Word: Offenbarung des Johannes
Die Offenbarung des Johannes
Einleitung
Die Apokalypse oder Geheime Offenbarung ist das einzige prophetische Buch des Neuen Testamentes. Wie die altbundlichen Propheten nicht nur Zukünftiges voraussagten, sondern auch das Gottesvolk belehren, mahnen und trösten wollten, so auch der Seher des Neuen Bundes. Er nennt sich selbst Johannes, einen Knecht Jesu Christi, und ist kein anderer als der Apostel Johannes, dem wir das letzte Evangelium und die drei Johannesbriefe verdanken. Während seiner Verbannung auf der Insel Patmos unter Kaiser Domitian (81-96) enthüllte ihm der Herr „das, was jetzt ist und was später kommen soll“ (1,19), und forderte ihn auf, es „in ein Buch zu schreiben und dieses an die sieben Gemeinden zu senden“ (1,11). So entstand um das Jahr 95 das geheimnisvollste Buch der Heiligen Schrift. In feierlich ernsten Briefen wendet sich der Verfasser nach einer Eingangsvision (1,9-20) in göttlichem Auftrag zunächst an die „Engel“ der sieben kleinasiatischen Christengemeinden (2,1-3,22). Es ist die Schilderung dessen, was jetzt ist. Daran schließt sich in einer Reihe von Visionen die Offenbarung dessen an, „was später kommen soll“ (4,1-22,5). In farbenglühenden, erschütternden Szenen spielt sich das gewaltige Ringen zwischen Gut und Böse, dem Gottesreich und der Satansmacht ab, bis der Teufel mit seinen Helfershelfern für immer überwunden ist und die Seligen mit Christus im himmlischen Jerusalem ein ewiges Siegesfest feiern.
Die Apokalypse sollte zunächst den damals lebenden Christen ein Trostbuch sein. In den schweren Leiden und Verfolgungen um des Glaubens willen sollten sie die Überzeugung bewahren, daß trotz allem die Sache Christi triumphieren werde. Zugleich ist das Buch aber nicht nur eine zeitgeschichtliche Trostquelle, sondern eine übergeschichtliche Darstellung der Schicksale des Gottesreiches, die große Liturgie der Weltgeschichte. Wer die Geheime Offenbarung liest, muß sich davor hüten, die Einzelbilder auf bestimmte Ereignisse zu beziehen, soll nicht die Deutung zum Tummelplatz einer ungezügelten Phantasie werden. Vieles dient nur zur Ausschmückung der Bilder, manches ist nur Symbol. In der prophetischen Schau fließen fernste Zukunft und lebendige Gegenwart oft ineinander. Einzelne Wahrheiten werden unter wechselnden Bildern mehrmals dargestellt. Wer am bloßen Buchstaben haftet, dem kann die Apokalypse „ein gefährliches Buch“ werden. Der Geist aber, der darin weht, formt auch heute noch tapfere Zeugen für die Wahrheit: Christus ist König der Könige und Herr der Herrscher (19,16)!
1 1 Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gab, um seinen Dienern kundzutun, was bald geschehen muß. Durch seinen Engel ließ sie dieser seinen Diener Johannes schauen, 2 der Zeugnis gab vom Worte Gottes und vom Zeugnis Jesu Christi, von allem, was er sah. 1: Eigentlich sollte also das Buch „Geheime Offenbarung Jesu Christi“ heißen. Johannes ist der Vermittler dieser von Gott über Christus und seinen Engel ergehenden Offenbarung an die Menschen. 3 Selig, wer die prophetischen Worte liest und hört und wer sich daran hält, was darin geschrieben steht. Denn die Zeit ist nahe. 4: Die ersten Empfänger sind sieben, nachher mit Namen genannte Christengemeinden der römischen Provinz Asien. Sie waren Mittelpunkt von Post- und Gerichtsbezirken und lagen alle an der Straße, die von Ephesus ausging und im Kreise dorthin zurückführte. In ihrer heiligen Siebenzahl sind sie Symbol der Gesamtkirche. Die Siebenzahl spielt eine große Rolle in der Apokalypse.
Eingangsoffenbarung. 4 Johannes an die sieben Gemeinden von Asien. Gnade sei mit euch und Friede von dem, der ist und der war und der kommen wird, und von den sieben Geistern vor seinem Throne 5 und von Jesus Christus, dem getreuen Zeugen, dem Erstgeborenen der Toten, dem Beherrscher der Könige der Erde. Ihm, der uns lieb hat und uns in seinem Blute von unsern Sünden erlöst 6 und uns zu einem Königtum gemacht hat und zu Priestern für Gott, seinen Vater, — ihm gebührt die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit! Amen. 5: Die sieben Geister sind entweder eine Bezeichnung des Heiligen Geistes mit seinen sieben Gaben oder aber sieben Engel als Thronassistenten Gottes. 7 Siehe, er kommt auf den Wolken. Schauen wird ihn jedes Auge, auch die, die ihn durchbohrten. Wehklagen werden über ihn alle Stämme der Erde. Wahrlich. Amen. 8 Ich bin das Alpha und das Omega [der Anfang und das Ende], spricht Gott, der Herr, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige.
Berufung des Johannes. 9 Ich, Johannes, euer Bruder und Genosse in der Drangsal und Herrschaft und Geduld in [Christus] Jesus, war auf der Insel Patmos wegen des Wortes Gottes und des Zeugnisses für Jesus. 10 Da wurde ich am Tage des Herrn vom Geiste erfüllt und hörte hinter mir eine laute Stimme wie Posaunenschall. 11 Sie sprach: Was du siehst, schreib in ein Buch. Das sende an die sieben Gemeinden [in Asien] nach Ephesus, Smyrna, Pergamum, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodicea. 12 Ich schaute mich um nach der Stimme, die zu mir sprach, und beim Umschauen sah ich sieben goldene Leuchter 13 und inmitten der [sieben goldenen] Leuchter einen wie einen Menschensohn. Angetan war er mit langem Gewande und mit goldenem Gürtel um die Brust gegürtet. 14 Sein Haupt und Haar waren weiß wie schneeweiße Wolle, seine Augen wie Feuerflamme. 15 Seine Füße glichen dem Glanzerz, das im Schmelzofen glüht, seine Stimme dem Rauschen gewaltiger Wasser. 16 Sieben Sterne hielt er in der rechten Hand. Aus seinem Munde fuhr ein zweischneidiges scharfes Schwert, und sein Antlitz war, wie wenn die Sonne mächtig strahlt. 17 Da ich ihn sah, stürzte ich zu seinen Füßen hin wie tot. Er legte seine Rechte auf mich und sprach: Sei ohne Furcht. Ich bin der Erste und der Letzte 18 und der Lebendige. Ein Toter bin ich geworden, doch siehe, lebendig bin ich in alle Ewigkeit und halte die Schlüssel des Todes und des Totenreichs. 13-18: Der Gottesmensch erscheint mit den Gewändern und Zeichen des Königs, Priesters und Richters. 19 Schreibe nun, was du sahest, was ist und was später kommen soll. 20 Das Geheimnis der sieben Sterne, die du sahst in meiner Rechten, und die sieben goldenen Leuchter: Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden. 20: Die Sternenengel werden von den Gemeinden selbst unterschieden. Da ihnen im folgenden Fehler vorgehalten werden, können es nicht die Schutzgeister der Gemeinden sein. Es sind die Bischöfe. Sie sollen wie Engel den Willen Gottes verkünden und die Menschen zu Gott führen.
Die sieben Sendschreiben
2 An die Gemeinde von Ephesus. 1 Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: Also spricht, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt: 2 Ich kenne deine Werke, deine Mühe und deine Geduld. Ich weiß, daß du Böse nicht leiden kannst, und daß du die, welche sich Apostel nennen und es doch nicht sind, geprüft und als Lügner erfunden hast. 3 Auch hast du Geduld und hast um meines Namens willen gelitten und bist nicht lässig geworden. 4 Aber ich habe gegen dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast. 5 Gedenke also, von welcher Höhe du gefallen bist. Bekehre dich und vollbringe die Werke, die du früher tatest. Tust du dies nicht, so komme ich über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle rücken, wenn du dich nicht bekehrst. 4-5: Der Eifer der ersten, begeisterten Liebe muß wieder entfacht werden, sonst scheidet die Gemeinde aus der heiligen Siebenzahl aus. Lauheit führt ins Verderben. 6 Doch das hast du, daß du die Werke der Nikolaiten hassest, die auch ich hasse. 6: Die Sekte der Nikolaiten suchte das Christentum den Heiden annehmbarer zu machen, indem Unzucht und Genuß von Götzenopferfleisch als erlaubt hingestellt wurden. 7 Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Dem Sieger werde ich zu essen geben vom Lebensbaume im Paradiese [meines] Gottes.
An die Gemeinde von Smyrna. 8 Dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Also spricht der Erste und der Letzte, der tot war und lebt: 9 Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut — doch du bist ja reich. Und es lästern dich Leute, die sich Juden nennen, sind es aber nicht, sondern eine Synagoge Satans. 10 Fürchte dich nicht vor all den Leiden, die dir drohen. Siehe, es droht der Teufel, etliche aus euch ins Gefängnis zu werfen zu eurer Prüfung. Ihr werdet Trübsal haben zehn Tage lang. Sei getreu bis in den Tod, und ich werde dir das Leben als Siegeskrone geben. 11 Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Der Sieger soll kein Leid erfahren vom zweiten Tode. 8-11: An der zwar armen, aber trotz aller Drangsal treuen Gemeinde Smyrnas braucht nichts gerügt zu werden. Heute noch sammelt sich dort eine eifrige katholische Gemeinde in der Kirche des Johannesschülers, des hl. Märtyrers Polykarp.
An die Gemeinde von Pergamum. 12 Dem Engel der Gemeinde von Pergamum schreibe: Also spricht der Träger des zweischneidigen, scharfen Schwertes: 13 Ich weiß, wo du wohnest, da, wo Satans Thron steht. Doch du hältst meinen Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch nicht in den Tagen, da Antipas, mein getreuer Blutzeuge, getötet ward bei euch am Wohnsitz Satans. 14 Doch ein Weniges habe ich wider dich: Du hast Leute dort, die zu Balaams Lehre halten. Der lehrte den Balak, einen Fallstrick vor den Söhnen Israels zu legen, Götzenopferfleisch zu essen und Unzucht zu treiben. 15 So hast auch du Leute, die zur Lehre der Nikolaiten halten in gleicher Weise. 16 Bekehre dich also. Wenn nicht, so werde ich bald über dich kommen und werde sie bekämpfen mit dem Schwert aus meinem Munde. 17 Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Dem Sieger will ich geben von dem verborgenen Manna, und ich will ihm geben einen weißen Stein und auf dem Stein geschrieben einen neuen Namen, den niemand weiß als der Empfänger. 12-17: Pergamum war die Hauptstadt der römischen Provinz Asien, berühmt durch ihre Tempel. Das Heiligtum des Asklepios zog jährlich große Scharen aus ganz Asien an. Als Thron Satans wird vielleicht der gewaltige, 300 Meter über der Stadt gelegene Altar des Zeus Soter bezeichnet. Der ausgegrabene und im Berliner Museum aufgebaute „Pergamonaltar“ gibt uns eine Vorstellung seiner Pracht.
An die Gemeinde von Thyatira. 18 Dem Engel der Gemeinde von Thyatira schreibe: Also spricht der Sohn Gottes, der Augen hat wie eine Feuerflamme und dessen Füße Gluterz gleich sind. 19 Ich kenne deine Werke, deine Liebe und deinen Glauben, deine Dienstbereitschaft und deine Geduld, und daß deine letzten Werke zahlreicher sind als die ersten. 20 Doch etwas habe ich wider dich: Du siehst zu, wie das Weib Jezabel, das sich als Prophetin ausgibt, lehrt und meine Diener verführt, Unzucht zu treiben und Götzenopferfleisch zu essen. 21 Ich habe ihr Zeit gelassen, sich zu bekehren. Sie aber will sich nicht bekehren von ihrer Unzucht. 22 Siehe, darum werfe ich sie aufs Krankenlager, und die Genossen ihrer Unzucht lasse ich in große Trübsal kommen, wenn sie sich nicht abkehren vom Treiben des Weibes. 23 Ihre Kinder schlage ich mit dem Tode, und alle Gemeinden werden erkennen, daß ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht. Jedem von euch werde ich vergelten nach seinen Werken. 24 Euch anderen aber in Thyatira, die einer solchen Lehre nicht huldigen und nichts von dem wissen, was jene die Tiefen Satans nennen, sage ich: Ich lege euch keine andere Last auf. 25 Nur haltet fest, was ihr habt, bis ich komme. 26 Wer siegt und bei meinen Werken verharrt bis ans Ende, dem will ich Gewalt über die Heidenvölker geben (Ps 2, 9). 27 Er wird sie weiden mit eisernem Stab, wie man das Töpfergeschirr zerschlägt, 28 so wie ich selbst von meinem Vater Macht empfangen habe. Den Morgenstern werde ich ihm geben. 29 Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. 18-29: Thyatira in Lydien, die Heimat Lydias von Philippi, war berühmt durch seine Purpurfärbereien. Ob Jezabel der Name einer geschichtlichen Person ist oder symbolisch von Achabs schlechtem Weib auf die Anführerin einer zuchtlosen Sekte angewendet wird, ist unsicher. Den Treugebliebenen wird ewige Herrschaft mit Christus verheißen. Auch der Morgenstern (V. 28) ist Sinnbild der Herrschergewalt.
3 An die Gemeinde von Sardes. 1 Dem Engel der Gemeinde von Sardes schreibe: Also spricht der Herr der sieben Geister Gottes und der sieben Sterne: Ich kenne deine Werke. Dem Namen nach lebst du, doch du bist tot. 2 Wach auf! Stärke den Rest, der am Absterben ist. Ich finde deine Werke nicht vollgültig vor meinem Gott. 3 Also gedenke, wie du belehrt wurdest und es annahmst. Bewahre es und bekehre dich. Wachst du aber nicht, so komme ich wie ein Dieb [über dich], ohne daß du die Stunde meiner Ankunft kennst. 4 Aber einige Namen hast du in Sardes, die ihre Kleider nicht befleckt haben. Die sollen mit mir wandeln in weißen Gewändern, denn sie sind es würdig. 5 Der Sieger wird also bekleidet werden mit weißen Gewändern, und ich werde seinen Namen gewiß nicht tilgen aus dem Buche des Lebens, und ich werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. 6 Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. 1-6: In Sardes blühte die Wollindustrie. Die Bilder des Briefes knüpfen daran an. Dort hatte einst Krösus seine Schätze aufgehäuft. Das Wohlleben hat auch den Bischof und seine Gemeinde bereits eingeschläfert und veräußerlicht.
An die Gemeinde von Philadelphia. 7 Dem Engel der Gemeinde von Philadelphia schreibe: Also spricht der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids trägt, der öffnet, so daß niemand zu schließen, der schließt, so daß niemand zu öffnen vermag. 8 Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Türe offengestellt, die niemand schließen kann. Zwar hast du eine geringe Kraft, hast aber mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet. 9 Siehe, Leute aus der Synagoge Satans führe ich zu dir, Leute, die sich Juden nennen — doch sie sind es nicht, sondern lügen. Siehe, diese will ich dazu bringen, daß sie kommen, dir zu Füßen fallen und einsehen, daß ich dich liebgewann. 10 Weil du bewahrt hast, was von meiner Geduld gesagt ist, so werde ich auch dich bewahren vor der Prüfungsstunde, die über den ganzen Erdkreis kommen soll zur Prüfung für die Bewohner der Erde. 11 [Siehe,] ich komme rasch. Halte, was du hast, damit niemand deine Krone nehme. 12 Den Sieger will ich zur Säule im Tempel meines Gottes machen. Er soll nicht mehr dort herauskommen, und ich will darauf schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das vom Himmel herabsteigt von meinem Gott, und meinen neuen Namen. 13 Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. 7-13: Philadelphia, südöstlich von Sardes, empfängt auch 10-15 Jahre später hohes Lob von Ignatius dem Märtyrer. Die übermütigen Juden werden bald gedemütigt werden. Die Verheißung (Vers 12) knüpft an die Sitte an, daß dem Oberpriester des Kaiserkultes nach Ablauf seiner Amtszeit eine Statue im Tempelbezirk errichtet wurde.
An die Gemeinde von Laodicea. 14 Dem Engel der Gemeinde von Laodicea schreibe: Also spricht, der Amen heißt, das ist der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes. 14: Der Christusname „Amen“ erinnert an 2 Kor 1,19-20 und bezeichnet die absolute Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit des Gottessohnes und aller göttlichen Offenbarungen. 15 Ich kenne deine Werke: Weder kalt bis du noch warm. 16 O wärest du doch kalt oder warm! Da du aber lau bist und nicht warm noch kalt, so bin ich daran, dich aus meinem Munde auszuspeien. 17 Du sprichst: Wohlhabend bin ich und reich, ich brauche nichts. Und du weißt nicht, daß gerade du elend bist und erbärmlich, arm, blind und nackt. 18 Ich rate dir, bei mir im Feuer bewährtes Gold zu kaufen, damit du reich werdest, und weiße Kleider zum Anziehen, damit deine schändliche Blöße nicht offenbar werde, eine Salbe, deine Augen zu salben, damit du sehest. 19 Alle, die ich liebe, tadle und züchtige ich. Also sei eifrig und bekehre dich! 20 Siehe, ich stehe vor der Türe und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und [mir] die Türe öffnet, so werde ich zu ihm hineinkommen und Abendmahl mit ihm halten und er mit mir. 21 Den Sieger werde ich mit mir auf meinem Throne sitzen lassen, wie auch ich als Sieger mit meinem Vater auf seinem Throne sitze. 22 Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. 14-22: Laodicea war eine blühende Handels- und Industriestadt, berühmt durch ihre Banken und die medizinische Hochschule. Die heißen Quellen vom benachbarten Hierapolis fließen widerlich lau über die Felsen bei Laodicea. Die bilderreiche Sprache des Briefes verrät also genaueste Ortskunde. Das Christentum ist in kurzer Zeit bereits „kulturfreundlich“, weltlich geworden. Erneuerung tut not.
Die sieben Siegel
4 Der Thron Gottes. 1 Darauf schaute ich: Siehe, eine offene Türe sah ich im Himmel, und die erste Stimme, die ich mit Posaunenschall hatte zu mir reden hören, sprach: Komm hier herauf. Ich will dir zeigen, was hernach geschehen soll. 1: Die hier beginnenden Visionen der zukünftigen Dinge werden durch eine prachtvolle Schilderung des Gottesthrones eingeleitet. Vgl. Is 6,1ff; Ez 1-2. Von diesem Throne aus wird alles Weltgeschehen gelenkt. 2 Sofort geriet ich in Verzückung, und siehe: Ein Thron stand im Himmel und auf dem Throne saß jemand. 3 Der sah aus wie ein Jaspis- und ein Sardisstein. Rings um den Thron war ein Regenbogen, der aussah wie Smaragd. 4 Rings um den Thron waren noch vierundzwanzig Throne, darauf sah ich vierundzwanzig Älteste sitzen, die hatten weiße Kleider an und goldene Kronen auf ihren Häuptern. 5 Vom Throne fuhren Blitze und Stimmen und Donner. Vor dem Throne brannten sieben Fackeln; das sind die sieben Geister Gottes. 6 Vor dem Throne lag es wie ein gläsernes Meer, kristallgleich. Inmitten des Thrones und rings um den Thron standen vier Wesen, ganz voll Augen vorne und hinten. 7 Das erste Wesen glich einem Löwen. Das zweite Wesen glich einem Stier. Das dritte Wesen hatte ein Gesicht wie ein Menschengesicht, und das vierte Wesen glich einem fliegenden Adler. 8 Ein jedes der vier Wesen hatte sechs Flügel, ringsum und inwendig voll Augen. Ruhelos sprachen sie Tag und Nacht: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der allmächtige Gott, der war und der ist und der kommen wird. 8: Diese Wesen sind voller Augen, d. h. sie spiegeln Gottes Herrlichkeit und Weisheit wider. Die Flügel bedeuten stete Bereitschaft, Gottes Willen rasch zu erfüllen. 9 Und so oft die Wesen dem, der auf dem Throne sitzt, dem, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, Ruhm und Ehre und Dank darbringen, 10 werfen (jedesmal) sich die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem, der auf dem Throne sitzt, beten den an, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, legen ihre Kronen vor dem Throne nieder und sprechen: 11 Würdig bist du, o Herr, unser Gott, Ruhm und Ehre und Macht zu empfangen, denn du hast das All geschaffen, durch deinen Willen war es da und wurde es geschaffen.
5 Das Buch mit den sieben Siegeln. 1 Und ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Throne saß, ein Buch, das war innen und außen beschrieben und mit sieben Siegeln versiegelt. 1: Das Buch ist siebenfach versiegelt, um anzudeuten, daß die darin enthaltenen Geheimnisse über die Schicksale des Reiches Gottes den Menschen vollständig verborgen sind. Es handelt sich um eine Buchrolle. An der darum gewickelten Schnur wurden die Siegel angebracht. 2 Auch sah ich einen mächtigen Engel, der mit lauter Stimme ausrief: Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu lösen? 3 Doch keiner im Himmel oder auf Erden oder unter der Erde vermochte das Buch zu öffnen und hineinzusehen. 4 Da weinte ich sehr, daß niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen und hineinzusehen. 5 Einer der Ältesten aber spricht zu mir: Weine nicht. Siehe, gesiegt hat der Löwe aus Judas Stamm, der Sprosse Davids. Der kann das Buch öffnen und seine sieben Siegel lösen. 6 Und ich sah inmitten des Thrones und der vier Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet. Es hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben in die ganze Welt ausgesandten Geister Gottes. 7 Es kam und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Throne saß. 5-7: Christus ist einziger Erlöser und Offenbarungskünder.
Verehrung des Lammes. 8 Als es das Buch nahm, fielen die vier Wesen und die vierundzwanzig Ältesten vor dem Lamme nieder. Jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Weihrauch, das sind die Gebete der Heiligen. 9 Sie singen ein neues Lied: Würdig bist du, [o Herr,] das Buch zu nehmen und seine Siegel zu erschließen. Denn du bist getötet worden und hast uns in deinem Blute erkauft für Gott aus allen Stämmen und Sprachen, Völkern und Nationen. 10 Du hast sie zu einem Königtum und zu Priestern gemacht für unsern Gott, und sie werden herrschen über die Erde. 11 Und ich schaute und hörte einen Chor vieler Engel rings um den Thron und die Wesen und die Ältesten. Es waren an Zahl zehntausendmal zehntausend und tausendmal tausend. 12 Sie riefen laut: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, zu empfangen Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Ruhm und Preis. 13 Und jedes Geschöpf im Himmel, auf Erden, unter der Erde und im Meere, alles, was darin sich befindet hörte ich sagen: Dem, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme sei Preis und Ehre und Ruhm und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. 14 Die vier Wesen sprachen: Amen. Und die Ältesten warfen sich nieder und beteten [den] an, [der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit].
6 Die Öffnung der Siegel und die vier Reiter. 1 Und ich sah, wie das Lamm das erste der sieben Siegel öffnete. Und ich hörte das erste der vier Wesen reden wie Donnerschall: Komm [und sieh]! 2 Und ich sah, und siehe da, ein weißes Roß. Der darauf ritt, trug einen Bogen. Ein Kranz ward im gereicht, und als Sieger zog er aus und um zu siegen. 3 Und beim Öffnen des zweiten Siegels hörte ich das zweite Wesen sagen: Komm [und sieh]! 4 Und es kam ein zweites Roß zum Vorschein. Es war feuerrot. Seinem Reiter ward die Gewalt verliehen, den Frieden von der Erde zu nehmen und ein allgemeines Hinmorden zu veranlassen. Ihm ward ein großes Schwert gegeben. 5 Beim Öffnen des dritten Siegels hörte ich das dritte Wesen sagen: Komm [und sieh]! Und ich sah, und siehe da, ein schwarzes Roß. Sein Reiter hielt in seiner Hand eine Waage. 6 Da hörte ich wie eine Stimme inmitten der vier Wesen rufen: Ein Maß Weizen um einen Denar und drei Maß Gerste um einen Denar. Den Wein und das Öl aber schädige nicht! 7 Beim Öffnen des vierten Siegels hörte ich die Stimme des vierten Wesens sagen: Komm [und sieh]! 8 Da sah ich; und siehe da, ein graues Roß. Sein Reiter heißt der Tod, und das Totenreich zog mit ihm. Ihnen ward Gewalt gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten durch Schwert, Hunger, Pest und die Tiere der Erde. 2-8: Die Farbe der Rosse entspricht der Aufgabe der Reiter: Triumph, Krieg, Hunger, Tod. Die siegreichen Feldherren ritten auf einem Schimmel. Die Hungersnot treibt die Preise der Lebensmittel auf das Zwölffache (Weizen) und Achtfache (Gerste), während an Genußmitteln (Wein und Öl) kein Mangel ist.
Die Märtyrer. 9 Und da das Lamm das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altare die Seelen derer, die hingeschlachtet waren um des Wortes Gottes und des Zeugnisses willen, das sie festhielten. 10 Sie riefen mit lauter Stimme: Wie lange noch, o heiliger und wahrhaftiger Herr, willst du nicht richten und unser Blut nicht rächen an den Bewohnern der Erde? 11 Und jedem von ihnen wurde ein weißes Kleid gegeben, und es wurde ihnen gesagt, sie sollten noch kurze Zeit sich gedulden, bis die Zahl ihrer Mitknechte und ihrer Brüder vollendet sei, die noch getötet werden sollten gleich wie sie. 9-11: Die Märtyrer empfangen sofort ihr Ehrenkleid im Himmel. Mit der Bestrafung ihrer Verfolger und der öffentlichen Sühne müssen sie sich gedulden, bis der letzte Blutzeuge gestorben ist.
Schreckliche Naturereignisse. 12 Und ich sah, als das Lamm das sechste Siegel öffnete, da entstand ein gewaltiges Erdbeben, und die Sonne wurde schwarz wie ein härenes Trauerkleid, und der ganze Mond wurde wie Blut. 13 Und die Sterne fielen vom Himmel auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine Frühfrüchte fallen läßt, wenn ein starker Sturm ihn schüttelt. 14 Der Himmel verschwand wie ein Buch, das man zusammenrollt. Jeder Berg und jede Insel wichen von ihrem Orte. 15 Und die Könige der Erde, die Fürsten und Befehlshaber, die Reichen und die Mächtigen, alle Sklaven und Freien versteckten sich in den Höhlen und Felsklüften der Berge. 16 Und sie sagen zu den Bergen und den Felsen: Fallet über uns und verberget uns vor dem Angesichte dessen, der auf dem Throne sitzt, und vor dem Zorne des Lammes. 17 Denn gekommen ist der große Tag ihres Zornes, und wer kann bestehen? 14-17: Den einst so übermütigen Machthabern wäre der schreckliche Tod durch Verschüttetwerden erträglicher als die Angst vor dem ewigen Richter. Das Bild vom zornigen Lamm steigert den Kontrast zwischen einst und jetzt.
7 Zwischengesicht: Versiegelung der Auserwählten. 1 Danach sah ich vier Engel an den vier Enden der Erde stehen. Die hielten die vier Winde der Erde fest, daß kein Wind blasen sollte über die Erde noch über das Meer noch über irgendeinen Baum. 2 Und ich sah einen andern Engel vom Aufgange der Sonne heraufkommen. Der trug ein Siegel des lebendigen Gottes und rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, denen die Macht gegeben war, zu schädigen das Land und das Meer: 3 Schädigt nicht das Land noch das Meer noch die Bäume, bis wir den Dienern unseres Gottes das Siegel auf die Stirn gedrückt haben. 4 Und ich hörte die Zahl der also Bezeichneten: hundertvierundvierzigtausend Bezeichnete aus allen Stämmen der Söhne Israels. 5 Aus dem Stamme Juda zwölftausend, aus dem Stamme Ruben zwölftausend, aus dem Stamme Gad zwölftausend, 6 aus dem Stamme Aser zwölftausend, aus dem Stamme Nephtali zwölftausend, aus dem Stamme Manasse zwölftausend, 7 aus dem Stamme Simeon zwölftausend, aus dem Stamme Levi zwölftausend, aus dem Stamme Issachar zwölftausend, 8 aus dem Stamme Zabulon zwölftausend, aus dem Stamme Joseph zwölftausend und aus dem Stamme Benjamin zwölftausend mit dem Siegel Bezeichnete. 2-8: Die mit dem Siegel Gottes Bezeichneten werden nicht in den großen Abfall hineingezogen werden. Der untreu gewordene Stamm Dan ist durch Manasse ersetzt. 9 Danach sah ich, und siehe da, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Völkern und Stämmen, Ländern und Sprachen. Sie standen vor dem Throne und vor dem Lamme, bekleidet mit weißen Gewändern und trugen Palmen in ihren Händen. 10 Sie riefen mit lauter Stimme: Heil unserm Gott, der auf seinem Throne sitzt, und dem Lamme! 11 Alle Engel standen rings um den Thron und die Ältesten und die vier Wesen, und sie warfen sich auf ihr Angesicht nieder vor dem Thron, beteten Gott an 12 und sprachen: Amen, Lob und Preis, Weisheit und Dank, Ehre, Macht und Kraft sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 13 Da fragte mich einer von den Ältesten: Wer sind diese da in den weißen Kleidern, und wo kommen sie her? 14 Ich sagte zu ihm: Mein Herr, du weißt es. Und er sprach zu mir: Die sind es, die aus der großen Trübsal kommen. Sie haben ihre Kleider weiß gewaschen im Blute des Lammes. 15 Darum sind sie vor dem Throne Gottes und dienen ihm in seinem Tempel Tag und Nacht, und der, der auf dem Throne sitzt, wird bei ihnen wohnen. 16 Sie werden nicht mehr Hunger und Durst haben, weder die Sonne noch irgendeine Hitze wird sie drücken. 17 Denn das Lamm mitten vor dem Throne wird sie weiden und an die Quellen lebendigen Wassers führen; und Gott wird abwischen jede Träne von ihren Augen. 9-17: War die Zahl der Auserwählten aus Israel schon groß, so reicht zur Abschätzung der Geretteten aus der Heidenwelt gar kein Zahlensystem mehr aus. Ewig ungetrübtes Glück wartet ihrer als Hausgenossen Gottes.
8 Das siebente Siegel. 1 Als das Lamm das siebente Siegel öffnete, entstand im Himmel Stille etwa eine halbe Stunde lang. 2 Ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben. 3 Ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar mit einem goldenen Rauchfaß. Es wurde ihm viel Rauchwerk gegeben, damit er es samt den Gebeten aller Heiligen darbringe auf dem goldenen Altar, der vor dem Throne [Gottes] steht. 4 Und es stieg empor vor Gott der Weihrauch mit den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels. 5 Und der Engel nahm das Rauchfaß, füllte es mit Feuer vom Altare und warf es zur Erde hinab. Da entstanden Donner und Getöse und Blitze und ein gewaltiges Erdbeben. 6 Und die sieben Engel mit den Posaunen schickten sich an zu blasen. 3-6: Das vereinigte Gebetsopfer der streitenden und der triumphierenden Kirche bringt als Erhörung nun die Vollendung der göttlichen Strafgerichte über die Welt.
Die sieben Posaunen
Die vier ersten Posaunen. 7 Und der erste blies die Posaune. Da entstand Hagel und Feuer, mit Blut gemischt. Es fiel zur Erde, und der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Bäume wurde versengt, und alles grüne Gras verbrannte. 8 Und der zweite Engel blies. Da fiel es wie ein großer brennender Feuerberg in das Meer, und der dritte Teil des Meeres ward zu Blut, 9 und der dritte Teil der lebenden Geschöpfe im Meere starb, und der dritte Teil der Schiffe ging zugrunde. 10 Und der dritte Engel blies. Da fiel vom Himmel ein großer Stern, gleich einer Fackel brennend. Er fiel in den dritten Teil der Flüsse und in die Wasserquellen. 11 Der Stern heißt Absinthium. Der dritte Teil der Wasser wurde zu Wermut, und viele Menschen starben an dem Wasser, weil es bitter geworden war. 12 Und der vierte Engel blies. Da wurde der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne geschlagen, so daß ihr dritter Teil dunkler wurde und der Tag den dritten Teil seines Lichtes verlor und die Nacht desgleichen. 13 Und ich schaute, und ich hörte einen Adler, der hoch oben am Himmel dahinflog, mit lauter Stimme rufen: Wehe, wehe, wehe den Bewohnern der Erde wegen der übrigen Posaunenstöße der drei Engel, die noch die Posaune blasen sollen. 7-13: Die vier ersten Plagen wirken sich in der Natur aus. Es sind himmlische Warnungssignale an die Sünder auf Erden.
9 Die fünfte Posaune. 1 Und der fünfte Engel blies. Da sah ich einen Stern; der war vom Himmel auf die Erde gefallen, ihm wurde der Schlüssel zum Brunnen des Abgrundes gegeben. 2 Er schloß den Brunnen des Abgrundes auf, und Rauch stieg auf aus dem Brunnen wie der Rauch eines großen Ofens, und die Sonne und die Luft wurden verfinstert durch den Rauch aus dem Brunnen. 1-2: Der gefallene Stern bedeutet Satan, der Abgrund die Hölle, deren Mächte zu entfesseln ihm erlaubt wird. 3 Und aus dem Rauche [des Brunnens] gingen Heuschrecken aus über die Erde. Denen ward eine Kraft gegeben wie die Kraft der Skorpione der Erde. 4 Es wurde ihnen geboten, nicht das Gras des Landes, nichts Grünes und keinen Baum zu schädigen, sondern nur die Menschen, die das Siegel Gottes nicht auf ihrer Stirne tragen. 5 Und es wurde ihnen aufgegeben, sie nicht zu töten, sondern fünf Monate lang zu quälen. Und ihr Biß schmerzt wie der Stich eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht. 6 In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen, aber ihn nicht finden. Sie werden sich sehnen zu sterben, doch der Tod flieht vor ihnen. 7 Die Heuschrecken glichen gerüsteten Schlachtrossen. Auf dem Kopfe trugen sie Kronen wie von Gold, ihr Gesicht war wie das Gesicht eines Menschen. 8 Sie hatten Haare wie Frauenhaare, Zähne wie Löwen 9 und Panzer wie von Eisen. Ihr Flügelschlag klirrte wie das Gerassel vieler in den Krieg eilender Rosse und Wagen. 10 Sie haben Schwänze wie Skorpione und Stacheln, und in ihren Schwänzen ist ihre Kraft, die Menschen zu schädigen fünf Monate lang. 11 Über sich haben sie als König den Engel des Abgrunds, der auf hebräisch Abaddon und auf griechisch Apollyon, das ist der Verderber heißt. 12 Das erste Wehe ist vorüber, siehe, danach kommt ein zweifaches Wehe. 3-12: Auch der Prophet Joel schildert die furchtbare Heuschreckenplage als Gottes Strafgericht: Joel 1-2.
Die sechste Posaune. 13 Und der sechste Engel blies. Da hörte ich eine Stimme von den vier Ecken des goldenen Altars her, der vor Gottes Angesicht steht. 14 Diese sprach zu dem sechsten Engel mit der Posaune: Mache los die vier Engel, die an dem großen Flusse Euphrat gebunden sind. 15 Da wurden die vier Engel losgemacht, die bereit waren, auf Stunde und Tag und Monat und Jahr den dritten Teil der Menschen zu töten. 16 Und die Zahl des Reiterheeres war zweihundert Millionen. Ich hörte ihre Zahl. 17 Ich schaute aber im Gesichte die Rosse und die Reiter also: Sie trugen feuerrote, tiefblaue und schwefelgelbe Panzer. Die Pferdeköpfe waren wie Löwenköpfe. Aus ihrem Rachen kam Feuer, Rauch und Schwefel. 18 Von diesen drei Plagen, Feuer, Rauch und Schwefel, die aus ihrem Rachen kamen, wurde der dritte Teil der Menschen getötet. 19 Die Kraft der Rosse liegt in ihrem Rachen und in ihren Schwänzen. Denn ihre Schwänze gleichen Schlangen mit Köpfen. Damit richten sie Schaden an. 20 Die übrigen Menschen, die nicht umkamen in diesen Plagen, bekehrten sich doch nicht von den Werken ihrer Hände und ließen nicht ab, die Teufel und Götzenbilder aus Gold und Silber, Erz, Stein und Holz anzubeten, die weder sehen können, noch hören, noch gehen. 21 Und sie bekehrten sich nicht von ihren Mordtaten, ihren Zaubereien, ihrer Unzucht und Dieberei. 14-21: Von Babylonien am Euphrat her waren schon oft gewaltige Heere nach Westen gerückt. Die Reiterei der Parther machte sogar dem mächtigen Römerreich viel zu schaffen.
10 Erstes Zwischengesicht: Das Prophetenbuch. 1 Nun sah ich einen andern starken Engel vom Himmel herniederkommen. Er war in eine Wolke gehüllt, über seinem Haupte stand der Regenbogen, sein Angesicht war wie die Sonne, und seine Füße glichen Feuersäulen. 2 In der Hand hielt er ein offenes Büchlein. Seinen rechten Fuß stellte er auf das Meer, seinen linken auf das Land. 3 Er rief mit lauter Stimme, wie wenn ein Löwe brüllt. Als er gerufen hatte, erhoben sieben Donner ihre Stimmen. 4 Und als die sieben Donner verklungen waren, wollte ich schreiben. Ich hörte aber eine Stimme vom Himmel sagen: Versiegle, was die sieben Donner sprachen und schreibe es nicht auf. 5 Und der Engel, den ich auf dem Meere und auf dem Lande stehen sah, erhob seine rechte Hand zum Himmel 6 und schwur bei dem, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, der den Himmel schuf und was in ihm ist, und die Erde und was darauf ist, und das Meer und was darin sich befindet: Es wird keine Zeit mehr sein, 7 sondern in den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er zu posaunen anhebt, ist auch das Geheimnis Gottes vollendet, wie er es seinen Knechten, den Propheten, als Frohbotschaft verkündet hat. 8 Da hörte ich die Stimme vom Himmel wieder mit mir reden. Sie sprach: Geh und nimm das offene Büchlein aus der Hand des Engels, der auf dem Meere und dem Lande steht. 9 Ich ging zu dem Engel hin und sagte, er solle mir das Büchlein geben. Und er spricht zu mir: Nimm das Büchlein und verzehre es. Deinen Magen wird es bitter machen, in deinem Munde aber süß sein wie Honig. 9 Das Essen des Buches erinnert an Ezechiel (3,1). Es versinnbildet die vollkommene Aneignung des prophetischen Inhaltes. Es ist süß, Gottes Offenbarung zu empfangen, bitter aber, ein Bote seiner Strafgerichte zu sein. 10 Da nahm ich das Büchlein aus der Hand des Engels und verzehrte es. Es war in meinem Munde süß wie Honig, und da ich es verzehrt hatte, wurde es mir im Magen bitter. 11 Man spricht zu mir: Du mußt wieder prophezeien über viele Völker und Stämme und Sprachen und Könige.
11 Die zwei Zeugen. 1 Nun gab man mir ein Rohr gleich einem Maßstab und sprach: Stehe auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten. 2 Den Vorhof aber außerhalb des Tempels laß aus und miß ihn nicht, denn er ist den Heiden überlassen. Sie werden die heilige Stadt zertreten zweiundvierzig Monate lang. 3 Und ich werde meinen zwei Zeugen geben, in Bußgewändern zu prophezeien tausendzweihundertsechzig Tage lang. 3: Unter den zwei Zeugen versteht die kirchliche Überlieferung den Henoch und Elias. Ein halbes Sabbatjahr wirken sie. 4 Diese sind zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. 5 Wenn ihnen jemand schaden will, so wird Feuer aus ihrem Munde gehen und ihre Feinde verzehren. Also muß jeder umkommen, der sie verletzen will. 6 Diese haben die Macht, den Himmel zu verschließen, daß es nicht regne zur Zeit ihrer Weissagung, und sie haben Macht über die Wasser, sie in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit jeglicher Plage, sooft sie wollen. 7 Wenn sie aber ihr Zeugnis beendet haben, wird das Tier, das aus dem Abgrunde steigt, sie bekriegen, besiegen und töten. 8 Und ihre Leiber werden liegen auf den Straßen der großen Stadt, die bildlich Sodoma und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde. 8: Jerusalem verdient seinen Namen nicht mehr, da sein Geist dem von Sodoma und Ägypten ähnlich geworden ist. 9 Drei und einen halben Tag lang werden die Leute aus den verschiedenen Stämmen, Ländern, Sprachen und Völkern ihre Leichname anschauen und nicht zugeben, daß sie in Gräbern beigesetzt werden. 10 Und die Bewohner der Erde werden sich über sie freuen und frohlocken und einander beschenken, weil diese zwei Propheten die Bewohner der Erde belästigt haben. 11 Allein nach drei und einem halben Tage kam Lebensgeist von Gott über sie. Sie stellten sich auf ihre Füße und große Furcht befiel alle, die sie sahen. 12 Und man hörte eine laute Stimme vom Himmel: Kommet hier herauf. Und sie fuhren in der Wolke gen Himmel vor den Augen ihrer Feinde. 13 In derselben Stunde entstand ein großes Erdbeben. Der zehnte Teil der Stadt stürzte zusammen, und bei dem Erdbeben kamen siebentausend Personen ums Leben. Die Überlebenden gerieten in Schrecken und gaben dem Gott des Himmels die Ehre. 9-13: Die Welt jubelt, weil sie glaubt, endlich die strengen Bußprediger losgeworden zu sein, aber ihr Jubel ist verfrüht. 14 Das zweite Wehe ist vorbei: siehe, das dritte Wehe kommt rasch.
Die siebente Posaune. 15 Und der siebente Engel blies. Da hörte man vom Himmel laute Stimmen also rufen: Die Herrschaft über die Welt ist unserm Herrn und seinem Gesalbten zuteil geworden. Er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. [Amen.] 16 Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihr Angesicht, beteten Gott an 17 und sprachen: Wir danken dir, Herr, allmächtiger Gott, der du bist und warst [und kommen wirst], daß du deine große Gewalt und die Herrschaft übernommen hast. 18 Die Heiden ergrimmten. Da kam dein Zorn und die Zeit zum Gerichte für die Toten, zum Lohne für deine Diener, die Propheten und Heiligen und die, die deinen Namen fürchten, die Kleinen und die Großen, und zum Verderben für die, welche die Erde verdarben. 19 Da öffnete sich der Tempel Gottes im Himmel, und man sah seine Bundeslade in seinem Tempel, und es kamen Blitze und Stimmen, Donner und Erdbeben und ein gewaltiger Hagel. 15-19: Die Sicherheit des Endsieges Christi ist so groß, daß der Himmel schon im voraus das Triumphlied anstimmt.
Die Mächte der antichristlichen Zeit
12 Die Kirche des Erlösers und der Drache. 1 Am Himmel erschien ein großes Zeichen: Ein Weib, bekleidet mit der Sonne, der Mond zu seinen Füßen und eine Krone von zwölf Sternen auf seinem Haupte. 2 Es ist gesegneten Leibes und schreit in seinen Wehen und Geburtsnöten. 3 Und ein anderes Zeichen erschien am Himmel: Siehe, ein großer, roter Drache mit sieben Häuptern, zehn Hörnern und sieben Kronen auf seinen Häuptern. 4 Sein Schwanz fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels weg und warf sie zur Erde. Der Drache stellte sich hin vor das Weib, dessen Stunde bevorstand, um nach der Geburt ihr Kind zu verschlingen. 5 Es gebar einen Sohn, der alle Völker mit eisernem Zepter regieren sollte, und sein Kind wurde entrückt zu Gott und seinem Throne. 6 Das Weib aber floh in die Wüste, wo von Gott ein Ort für es bereitet war, um dort zwölfhundertsechzig Tage lang gepflegt zu werden.
7 Und im Himmel gab es eine [große] Schlacht. Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Auch der Drache mit seinen Engeln kämpfte. 8 Sie richteten aber nichts aus, und ihr Platz im Himmel ging verloren. 9 Und geworfen wurde der große Drache, die alte Schlange, die Teufel heißt und Satan, der alle Welt verführt; geworfen wurde er herab zur Erde, und mit ihm gestürzt wurden seine Engel. 10 Ich hörte eine laute Stimme im Himmel rufen: Nun ist das Heil erschienen und die Kraft und das Reich unseres Gottes und die Gewalt seines Gesalbten. Denn niedergeworfen ist der Ankläger unserer Brüder, der sie verklagt vor unserm Gott bei Tag und Nacht. 11 Sie aber haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes und das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht liebgehabt bis zum Tode. 12 Darum freuet euch, ihr Himmel und ihr Himmelsbürger alle. Wehe aber der Erde und dem Meere, denn zu euch ist der Teufel herabgefahren in großem Zorne. Er weiß, daß er nur wenig Zeit hat. 13 Als der Drache sah, daß er zur Erde herabgestürzt sei, verfolgte er das Weib, das den Knaben geboren hatte. 14 Dem Weibe aber wurden beide Flügel des großen Adlers gegeben, damit es an seine Stätte in der Wüste fliege, wo es eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit ernährt wird, fern von der Schlange. 15 Die Schlange spie aus ihrem Rachen Wasser dem Weibe nach gleich einem Strome, damit es von dem Strome fortgerissen werde. 16 Aber die Erde half dem Weibe. Sie öffnete sich und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Rachen gespien hatte. 17 Da ergrimmte der Drache gegen das Weib und begann Krieg zu führen mit seinen übrigen Kindern, die Gottes Gebote halten und das Zeugnis Jesu [Christi] bewahren. 1-17: Das Weib versinnbildet zunächst das Gottesvolk des Alten Bundes, aus dem der Messias hervorging; weiter ist es Symbol des „neuen Israel“, der Kirche, die als Mutter erscheint. Weil Maria die Mutter des Erlösers und der Erlösten ist, werden viele Einzelzüge der Vision auf sie angewendet. Der Drache ist Luzifer. Vom Führer der treuen Engel, Michael, besiegt, wendet er seine ganze Satanswut gegen die Kirche, kann sie aber nicht zerstören. 18 Und er stellte sich hin am Strande des Meeres. 18: Der Vers kann auch zum folgenden Abschnitt gezogen und übersetzt werden: „Ich trat nun an den Strand des Meeres.“
13 Die beiden Tiere. 1 Ich sah aus dem Meere ein Tier auftauchen mit zehn Hörnern und sieben Häuptern und zehn Kronen auf den Hörnern. Auf den Häuptern standen gotteslästerliche Namen. 2 Das Tier, das ich sah, glich einem Panther. Seine Füße waren wie Bärenfüße und der Rachen wie ein Löwenmaul. Diesem verlieh der Drache seine Kraft, seinen Thron und gewaltige Macht. 3 Ich sah eines von seinen Häuptern wie zum Tode verwundet. Aber seine Todeswunde wurde geheilt. Die ganze Welt staunte über das Tier. 4 Und man betete den Drachen an, der dem Tiere die Macht gegeben, und man betete auch das Tier an mit den Worten: Wer ist dem Tiere gleich? Wer kann mit ihm kämpfen? 5 Es wurde ihm ein großsprecherisches Lästermaul gegeben und die Macht verliehen, es zweiundvierzig Monate so zu treiben. 6 Und es tat sein Maul auf zu Lästerungen wider Gott und lästerte seinen Namen und seine Wohnung und die Himmelsbürger. 7 Es wurde ihm gestattet, die Heiligen zu bekriegen und zu besiegen. Auch bekam es Macht über alle Stämme und Völker, Sprachen und Länder. 8 So werden es denn anbeten alle Weltbewohner, deren Name nicht seit Grundlegung der Welt im Lebensbuch des geschlachteten Lammes geschrieben steht. 9 Wer Ohren hat, der höre. 1-9: Das erste Tier versteht man wohl am besten als Sinnbild gottfeindlicher Weltmächte, die greuliche Mischung verschiedenartiger Bestandteile deutet auf die widernatürliche Vereinigung unter sich widerstreitender Bestrebungen, die sich nur zum Kampf gegen die göttliche Offenbarung verbinden. 10 Wer in Gefangenschaft führte, wird selbst in Gefangenschaft gehen. Wer mit dem Schwerte getötet, muß durchs Schwert fallen. Hier gilt es für die Heiligen, Geduld und Glauben zu bewahren. 10: Die Losung des Christen im Kampfe ist nicht: Gewalt mit Gewalt abwehren, sondern Geduld und Ausharren im Glauben. Vgl. Lk 21,19; Tit 2,2; Hebr 6,12; 10, 36. 11 Ich sah auch ein anderes Tier sich erheben von der Erde. Das hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache. 12 Die ganze Gewalt des ersten Tieres übt es unter dessen Augen aus und bewirkt, daß die Erde und ihre Bewohner das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde geheilt war. 13 Es wirkt große Zeichen, und sogar Feuer läßt es vom Himmel fallen vor den Menschen. 14 Und durch die Zeichen, die es vor dem Tiere zu wirken Macht hatte, verführte es die Bewohner der Erde, ein Bild des Tieres zu machen, das lebte trotz der Schwertwunde, die es hatte. 15 Es empfing die Macht, dem Bilde des Tieres Leben zu geben, so daß es redete und den Tod all derer bewirkte, die das Bild des Tieres nicht anbeteten. 16 Es bringt es fertig, daß alle, Kleine und Große, Reiche und Arme, Freie und Sklaven ein Zeichen an ihrer rechten Hand oder auf der Stirne anbringen, 17 und daß niemand kaufen oder verkaufen kann, der nicht das Zeichen oder den Namen des Tieres trägt oder die Zahl seines Namens. 18 Dazu gehört Weisheit. Wer Einsicht hat, berechne die Zahl des Tieres, es ist die Zahl für einen Menschen, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig. 18: Im Griechischen und Hebräischen haben die Buchstaben Zahlenwert. Auch lateinische Buchstaben dienen heute noch als Zahlen. Es ist uns nicht möglich, den Zahlenwert des hier angedeuteten Symbols aus einem bestimmten Namen abzuleiten. Daß dieses Zeichen auf der Tiara des Papstes stehe, ist Fabel. 11-18: Das zweite Tier steht im Dienst des ersten; beide sind Helfershelfer des Drachen. Es versinnbildet die gottfeindlichen geistigen Mächte: falsches Prophetentum, glaubensfeindliche Wissenschaft, unchristliche Staatsreligionen. Vgl. Mt 7, 15; 24,11. 24.
14 Das Reich des Lammes. 1 Und ich schaute, und siehe, das Lamm stand auf dem Berge Sion. Bei ihm waren Hundertvierundvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf der Stirne geschrieben trugen. 2 Ich hörte eine Stimme vom Himmel wie die Stimme vieler Wasser und wie die Stimme gewaltigen Donners, und wie von Harfenspielern, die ihre Harfen schlagen, klang die Stimme, die ich hörte. 3 Sie singen gleichsam eine neues Lied vor dem Throne und vor den vier Wesen und den Ältesten. Niemand konnte das Lied lernen als die Hundertvierundvierzigtausend, die erkauft sind von der Erde. 4 Das sind die, die sich mit Weibern nicht befleckten, denn sie sind jungfräulich. Sie folgen dem Lamme, wohin es geht. Als Erstlinge sind sie aus den Menschen erkauft für Gott und das Lamm. 5 In ihrem Munde ward keine Lüge gefunden. Makellos sind sie [vor Gottes Thron]. 1-5: Diese 144000 (Symbol einer gewaltigen und doch bestimmten Menge) sind nicht die gleichen wie 7,4. Ihr Lied ist wuchtig und doch lieblich. Es zu singen und ständig das Ehrengeleite des Gotteslammes zu bilden, ist das Privileg der jungfräulichen Seelen beiderlei Geschlechts, die hienieden schon in ungeteilter Hingabe sich Christus weihten.
6 Ich sah einen andern Engel hoch oben am Himmel fliegen. Der hatte eine ewige Heilsbotschaft zu verkünden allen, die auf Erden wohnten, allen Völkern und Stämmen, Sprachen und Ländern. 7 Er rief mit lauter Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre. Denn gekommen ist die Stunde seines Gerichtes. Betet ihn an, der Himmel und Erde, Meer und Wasserquellen erschaffen hat. 8 Ein zweiter Engel folgte ihm und rief: Gefallen, gefallen ist das große Babylon, das von dem Glutwein seiner Unzucht alle Welt hat trinken lassen (Jer 50,7). 9 Nach ihnen folgte ein dritter Engel, der mit lauter Stimme rief: Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und sein Zeichen empfängt auf Stirn oder Hand, 10 so soll er auch trinken vom Zornwein Gottes, der unvermischt eingeschenkt ist im Becher seines Zornes. Er wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamme. 11 Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier und sein Bild anbeten und das Zeichen seines Namens an sich tragen. 12 Hier gilt es auszuharren für die Heiligen, die Gottes Gebote und den Glauben an Jesus bewahren.
13 Darauf hörte ich eine Stimme vom Himmel [zu mir] sagen: Schreibe: Selig sind von nun an die Toten, die im Herrn sterben. Wahrlich, spricht der Geist, sie sollen ausruhen von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach. 13: „Im Herrn sterben“ heißt, in der Lebensgemeinschaft mit Christus sterben, im Besitz seiner Gnade, treu seiner Nachfolge.
Beginn des Gerichts. 14 Und ich schaute, und siehe da, eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer, einem Menschensohne ähnlich. Der trug auf seinem Haupte eine goldene Krone und in der Hand eine scharfe Sichel. 15 Und ein anderer Engel trat aus dem Tempel und rief mit lauter Stimme dem, der auf der Wolke saß, zu: Lege deine Sichel an und schneide, gekommen ist die Stunde zum Ernten, denn die Ernte der Welt ist reif geworden. 16 Und der auf der Wolke saß, legte seine Sichel an die Erde, und die Erde wurde abgeerntet. 17 Da kam wieder ein Engel aus dem Tempel im Himmel, der trug gleichfalls eine scharfe Sichel. 18 Und vom Altar her kam ein weiterer Engel, der Gewalt hatte über das Feuer. Der rief mit lauter Stimme dem zu, der die scharfe Sichel trug: Lege deine scharfe Sichel an und schneide die Trauben vom Weinstock der Erde, denn seine Beeren sind reif. 19 Da legte der Engel seine scharfe Sichel an die Erde und erntete den Weinstock der Erde ab und warf den Ertrag in die große Zornkelter Gottes. 20 Und die Kelter wurde außerhalb der Stadt getreten, und Blut floß aus der Kelter, das reichte den Pferden bis an die Zügel, tausendsechshundert Stadien weit. 20: 1600 Stadien sind 296 Kilometer. Der gewaltige Strom soll den Schrecken des Gottesgerichtes andeuten. 14-20: Das Endgericht ist auch von Christus unter dem Bild der Ernte dargestellt worden. Vgl. Mt 13,30. 36 ff.
Die sieben Plagen und Zornschalen
15 Die Plagen vor dem Gericht. 1 Nun sah ich ein anderes großes und wunderbares Zeichen am Himmel, sieben Engel mit den sieben letzten Plagen. In diesen erfüllt sich Gottes Zorn. 2 Ich sah etwas wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermischt. Und die, welche das Tier und sein Bild und die Zahl seines Namens überwunden hatten, standen mit Harfen Gottes an dem gläsernen Meere. 3 Sie sangen das Lied des Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott. Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. 4 Wer soll dich nicht fürchten, o Herr, und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig. Alle Völker werden kommen und dich anbeten, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden. 3-4: Wie Moses nach der wunderbaren Befreiung Israels ein Loblied anstimmte, so preisen die Seligen ihren Erlöser. 5 Darauf hatte ich ein Gesicht, und es öffnete sich der Tempel, die himmlische Stiftshütte. 6 Und aus dem Tempel traten die sieben Engel mit den sieben Plagen. Sie trugen Gewänder aus reiner glänzend weißer Leinwand und um die Brust goldene Gürtel. 7 Eines von den vier Wesen reichte den sieben Engeln sieben goldene Schalen, gefüllt mit dem Zorne Gottes, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. 8 Da wurde der Tempel erfüllt mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und seiner Kraft. Und niemand konnte den Tempel betreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel ihr Ende erreicht hatten.
16 Die Ausgießung der Schalen. 1 Ich hörte vom Tempel her eine laute Stimme zu den sieben Engeln sagen: Gehet, gießet aus die sieben Schalen des göttlichen Zornes über die Erde. 2 Da ging der erste hin und goß seine Schale auf die Erde. Und es entstanden bösartige Geschwüre an den Menschen, die das Zeichen des Tieres trugen, und an denen, die sein Bild angebetet hatten. 3 Und der zweite goß seine Schale in das Meer, und es wurde zu Blut wie von einem Toten, und alles, was im Meere lebte, mußte sterben. 4 Und der dritte goß seine Schale aus über die Flüsse und die Wasserquellen, und es entstand Blut. 5 Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Du bist gerecht, [o Herr,] der du bist und warst, du Heiliger, weil du also gerichtet hast. 6 Denn Blut von Heiligen und Propheten haben sie vergossen. Dafür gabst du ihnen Blut zu trinken. So haben sie es verdient. 7 Und ich hörte den Altar sprechen: Ja, Herr, allmächtiger Gott, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte. 7: Es ist, als spräche der Altar selbst, indem die Märtyrerseelen unter dem Altare reden. Vgl. oben 6,9-11. 8 Und der vierte goß seine Schale aus auf die Sonne, und es ward ihr Gewalt gegeben, die Menschen mit feuriger Glut zu versengen. 9 Die Menschen litten sehr unter der schrecklichen Gluthitze und lästerten den Namen Gottes, der über diese Plagen gebietet, aber sie bekehrten sich nicht und gaben ihm nicht die Ehre. 10 Und der fünfte goß seine Schale aus auf den Thron des Tieres. Da ward dessen Reich voll Finsternis, und sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerz 11 und lästerten den Gott des Himmels in ihren Schmerzen und Geschwüren, bekehrten sich aber nicht von ihren Werken. 12 Und der sechste goß seine Schale in den großen Fluß Euphrat. Dessen Wasser vertrocknete. So sollte der Weg bereitet werden für die Könige vom Osten. 13 Nun sah ich aus dem Maul des Drachen, dem Maul des Tieres und dem Maul des falschen Propheten drei unreine Geister in Gestalt von Fröschen ausfahren. 14 Es sind nämlich teuflische Geister, die Zeichen wirken und zu den Königen der ganzen Welt ziehen, sie zum Kriege zu versammeln auf den großen Tag des allmächtigen Gottes. — 13-14: Sumpfbewohner, aufgeblasen, großmäulig und doch ohnmächtig wie Frösche sind diese Gottesfeinde. 15 Siehe, ich komme wie ein Dieb (Mt 24,43). Selig, wer wacht und seine Kleider hütet, damit er nicht nackt herumgehen muß und seine Schande sichtbar wird. 15: Johannes unterbricht nach seiner Gewohnheit die Schilderung der furchtbaren Weltwehen durch eine eindringliche Mahnung an die Gläubigen. 16 Und er läßt sie zusammenkommen an dem Orte, der hebräisch Harmagedon heißt. 16: Der Name Harmagedon soll wohl an eine Schlacht bei Megiddo erinnern, wo das Heer der Feinde Israels völlig vernichtet wurde. Vgl. Ri 4-5; 4 Kg 9,27; 23,29-30.
17 Und der siebente goß seine Schale aus in die Luft. Da erscholl aus dem Tempel vom Throne her eine laute Stimme: Es ist geschehen! 18 Es kamen nun Blitze und Getöse und Donnerschläge. Ein Erdbeben entstand, so gewaltig, wie noch keines gewesen war, seitdem es Menschen auf Erden gibt. So furchtbar war dies große Erdbeben. 19 Die große Stadt wurde in drei Teile gespalten. Die Städte der Heiden stürzten zusammen. Des großen Babylon wurde vor Gott gedacht, damit er ihm den Becher seines glühenden Zornweins reiche. 20 Jede Insel wich zurück, und die Berge waren verschwunden. 21 Großer Hagel, wie Zentnersteine, fiel vom Himmel über die Menschen. Diese aber lästerten Gott wegen der Plage des Hagels, denn sie war überaus heftig.
17 Das Gericht über Babylon. 1 Nun kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, und sagte zu mir: Komm, ich will dir die Verdammung der großen Buhlerin zeigen, die über vielen Wassern thront. 2 Die Könige der Erde haben mit ihr Unzucht getrieben, und am Weine ihrer Buhlerei haben die Bewohner der Erde sich berauscht. 3 Nun führte er mich im Geiste in die Wüste. Da sah ich ein Weib auf einem scharlachroten Tier sitzen, das bedeckt war mit Lästerworten, sieben Häupter und zehn Hörner hatte. 4 Das Weib war in Purpur und Scharlach gekleidet, überladen mit Gold, Edelsteinen und Perlen. In der Hand hielt es einen goldenen Becher, gefüllt mit Greuel und dem Unrat seiner Unzucht. 5 Auf seiner Stirne stand ein Name geschrieben, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Dirnen und der Greuel der Welt. 6 Ich sah das Weib trunken vom Blute der Heiligen und vom Blute der Zeugen Jesu. Als ich es sah, staunte ich gar sehr. 1-6: Diese Buhlerin ist das Symbol der verkommenen Hauptstadt des christusfeindlichen Weltreiches, das schauerliche Gegenstück zu dem Sonnenweib (12,1 ff) und zur keuschen Braut des Lammes (19,7-9; 21,2. 9 ff, 22,17).
Deutung des Gesichts. 7 Und der Engel sprach zu mir: Was staunst du? Ich will dir Aufschluß geben über das Geheimnis des Weibes und des Tieres mit den sieben Häuptern und den zehn Hörnern, das es trägt. 8 Das Tier, das du sahst, war und ist nicht, und es wird aufsteigen aus dem Abgrund und ins Verderben gehen, und beim Anblick des Tieres, das war und nicht ist und dasein wird, werden sich wundern die Bewohner der Erde, deren Namen nicht seit Grundlegung der Welt im Buche des Lebens stehen. 9 Hier heißt es, den Verstand gebrauchen und weise sein! Die sieben Häupter sind die sieben Berge, darauf das Weib ruht, und sind sieben Könige. 10 Fünf davon sind gefallen, einer ist da, der letzte ist noch nicht da, und wenn er gekommen ist, soll er nur kurze Zeit dableiben. 11 Das Tier, das war und nicht ist, ist selbst der achte und ist einer von den sieben und geht ins Verderben. 12 Die zehn Hörner, die du sahst, sind zehn Könige, die noch nicht zur Regierung gekommen sind. Sie sollen aber Herrschaft empfangen wie Könige unter dem Tiere eine Stunde lang. 13 Sie haben die gleiche Gesinnung und werden ihre Macht und Gewalt dem Tiere übergeben. 14 Sie werden mit dem Lamme kämpfen, aber das Lamm wird sie besiegen, denn es ist der Herr der Herren und der König der Könige, und die bei ihm sind, sind Berufene, Auserwählte und Getreue.
15 Weiter sprach er zu mir: Die Wasser, die du sahst, an denen die Buhlerin sitzt, sind Völker und Menschenmassen, Länder und Sprachen. 16 Die zehn Hörner, die du sahst, und das Tier, die werden die Buhlerin hassen, werden sie einsam und nackt hinstellen, ihr Fleisch verzehren und sie selbst im Feuer verbrennen. 17 Denn Gott gab es ihnen ins Herz, zu tun, was ihm gefällt, daß sie im gleichen Sinne handeln und ihre Herrschaft dem Tiere geben, bis die Worte Gottes vollführt sind. 18 Und das Weib, das du gesehen hast, das ist die große Stadt, welche die Herrschaft hat über die Könige der Erde. 7-18: Die Deutung ist wohl nicht zeitgeschichtlich auf Rom und römische Kaiser zu beziehen, sondern auf die endzeitliche Residenz des Antichristen und seiner sieben Vorgänger. Einzelzüge von Babylon und Rom dienen zur Veranschaulichung. Von 18,4 an steht,ihr’ = die Stadt.
18 Ankündigung des Falls von Babylon. 1 Danach sah ich wieder einen Engel vom Himmel herabsteigen, der hatte große Gewalt, und die Erde wurde von seinem Glanze erleuchtet. 2 Er rief mit Macht: Gefallen, gefallen ist das große Babylon. Es ist zur Behausung der Dämonen, zum Kerker für alle unreinen Geister, zum Gefängnis für alle unsauberen und verhaßten Vögel geworden, 3 weil alle Völker vom Zornwein seiner Unzucht getrunken und die Könige der Erde mit ihm sich vergangen und die Kaufleute der Erde an dem Unmaß seiner Üppigkeit sich bereichert haben.
4 Eine andere Stimme hörte ich vom Himmel her rufen: Gehet weg von ihr, mein Volk, damit ihr nicht ihrer Sünden teilhaftig werdet und an ihren Plagen nicht Anteil habt. 5 Denn ihre Sünden stiegen auf bis zum Himmel, und Gott gedachte ihrer Frevel. 6 Vergeltet ihr, was sie euch angetan hat. Doppelt zahlet ihr heim nach ihren Werken. Zweifach füllt ihr den Becher, den sie gefüllt hat. 7 Wie stolz sie prunkte und in Üppigkeit schwelgte, so viel gebet ihr Pein und Leid. In ihrem Herzen spricht sie: Als Königin throne ich, bin keine Witwe, und Leid werde ich niemals schauen. 8 Darum sollen an einem Tage ihre Plagen kommen, Tod und Jammer und Hunger. Vom Feuer soll sie verzehrt werden, denn stark ist der Herrgott, der sie richtet.
Klagen. 9 Weinen und wehklagen werden über sie die Könige der Erde, die mit ihr Unzucht trieben und üppig lebten, wenn sie den Rauch ihres Brandes sehen. 10 Aus Furcht vor ihren Qualen bleiben sie von weitem stehen und sagen: Wehe, wehe, du große Stadt Babylon, du starke Stadt. In einer Stunde kam dein Gericht. 11 Und es weinen und klagen über sie die Kaufleute der Erde, weil nun niemand mehr ihre Waren kauft. 12 Waren von Gold und Silber, Edelsteine und Perlen, feine Leinwand, Purpur, Seide und Scharlach, all das Thujaholz, alles Gerät aus Elfenbein und alles Gerät aus köstlichem Holz, Erz, Eisen und Marmor, 13 Zimt und Wohlgerüche, Salben, Weihrauch, Wein und Öl, Feinmehl und Weizen, Rinder und Schafe, Rosse und Wagen, Menschenleiber und Menschenseelen. 14 Die Früchte, die Lust deines Herzens, sind dir ausgegangen. Aller Glanz und Flitter ging dir verloren, man findet sie nimmermehr. 15 Die mit diesen Dingen Handel trieben und reich daran wurden, werden von weitem stehen aus Furcht vor ihrer Pein, werden weinen und jammern und sprechen: 16 Wehe, wehe, du große Stadt, die in feine Leinwand, in Purpur und Scharlach gekleidet war, geziert mit Gold und Edelstein und Perlen. 17 Daß in einer Stunde so großer Reichtum verging! Und alle Steuerleute und Küstenfahrer, alle Schiffsleute und Arbeiter zur See standen von weitem 18 und riefen, da sie den Rauch ihres Brandes sahen: Wo war eine Großstadt wie diese? 19 Und sie streuten sich Staub auf das Haupt, weinten und jammerten und sprachen: Wehe, wehe, du große Stadt, in der alle, die Schiffe auf dem Meere hatten, durch ihre Güter reich wurden. Daß sie in einer Stunde verwüstet ward! 20 Frohlocket über sie, o Himmel und ihr Heiligen, ihr Apostel und Propheten, denn Gott hat eure Sache an ihr gerichtet.
Sinnbild der Vernichtung. 21 Ein starker Engel hob einen großen Stein wie einen Mühlstein auf und warf ihn ins Meer mit den Worten: Mit solcher Wucht wird Babylon, die große Stadt, niedergeworfen und fortan nicht mehr gefunden werden. 22 Nicht wird man ferner in dir hören den Klang der Harfe. Gesang, Flötenspiel und Posaunenschall, keinen Künstler irgendwelcher Art wird man mehr in dir antreffen, das Geräusch der Mühle wird man nimmer in dir vernehmen. 22: Auf der Handmühle mahlen die Frauen am Morgen das für den Tag nötige Mehl. Das Geräusch dieser Mühle ist ebenso wie der Schimmer der Lampe und die Stimme von Bräutigam und Braut ein Bild des friedlichen, hoffnungsvollen Lebens. 23 Kein Lampenlicht soll mehr in dir scheinen, die Stimme von Bräutigam und Braut soll nicht mehr in dir laut werden. Deine Kaufleute waren ja die Fürsten der Erde; durch deine Zauberkünste wurden alle Völker verführt. 24 Und in ihr wurde das Blut von Propheten und Heiligen gefunden und von allen, die auf Erden hingeschlachtet wurden.
19 Der Jubel im Himmel. 1 Darauf vernahm ich eine Stimme im Himmel von viel Volk: Alleluja, das Heil und die Herrlichkeit und die Kraft sind unserm Gott! 2 Denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte, die er gehalten hat über die große Buhlerin, die in ihrer Unzucht die Welt verdarb. Das Blut seiner Diener an ihren Händen hat er gerächt. 3 Und wieder riefen sie: Alleluja. Der Rauch von ihr steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit. 4 Dann warfen sich die vierundzwanzig Ältesten und die vier Wesen nieder und beteten Gott an, der auf dem Throne sitzt, und sprachen: Amen, Alleluja. 5 Und eine Stimme vom Throne aus sprach: Lobpreiset unsern Gott, ihr alle seine Diener und die ihr ihn fürchtet, klein und groß! 6 Und ich hörte eine Stimme wie von viel Volk und wie das Rauschen vieler Wasser und wie mächtiges Donnerrollen: Alleluja, der Herr, unser Gott, der Allmächtige herrscht! 7 Wir wollen uns freuen und frohlocken und ihm die Ehre geben, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hält sich bereit. 7 Die endliche Vereinigung des Erlösers mit der von ihm gegründeten Kirche am Ende der Zeiten erscheint unter dem Bilde einer Hochzeit, wie schon im Alten Bunde. Hl 8,2; Is 54,1; auch Mt 22,2 ff. Je vollkommener unsere guten Werke hienieden sind, um so herrlicher wird das Brautkleid der Kirche in der Ewigkeit sein. 8 Sie konnte sich kleiden in reine, glänzende Leinwand. Das Linnenkleid sind die gerechten Werke der Heiligen. 9 Und er spricht zu mir: Schreibe: Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind! Und er fährt fort: Diese Worte des Herrn sind wahrhaftig. 10 Da fiel ich zu seinen Füßen nieder, um ihn anzubeten. Er aber sagt zu mir: Das darfst du nicht tun. Ich bin dein und deiner Brüder Mitknecht, die das Zeugnis Jesu haben. Gott bete an. Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung.
Christus König
Christi Sieg. 11 Und ich sah den Himmel offen, und siehe da, ein weißes Roß, und der darauf reitet, heißt Treu und Wahr; er richtet und streitet mit Gerechtigkeit. 12 Seine Augen sind wie Feuerflammen. Auf seinem Haupte trägt er viele Diademe und einen Namen geschrieben, den niemand außer ihm selbst kennt. 13 Bekleidet ist er mit einem blutbefleckten Gewande, und sein Name heißt: Das Wort Gottes. 14 Die Himmelsheerscharen folgen ihm nach auf weißen Rossen in weißen, reinen Linnenkleidern. 15 Aus seinem Munde fährt ein zweischneidiges Schwert, mit dem er die Völker schlagen soll. Er wird sie weiden mit eisernem Zepter und tritt die Kelter des grimmigen Zornweins des allmächtigen Gottes. 16 Auf seinem Kleide, und zwar auf seiner Hüfte trägt er geschrieben: König der Könige und Herr der Herrscher.
17 Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen. Der rief mit lauter Stimme allen Vögeln zu, die durch den Himmelsraum flogen: Kommet, versammelt euch zum großen Mahle Gottes, 18 zu fressen das Fleisch von Königen, Fleisch von Kriegsobersten, Fleisch von Starken, Fleisch von Roß und Reitern, Fleisch von Freien und Sklaven, von Kleinen und Großen. 19 Ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um Krieg zu führen gegen den, der auf dem Rosse saß, und gegen seine Heerschar. 20 Und das Tier ward ergriffen samt dem falschen Propheten, der die Wunder vor seinen Augen wirkte, durch welche er die verführte, welche das Zeichen des Tieres annahmen und sein Bild anbeteten. Diese beiden wurden lebendig in den Feuersee gestürzt, der von Schwefel brennt. 21 Die übrigen wurden durch das Schwert getötet, das aus dem Munde dessen fuhr, der auf dem Rosse saß, und alle Vögel sättigten sich an ihrem Fleische.
20 Das tausendjährige Reich. 1 Ich sah einen Engel vom Himmel herabkommen, der hielt den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand. 2 Er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und Satan, und band ihn fest auf tausend Jahre. 3 Dann stieß er ihn hinab in den Abgrund, verschloß und versiegelte ihn, damit er die Völker nicht mehr verführe, bis tausend Jahre vorüber sind. Danach muß er auf kurze Zeit wieder frei werden. 4 Und ich sah Throne, und Männer setzten sich darauf. Denen wurde das Gericht übertragen. Und ich sah die Seelen derer, die wegen des Zeugnisses für Jesus und wegen des Wortes Gottes enthauptet worden waren, die das Tier und sein Bild nicht angebetet hatten und sein Zeichen nicht angenommen hatten auf ihrer Stirn und Hand. Sie lebten und regierten mit Christus tausend Jahre. 5 Die übrigen Toten lebten nicht, bis die tausend Jahre vollendet sind. Dies ist die erste Auferstehung. 6 Selig und heilig, der teil hat an der ersten Auferstehung. Über sie hat der zweite Tod keine Gewalt. Sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre. 7 Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Kerker befreit. 8 Er wird herauskommen und die Völker, die an den vier Enden der Erde wohnen, verführen, den Gog und den Magog. Er wird sie zum Kriege sammeln, und ihre Zahl ist wie der Sand am Meere. 9 Sie rückten herauf zur Hochebene der Erde und umzingelten das Lager der Heiligen, die geliebte Stadt. Dann fiel Feuer vom Himmel herab und verzehrte sie. 6-9: In dem Augenblick, wo die Gottesfeinde zum letzten Schlag gegen die Kirche ausholen, bricht das vernichtende Strafgericht über sie selbst herein. 10 Ihr Verführer, der Teufel, wurde in den See von Feuer und Schwefel gestürzt, wo auch das Tier und der falsche Prophet sind, und sie werden gepeinigt werden Tag und Nacht in alle Ewigkeit. 7-10: Auf diese Stelle stützen sich die verschiedenen Lehren von einem „tausendjährigen Reihe“, die aber durch allzu wörtliche, grobsinnliche Auslegungen zu manchen Verirrungen und Ausschreitungen führten. Denn die Zahl 1000 ist nicht wörtlich zu nehmen, sondern bezeichnet einen längeren Zeitraum, dessen Anfang und Ende wir nicht bestimmen können. Gog und Magog nach Ez 39,2, sind wohl die Bezeichnung für die ganze Schar der widerchristlichen Mächte, nicht für bestimmte Völker.
Das letzte Gericht. 11 Ich schaute einen großen, glänzenden Thron und den, der darauf saß. Vor dessen Angesicht floh Erde und Himmel, und es fand sich kein Platz mehr für sie. 12 Ich sah die Toten, groß und klein, vor dem Throne stehen. Die Bücher wurden aufgeschlagen. Auch ein anderes Buch wurde aufgeschlagen, das ist das Buch des Lebens. Die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern stand, nach ihren Werken. 13 Das Meer gab die Toten wieder, die in ihm waren, der Tod und die Hölle gaben die Toten wieder, die in ihnen waren. Und über jeden wurde Gericht gehalten nach seinen Werken. 14 Und Tod und Hölle wurden in das Feuermeer geworfen. Dies ist der zweite Tod, das Feuermeer. 15 Und wer sich nicht eingeschrieben fand im Buche des Lebens, wurde in das Feuermeer geworfen. 11-15: Beim Erscheinen des Weltenrichters verfällt die Erde und der Sternenhimmel. Tod und Hölle sind als Personen gedacht. Das ewige Verderben der Verdammten heißt im Gegensatz zum ewigen Glück der Seligen „zweiter Tod“. Vgl.. 21,8.
Die jenseitige Heilsvollendung
21 Die neue Welt. 1 Und ich schaute einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2 Ich, [Johannes,] sah die heilige Stadt, ein neues Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herniederkommen, ausgestattet wie eine Braut, die für ihren Mann geschmückt ist. 3 Ich hörte eine laute Stimme vom Throne her sagen: Siehe, das Zelt Gottes unter den Menschen. Er wird unter ihnen wohnen. Sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird mit ihnen sein als ihr Gott. 4 Und er wird abtrocknen jede Träne von ihren Augen. Der Tod wird nicht mehr sein; weder Trauer noch Klage noch Schmerz wird mehr sein; denn das Frühere ist vorbei. 5 Der auf dem Throne saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und er fuhr fort: Schreibe! Denn diese Worte sind gewiß und wahr. 6 Er sagte weiter zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will dem Dürstenden umsonst vom Quell des Lebenswassers geben. 7 Wer siegt, wird dieses Erbe erlangen. Ich will ihm Gott sein, und er soll mir Sohn sein. 8 Die Feiglinge aber und die Ungläubigen, die Entweihten. die Mörder, Unzüchtigen, Zauberer, Götzendiener und die Lügner alle werden ihren Teil bekommen in dem See, der von Feuer und Schwefel brennt. Das ist der zweite Tod. 1-8: Aus den im Weltenbrand geläuterten Elementen bildet Gott eine neue Erde und einen neuen Himmel. Im neuen, himmlischen Jerusalem läßt er die Gerechten in trauter Gemeinschaft ungetrübte Seligkeit genießen.
Das neue Jerusalem. 9 Nun kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen tragen, gefüllt mit den sieben letzten Plagen, und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir die Braut zeigen, die Gattin des Lammes. 10 Er führte mich im Geiste auf einen großen, hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, die aus dem Himmel von Gott herniederkam, 11 in der Klarheit Gottes. Sie funkelte wie ein Edelstein wie Jaspisstein, wie ein Kristall. 12 Sie hatte eine große, hohe Mauer mit zwölf Toren, und an den Toren zwölf Engel, und Namen sind darauf geschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme Israels. 13 Nach Osten waren es drei Tore, nach Norden drei Tore, nach Süden drei Tore und nach Westen drei Tore. 14 Die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine, darauf standen die Namen der zwölf Apostel des Lammes. 15 Der mit mir sprach, hatte als Maßstab ein goldenes Rohr, um die Stadt und die Tore und die Mauer abzumessen. 16 Die Stadt ist im Viereck angelegt, und ihre Länge und Breite sind gleich. Und er maß die Stadt mit dem Rohr auf zwölftausend Stadien. Ihre Länge und Breite und Höhe sind gleich. 16: Die Zahlen, in denen besonders 3, 4, 20 eine Rolle spielen, haben sinnbildliche Bedeutung. 12000 Stadien = zirka 2220 Kilometer (wohl der Umfang, nicht die Seite der Stadt). 140 Ellen = zirka 70 Meter. Die Kubusform versinnbildet das Ebenmaß und die Vollendung. 17 Ihre Mauer maß er auf hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das Engelmaß ist. 18 Gebaut war die Mauer aus Jaspisstein, die Stadt selbst aus reinem Gold, ähnlich reinem Glase. Die Grundsteine der Stadtmauer sind geschmückt mit allerlei Edelsteinen. 19 Der erste Grundstein ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalcedon, der vierte ein Smaragd, 20 der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sardion, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth und der zwölfte ein Amethyst. 21 Die zwölf Tore sind zwölf Perlen, jedes Tor aus einer Perle, die Straßen der Stadt reines Gold, wie durchsichtiges Glas. 22 Einen Tempel sah ich nicht darin, denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel und das Lamm. 23 Auch braucht die Stadt weder Sonne noch Mond, um in ihr zu scheinen, denn die Herrlichkeit Gottes beleuchtet sie und ihr Licht ist das Lamm. 24 Und die Völker werden in ihrem Lichte wandeln und die Könige der Erde ihre [Kostbarkeit und] Herrlichkeit hineintragen. 25 Ihre Tore werden nicht geschlossen bei Tage; und Nacht wird dort nicht sein. 26 Kostbarkeit und Herrlichkeit der Völker bringt man dorthin. 27 Nichts Unreines, noch was Greuel übt und Lüge, wird in sie eingehen, sondern nur, wer geschrieben steht im Lebensbuche des Lammes.
22 1 Und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht vom Throne Gottes und des Lammes. 2 Halbwegs zwischen ihrer Straße und dem Flusse stand in zwei Reihen der Lebensbaum, der zwölfmal Frucht bringt. Jeden Monat trägt er seine Frucht, und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker. 1-2: Vgl. Ez 47,1-12. Einen verbotenen Baum gibt´s in dem neuen Paradies nicht mehr, aber eine ganze Allee des Lebensbaumes. 3 Nichts vom Fluche Getroffenes wird es mehr geben. Der Thron Gottes und des Lammes wird dortstehen, und seine Knechte werden ihm dienen. 4 Sie werden sein Angesicht schauen und seinen Namen auf ihrer Stirne tragen. 5 Nacht wird nicht mehr sein. Sie brauchen kein Lampenlicht und kein Sonnenlicht, denn Gott der Herr wird sie erleuchten, und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Schluß
Mahnung an Johannes. 6 Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiß und wahr, und der Herr, der Gott der Prophetengeister, hat seinen Engel gesandt, um seinen Dienern anzuzeigen, was bald geschehen muß. 7 Siehe, ich komme bald! Selig, wer die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt. 8 Ich, Johannes, bin es, der dies gehört und gesehen hat. Und nachdem ich es gehört und gesehen hatte, fiel ich dem Engel, der mir dies zeigte, zu Füßen, um anzubeten. 9 Er aber spricht zu mir: Nur ja nicht! Ich bin bloß ein Mitknecht von dir und deinen Brüdern, den Propheten, und denen, die die Prophetenworte dieses Buches bewahren. Gott bete an!
10 Weiter spricht er zu mir: Lege die Prophetenworte dieses Buches nicht unter ein Siegel, denn die Zeit ist nahe. 11 Der Übeltäter mag noch Übles tun und der Beschmutzte sich noch beschmutzen, der Gerechte soll sich noch mehr rechtfertigen, und der Heilige soll sich noch mehr heiligen. 11: Wer so verstockt ist, daß die ernsten Mahnungen des Buches ihn nicht zur Umkehr bewegen, der mag sehen, wohin sein Weg ihn führt. 12 Siehe, ich komme bald und habe meinen Lohn bei mir, einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist. 13 Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. 14 Selig, die ihre Kleider waschen [im Blute des Lammes], damit sie ein Recht haben auf den Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen. 15 Draußen bleiben die Hunde, die Zauberer, die Unzüchtigen, die Mörder, die Götzendiener und alle, welche Lüge lieben und üben. 15: Hunde heißen die Irrlehrer und Christushasser. Vgl. Phil 3,2, Mt 7,6; 2 Petr 2,22. 16 Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, dies euch über die Gemeinden zu bezeugen. Ich bin die Wurzel und der Sproß Davids, der leuchtende Morgenstern. 17 Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wen dürstet, komme, und wer will, empfange lebendiges Wasser umsonst. 17: Die Braut ist die Kirche Christi. In ihr lebt und wirkt der Hl. Geist.
18 Ich erkläre jedem, der die Prophetenworte dieses Buches hört: Wenn jemand hierzu etwas hinzufügt, so wird ihm Gott zufügen die Plagen, die in diesem Buche geschrieben stehen. 19 Und wenn jemand von den Worten dieses Prophetenbuches etwas ausstreicht, so wird ihm Gott seinen Anteil streichen am Lebensbaum und an der heiligen Stadt und an dem, was in diesem Buche steht. 20 Der hiervon Zeugnis gibt, spricht: Ja, ich komme bald! Amen! Komm, Herr Jesus! 20: Die Bitte des letzten Apostels ist ein liturgischer Sehnsuchtsruf der Urkirche. Vgl. 1 Kor 16,22. Wer Christus wahrhaft liebt, sehnt sein Kommen herbei. Mit dem Segenswunsch nach Christi Gnade schließt die allgemeine göttliche Offenbarung an die Menschen ab. 21 Die Gnade des Herrn Jesus [Christus] sei mit allen Heiligen! Amen. 6-21: Die Schlußverse heben die Zuverlässigkeit der Offenbarung hervor. Gott bürgt für sie.