 Warum kam ich, und niemand war da, rief ich, und niemand gab Antwort? Ist denn meine Hand zum Erlösen zu kurz, oder fehlt mir zum Befreien die Kraft? Siehe, durch mein Schelten trockne ich aus das Meer, mache ich Ströme zur Steppe. Ihre Fische leiden an Wassermangel und sterben vor Durst.
Jes 50:3 Den Himmel kleide ich in Schwarz, ich hülle ihn ein ins Trauergewand."
Jes 50:4 Der Gebieter und Herr gab mir eine Jüngerzunge, daß ich verstünde, den Müden zu stärken durch Zuspruch. Er ermuntert an jedem Morgen mir das Ohr, daß ich nach Jüngerart höre.
Jes 50:5 Der Gebieter und Herr öffnete mir das Ohr. Ich selbst habe mich nicht gesträubt, wich nicht zurück.
Jes 50:6 Den Schlagenden bot ich meinen Rücken, den Raufenden meine Wange; mein Antlitz verbarg ich nicht vor Schmähen und Anspeien.
Jes 50:7 Doch der Gebieter und Herr hilft mir, darum werde ich nicht beschämt. Wie Kieselgestein verhärtete ich deshalb mein Antlitz; ich weiß, ich werde nicht zuschanden.
Jes 50:8 Nahe ist, der mich schuldlos erklärt; wer will streiten mit mir? Laßt uns zusammen hintreten! Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? Er stelle sich mir!
Jes 50:9 Seht, mir hilft der Gebieter und Herr! Wer beweist meine Schuld? Oh, sie alle zerfallen wie ein Kleid, die Motte verzehrt sie!
Jes 50:10 Wer unter euch fürchtet den Herrn und hört auf den Ruf seines Knechtes, der im Finstern wandelt und ohne Lichtstrahl? Doch er vertraute auf den Namen des Herrn, stützte sich auf seinen Gott!
Jes 50:11 "Wohlan, ihr alle, die ihr Feuer anzündet und Brandpfeile bündelt, fahrt in die Glut eures eigenen Feuers und in die Brandpfeile, die ihr entzündet! Von meiner Hand geschieht dies an euch, in Qualen sollt ihr liegen!
Jesaja Kapitel 51
Jes 51:1 Hört auf mich, die ihr trachtet nach Heil und den Herrn sucht! Blickt auf den Fels, aus dem ihr gehauen, auf den Brunnenschacht, aus dem ihr gegraben seid!
Jes 51:2 Blickt auf Abraham, euren Ahnherrn, und auf Sara, von der ihr abstammt! Denn jenen allein berief ich, ihn segnete ich und vermehrte ihn."
Jes 51:3 Ja, der Herr tröstet Sion, tröstet all seine Trümmer. Er macht seine Wüste wie das Paradies, seine Steppe wie den Garten des Herrn. Es finden sich Frohlocken und Jubel in ihm, Lobpreis und Liederklang.
Jes 51:4 "Lauschet auf mich, ihr Völker, ihr Nationen, höret mir zu! Denn Weisung geht von mir aus, mein Recht laß ich aufleuchten als Licht für die Völker.
Jes 51:5 Nahe ist meine Güte, mein Heil ergeht, meine Arme richten die Völker. Die Inseln harren auf mich, sie hoffen auf meinen Arm.
Jes 51:6 Erhebt euer Antlitz zum Himmel und schaut auf die Erde da unten; denn der Himmel wird zerfetzt wie Rauch, und die Erde zerfällt wie ein Kleid, ihre Bewohner sterben wie Mücken; doch meine Hilfe bleibt ewig, meine Huld hört nicht auf!
Jes 51:7 Höret auf mich, die ihr das Rechte kennt, du Volk, das meine Weisung im Herzen trägt: fürchtet euch nicht vor der Menschen Schmähung, vor ihrer Lästerung erschreckt nicht!
Jes 51:8 Denn wie ein Kleid verzehrt sie die Motte, der Wurm frißt sie wie Wolle; meine Gerechtigkeit aber währt ewig, mein Heil von Geschlecht zu Geschlecht!"
Jes 51:9 Auf, auf, bekleide dich mit Macht, du Arm des Herrn! Wach auf wie in den Tagen der Vorzeit, der uralten Geschlechter! Warst nicht du es, der Rahab zerhieb, den Drachen durchbohrte?
Jes 51:10 Warst du es nicht, der das Meer trockenlegte, die Wasser der gewaltigen Urflut, der Meerestiefen wegsam machte für die Erlösten zum Durchzug?
Jes 51:11 Die Befreiten des Herrn kehren heim; sie kommen mit Jauchzen nach Sion, ewige Freude auf ihrem Haupt, Frohlocken und Freude erreichen sie, es fliehen Kummer und Seufzen.
Jes 51:12 "Ich, ja ich, bin es, der euch tröstet! Wer bist du, daß du dich fürchtest vor sterblichen Menschen, vor Leuten, die hinwelken wie Gras?
Jes 51:13 Und des Herrn, deines Schöpfers, vergißt du, der den Himmel ausgespannt, die Erde gegründet hat, und zitterst ständig, die ganze Zeit vor des Bedrängers Groll, als wollte er dich vernichten? Wo bleibt nun der Groll des Bedrängers?
Jes 51:14 Bald wird der Gefesselte losgemacht; in der Grube wird er nicht sterben, nicht mangelt es ihm an Brot.
Jes 51:15 Ich aber bin der Herr, dein Gott, der das Meer erregt, daß seine Wellen erbrausen; Herr der Heerscharen ist sein Name!
Jes 51:16 Ich legte meine Worte in deinen Mund und barg dich im Schatten meiner Hand, um auszuspannen den Himmel und zu gründen die Erde und Sion zu sagen: Mein Volk bist du!"
Jes 51:17 Rege dich, rühre dich, stehe auf, Jerusalem, die du trankest aus des Herrn Hand den Kelch seines Zornes, den Becher seines Taumels, den du getrunken, geleert hast!
Jes 51:18 Niemand war da, der sie führte, von allen Söhnen, die sie gebar, keiner, der sie an der Hand faßte, von all den Söhnen, die sie erzog.
Jes 51:19 Getroffen hat dich dies beides: - wer klagt nun um dich? - Verheerung und Zusammenbruch, Hunger und Schwert! Wer tröstet dich?
Jes 51:20 Deine Söhne lagen in Ohnmacht da an allen Straßenecken wie eine Gazelle im Stellnetz, trunken vom Grimme des Herrn, vom Schelten deines Gottes.
Jes 51:21 Darum höre doch dies, du Gebeugte und Trunkene, doch nicht vom Wein:
Jes 51:22 So spricht dein Gebieter, der Herr und dein Gott, der für sein Volk streitet: "Siehe, ich nehme aus deiner Hand den Kelch des Taumels, den Becher des Grimmes; du sollst ihn fürderhin nicht mehr trinken!
Jes 51:23 Ich lege ihn in die Hand deiner Peiniger, die zu dir sprachen: "Bücke dich, wir schreiten über dich hin!" So machtest du deinen Rücken dem Erdboden gleich und wie eine Straße für Wanderer."
Jesaja Kapitel 52
Jes 52:1 Erwache, erwache, ziehe deine Stärke an, Sion; ziehe deine Prachtkleider an, Jerusalem, Heilige Stadt! Denn dich wird nicht mehr betreten, wer unbeschnitten und unrein ist.
Jes 52:2 Schüttle dich los vom Staub, steh auf, Gefangene Jerusalem; löse die Fesseln deines Halses, Tochter Sion in der Gefangenschaft!
Jes 52:3 Denn so spricht der Herr: "Umsonst wurdet ihr verkauft, nicht um Silber sollt ihr erlöst werden!"
Jes 52:4 Denn so spricht der Gebieter und Herr: "Zuerst zog mein Volk nach Ägypten hinab, um dort als Fremdling zu weilen; auch Assur bedrückte es wegen nichts.
Jes 52:5 Nun aber, was geschieht mir denn hier" - Spruch des Herrn -, "daß man grundlos mein Volk hinwegnahm? Seine Beherrscher lärmen wild" - Spruch des Herrn -, "stets und tagtäglich wird mein Name gelästert.
Jes 52:6 Mein Volk soll darum meinen Namen erkennen an jenem Tag; denn ich bin es, der da spricht: Hier bin ich!"
Jes 52:7 Wie lieblich sind auf den Bergen des Frohboten Füße! Frieden kündet er, bringt frohe Botschaft, Heil kündet er, zu Sion spricht er: "Dein Gott ist König!"
Jes 52:8 Horch, deine Wächter! Sie erheben den Ruf, sie jauchzen im Chor. Denn sie erschauen unmittelbar des Herrn Heimkehr nach Sion.
Jes 52:9 Brechet gemeinsam in Jubel aus, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk, erlöst Jerusalem.
Jes 52:10 Der Herr legt frei seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker; alle Enden der Erde schauen das Heil unseres Gottes.
Jes 52:11 Fort, fort, zieht von dort weg, berührt Unreines nicht! Zieht fort von ihnen, reinigt euch, die ihr die Gefäße des Herrn tragt!
Jes 52:12 Nicht in Hast sollt ihr ausziehen, nicht fluchtartig weggehen; denn der Herr geht euch voraus, eure Nachhut ist Israels Gott.
Jes 52:13 Siehe, Erfolg hat mein Knecht; er wird emporsteigen, wird hoch und gar sehr erhaben sein.
Jes 52:14 Wie über ihn viele erschauerten - so unmenschlich entstellt sah er aus, und seine Gestalt war nicht mehr wie die der Menschen! -,
Jes 52:15 so wird er viele Völker in Staunen setzen. Könige werden vor ihm ihren Mund schließen. Denn was man ihnen noch nie erzählt hat, schauen sie; was sie noch nie gehört, nehmen sie wahr.
Jesaja Kapitel 53
Jes 53:1 Wer glaubte unserer Kunde wohl, wem ward der Arm des Herrn geoffenbart?
Jes 53:2 Er wuchs vor ihm auf wie ein junger Trieb, wie eine Wurzel aus Dürrland. Keine Gestalt hatte er und keine Schönheit, daß wir nach ihm geschaut hätten, kein Aussehen, daß er uns gefallen hätte.
Jes 53:3 Verachtet war er, von Menschen gemieden, ein Mann der Schmerzen, mit Krankheit vertraut! Wie einer, vor dem man das Antlitz verhüllt, war er verachtet, so daß wir ihn nicht schätzten.
Jes 53:4 Jedoch, unsere Krankheiten trug er, unsere Schmerzen lud er sich auf. Wir aber hielten ihn für einen Getroffenen, von Gott Geschlagenen und Niedergebeugten.
Jes 53:5 Und doch wurde er durchbohrt für unsere Frevel, zerschlagen wegen unserer Missetaten. Züchtigung für unser Heil lag auf ihm, durch seine Wunde ward uns Heilung zuteil.
Jes 53:6 Wie Schafe irrten wir alle umher, jeder wandte sich seines Weges; aber ihn ließ der Herr treffen unser aller Verschuldung.
Jes 53:7 Man mißhandelte ihn, und er beugte sich; er tat seinen Mund nicht auf wie das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und gleich einem Schaf, das vor seinen Scherern verstummt. Nein, er tat seinen Mund nicht auf.
Jes 53:8 Aus Drangsal und Gericht wurde er weggerafft; wer kümmerte sich um sein Geschick? Denn er war abgeschnitten vom Land der Lebendigen, ob der Missetat seines Volkes zu Tode getroffen.
Jes 53:9 Man gab ihm bei Verruchten sein Grab, seine Ruhestatt bei Übeltätern. Und doch hat er kein Unrecht getan, kein Trug war in seinem Mund.
Jes 53:10 Der Herr jedoch fand Gefallen an seinem Zerschlagenen; er heilte ihn, der sein Leben als Sühneopfer hingab. Er wird Nachkommen schauen, lange leben, und der Wille des Herrn wird durch ihn vollstreckt.
Jes 53:11 "Um der Not seiner Seele willen wird er Licht schauen und sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird als Gerechter mein Knecht die Vielen rechtfertigen, und ihre Sünden wird er auf sich laden.
Jes 53:12 Darum werde ich ihm seinen Anteil unter den Vielen geben, und mit den Zahlreichen wird er den Erwerb teilen, dafür, daß er sein Leben in den Tod dahingab und sich unter die Frevler zählen ließ. Und doch trug er die Sünde der Vielen und trat für die Abtrünnigen ein."
Jesaja Kapitel 54
Jes 54:1 "Frohlocke, Unfruchtbare, die nicht gebar, brich aus in Jubel und jauchze, die nie Mutter wurde! Denn die Einsame hat eine größere Kinderschar als die Vermählte", spricht der Herr.
Jes 54:2 Erweitere deines Zeltes Raum, und die Zelttücher deiner Wohnräume spanne aus, ohne zu sparen! Mach lang deine Zeltstricke, deine Zeltpflöcke haue fest ein!
Jes 54:3 Ausbrechen wirst du nach rechts und nach links; deine Kinder werden Völker beerben und verheerte Städte besiedeln!
Jes 54:4 Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht zuschanden; schäme dich nicht, denn du bist nicht zurückgesetzt! Vergessen wirst du deines Jungferntums Schande, gedenkst nicht mehr deiner Witwenschaft Schmach!
Jes 54:5 Denn dein Schöpfer wird dein Gemahl, "Herr der Heerscharen" ist sein Name. Dein Erlöser ist der Heilige Israels, "Gott der ganzen Erde" wird er genannt.
Jes 54:6 Denn wie eine verlassene und sich grämende Frau berief dich der Herr. "Wird man denn die Frau der Jugendjahre verstoßen?" spricht dein Gott.
Jes 54:7 "Für einen kleinen Augenblick nur verließ ich dich, mit großem Erbarmen führe ich dich heim.
Jes 54:8 Im übersprudelnden Zorne verbarg ich ein Weilchen mein Antlitz vor dir, doch mit ewiger Huld erbarm' ich mich dein", spricht dein Erlöser, der Herr.
Jes 54:9 "Mir geht es so wie zu Noes Zeit. Wie ich schwur, die Erde nicht mehr mit Noes Wassern zu überfluten, so schwöre ich, dir nicht mehr zu zürnen und dir keine Vorwürfe mehr zu machen.
Jes 54:10 Denn mögen Berge weichen und Hügel wanken, meine Huld weicht nicht von dir, mein Friedensbund wankt nicht!", spricht dein Erbarmer, der Herr!
Jes 54:11 "Gebeugte, vom Sturm Gejagte, Trostlose! Siehe, ich belege mit schwarzem Hartmörtel deine Steine, deine Grundmauern mit Saphirgestein;
Jes 54:12 deine Zinnen gestalte ich aus Rubin, aus Beryll deine Tore und deine Umfriedung aus Edelgestein.
Jes 54:13 Alle deine Erbauer sind Schüler des Herrn, groß ist deiner Söhne Wohlfahrt.
Jes 54:14 Du sollst dich gründen auf Gerechtigkeit, fern von Angst; denn du kannst ohne Furcht sein, von Schrecken frei, denn er naht dir nicht!
Jes 54:15 Greift man dich an, so kommt es nicht von mir; der dich angreift, wird fallen um deinetwillen.
Jes 54:16 Fürwahr, ich habe den Schmied erschaffen, der ins Kohlenfeuer bläst und entsprechend seiner Kunst eine Waffe hervorbringt; ich erschuf aber auch den Verderber zum Zerstören.
Jes 54:17 Jede Waffe, wider dich geschmiedet, versagt. Jede Zunge, die dich befehdet im Rechtsstreit, überführst du des Unrechts. Dies ist der Anteil der Knechte des Herrn und ihre Rechtfertigung durch mich" - Spruch des Herrn.
Jesaja Kapitel 55
Jes 55:1 Zum Wasser kommet, ihr Durstigen all! Kommt, die ihr kein Geld habt, kaufet und esset ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch!
Jes 55:2 Warum zahlt ihr Silber aus für etwas, was nicht Brot ist, euren Verdienst für das, was nicht satt macht? Höret auf mich, auf daß ihr Gutes zu essen bekommt, und euer Hunger soll schwelgen im Fett!
Jes 55:3 Neigt euer Ohr, kommet zu mir, höret, dann lebt ihr auf! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, treu den festen Gnadenverheißungen an David!
Jes 55:4 Siehe, zum Zeugen für Völker machte ich ihn, zum Fürsten und Gebieter von Stämmen.
Jes 55:5 Ja, dir unbekannte Völker rufst du herbei, und Völker, denen du unbekannt bist, laufen dir zu, dem Herrn, deinem Gott, zulieb, dem Heiligen Israels, weil er dich verherrlicht!
Jes 55:6 Sucht den Herrn, solange er sich finden läßt; ruft ihn, solange er nahe ist!
Jes 55:7 Der Gottlose lasse von seinem Weg, der Boshafte von seinen Gedanken! Er kehre um zum Herrn, daß er sich seiner erbarme, und zu unserem Gott, denn viel Verzeihung gewährt er!
Jes 55:8 "Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege nicht meine Wege" - Spruch des Herrn.
Jes 55:9 "Nein, so hoch der Himmel über der Erde steht, so hoch sind meine Wege über euren Wegen und meine Gedanken über euren Gedanken!
Jes 55:10 Denn wie Regen und Schnee vom Himmel kommen und nicht mehr dorthin zurückkehren, ohne daß sie die Erde tränken, sie sprießen und keimen lassen und Saat geben dem Sämann und dem Essenden Brot,
Jes 55:11 so steht es auch mit meinem Wort, das von meinem Munde ausgeht. Es kehrt nicht erfolglos zu mir zurück, ohne daß es vollbracht, was ich wollte, und durchgeführt, wozu ich es sandte.
Jes 55:12 Denn in Freuden sollt ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden! Die Berge und Hügel brechen vor euch in Jubel aus, alle Feldbäume spenden Beifall!
Jes 55:13 Statt des Dornstrauchs wächst die Zypresse, statt der Nessel die Myrte. Dem Herrn gereicht dies zum Ruhm, zum ewigen Zeichen, das unausrottbar ist!"
Jesaja Kapitel 56
Jes 56:1 So spricht der Herr: "Wahret Recht und übet Gerechtigkeit, denn mein Heil ist nahe am Kommen, meine Gerechtigkeit wird bald enthüllt."
Jes 56:2 Heil dem Menschen, der solches tut, und dem, der daran festhält: Der ohne Entweihung den Sabbat hält und seine Hand vor allem Bösen bewahrt.
Jes 56:3 Nicht spreche der Fremdling, der dem Herrn sich anschloß: "Gewiß wird der Herr mich trennen von seinem Volk!" Wer verschnitten ist, spreche nicht: "Siehe, ich bin ein vertrockneter Baum!"
Jes 56:4 Denn so spricht der Herr: "Den Verschnittenen, die meine Sabbate halten und das erwählen, was mir gefällt, die festhalten an meinem Bund,
Jes 56:5 denen verleihe ich in meinem Haus und in meinen Mauern Denkmal und Namen, wertvoller als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen verleihe ich ihnen, der unausrottbar ist.
Jes 56:6 Fremdlinge aber, die dem Herrn sich anschlossen, um ihm zu dienen und den Namen des Herrn zu lieben und seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und nicht entweihen, die festhalten an meinem Bund,
Jes 56:7 diese bringe ich zu meinem heiligen Berg, erfreue sie in meinem Bethaus. Ihre Brand- und Schlachtopfer seien willkommen auf meinem Altar! Denn mein Haus soll ein Bethaus genannt werden für alle Völker."
Jes 56:8 So spricht der Herr und Gebieter, der Israels Versprengte sammelt: "Ich will über seine Gesammelten hinaus noch weiterhin sammeln!"
Jes 56:9 All ihr Tiere des Feldes, kommt zum Fraß, all ihr Tiere im Walde!
Jes 56:10 Seine Wächter sind blind, insgesamt ohne Einsicht; sie alle sind stumme Hunde, die nicht bellen können. Sie lagern und träumen, sie schlummern so gern.
Jes 56:11 Aber gierig sind jene Hunde, kennen keine Sättigung. Das sind die Hirten, die von Einsicht nichts wissen. Sie alle gehen ihren eigenen Weg, jeder ausnahmslos nach seinem Gewinn.
Jes 56:12 "Kommt, ich hole Wein, wir wollen dem Rauschtrank ergeben sein! So sei es heute wie morgen, großartig über die Maßen!"
Jesaja Kapitel 57
Jes 57:1 "Der Gerechte kommt um, doch niemand nimmt sich das zu Herzen. Fromme werden dahingerafft, aber niemand beachtet es; denn wegen der Bosheit wird der Gerechte dahingerafft.
Jes 57:2 Er geht ein in den Frieden. Auf ihrer Ruhestatt rasten sie, die ihren geraden Weg gewandelt.
Jes 57:3 Ihr aber, kommt näher herzu, ihr Söhne der Zauberin, Brut der Ehebrecherin und Dirne.
Jes 57:4 Über wen belustigt ihr euch, über wen reißt ihr das Maul auf, streckt die Zunge heraus? Seid ihr nicht Söhne des Abfalls, eine Lügenbrut?
Jes 57:5 Die ihr in Brunst geratet bei Terebinthen unter jedem grünenden Baum; die ihr Kinder schlachtet in den Klüften unter Felsvorsprüngen!
Jes 57:6 Bei den glatten Wänden der Kluft ist dein Anteil, jene Götter sind dein Los! Auch ihnen hast du Trankopfer ausgegossen, Speiseopfer dargebracht! Soll ich darüber beruhigt sein?
Jes 57:7 Auf hohem und ragendem Berg bezogst du deine Lagerstatt; auch dorthin stiegst du hinauf, Schlachtopfer zu schlachten.
Jes 57:8 Hinter Tür und Pfosten brachtest du dein Denkzeichen an; denn dein Bett decktest du auf, bestiegst es und machtest dein Lager breit, erkauftest dir Buhlen, deren Beilager du liebtest; du hast Schamteile beschaut.
Jes 57:9 Du warst verschwenderisch mit Öl für den Molech und häuftest deine Salben. Du sandtest deine Boten weit hin, stiegst hinab bis zum Totenreich.
Jes 57:10 Trotz deines vielen Wanderns, womit du dich abmühtest, sprachst du doch nicht: "Es hat keinen Sinn!" Du fandest dein fleischliches Leben befriedigt, darum wurdest du nicht matt.
Jes 57:11 Wen hast du gescheut und gefürchtet, daß du so enttäuscht hast und meiner nicht dachtest, mich nicht in dn Sinn nahmst? Nicht wahr, weil ich schwieg und mich verhüllte, hast du mich nicht gefürchtet?
Jes 57:12 Ich werde deine Rechtschaffenheit und dein Treiben kundtun; sie werden dir nichts nützen.
Jes 57:13 Wenn du schreist, so mögen die, die dich versammelten, auch retten! Sie alle trägt der Wind hinweg, rafft ein Lufthauch davon. Doch wer auf mich vertraut, wird das Land erben und meinen heiligen Berg besitzen."
Jes 57:14 Bahnet, bahnet, ja ebnet den Weg, hebet die Hindernisse weg vom Pfad meines Volkes!
Jes 57:15 Denn so spricht, der da hoch und erhaben ist, "Ewig Thronender" und "Heiliger" ist sein Name: "In der Höhe und als Heiliger throne ich und bin doch bei den Zerschlagenen und Geistgebeugten, um zu erquicken der Gebeugten Geist, um zu beleben der Zerschlagenen Herz.
Jes 57:16 Denn nicht auf ewig streite ich, und nicht immerfort grolle ich, sonst verschmachtet ja vor mir der Geist und der Lebensodem, den ich erschaffen.
Jes 57:17 Wegen seiner sündhaften Gewinnsucht zürnte ich (dem Volk) und schlug es, indem ich mich verbarg und zürnte. Doch es wandte sich ab und wandelte den Weg seines Eigensinns.
Jes 57:18 Seine Wege sah ich und will es nun heilen und leiten und Tröstung ihm schenken!
Jes 57:19 Seinen Trauernden schaffe ich jubelnde Lippen. Friede, Friede dem Fernen und dem Nahen", spricht der Herr, "ich werde ihn heilen.
Jes 57:20 Doch die Ruchlosen sind wie das aufgewühlte Meer, das sich nicht beruhigen kann; seine Wasser wühlen Schmutz und Schlamm auf.
Jes 57:21 Keinen Frieden haben die Gottlosen", so spricht mein Gott.
Jesaja Kapitel 58
Jes 58:1 "Rufe aus voller Kehle, halte nicht zurück! Der Posaune gleich erhebe deinen Ruf, künde meinem Volke sein Vergehen und dem Haus Jakob seine Sünden!
Jes 58:2 Aber sie fragen mich Tag um Tag, sie begehren nach Erkenntnis meiner Wege. Wie ein Volk, das Gerechtigkeit tut und das Recht seines Gottes nicht aufgibt, fordern sie von mir gerechte Gerichte, nach Gottes Nähe verlangen sie.
Jes 58:3 "Warum fasten wir, du siehst es aber nicht, kasteien wir uns, doch du kümmerst dich nicht?" Sehet, an eurem Fasttag findet ihr ein Geschäft, all eure Unternehmen betreibt ihr!
Jes 58:4 Seht, zu Streit und Hader fastet ihr und zum Schlagen mit ruchloser Faust; ihr fastet zur Zeit nicht so, daß man in Himmelshöhen euren Gebetsruf hört!
Jes 58:5 Ist das denn ein Fasten, wie ich es wünsche, ein Tag, an dem man sich kasteit, daß man wie die Binse den Kopf hängen läßt und in Sack und Asche sich bettet? Nennst du das ein Fasten und einen Tag, der dem Herrn gefällt?
Jes 58:6 Vielmehr ist dies ein Fasten, wie ich es wünsche: Auflösen ruchloser Fesseln, die Seile des Jochholzes freigeben, Unterdrückte frei entlassen, und daß du jedes Jochholz zerbrichst;
Jes 58:7 ferner, daß du dem Hungrigen dein Brot brichst und Arme, Obdachlose in dein Haus führst, wenn du einen Nackten siehst, ihn bekleidest und vor deinem Bruder dich nicht verbirgst!
Jes 58:8 Dann wird hervorbrechen wie Frührot dein Licht, und deine Heilung wird rasch voranschreiten. Vor dir wird herziehen deine Gerechtigkeit; die Herrlichkeit des Herrn wird deine Nachhut bilden.
Jes 58:9 Dann rufst du, und es antwortet der Herr; du schreist um Hilfe, und er spricht: "Da bin ich." Wenn du aus deiner Mitte das Joch entfernst, das Fingerzeigen und Unheilreden,
Jes 58:10 dem Hungrigen dein Brot darreichst und den Gebeugten sättigst, so strahlt dein Licht in der Finsternis, und deine Düsterkeit wird dem Mittag gleich.
Jes 58:11 Und der Herr wird dein Führer für immerdar sein, im ausgedörrten Gelände dich sättigen und deinen Körper kräftigen. Wie ein Garten wirst du sein und wie ein Wasserquell, dessen Naß nie versiegt.
Jes 58:12 Aufgebaut werden von dir die uralten Trümmer; die Fundamente früherer Geschlechter errichtest du wieder; man nennt dich "Breschenschließer", "Wiederhersteller zerstörter Wohnungen".
Jes 58:13 Wenn du vom Sabbat deinen Fuß fernhältst, deine Geschäfte nicht treibst an meinem heiligen Tag, den Sabbat als eine Wonne bezeichnest, den heiligen Herrentag als ehrwürdig, und wenn du ihn so ehrst, daß du deine Gänge nicht machst, deinen Geschäften nicht nachspürst und keine Verhandlungen pflegst,
Jes 58:14 dann wirst du deine Wonne am Herrn haben. Ich lasse dich über die Höhen des Landes einherfahren und das Erbe deines Ahnherrn Jakob genießen. Wohlan, der Mund des Herrn hat gesprochen!"
Jesaja Kapitel 59
Jes 59:1 Seht, nicht zu kurz ist des Herrn Hand, um zu helfen, sein Ohr nicht zu stumpf, um zu hören.
Jes 59:2 Nein, eure Vergehen sind eine Scheidewand zwischen euch und eurem Gott; eure Sünden verhüllten sein Antlitz vor euch, daß er nicht hört.
Jes 59:3 Denn eure Hände sind besudelt mit Blut und eure Finger mit Schuld; eure Lippen reden nur Lüge, eure Zunge murmelt nur Frevel.
Jes 59:4 Niemand stellt eine gerechte Klage, niemand geht vors Gericht in Wahrheit; man vertraut auf Wahn, redet Falsches, geht schwanger mit Unheil und gebiert Böses.
Jes 59:5 Schlangeneier brüten sie aus, Spinnfäden weben sie; wer von ihren Eiern ißt, muß sterben, zerdrückt man ein Ei, schlüpft eine Otter aus.
Jes 59:6 Ihre Fäden taugen nicht zum Gewand, und man kann sich mit ihrem Gewebe nicht bedecken; ihre Werke sind Werke des Bösen, an ihren Händen klebt Gewalttat.
Jes 59:7 Ihre Füße laufen dem Bösen nach, sie eilen, unschuldiges Blut zu vergießen; ihre Gedanken sind böse Gedanken, Zerstörung und Sturz folgen ihren Bahnen.
Jes 59:8 Den Weg des Friedens kennen sie nicht, kein Recht gibt es auf ihren Geleisen; krumme Pfade betreten sie; keiner, der sie betritt, kennt den Frieden.
Jes 59:9 Darum bleibt ferne von uns das Recht, und nimmer erreicht uns Gerechtigkeit; wir hoffen auf Licht, aber Finsternis bleibt, auf Tageshelle, doch wir wandeln im Dunkel!
Jes 59:10 Wir tasten gleich Blinden nach der Wand, wie ohne Augenlicht tasten wir voran. Wir straucheln am hellen Mittag wie in der Dämmerung; in Finsternis sitzen wir gleich den Toten.
Jes 59:11 Traurig brummen wir alle wie Bären, wie die Tauben girren wir klagend. Wir harren auf Recht, doch es kommt nicht, auf Heil, doch es ist ferne von uns.
Jes 59:12 Denn zahlreich sind unsere Vergehen vor dir, und unsere Sünden zeugen nur wider uns; ja, unsere Vergehen sind uns bewußt, und unsere Verschuldungen kennen wir:
Jes 59:13 Abfall und Treubruch gegen den Herrn, Abkehr von der Nachfolge unseres Gottes, gewalttätiges, abtrünniges Reden, das Tragen und Sagen von Lügenworten im eigenen Herzen.
Jes 59:14 So ward das Recht zurückgedrängt, Gerechtigkeit steht weit entfernt; denn es strauchelt auf offenem Platze die Treue, und Redlichkeit kann nicht kommen. 15a So wird die Treue vermißt; wer Böses meidet, steht geplündert da.
Jes 59:15 Der Herr sah es, und es mißfiel ihm, daß es kein Recht mehr gab.
Jes 59:16 Er sah, daß niemand mehr da war; er war erstaunt, daß sich niemand ins Mittel legte. Da kam ihm zu Hilfe sein Arm, seine Gerechtigkeit wurde sein Beistand.
Jes 59:17 Er legte Gerechtigkeit an wie einen Panzer, der Helm des Heiles deckte sein Haupt; er zog Rachekleider an als Gewandung, hüllte sich in Zorneseifer wie in einen Mantel.
Jes 59:18 Den Taten entsprechend vergilt er: Grimm seinen Gegnern, Strafe seinen Feinden. An den Inseln übt er Vergeltung.
Jes 59:19 Im Westen wird man den Namen des Herrn fürchten, seine Herrlichkeit im Osten; denn kommen wird er gleich einem beengten Strom, den der Odem des Herrn vorantreibt.
Jes 59:20 Doch für Sion kommt er als Erlöser und für die vom Abfall Bekehrten in Jakob - Spruch des Herrn.
Jes 59:21 "Doch was mich angeht, so ist dies mein Bund mit ihnen", spricht der Herr: "Mein Geist, der auf dir ruht, und meine Worte, die ich in deinen Mund legte, sollen weder aus deinem Munde noch aus dem Munde deiner Kinder noch aus dem Munde deiner Kindeskinder weichen", spricht der Herr, "von nun an bis in Ewigkeit!"
Jesaja Kapitel 60
Jes 60:1 Auf, werde hell, denn dein Licht ist da; die Herrlichkeit des Herrn strahlt über dir auf!
Jes 60:2 Denn seht, die Erde bedeckt Finsternis und Wolkendunkel die Völker, doch über dir strahlt der Herr, und seine Herrlichkeit wird über dir sichtbar.
Jes 60:3 Völker wallen zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Lichtglanz.
Jes 60:4 Erhebe deine Augen ringsum und schau: Sie alle haben sich versammelt und kommen zu dir. Deine Söhne kommen von fern, und deine Töchter werden auf den Armen getragen.
Jes 60:5 Dann wirst du schauen und strahlen, dein Herz wird beben und sich weiten; denn des Meeres Reichtum wendet sich dir zu, das Vermögen der Völker kommt zu dir.
Jes 60:6 Die Flut der Kamele wird dich bedecken, Jungkamele von Midian und Epha; von Saba kommen sie alle, tragen Gold und Weihrauch mit sich und verkünden froh die Ruhmestaten des Herrn.
Jes 60:7 Alles Kleinvieh von Kedar sammelt sich zu dir, die Widder von Nebajot stehen dir zur Verfügung, steigen als wohlgefälliges Opfer auf meinen Altar; mein prachtvolles Haus werde ich verherrlichen.
Jes 60:8 Wer sind jene, die heranfliegen wie Wolken, wie Tauben zu ihren Schlägen?
Jes 60:9 Ja, für mich sammeln die Schiffe sich, die Tarsisfahrzeuge allen voran, deine Söhne herzubringen von fern; ihr Silber und Gold bringen sie mit für den Namen des Herrn, deines Gottes, für den Heiligen Israels; denn er will dich zu Ehren bringen.
Jes 60:10 Ausländer bauen deine Mauern auf, und ihre Könige weihen dir ihren Dienst; denn in meinem Grimme schlug ich dich ja, doch in meiner Huld erbarmte ich mich dein.
Jes 60:11 Deine Tore hält man ständig geöffnet, Tag und Nacht bleiben sie unverschlossen, um zu dir den Reichtum der Völker zu bringen; auch ihre Könige werden herbeigeführt.
Jes 60:12 Denn das Volk und das Reich, das dir nicht dient, geht unter; ja, die Heidenvölker werden gänzlich vertilgt.
Jes 60:13 Es geht zu dir ein des Libanon Pracht, Zypressen, Eschen und Fichten zugleich, zu schmücken meine heilige Stätte; den Ort meiner Füße will ich ehren.
Jes 60:14 Die Söhne deiner Unterdrücker kommen gebückt zu dir; alle deine Verächter fallen dir zu Füßen. Man nennt dich "Stadt des Herrn, Sion des Heiligen Israels."
Jes 60:15 Dafür, daß du eine Vereinsamte warst, eine Ungeliebte, die niemand besuchte, mache ich dich zur ewigen Pracht, zur Wonne für alle Geschlechter.
Jes 60:16 Saugen wirst du der Völker Milch, saugen wirst du der Könige Brust, ja, erfahren sollst du, daß ich, der Herr, dein Heiland bin, und daß dein Erlöser der Starke Jakobs ist.
Jes 60:17 Statt des Erzes bringe ich Gold herbei, statt des Eisens bringe ich Silber, statt des Holzes Erz und statt der Steine Eisen. Ich setze dir als Obrigkeit Frieden ein und als deine Regierung Gerechtigkeit.
Jes 60:18 Nimmer hört man in deinem Land von Gewalt, von Zerstörung und Sturz in deinen Grenzen; "Heil" nennst du deine Mauern und deine Tore "Ruhm".
Jes 60:19 Nicht mehr dient dir die Sonne als Licht am Tag, nicht leuchtet der Mond dir zur nächtlichen Helle, sondern der Herr ist dir ewiges Licht und dein Gott dein herrlicher Glanz.
Jes 60:20 Nimmer geht deine Sonne dir unter, nicht wird dir der Mond verschwinden; denn der Herr dient dir zum ewigen Licht, und die Tage der Trauer sind für dich zu Ende.
Jes 60:21 Deine Bürger werden lauter Gerechte, sie besitzen auf ewig das Land. Der Herr ist der Wächter seiner Pflanzung, des Werkes seiner Hände zu seiner Verherrlichung.
Jes 60:22 Aus dem Kleinsten wird eine Tausendschaft, aus dem Geringsten ein starkes Volk. Ich, der Herr, beschleunige es zu seiner Zeit.
Jesaja Kapitel 61
Jes 61:1 Der Geist des Gebieters und Herrn ruht auf mir, da der Herr mich gesalbt hat. Den Armen Frohes zu melden, hat er mich gesandt, zu heilen, die gebrochenen Herzens sind, Befreiung zu künden den Gefangenen, den Gefesselten Lösung (der Stricke),
Jes 61:2 auszurufen ein huldvolles Jahr des Herrn und einen Rachetag unseres Gottes, zu trösten alle Trauernden,
Jes 61:3 zu ersetzen den Trauernden in Sion und ihnen zu geben Kopfschmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauergewand, Loblied statt Mutlosigkeit. Man wird sie nennen "Eichen der Gerechtigkeit", "Pflanzung des Herrn zu seiner Verherrlichung".
Jes 61:4 Sie bauen die alten Trümmer auf, die Ruinen der Vorfahren richten sie auf, verwüstete Städte erneuern sie, Ruinen früherer Geschlechter.
Jes 61:5 Dann stehen Fremde bereit, euer Kleinvieh zu weiden, Ausländer sind eure Bauern und Winzer.
Jes 61:6 Euch aber nennt man "Priester des Herrn", "Diener unseres Gottes" heißt man euch. Die Habe der Völker werdet ihr genießen und ihres Reichtums euch rühmen.
Jes 61:7 Weil ihnen an Schande das Doppelte zukam, Schmach und Speichel ihr Anteil war, deshalb sollen sie in ihrem Land das Doppelte erhalten, ewige Freude wird ihnen zuteil.
Jes 61:8 Denn ich, der Herr, liebe das Recht, frevelhaften Raub hasse ich. Ja, ich gebe getreu ihren Lohn, schließe mit ihnen einen ewigen Bund.
Jes 61:9 Wohlbekannt unter den Völkern ist ihr Geschlecht, ihre Nachkommenschaft inmitten der Stämme; alle, die sie sehen, werden gewahr, daß sie ein Geschlecht sind, vom Herrn gesegnet.
Jes 61:10 Freudig jubeln will ich im Herrn, jauchzen soll meine Seele in meinem Gott! Denn er bekleidete mich mit Gewändern des Heils, legte mir den Mantel der Gerechtigkeit an, gleich einem Bräutigam, der sich schmückt mit dem Turban, und gleich einer Braut, die ihr Geschmeide anlegt.
Jes 61:11 Denn wie die Erde ihr Gewächs hervorbringt, der Garten seine Saaten sprießen läßt, so läßt der Gebieter und Herr Gerechtigkeit sprießen und Ruhm vor allen Völkern.
Jesaja Kapitel 62
Jes 62:1 Sion zulieb darf ich nicht schweigen, Jerusalems wegen nicht stillhalten, bis hervorgeht wie Lichtglanz seine Gerechtigkeit und sein Heil wie eine Fackel entbrennt.
Jes 62:2 Völker werden deine Gerechtigkeit schauen und alle Könige deine Herrlichkeit. Du wirst mit einem neuen Namen genannt, der geprägt wird vom Munde des Herrn.
Jes 62:3 Du wirst eine prächtige Krone sein in des Herrn Hand, ein Königsdiadem in der Hand deines Gottes.
Jes 62:4 Nicht länger wird man dich "Verlassene" nennen noch dein Land "Vereinsamte" heißen, sondern man nennt dich "Meine Lust an ihr" und dein Land "Vermählte". Denn der Herr hat an dir seine Lust, und dein Land wird vermählt.
Jes 62:5 Wie sich nämlich der Jüngling mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer; wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich über dich dein Gott.
Jes 62:6 Über deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter beordert, den ganzen Tag und die ganze Nacht dürfen sie niemals schweigen! Ihr, die ihr den Herrn erinnern sollt, gönnt euch nicht Ruhe,
Jes 62:7 und auch ihm laßt keine Ruhe, bis er Jerusalem wiederherstellt und zum Ruhm auf Erden macht!
Jes 62:8 Der Herr schwur bei seiner rechten Hand und bei seinem gewaltigen Arm: "Nie wieder gebe ich dein Korn deinen Feinden zur Nahrung; Ausländer trinken deinen Most nicht mehr, um den du dich abgemüht.
Jes 62:9 Nein, wer es eingeerntet, soll es genießen und den Herrn preisen; wer den Most eingeheimst, soll ihn trinken in meines Heiligtums Höfen!"
Jes 62:10 Zieht ein, zieht ein durch die Tore, bahnt des Volkes Weg, baut, ja baut die Straße, macht von Steinen sie frei, hebt über die Völker ein Panier!
Jes 62:11 Seht, der Herr macht es bekannt bis an das Ende der Erde: Sagt der Tochter Sion: Fürwahr, es kommt dein Heil! Siehe, die er sich erworben, kommen mit ihm; und die er sich verdient hat, ziehen vor ihm her!
Jes 62:12 Dann nennt man sie "Heiliges Volk", "Erlöste des Herrn", dich aber nennt man "Gesuchte", "Nichtverlassene Stadt".
Jesaja Kapitel 63
Jes 63:1 Wer ist's, der da von Edom kommt, in hochroten Kleidern von Bozra? Der im herrlichen Prachtgewand aufgereckt schreitet in der Fülle seiner Kraft? "Ich bin es, der in Gerechtigkeit redet und groß ist im Helfen!"
Jes 63:2 Warum aber ist rot dein Gewand, deine Kleider wie die eines Keltertreters?
Jes 63:3 "Die Kelter trat ich allein, von den Völkern stand niemand mir bei. Ich trat sie nieder in meinem Zorn, zerstampfte sie in meinem Grimm; es spritzte ihr Saft an meine Kleider, und alle meine Gewänder besudelte ich.
Jes 63:4 Denn ein Rachetag lag mir im Sinn, mein Erlösungsjahr war erschienen.
Jes 63:5 Ich hielt Ausschau, doch kein Helfer war da; ich blickte gespannt umher, doch es gab keinen Beistand. Da half mir mein Arm, und mein Grimm stand mir bei.
Jes 63:6 Völker zertrat ich in meinem Zorn, zerschmetterte sie in meinem Grimm und ließ ihren Saft zur Erde rinnen."
Jes 63:7 Preisen will ich die Gnaden des Herrn und seine ruhmvollen Taten, gemäß allem, was der Herr an uns getan, nach der Fülle seiner Güte für das Haus Israel, die er ihm erwies nach seiner Barmherzigkeit und nach der Menge seiner Gnaden.
Jes 63:8 Er sprach: "Sie sind ja doch mein Volk, Söhne, die nicht enttäuschen!" Er ward ihnen zum Retter in all ihrer Drangsal.
Jes 63:9 Weder Bote noch Engel, er selbst war ihr Retter. In seiner Liebe und seinem Mitleid hat er selbst sie erlöst, hob sie auf und trug sie alle Tage der Vorzeit.
Jes 63:10 Sie aber waren widerspenstig und betrübten seinen heiligen Geist. Da wandelte er sich ihnen zum Feind, er selber stritt wider sie.
Jes 63:11 Nun gedachten sie der Tage der Vorzeit, des Moses, seines Knechtes: "Wo ist, der aus dem Meere emporsteigen ließ den Hirten seiner Herde? Wo ist, der seinen heiligen Geist in sein Inneres legte,
Jes 63:12 der dem Moses zur Rechten seinen herrlichen Arm einherziehen ließ, der die Wasser spaltete vor ihnen her, um sich einen ewigen Namen zu schaffen,
Jes 63:13 der sie durch die Fluten führte wie ein Pferd, durch die Wüste, so daß sie nicht strauchelten?
Jes 63:14 Wie Vieh, das ins Tal hinabsteigt, ließ der Geist des Herrn sie Ruhe finden. - So hast du dein Volk geleitet, um dir einen herrlichen Namen zu schaffen.
Jes 63:15 Blicke vom Himmel herab und schau her von deinem heiligen, prachtvollen Hochsitz! Wo bleiben dein Eifer und deine Kraft, deines Herzens Regung und dein Erbarmen mit mir? Haben sie sich zurückgezogen?
Jes 63:16 Denn du bist unser Vater; Abraham kennt uns ja nicht, und Israel weiß nicht um uns. Du, Herr, bist unser Vater! "Unser Erlöser seit je" ist dein Name.
Jes 63:17 Warum, o Herr, ließest du uns abirren von deinen Wegen, verhärtetest du unser Herz, so daß es dich nicht mehr fürchtete? Ändere dich deinen Knechten zulieb, deinen Stämmen, die doch dein Eigentum sind!
Jes 63:18 Warum betraten Gottlose deinen heiligen Berg, zertraten unsere Bedränger dein Heiligtum?
Jes 63:19 Wir sind wie ein Volk, das du niemals beherrscht, das nie nach deinem Namen benannt war. Ach, wenn du doch die Himmel zerrissest und herniederstiegest, daß Berge wankten vor dir!
Jesaja Kapitel 64
Jes 64:1 Ach, wärest du doch wie Feuer, das Reisig entzündet, wie Feuer, das Wasser zum Sieden bringt, damit deine Feinde deinen Namen erkennen und Völker vor dir erbeben!
Jes 64:2 Tätest du Furchtbares doch, das wir nicht erwarteten, stiegest hernieder, so daß Berge wankten vor dir!
Jes 64:3 Von Urzeit an hat man nie gehört, nie vernommen, kein Auge gesehen einen Gott außer dir, der für den etwas tut, der auf ihn hofft.
Jes 64:4 Du aber kommst dem entgegen, der freudig das Rechte tut, denen, die dein gedenken auf deinen Pfaden. Siehe, weil du erzürnt bist, stehen wir als Sünder da, weil du dich verborgen hast, sind wir im Unrecht!
Jes 64:5 So wurden wir insgesamt einem Unreinen gleich und alle unsere Tugenden wie ein besudeltes Kleid. Wir welkten alle wie Laub dahin, und unsere Schuld trug uns fort wie der Wind.
Jes 64:6 Niemand war da, der deinen Namen anrief, der sich aufrütteln ließ, festzuhalten an dir. Denn du verbargst dein Antlitz vor uns und gabst uns preis in die Hand unserer Schuld.
Jes 64:7 Nun aber, o Herr, unser Vater bist du; wir sind der Lehm und du unser Bildner, ja, wir alle sind das Werk deiner Hände!
Jes 64:8 Zürne doch, Herr, nicht allzusehr, und nicht für ewig gedenke der Schuld! Schau und sieh her: Dein Volk sind wir alle!
Jes 64:9 Deine heiligen Orte wurden zur Wüste, Sion wurde zur Wüste, Jerusalem zum Ödland.
Jes 64:10 Unser heiliger, herrlicher Tempel, wo unsere Väter dich priesen, wurde zum Raub des Feuers, und alles, was uns kostbar war, liegt in Trümmern.
Jes 64:11 Kannst du darob dich beherrschen, Herr, kannst du schweigen und uns beugen im Übermaß?"
Jesaja Kapitel 65
Jes 65:1 "Ich war zu erfragen für jene, die mich nicht begehrten, ich war zu finden für die, die mich nicht suchten. Ich sprach: "Hier bin ich, hier bin ich" zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief.
Jes 65:2 Ständig breitete ich meine Hände aus nach einem abtrünnigen und widerspenstigen Volk, das recht ungute Wege geht hinter eigenen Gedanken her,
Jes 65:3 nach Leuten, die mich ständig reizen offen ins Gesicht hinein. Denn sie bringen in den Gärten Opfer dar und auf Ziegelsteinen ihr Räucherwerk.
Jes 65:4 In Gräbern hocken sie da, in Felsenhöhlen übernachten sie. Sie essen Schweinefleisch, und Brühe von unreinen Tieren ist in ihren Geschirren.
Jes 65:5 Sie sprechen: "Halte dich fern, komm mir nicht näher, sonst behafte ich dich mit meiner Weihe!". - Diese sind in meiner Nase nur Rauch, Feuer, das immerfort lodert!
Jes 65:6 Seht, aufgeschrieben liegt es vor mir: Schweigen will ich erst nach der Vergeltung, heimzahlen will ich in ihren Schoß
Jes 65:7 sowohl eure Sünden als auch die Sünden eurer Väter insgesamt" - spricht der Herr. "Diese brachten auf den Bergen Räucherwerk dar, auf den Hügeln verhöhnten sie mich; so messe ich ihnen an erster Stelle den Lohn zu in ihren Schoß!"
Jes 65:8 So spricht der Herr: "Wie in der Traube der Saft sich findet und man darum singt: "Verderbe sie nicht, denn es ist Segen darin!", so will ich verfahren meinen Knechten zulieb und nicht das Ganze verderben.
Jes 65:9 Ich lasse aus Jakob Nachkommen hervorgehen und aus Juda Erben meiner Berge. Meine Erwählten sollen das Land besitzen, meine Knechte dort wohnen.
Jes 65:10 Die Saronebene wird zur Aue für Kleinvieh, ein Lagerplatz für Rinder das Achortal, und zwar dem Volke, das nach mir fragt, zum Nutzen.
Jes 65:11 Euch aber, die ihr den Herrn verlaßt, meinen heiligen Berg vergeßt, die ihr den Tisch dem Glücksgotte deckt und den Mischtrank einfüllt dem Schicksal,
Jes 65:12 euch schicke ich dafür das Schwert! Ihr alle müßt euch zur Schlachtung bücken, weil ich rief, doch ihr keine Antwort gabt, weil ich redete, doch ihr nicht hörtet, sondern tatet, was mir mißfällt, und wähltet, was ich mißbillige!"
Jes 65:13 Darum spricht der Gebieter und Herr: "Siehe, meine Knechte werden essen, ihr aber sollt hungern; siehe, meine Knechte werden trinken, ihr aber sollt dürsten; siehe, meine Knechte werden sich freuen, ihr aber beschämt sein!
Jes 65:14 Siehe, meine Knechte frohlocken vor Herzenslust, ihr aber sollt schreien vor Herzensweh und jammern vor Niedergeschlagenheit!
Jes 65:15 Ja, ihr hinterlaßt euren Namen für meine Auserwählten als Fluchwort - "so töte dich der Gebieter und Herr!" -, meine Knechte aber werden mit einem anderen Namen benannt.
Jes 65:16 Wer immer im Lande Segen spricht, wird segnen beim wahrhaftigen Gott. Wer immer im Lande schwört, schwört beim wahrhaftigen Gott. Vergessen sind ja die ehemaligen Drangsale; sie sind verschwunden vor meinen Augen.
Jes 65:17 Denn seht, einen neuen Himmel erschaffe ich und eine neue Erde; da gedenkt man des Vergangenen nimmermehr, und es kommt nicht mehr in den Sinn.
Jes 65:18 Frohlocken aber wird man und jubeln auf ewig über das, was ich schaffe. Denn siehe, ich will Jerusalem umschaffen zum Jubel und sein Volk zum Frohlocken!
Jes 65:19 Ich juble über Jerusalem, frohlocke über mein Volk! Nimmermehr wird man dort vernehmen einen Laut des Weinens oder einen Laut der Klage.
Jes 65:20 Dort gibt es keinen Säugling mehr, der nur wenige Tage lebt, keinen Greis, der seine Tage nicht voll erreicht. Vielmehr wird der Knabe als Hundertjähriger sterben, wer hundert Jahre nicht erreicht, ist vom Fluche getroffen.
Jes 65:21 Da bauen sie Häuser und wohnen darin, pflanzen Weinberge und essen deren Frucht.
Jes 65:22 Sie werden nicht bauen, während ein anderer bewohnt, nicht pflanzen, während ein anderer ißt, sondern wie das Alter der Bäume soll meines Volkes Alter sein; was ihre Hände erarbeitet haben, sollen meine Auserwählten auch verzehren.
Jes 65:23 Umsonst sollen sie sich nicht mühen noch Kinder zeugen zum Todesschreck, sondern ein Stamm von Gesegneten des Herrn sind sie und ihre Nachkommen mit ihnen.
Jes 65:24 Alsdann werde ich antworten, bevor sie noch rufen, während sie noch reden, erhöre ich sie schon.
Jes 65:25 Wolf und Lamm werden einträchtig weiden, und der Löwe frißt Stroh wie das Rind; die Schlange aber ernährt sich vom Staub. Man wird nichts Böses und nichts Verderbliches tun auf meinem ganzen heiligen Berg", spricht der Herr.
Jesaja Kapitel 66
Jes 66:1 So spricht der Herr: "Der Himmel ist mein Thron und die Erde meiner Füße Schemel. Was ist das für ein Haus, das ihr bauen wollt, und welcher Art ist die Stätte für meinen Ruhesitz?
Jes 66:2 Hat doch meine Hand all dies gemacht, und ist doch all dies mein Eigentum", ist der Spruch des Herrn. "Einen solchen aber sehe ich an: einen Demütigen und Zerknirschten und den, der ängstlich mein Wort befolgt.
Jes 66:3 Aber man schlachtet Rinder und erschlägt zugleich Menschen; man schlachtet Schafe und erwürgt zugleich Hunde; man bringt Speiseopfer dar und zugleich Schweineblut; Weihrauch spendet man und preist zugleich einen Götzen. Solche wählen sich ihre eigenen Wege aus, an ihren Scheusalen freuen sie sich.
Jes 66:4 Darum wähle auch ich ihnen Strafen aus, und das, wovor ihnen graut, bringe ich über sie; denn ich rief, doch niemand gab Antwort, ich redete, doch sie hörten nicht, sondern taten, was mir mißfällt, und was ich mißbillige, wählten sie sich."
Jes 66:5 Höret das Wort des Herrn, die ihr ängstlich sein Wort befolgt: "Es sagen eure Brüder, die euch hassen, die euch meines Namens wegen ausstoßen: "Mag der Herr erscheinen in Herrlichkeit, so daß wir eure Freude mitansehen können!" Sie aber werden beschämt."
Jes 66:6 Hört! Lärm von der Stadt her, hört, vom Tempel her; hört, der Herr übt Vergeltung an seinen Feinden!
Jes 66:7 Noch ehe sie (die Stadt) in Wehen kam, hat sie schon geboren, bevor ihre Schmerzen einsetzten, hat sie ein Knäblein zur Welt gebracht.
Jes 66:8 Wer hat solches vernommen, wer je dergleichen gesehen? Dauern die Wehen um ein Land nur einen einzigen Tag, oder wird ein Volk geboren mit einem Mal? Denn in Wehen kam Sion und gebar auch schon ihre Kinder.
Jes 66:9 "Sollte ich den Schoß öffnen, doch nicht gebären lassen?", spricht der Herr. "Oder sollte ich, der gebären läßt, es doch verwehren?", spricht dein Gott.
Jes 66:10 Freut euch mit (der Mutter) Jerusalem und frohlockt über sie, ihr alle, die ihr sie liebt! Jubelt fröhlich mit ihr, alle, die ihr über sie getrauert habt!
Jes 66:11 Saugen sollt ihr und euch sättigen an ihrer Tröstungen Brust, schlürfen sollt ihr mit Wonne an der Mutterbrust ihrer Herrlichkeit!
Jes 66:12 Denn so spricht der Herr: "Seht, ich lenke zu ihr den Wohlstand wie einen Strom, wie einen flutenden Bach den Reichtum der Völker, und ihr sollt davon trinken! Auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien liebkosen.
Jes 66:13 Gleichwie einen seine Mutter tröstet, so will ich euch trösten, und zwar in Jerusalem wird euch der Trost zuteil."
Jes 66:14 Ihr schaut es, und euer Herz wird fröhlich, und euer Leib sprießt wie frisches Gras; des Herrn Hand wird kund seinen Knechten; dagegen trifft sein Zorn seine Feinde.
Jes 66:15 Denn fürwahr, im Feuer erscheint der Herr, seine Wagen sind ein wirbelnder Sturm, indem er seinen Zorn verwandelt in Glut und sein Schelten in Feuerflammen.
Jes 66:16 Denn mit Feuer und Schwert geht der Herr ins Gericht mit allen Menschen, und zahlreich werden sein die Erschlagenen des Herrn!
Jes 66:17 Jene, die sich weihen und reinigen für die Götzenhaine in der Gefolgschaft eines Priesters in ihrer Mitte, die Schweinefleisch essen, Unreines und Mäuse, sollen insgesamt ein Ende nehmen! - Spruch des Herrn.
Jes 66:18 "Ich aber kenne ihre Taten und Gedanken, und ich komme, um zu versammeln alle Völker und Zungen; sie werden antreten und meine Herrlichkeit schauen.
Jes 66:19 Ich wirke unter ihnen ein Wunderzeichen und schicke von ihnen Entronnene zu den Völkern: nach Tarsis, Put und Lud [die Bogenspanner], nach Tubal und Jawan, nach den fernen Inseln, die noch keine Kunde von mir vernahmen und meine Herrlichkeit noch nicht sahen. Sie sollen von meiner Herrlichkeit unter den Völkern künden.
Jes 66:20 Diese werden dann alle eure Brüder aus allen Völkern herbeibringen als Opfergabe für den Herrn, auf Rossen, Wagen, Sänften, Maultieren und Dromedaren zu meinem heiligen Berg nach Jerusalem", spricht der Herr, "gleichwie Israels Söhne die Opfergabe in reinem Geschirr zum Tempel des Herrn bringen.
Jes 66:21 Auch aus ihren Reihen werde ich Priester und Leviten nehmen", spricht der Herr.
Jes 66:22 "Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich schaffe, vor meinem Antlitz bestehen werden" - Spruch des Herrn -, "so wird euer Same und euer Name Bestand haben.
Jes 66:23 In jedem Monat am Neumond und in jeder Woche am Sabbat werden alle kommen, um vor meinem Antlitz anzubeten", spricht der Herr.
Jes 66:24 "Dabei geht man hinaus und schaut hin auf die Leichen der Menschen, die von mir abtrünnig geworden sind. Denn ihr Wurm stirbt nicht, und ihr Feuer erlischt nicht; sie werden ein Abscheu sein für alle Welt."