Word: Hebräer

 

Der Brief an die Hebräer

Einleitung

Die Hebräer sind sehr wahrscheinlich Judenchristen in Jerusalem und Palästina. Sie waren in ihrem Glauben an Christus wankend geworden und in Gefahr, ins Judentum zurückzufallen. Es fehlte ihnen ein so prunkvoller Gottesdienst, wie er im herrlichen Tempel gefeiert wurde. Von den jüdisch gebliebenen Stammesgenossen wurden sie als Volksverräter beschimpft und verfolgt. Ihnen zeigt der Verfasser die alles überragende Würde Christi, die Herrlichkeit des Neuen Bundes und die Größe des neutestamentlichen Priestertums (1,1-10, 18). Den zweiten Teil (10,19-13, 17) des Briefes durchziehen Mahnungen verschiedenster Art. — Bei der Abfassung des Briefes bediente sich der heilige Paulus wohl eines Mitarbeiters. Das erklärt die von den andern Paulusbriefen erheblich abweichende Eigenart des Briefes in Sprache, Stil und Aufbau. Dieser Mitarbeiter — Apollos? — hat den paulinischen Gedanken eine ziemlich selbständige Form gegeben. Die Abfassung dürfte bald nach der Freilassung des Apostels aus der Gefangenschaft (63) anzusetzen sein, wenn man aus 3,19 nicht auf eine Haft des Verfassers schließen will. In dem Streit um die Wiederaufnahme abgefallener Christen fanden manche die Stelle 6,4-9 bedenklich. So kam es, daß der Hebräerbrief im Abendland verhältnismäßig spät allgemeine Anerkennung als kanonische Schrift erlangte.

 

Erhabenheit der Offenbarung Christi

Erhabenheit des Sohnes Gottes

Vielmals und mannigfach hat einst Gott zu den Vätern durch die Propheten gesprochen; 2: Gott hat seinen Sohn zu der Teilnahme an der Herrschaft über alles, Himmel und Erde, berufen. jetzt hat er am Ende der Tage zu uns durch seinen Sohn geredet, den er zum Erben über alles gesetzt hat, durch den er auch die Welten geschaffen. Er, der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens, er, der auch das Weltall trägt durch sein machtvolles Wort, hat Erlösung von den Sünden gebracht und sich dann gesetzt zur Rechten der Majestät in den Höhen, 3: Der Sohn, das Ebenbild des Vaters, ist also gleichen Wesens mit ihm, er ist allmächtig wie er. so hocherhoben über die Engel, wie sein Name, den er als Erbteil erhielt, den ihrigen überragt. Denn zu welchem der Engel hat er je gesagt: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt? (Ps 2,7), und wiederum: Ich werde ihm Vater und er wird mir Sohn sein? (2 Sm 7,14.) Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in die Welt einführt, sagt er: Und niederfallen sollen vor ihm alle Engel Gottes (Ps 97,7). 6: Dann nämlich, wenn der Sohn Gottes in seiner Herrlichkeit zum Weltgericht kommen wird. Von den Engeln sagt er: Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zu Feuerflammen (Ps 104,4). 7: Der Psalmvers lautet im hebräischen Urtext: „Der zu seinen Boten Winde macht und zu seinen Dienern loderndes Feuer.“ Hier ist der Satz nach der Septuaginta zitiert. In Gottes Hand sind die Naturelemente und die Engel willige Werkzeuge. Vom Sohne sagt er aber: Dein Thron steht in alle Ewigkeit, und das Zepter der Gerechtigkeit ist das Zepter deines Reiches. Du hast die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt; darum hat dich, o Gott, dein Gott gesalbt mit dem Öle der Freude vor deinen Genossen (Ps 45,7. 8). 10 Und: Du, o Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und deiner Hände Werk sind die Himmel. 11 Sie werden vergehen, du aber bleibst; alle werden altern wie ein Kleid. 12 Wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, und wie ein Kleid werden sie gewechselt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht zu Ende gehen (Ps 102,26-28). 8-12: Christus überragt nicht nur die Engel, sondern ist selber Gott. 13 Zu welchem Engel aber hat er je gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße hinlege? (Ps 110,1.) 14 Sind sie nicht alle dienende Geister, zum Dienste abgesandt um derer willen, die das Heil erben sollen.

 

2 Mahnung zur Beharrlichkeit im Glauben. Deshalb müssen wir um so mehr auf das Gehörte achten, damit wir nicht etwa vorbeigetrieben werden. 1: Damit wir nicht etwa vom Wege der Wahrheit und der Gnade abkommen und so des Heils verlustig gehen. Denn wenn schon das durch Engel verkündete Wort streng verbindlich war und jeder Verstoß und Ungehorsam dagegen seine gerechte Strafe empfing, wie werden wir entrinnen, wenn wir uns um so hohe Heilsbotschaft nicht kümmern, die doch im Anfang vom Herrn selbst verkündet und uns dann von Ohrenzeugen zuverlässig überliefert worden ist? Gott gab auch dazu sein Zeugnis durch Zeichen und Wunder, durch mancherlei Kräfte und Zuteilungen des Heiligen Geistes — gemäß seinem Willen.

 

Christi Erhöhung. Nicht Engeln hat er die künftige Welt unterstellt, von der wir reden. Vielmehr hat einer irgendwo bezeugt: Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkest, oder des Menschen Sohn, daß du auf ihn achtest? Du hast ihn nur wenig unter die Engel erniedrigt, mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt [und ihn gestellt über die Werke deiner Hände]. Alles hast du ihm zu Füßen gelegt (Ps 8,5-8). Wenn er ja alles ihm unterworfen hat, dann hat er nichts ausgenommen, was er ihm nicht unterworfen hätte. Jetzt freilich schauen wir es noch nicht, wie ihm alles unterworfen ist. Doch sehen wir den wenig unter die Engel Erniedrigten, Jesus, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt wegen seines Todesleidens; er sollte ja durch Gottes Gnade für alle den Tod kosten. 10 Denn es ziemte ihm, um dessentwillen und durch den alles ist, viele Söhne zur Herrlichkeit zu führen und deshalb den Urheber ihrer Erlösung durch Leiden zu vollenden. 11 Denn der, welcher heiligt, und die, welche geheiligt werden, sie alle kommen von einem, weshalb er sich nicht schämt, sie Brüder zu nennen 11: Aus dem einen Gott und Vater sind alle Menschen. 12 und zu sagen: Ich will verkünden deinen Namen meinen Brüdern; inmitten der Gemeinde will ich dich preisen (Ps 22,23). 13 Und wiederum: Ich werde auf ihn vertrauen, und abermals: Siehe, hier bin ich und die Kinder, die mir Gott gegeben hat (Is 8,17. 18). 14 Da nun die Kinder Blut und Fleisch gemeinsam haben, so hat auch er in gleicher Weise daran teilgenommen, damit er durch den Tod den ohnmächtig mache, der die Gewalt des Todes hatte, das heißt den Teufel, 15 und alle die erlöse, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben lang im Banne der Knechtschaft standen. 16 Denn er nimmt sich doch wohl nicht der Engel an, wohl aber nimmt er sich der Nachkommen Abrahams an. 17 Deshalb mußte er in allem den Brüdern gleich werden, um ein barmherziger und treuer Hoherpriester für sie bei Gott zu werden, um die Sünden des Volkes zu sühnen. 18 Denn da er selbst unter der Versuchung gelitten, kann er auch denen helfen, die versucht werden. 18: Wer selber durch schwere Leiden und Prüfungen hindurchgegangen ist, versteht am besten andere aufzurichten. So ist es bei Christus, unserm Hohenpriester. Nur von außen konnte eine Versuchung an ihn herantreten.

 

3 Erhabenheit Jesu über Moses. Deshalb, heilige Brüder, miterkoren zu himmlischer Berufung, richtet den Blick auf den Gesandten und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, auf Jesus, der treu ist dem, der ihn bestellt hat, wie auch Moses es war in seinem ganzen Hause. Denn dieser ist einer größeren Herrlichkeit als Moses gewürdigt worden — so wie der Baumeister größere Ehre genießt als sein Bauwerk. Jedes Haus wird ja von irgendeinem errichtet, der aber alles gebaut hat, ist Gott. Moses war treu in seinem ganzen Hause, der als Diener Zeugnis gab von der künftigen Offenbarung. Christus ist gestellt als Sohn über sein Haus; sein Haus aber sind wir, wenn anders wir die Zuversicht und die herrliche Hoffnung bis ans Ende festhalten!

 

Warnung vor Unglauben. Darum gilt, was der Heilige Geist sagt: Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht, wie bei der Verbitterung am Tage der Versuchung in der Wüste, wo [mich] eure Väter versuchten und auf die Probe stellten; und sie sahen doch meine Werke 10 vierzig Jahre lang. Darum war ich entrüstet über dieses Geschlecht und sprach: Immerdar gehen sie irre mit ihrem Herzen; sie aber erkannten meine Wege nicht, 11 so daß ich schwur in meinem Zorne: Wahrlich, nicht sollen sie in meine Ruhe eingehen (Ps 95,8-11). 12 Sehet zu, Brüder, daß sich nicht etwa in einem aus euch ein böses und ungläubiges Herz finde — auf dem Wege des Abfalls vom lebendigen Gott. 13 Ermahnt vielmehr einander Tag für Tag, solange es noch „heute“ heißt, damit keiner aus euch verhärtet werde durch den Betrug der Sünde. 14 Wir sind ja Christi Genossen, wenn anders wir die anfängliche Glaubenszuversicht bis ans Ende treu bewahren. 15 Wenn es heißt: Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht wie bei der Verbitterung, 16 (so frage ich,) wer waren denn jene, die hörten und Gott verbitterten? Waren es nicht alle, die unter Moses' Führung aus Ägypten ausgezogen waren? 17 Über wen entrüstete er sich aber vierzig Jahre lang? Nicht über die, die gesündigt hatten, deren Leiber in der Wüste dahinsanken? 18 Wem anders als den Widerspenstigen schwur er, sie sollten nicht eingehen in seine Ruhe? 19 Und so sehen wir, daß sie nicht einzugehen vermochten wegen ihres Unglaubens.

 

4 Lohn für Glaubenstreue. Wir wollen uns also davor fürchten, daß einer aus euch, während die Verheißung des Eingangs in seine Ruhe noch fortbesteht, verspätet erscheint. Denn wir erfreuen uns froher Botschaft wie jene. Doch fruchtete das gehörte Wort bei jenen nicht, weil es mit dem Glauben der Hörer nicht verbunden war. Denn wir gehen ein in die Ruhe, nur wenn wir geglaubt haben, laut seinem Worte: Wie ich schwur in meinem Grimme: Nicht sollen sie eingehen in meine Ruhe (Ps 95,11), obschon die Werke seit Grundlegung der Welt vollendet waren. Er sagt ja irgendwo vom siebten Tage: Und es ruhte Gott am siebten Tag von allen seinen Werken (1 Mos 2,2). Und so wieder an dieser Stelle: Nicht sollen sie eingehen in meine Ruhe. Da es nun dabei bleibt, daß einige eingehen werden in die Ruhe, andererseits aber die früher mit der Verheißung Beglückten wegen ihres Ungehorsams nicht eingingen, so setzt er wieder einen Tag fest, ein „Heute“, indem er durch David nach so langer Zeit redet, wie bereits erwähnt: Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht. Hätte nämlich Josue ihnen die Ruhe verschafft, dann würde er nicht nachher von einem andern Tage reden. Folglich steht noch eine Sabbatruhe dem Volke Gottes in Aussicht. 10 Denn „wer eingegangen ist in seine Ruhe“, der ruht auch aus von seinen Werken, gleichwie Gott von seinen eigenen. 11 Laßt uns also eifrig bemüht sein, in jene Ruhe einzugehen, damit nicht einer zum gleichen warnenden Beispiel wird und zu Fall kommt. 12 Denn lebendig ist das Wort Gottes, wirksam und schärfer schneidend als jedes zweischneidige Schwert, durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark, ein Richter über Gesinnungen und Gedanken des Herzens. 13 Es gibt kein Geschöpf, das verborgen bleiben könnte vor ihm; vielmehr ist alles bloß und enthüllt vor dem Auge dessen, dem wir Rechenschaft schulden. 1-13: Gottes Verheißung, sein Volk werde in seine Ruhe eingehen, hat sich an den widerspenstigen Israeliten beim Einzug ins Gelobte Land noch nicht erfüllt. Sonst wäre später die Verheißung nicht durch David wiederholt worden. Die Erfüllung ist dem Gottesvolk des Neuen Bundes vorbehalten in der Seligkeit der ewigen Sabbatruhe im Himmel. Vorbedingung ist der lebendige Glaube.

Jesus der wahre Hohepriester

14 Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der hindurchgegangen ist durch die Himmel, Jesus, den Sohn Gottes, so wollen wir festhalten an dem Bekenntnisse. 15 Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid haben könnte mit unsern Schwächen, vielmehr einen solchen, der in allweg uns gleich versucht worden ist — die Sünde ausgenommen. 16 So wollen wir denn mit Vertrauen hintreten zum Throne der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe. 14-16: Das muß uns mit stärkstem Vertrauen erfüllen, daß Christus der wesenhafte Gottessohn ist und doch nicht unnahbar und fremd, sondern eingeweiht in all unsere Armseligkeiten, soweit nicht Sünde, d. h. Abkehr von Gott, in Frage kommt.

 

Jeder Hohepriester wird aus den Menschen genommen und für die Menschen bestellt in ihren Angelegenheiten bei Gott, damit er die Gaben und Opfer für die Sünden darbringe. Er kann ja Mitleid haben mit denen, die unwissend sind und irren, da auch er behaftet ist mit Schwachheit. Deshalb muß er wie für das Volk, so auch für sich selbst opfern — für die Sünden. Niemand nimmt sich selbst die Würde, sondern er muß von Gott dazu berufen sein, gleich wie auch Aaron. So hat sich auch Christus nicht selbst die Ehre eines Hohenpriesters gegeben, sondern der, der zu ihm gesprochen hat: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt (Ps 2,7). 1-5: Zwei Erfordernisse für den Hohenpriester werden hier besonders betont; erstens muß dieser milde und zweitens von Gott berufen sein. Das trifft bei Christus zu. Wie er auch an einer anderen Stelle sagt: Du bist Priester ewiglich nach der Ordnung des Melchisedech (Ps 110,4). In den Tagen seines Fleisches (= seines Erdenlebens) hat er Bitten und Flehrufe mit lautem Geschrei und unter Tränen zu dem emporgesandt, der ihn vom Tode erretten konnte, und hat dank seiner Gottesfurcht Erhörung gefunden. 7: Der auf dem Ölberg rufende Heiland fand Erhörung, insofern des Vaters Wille geschah und er selbst für das Leiden durch den Engel gestärkt wurde. Es kann auch heißen: „und hat Erhörung gefunden aus seiner Angst.“ Obwohl Sohn [Gottes], hat er doch den Gehorsam gelernt aus dem, was er gelitten. Und so vollendet, ward er allen, die ihm gehorchen, Urheber ewiger Erlösung, 10 wie er denn von Gott als Hoherpriester nach der Ordnung des Melchisedech angesprochen worden ist.

 

Streben nach Vollkommenheit

11 Dieser Gegenstand verlangt eine lange Erörterung und eine nicht leichte Erklärung, da ihr schwerfällig geworden seid im Hören. 12 Denn ihr solltet der Zeit nach (schon) Lehrer sein, müßt dagegen wieder über die Anfangsgründe der Offenbarungen Gottes belehrt werden, ihr braucht Milch, nicht feste Speise. 12: Die Leser des Briefes gehörten schon längere Zeit dem Christentum an. 13 Denn jeder, der Milch bekommt, ist unerfahren in richtiger Rede, er ist ein kleines Kind. 14 Für Vollkommene aber gibt es feste Nahrung, für die nämlich, deren Sinne dank ihrer Entwicklung geübt sind für eine Unterscheidung von gut und böse.

 

Darum wollen wir die Anfangsgründe der Lehre Christi übergehen und uns auf die Vervollkommnung verlegen, indem wir nicht wieder einen Grund legen mit der Bekehrung von toten Werken und dem Glauben an Gott, mit der Lehre über Taufen, Handauflegung, Auferstehung von den Toten und ewiges Gericht. 1-2: Die Anfangsgründe der christlichen Lehre erstrecken sich auf den Glauben, die Lehre von der Taufe, Handauflegung, den letzten Dingen, der Buße. Diese müssen die Leser schon kennen. Der Verfasser will sie jetzt in höhere Wahrheiten einführen. — Mit der Handauflegung ist wohl das Sakrament der Firmung gemeint. So wollen wir also tun, wenn anders Gott es gestattet. Denn, die einmal erleuchtet worden sind und von der himmlischen Gabe genossen haben, die teilhaftig geworden sind des Heiligen Geistes und gekostet haben das herrliche Wort Gottes und die Kräfte der künftigen Welt und trotzdem abgefallen sind, die kann man nicht wieder zur Sinnesänderung erneuern, da sie für ihre Person den Sohn Gottes aufs neue kreuzigen und verhöhnen. 6: Hier redet der Apostel vom Rückfall ins Heidentum oder Judentum. Denn ein Boden, der den reichlich niederströmenden Regen trinkt und denen, die ihn bebauen, das erwünschte Gewächs erzeugt, empfängt Segen von Gott; bringt er aber Dornen und Disteln hervor, so ist er verwünscht und fast verflucht, und schließlich wird er ausgebrannt. Von euch, Geliebte, nehmen wir das Bessere an in der Überzeugung, daß ihr das Heil erlangt, wenn wir auch so reden. 10 Denn Gott ist nicht ungerecht, daß er eures Wirkens vergäße und der Liebe zu seinem Namen, die ihr bekundet habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dienet. 11 Wir wünschen aber, daß ein jeder von euch bis ans Ende denselben Eifer bezeige, um zum Vollmaß der Hoffnung zu gelangen, 12 damit ihr nicht lässig werdet, vielmehr Nachahmer derer, die durch Glaube und Starkmut die Verheißungen ererben. 13 Als Gott dem Abraham die Verheißung gab, schwur er bei sich selber — denn bei keinem Höheren konnte er schwören — 14 und sprach: Wahrlich, mit Segen will ich dich überschütten, und in Fülle will ich dich vermehren (1 Mos 22,16. 17). 15 Und so erlangte er, der sich starkmütig zeigte, die Verheißung. 16 Menschen schwören ja bei einem Größeren, als sie sind, und als Ende jeder Widerrede dient ihnen zur Bestätigung der Eid. 17 Deshalb hat Gott, um noch ausdrücklicher den Erben der Verheißung die Unveränderlichkeit seines Ratschlusses zu zeigen, mit einem Eide sich verbürgt; 18 so sollten durch zwei unwandelbare Tatsachen, in denen Gott nicht trügen kann, wir, die wir unsere Zuflucht zu ihm genommen haben, einen starken Ansporn haben, festzuhalten an der vorliegenden Hoffnung. 18: Die beiden Tatsachen sind Gottes Verheißung und Schwur. 19 In ihr haben wir gleichsam einen Anker für unsere Seele, der sicher ist und fest und hineinreicht in das Innere hinter den Vorhang, 20 wohin als Vorläufer für uns eingegangen ist Jesus, Hoherpriester geworden ewiglich nach der Ordnung des Melchisedech. 19-20: Unsere Hoffnung ist im Himmel verankert, wohin uns Christus vorangegangen ist. Das Bild ist vom Tempel entnommen, dessen Allerheiligstes ein Vorhang verhüllte.

 

Christus als Hoherpriester und der Alte Bund

7 Christus und Melchisedech. Dieser Melchisedech nämlich, König von Salem, Priester des höchsten Gottes, traf mit Abraham zusammen, als dieser von der Niederwerfung der Könige zurückkehrte, und segnete ihn (1 Mos 14,17-20). Dafür gab ihm Abraham den Zehnten von allem. Er heißt verdolmetscht zunächst „König der Gerechtigkeit“, dann aber auch „König von Salem“, das ist „König des Friedens“. Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum, kennt keinen Anfang der Tage noch ein Ende des Lebens, vielmehr wird er dem Sohne Gottes ähnlich gestaltet und bleibt Priester immerdar. 3: Von Melchisedech erwähnt die Heilige Schrift weder Vater noch Mutter, weder Geburt noch Tod, noch Nachfolger. So ist ihm Christus ähnlich, der auf Erden keinen Vater hat, der nicht von Levi abstammt, der ohne Nachfolger ewig Priester ist. Betrachtet aber, wie groß dieser ist, dem ein Abraham sogar den Zehnten gab von den auserlesensten Beutestücken, er, der Patriarch. Wohl haben auch die, die als Nachkommen Levis das Priestertum empfangen, ein Gebot, das Volk mit dem Zehnten zu belegen, entsprechend dem Gesetze, das heißt ihre eigenen Brüder, obschon sie hervorgegangen sind aus der Lende Abrahams. Derjenige aber, der nicht aus ihnen seine Herkunft ableitet, hat Abraham mit dem Zehnten belegt und den gesegnet, der die Verheißungen hatte. Ohne jede Widerrede aber gilt, daß das Geringere von dem Überragenden gesegnet wird.

 

Auch empfangen hier sterbliche Menschen den Zehnten, dort aber einer, von dem bezeugt ist, daß er lebt. Ja, sozusagen ist durch Abraham auch Levi, der den Zehnten empfängt, mit dem Zehnten besteuert worden; 10 denn er war noch in der Lende seines Vaters, als Melchisedech ihm entgegenkam. 10: Abraham war der Urgroßvater Levis. 11 Wenn nun die Vollendung mit dem levitischen Priestertum erreicht gewesen wäre — das Volk hat ja auf Grund desselben seine gesetzliche Verfassung erhalten —, wozu war es dann nötig, daß ein anderer Priester eingesetzt wurde nach der Ordnung des Melchisedech, anstatt nach der Ordnung des Aaron benannt zu werden? 12 Denn wenn das Priestertum wechselt, dann muß auch ein Wechsel des Gesetzes eintreten. 13 Von dem nämlich dies ausgesagt wird, der gehörte zu einem anderen Stamm, aus dem noch niemand dem Altare gedient hat. 14 Bekanntlich ist ja unser Herr aus Juda hervorgegangen, einem Stamm, von dem Moses, wo er vom Priestertum redet, nichts gesagt hat. 15 Noch offenkundiger wird dies dadurch, daß ein anderer Priester nach der Ähnlichkeit des Melchisedech eingesetzt wird, 16 der es nicht nach dem Gesetz einer fleischlichen Abstammungsvorschrift wurde, sondern kraft unvergänglichen Lebens. 17 Denn von ihm wird bezeugt: Du bist Priester ewiglich nach der Ordnung des Melchisedech (Ps 110,4). 18 Es erfolgt nämlich einerseits die Aufhebung einer früher gültigen Verordnung wegen ihrer Schwäche und Nutzlosigkeit — 19 das Gesetz hat ja nichts zur Vollendung gebracht — anderseits (erfolgt die) Einführung einer besseren Hoffnung, durch die wir Gott nahekommen. 20 Und insofern er nicht ohne Eidschwur zum Priester eingesetzt worden ist — denn jene sind ohne Eidschwur Priester geworden, 21 dieser aber mit einem Eidschwur durch den, der zu ihm gesprochen: Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester ewiglich (Ps 110,4)22 insoweit ist Jesus eines besseren Bundes Bürge geworden. 23 Auch gab es dort eine größere Anzahl Priester, da der Tod sie hinderte, es immer zu bleiben. 24 Er aber, der ewig bleibt, hat ein unvergängliches Priestertum. 25 Deshalb kann er immerdar jene erretten, die durch ihn Gott sich nahen; er lebt ja allezeit, um als Fürbitter für sie einzutreten. 26 Ein solcher Hoherpriester ziemte uns: heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und erhaben über die Himmel, 27 der nicht täglich nötig hat, wie die Hohenpriester, zuvor für die eigenen Sünden Opfer darzubringen, dann für die Sünden des Volkes. Das hat er getan ein für allemal, da er sich selbst opferte. 28 Das Gesetz bestellt als Hohepriester solche Menschen, die mit Schwachheit behaftet sind, das eidlich bekräftigte Wort aber, das dem Gesetze folgte, den auf ewig vollkommenen Sohn. 1-28: Um die wankenden Christen im Glauben zu festigen, führt der Verfasser den unwiderlegbaren Nachweis, daß es töricht wäre, vom mosaischen Gesetz oder vom levitischen Priestertum das Heil zu erwarten. In der Person Christi besitzen wir den einzig wahren Hohenpriester, den Gott selber durch feierlichen Eidschwur für ewig eingesetzt hat.

 

Das hohepriesterliche Wirken Christi

8 Der Hohepriester im Himmel. Doch das ist die Hauptsache bei dem Gesagten: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich zur Rechten des Thrones der Majestät in dem Himmel gesetzt hat, als Diener des Heiligtums und des wahrhaften Zeltes, das der Herr aufgeschlagen hat und nicht ein Mensch. Denn jeder Hohepriester wird dazu bestellt, Gaben und Opfer darzubringen, weshalb auch dieser etwas haben muß, das er darbringen kann. Wäre er nämlich auf Erden, so wäre er gar nicht Priester, weil hier die Priester sind, die nach dem Gesetze die Gaben darbringen. Sie dienen ja einem Vorbild und Schattenriß der himmlischen Dinge. So erhielt Moses, als er das Zelt fertigen sollte, die Weisung: Siehe, heißt es ja, daß du alles machst nach dem Vorbild, das dir auf dem Berg gezeigt wurde (2 Mos 25,40). Nun hat er einen um so erhabeneren Priesterdienst erlangt, als er Mittler eines besseren Bundes ist, der auf besseren Verheißungen gründet. Wäre nämlich jener erste Bund untadelig gewesen, dann hätte man wohl nicht für einen zweiten Platz gesucht. Denn mit einem Tadel gegen sie sagt er: Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da werde ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht dem Bunde gleich, den ich mit ihren Vätern geschlossen am Tage, da ich ihre Hand ergriff, um sie herauszuführen aus dem Lande Ägypten; denn sie verblieben nicht in meinem Bunde, und so achtete ich ihrer nicht, spricht der Herr. 10 Das ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel schließen werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Ich werde meine Gesetze in ihr Inneres legen und sie in ihre Herzen schreiben, ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein. 11 Dann wird keiner seinen Mitbürger, keiner seinen Bruder lehren: Erkenne den Herrn! Denn alle werden mich kennen vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen. 12 Gnädig werde ich sein ihren Ungerechtigkeiten, und ihrer Sünden und Verfehlungen werde ich nicht mehr gedenken (Jer 31,31-34). 13 Wenn er aber von einem neuen Bund redet, dann hat er den ersten für veraltet erklärt; was aber veraltet und greisenhaft wird, ist dem Untergange nahe. 1-13: Nicht nur die Person Christi steht hoch über dem altbundlichen Hohenpriester, sondern auch sein Dienst ist weit erhabener. Ist er doch im Himmel selbst unser Mittler, nicht in einem irdischen Zelt. Der von ihm geschlossene Bund bewirkt eine vergeistigte Gotteserkenntnis und dauernde Sündenvergebung.

 

9 Kultstätten und Opferdienst des Alten und Neuen Bundes. Es hatte zwar auch der erste Bund Vorschriften für den Gottesdienst und das irdische Heiligtum. Ein Zelt war ja verfertigt, das vordere, in dem der Leuchter, der Tisch und die Schaubrote waren, das „Heiliges“ genannt wird. Hinter dem zweiten Vorhang aber war ein Zelt, das „Allerheiligstes“ heißt, das einen goldenen Rauchaltar enthielt und die auf allen Seiten mit Gold belegte Bundeslade, in der eine goldene Urne mit dem Manna und dem grünenden Aaronstab sowie die Bundestafeln sich befanden, darüber die Cherubim der Herrlichkeit, den Gnadenthron überschattend; doch davon soll jetzt im einzelnen nicht gesprochen werden. Das war die Ausstattung. In das Vorderzelt treten die Priester jederzeit ein, wenn sie den Gottesdienst halten, in das zweite aber einmal im Jahre der Hohepriester allein, nicht ohne Blut, das er darbringt für sich selbst und die unwissentlichen Vergehen des Volkes. Damit deutet der Heilige Geist an, daß der Weg zum Heiligtum noch nicht geöffnet sei, solange das erste Zelt noch Bestand hat. Dieses ist ja ein Sinnbild für die gegenwärtige Zeit, insofern Gaben und Opfer dargebracht werden, die im Gewissen den Gottesdiener nicht vollkommen machen können. 10 Sie beruhen ja nur auf Speis und Trank und mancherlei Waschungen, Menschensatzungen, die bis zum Augenblick der Neuordnung auferlegt sind. 11 Christus aber erschien als Hoherpriester der künftigen Güter 12 und trat ein für allemal in das Heiligtum hinein durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht von Händen gefertigt ist, das heißt, nicht dieser geschaffenen Welt angehört, und zwar trat er nicht mittels Blutes von Böcken und Kälbern, sondern mittels seines eigenen Blutes ins Heiligtum und hat eine ewige Erlösung gebracht. 11-12: Die feierlichste Verrichtung des jüdischen Hohenpriesters war die Entsündigung des Volkes und der Priesterschaft am großen Versöhnungstag. Nur an diesem Tage durfte er das Allerheiligste betreten, wo er das Blut eines Rindes und dann das Blut eines Widders aussprengte. Das wiederholte sich alljährlich. Christus dagegen hat dadurch die ganze Menschheit für alle Zeiten erlöst, daß er sein gottmenschliches Blut für sie vergoß, um dann in das ewige Heiligtum des Himmels einzugehen. Sein Priestertum steht also unendlich höher als jenes des Alten Bundes. 13 Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh, auf die Verunreinigten gesprengt, heiligt, indem die leibliche Reinheit bewirkt wird, 14 um wieviel mehr wird das Blut Christi, der kraft ewigen Geistes sich selbst makellos Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von toten Werken, damit wir dienen dem lebendigen Gott! 13-14: Nach Vorschrift des mosaischen Gesetzes wurde eine rote Kuh als Sühnopfer geschlachtet und ganz verbrannt. Die Asche wurde mit fließendem Wasser gemischt, und mit dieser Mischung wurden diejenigen besprengt, welche sich durch Berührung einer Leiche verunreinigt hatten. Vgl. 4 Mos 19,1 ff.

 

Der Tod Christi als vollkommenstes Versöhnungsopfer. 15 Und deshalb ist er der Mittler eines neuen Bundes, damit die Berufenen durch seinen Tod, der zur Erlösung von den Verfehlungen unter dem ersten Bunde erfolgte, das verheißene ewige Erbe empfingen. 16 Denn wo ein Testament vorliegt, muß die Todesurkunde des Erblassers beigeschafft werden. 17 Ein Testament ist ja erst bei Toten rechtskräftig, da es niemals in Kraft tritt, solange der Erblasser lebt. 18 So wurde denn auch der erste Bund nicht ohne Blut eingeweiht. 19 Nachdem nämlich Moses alle Gebote im Gesetz dem ganzen Volk verkündigt hatte, nahm er das Blut der Kälber und Böcke mit Wasser und purpurroter Wolle und Ysop, besprengte das Gesetzbuch selbst und das ganze Volk 20 und sprach: Dies ist das Blut des Bundes, den Gott mit euch geschlossen hat (2 Mos 24, 8). 21 Auch das Zelt und alle Geräte für den Gottesdienst besprengte er gleicherweise mit Blut; 22 und fast alles wird im Blute gereinigt nach dem Gesetze, und ohne Blutvergießen kommt keine Vergebung zustande. 23 Es müssen also die Abbilder der himmlischen Dinge hierdurch gereinigt werden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Opfer als diese. 24 Denn nicht in ein von Händen gefertigtes Heiligtum, ein Abbild des wahrhaftigen, ging Christus ein, sondern in den Himmel selbst, um nunmehr vor dem Angesichte Gottes für uns zu erscheinen, 25 nicht um oftmals sich selbst zu opfern, so wie der Hohepriester jedjährlich in das Allerheiligste eingeht mit fremdem Blute — 26 denn dann hätte er oft leiden müssen seit Grundlegung der Welt —, sondern jetzt ist er einmal am Ende der Zeiten erschienen, um die Sünde durch sein Opfer zu tilgen. 27 Und gleichwie es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, worauf aber das Gericht folgt, 28 so wird auch Christus einmal geopfert, um die Sünden vieler auf sich zu nehmen; zum zweitenmal wird er ohne Sünde sichtbar werden denen zum Heile, die auf ihn warten. 15-28: Das gleiche griechische Wort für Bund und Testament benutzt der Verfasser, um darzutun, daß der blutige Opfertod Christi nötig war, um in seinem Blute den neuen Bund zwischen Gott und der erlösten Menschheit zu stiften.

 

10 Wert und Wirkungen des alt- und neutestamentlichen Opferdienstes. Da nun das Gesetz nur den Schatten der künftigen Güter, nicht aber die Gestalt der Dinge selbst enthält, so kann es mit den alljährlich gleichen Opfern, die sich immer wiederholen, niemals die Opfernden zur Vollkommenheit bringen. Hätte man denn sonst nicht aufgehört, sie darzubringen, wenn doch die Opfernden, einmal gereinigt, kein Sündenbewußtsein mehr gehabt hätten? Doch liegt in ihnen nur eine alljährliche Erinnerung an die Sünden. Denn unmöglich nimmt Blut von Stieren und Böcken Sünden hinweg. Darum spricht er bei seinem Eintritt in die Welt: Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gewollt; aber einen Leib hast du mir bereitet. An Brand- und Sühneopfern hast du kein Wohlgefallen. Da sprach ich: Siehe, ich komme — in der Buchrolle steht von mir geschrieben —, o Gott, deinen Willen zu vollziehen (Ps 40, 7-9). 5-7: Diesem herrlichen Morgengebet des Erlöserlebens entspricht sein letztes Wort: „Es ist vollbracht!“ Das wahre Christenleben hat den gleichen Sinn: „Siehe, ich komme, o Gott, deinen Willen zu vollziehen.“ Darin offenbart sich die echte Gottesliebe. Zuerst sagte er: Schlacht- und Speiseopfer, Brand- und Sühneopfer hast du nicht gewollt und kein Wohlgefallen daran gefunden, und doch sind dies gesetzliche Opfer. Dann hat er weiter gesagt: Siehe, ich komme, um deinen Willen zu vollziehen. Er hebt also das erste auf, um das zweite zu begründen. 10 In diesem Willen nun sind wir durch die Opferung des Leibes Jesu Christi ein für allemal geheiligt. 11 Jeder Priester steht da, täglich Dienst zu leisten und dieselben Opfer oft darzubringen, die doch niemals Sünden wegnehmen können; 12 er aber hat ein einziges Opfer dargebracht für die Sünden und sich dann für immer gesetzt zur Rechten Gottes. 13 Er wartet nunmehr, bis seine Feinde ihm als Schemel zu Füßen gelegt werden. 14 Denn durch ein einziges Opfer hat er auf immer die vollendet, die sich heiligen lassen. 14: Wenn wiederholt nachdrücklich die Rede ist von dem einen Opfer, das einmal Gott dargebracht wird und allein genügt, alle Menschen für alle Ewigkeit zu versöhnen, so liegt kein Widerspruch mit der katholischen Lehre vom heiligen Meßopfer vor; denn dieses ist kein anderes Opfer als das Opfer Christi am Kreuz und hat von ihm alle Kraft und Gnade. 15 Zeuge ist uns aber auch der Heilige Geist. Nachdem er nämlich gesagt hat: 16 Das ist der Bund, den ich mit ihnen schließen werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Ich werde meine Gesetze in ihre Herzen legen und sie in ihr Inneres schreiben; 17 ihrer Sünden und Ungerechtigkeiten werde ich nicht mehr gedenken (Jer 31,33.34). 18 Wo aber schon eine Vergebung für diese (erteilt worden ist), da braucht es kein Opfer mehr für Sünden.

Die Mahnungen an die Leser

 

Allgemeine Mahnungen

Mahnungen zur Beharrlichkeit. 19 So haben wir also, Brüder, zuversichtliche Hoffnung auf den Eingang in das Heiligtum durch das Blut Jesu. 20 Einen neuen Lebensweg hat er uns eingeweiht durch den Vorhang, das ist durch sein Fleisch. 21 Und da wir einen Hohenpriester über das Haus Gottes haben, 22 so laßt uns hinzutreten mit aufrichtigem Herzen in der Fülle des Glaubens, die Herzen besprengt und gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser. 23 Laßt uns unwandelbar festhalten am Bekenntnis unserer Hoffnung — denn getreu ist, der die Verheißung gegeben hat —, 24 und laßt uns aufeinander achtgeben zum Ansporn in der Liebe und in guten Werken. 25 Unsere Versammlung wollen wir nicht versäumen, wie es einige in der Gewohnheit haben, sondern einander aufmuntern, und das um so mehr, als ihr den Tag herannahen sehet. 26 Wenn wir nämlich freiwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit erlangt haben, dann verbleibt kein Opfer für Sünden mehr, 27 wohl aber nur eine furchtbare Erwartung des Gerichts und die Gier des Feuers, das die Widerspenstigen verzehren wird. 26-27: Gemeint ist die Sünde des Abfalls vom Christentum bzw. die Sünde wider den Heiligen Geist: der erkannten Wahrheit widerstreben. Oft beginnt diese Sünde mit dem bewußten Fernbleiben vom gemeinsamen Gottesdienst aus Lauheit und Widerwillen. 28 Hat einer das Gesetz des Moses verworfen, so muß er ohne Erbarmen sterben auf zweier oder dreier Zeugnis hin; 29 wieviel größere Strafe wird wohl dem gebühren, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, in dem er geheiligt worden, für gemein gehalten und dem Geiste der Gnade Schmach angetan hat? 30 Wir kennen ja den, der gesagt hat: Mein ist die Rache, ich werde vergelten. Und wiederum: Der Herr wird sein Volk richten (5 Mos 32,35. 36). 31 Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.

 

Standhaftigkeit im Glauben

32 Erinnert euch aber der früheren Tage, in denen ihr nach eurer Erleuchtung einen schweren Leidenskampf bestanden habt, 33 da ihr durch Schmähungen und Drangsale zum Schauspiel wurdet oder doch Leidensgenossen derer, denen es so erging. 32-33: Mit der Erleuchtung dürfte die heilige Taufe gemeint sein. 34 Denn ihr habt mit den Gefangenen die Leiden geteilt und den Raub eurer Habe mit Freuden hingenommen in dem Bewußtsein, daß ihr einen besseren und bleibenden Besitz habet. 35 Werfet also eure Zuversicht nicht weg, die ja großen Lohn trägt. 36 Denn Beharrlichkeit tut euch not, damit ihr nach Erfüllung des Willens Gottes die Verheißung erlangt. 37 Denn nur noch eine kleine, kleine Weile, so wird der kommen, der kommen soll und er wird nicht zögern. 38 Mein Gerechter jedoch wird aus dem Glauben leben, aber wenn er zurückweicht, hat meine Seele kein Wohlgefallen an ihm (Is 26,20, Hab 2,3-4). 39 Wir aber haben es nicht mit der Verzagtheit zu tun, die ins Verderben führt, sondern mit dem Glauben zur Erlangung des Lebens.

 

11 Es ist aber der Glaube das feste Vertrauen auf das, was man erhofft, ein Überzeugtsein von dem, was man nicht sieht.

 

Darin haben die Alten sich bewährt. Im Glauben erkennen wir, daß die Welten durch das Wort Gottes geschaffen sind, so daß nicht aus Sinnfälligem das Sichtbare geworden ist.

 

Vorbilder des Glaubens. 4-10: Im folgenden werden alttestamentliche Beispiele für den in 11,1 gekennzeichneten Glauben ausgeführt. Der Verfasser zeigt in ihnen sowohl die Natur das Glaubens, der Zuversicht und Überzeugung zugleich ist, wie auch den Erfolg desselben. Im Glauben brachte Abel Gott ein wertvolleres Opfer dar als Kain, wofür er auch das Zeugnis erhielt, gerecht zu sein, indem Gott ihm auf Grund seiner Gaben dieses Zeugnis ausstellte. Und durch seinen Glauben redet der Verstorbene immer noch. Seines Glaubens wegen wurde Henoch entrückt, daß er den Tod nicht schaue; und man fand ihn nicht, weil Gott ihn entrückt hatte, denn vor seiner Entrückung hat er das Zeugnis erhalten, Gott wohlgefallen zu haben. Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen, denn wer Gott sich naht, muß glauben, daß er ist und denen, die ihn suchen, ein Vergelter wird. Im Glauben fertigte Noe nach der Offenbarung über Dinge, die man noch nicht sah, in sorglicher Vorsicht eine Arche zur Rettung seines Hauses; und eben durch ihn verurteilte er die Welt und wurde Erbe der Gerechtigkeit, die aus dem Glauben stammt. Im Glauben hat Abraham gehorcht dem Rufe, auszuziehen an den Ort, den er zum Erbe erhalten sollte; und er wanderte aus, ohne zu wissen, wohin es gehe. Im Glauben ließ er sich nieder im Lande der Verheißung als Fremdling, in Zelten wohnend mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung. 10 Er wartete auf die Stadt mit den Grundfesten, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. 11 Im Glauben erhielt selbst Sara die Kraft, trotz ihres Alters Mutter zu werden, weil sie den für treu hielt, der die Verheißung gegeben hatte. 12 Deshalb sind auch von einem und dazu noch von einem Erstorbenen Nachkommen entsprossen, zahlreich wie die Sterne des Himmels und unzählbar wie der Sand am Ufer des Meeres. 13 Im Glauben sind alle diese gestorben, ohne die Verheißung erlangt zu haben; nur von ferne haben sie dieselbe gesehen und begrüßt und haben bekannt, daß sie Pilger und Fremdlinge seien auf Erden. 14 Die nämlich so reden, geben kund, daß sie eine Heimat suchen. 15 Hätten sie aber jene im Sinne gehabt, von der sie ausgezogen waren, so hätten sie ja doch Zeit gehabt, umzukehren. 15: Diese irdische Heimat wäre Chaldäa, das Stammland Abrahams gewesen. 16 Nun aber verlangen sie nach einer besseren, das ist der himmlischen. Darum schämt sich Gott nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt bereitet. 17 Im Glauben hat Abraham, als er erprobt wurde, den Isaak geopfert, und er brachte seinen Eingeborenen dar, er, der doch die Verheißungen empfangen hatte. 18 Denn zu ihm war gesagt worden: In Isaak soll dir Nachkommenschaft werden (1 Mos 21, 12). 19 Er hatte aber bedacht, daß Gott mächtig ist, auch von den Toten zu erwecken, weshalb er ihn als Vorbild wieder zurückerhielt. 19: Isaak wurde so ein Vorbild des Auferstandenen, indem Gott ihm das Leben zurückgab, das zum Opfer hingegeben werden sollte. 20 Im Glauben segnete Isaak auch die Zukunft Jakobs und Esaus. 21 Im Glauben segnete der sterbende Jakob einen jeden der Söhne Josephs und lehnte sich auf die Spitze seines Stabes. 22 Im Glauben gedachte der sterbende Joseph des Auszuges der Kinder Israels und traf seine Anordnung bezüglich seiner Gebeine. 23 Durch den Glauben wurde Moses nach seiner Geburt drei Monate lang von seinen Eltern verborgen, da sie sahen, wie hold das Knäblein sei; und sie fürchteten sich nicht vor dem Gebot des Königs. 24 Im Glauben lehnte Moses, groß geworden, es ab, Sohn einer Tochter Pharaos genannt zu werden, 25 und wollte lieber mit dem Volke Gottes Ungemach ertragen, als einen augenblicklichen Genuß von der Sünde haben. 26 So hielt er für größeren Reichtum als Ägyptens Schätze die Schmach Christi; denn er sah auf die Vergeltung. 27 Im Glauben verließ er Ägypten, ohne Furcht vor dem Zorn des Königs; er hatte den Unsichtbaren vor Augen und blieb stark. 24-27: Moses ist leuchtendes Vorbild für jene, die aus echtem Glaubensgeist lieber auf eine glänzende irdische Stellung verzichten, als daß sie ihrer Überzeugung untreu wurden. Der Apostel Paulus hat ein ähnliches Opfer für Christus gebracht. Vgl. Phil 3,7-11. 28 Im Glauben hat er das Ostermahl gefeiert und die Besprengung mit Blut, damit nicht der Würger der Erstgeburt sie anrühre. 29 Im Glauben gingen sie durch das Rote Meer wie über trockenes Land, während die Ägypter, als sie es gleichfalls versuchten, verschlungen wurden. 30 Durch den Glauben fielen die Mauern Jerichos nach siebentägiger Umzinglung. 31 Dank ihres Glaubens kam Rahab, die Buhlerin, nicht um mit den Ungläubigen, da sie die Kundschafter friedlich aufgenommen hatte. 32 Und was soll ich noch mehr sagen? Es will mir ja die Zeit fehlen, zu erzählen von Gedeon, Barak, Samson, Jephte, David, Samuel und den Propheten, 33 die durch Glauben Königreiche niederrangen, Gerechtigkeit übten, Verheißungen erlangten, Löwen den Rachen stopften, 34 Feuersmacht auslöschten, des Schwertes Schneide entrannen, aus der Schwäche zur Kraft kamen, Helden im Kriege wurden, feindliche Heere zum Weichen brachten. 35 Es erhielten Frauen ihre Toten durch Auferstehung wieder, andere wurden auf die Folter gespannt und wollten keine Freilassung, um zu einer besseren Auferstehung zu gelangen. 36 Wieder andere erfuhren Spott und Schläge, dazu noch Bande und Kerker. 37 Sie wurden gesteinigt, gefoltert, zersägt, fielen dem Mordstahl zum Opfer, gingen umher in Schafspelzen, in Ziegenfellen, darbend, geängstigt, mißhandelt. 38 Die Welt war ihrer nicht wert, und sie irrten umher in Wüsten und auf Bergen, in Höhlen und in Klüften der Erde. 39 Und sie alle, die doch durch den Glauben gutes Zeugnis erhielten, haben die Verheißung nicht empfangen. 40 Für uns hatte aber Gott Besseres vorgesehen, und jene sollten ohne uns nicht zur Vollendung gelangen. 40: Erst der Messias brachte das Heil auch für die Gerechten des Alten Bundes. Vgl. Mt 11,11; 13,16-17.

 

Christus das erhabenste Vorbild

12 So wollen denn auch wir, die eine so große Wolke von Zeugen umgibt, allen Ballast und die uns umstrickende Sünde ablegen und voll Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns obliegt. Dabei wollen wir aufblicken zum Begründer und Vollender des Glaubens, zu Jesus; Freude war vor ihn hingestellt; er aber erduldete das Kreuz, achtete nicht der Schmach und hat nun zur Rechten des Thrones Gottes sich niedergelassen. Ja, betrachtet doch den, der solchen Widerspruch von den Sündern sich gefallen ließ, damit ihr nicht ermattet in geistiger Erschlaffung.

 

Wert der Leiden. Noch habt ihr nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampfe wider die Sünde; und ihr habt vergessen die Mahnung, die an euch wie an Söhne ergeht: Mein Sohn, achte die Züchtigung des Herrn nicht gering und verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst. Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er; er geißelt jeden Sohn, den er annimmt (Spr 3,11. 12). Harret aus, um euch erziehen zu lassen, wie mit Söhnen verfährt Gott mit euch; denn wo ist der Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, an der alle teilgenommen, dann seid ihr ja unechte, aber keine echten Söhne. Ferner, unsere leiblichen Väter waren unsere Züchtiger, aber wir hatten Ehrfurcht vor ihnen; werden wir uns nicht viel eher dem Vater der Geister unterwerfen und leben? 10 Jene züchtigten uns auf wenige Tage nach ihrem Gutdünken, er aber tut es zu unserem Segen, damit wir an seiner Heiligkeit Anteil gewinnen. 11 Jede Züchtigung erscheint zwar für den Augenblick nicht als Gegenstand der Freude, sondern der Trauer; hernach aber gewährt sie friedvolle Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geschult sind. 12 Darum hebt empor die erschlafften Hände, richtet auf die wankenden Knie 13 und machet gerade Wege mit euren Füßen, damit nicht das lahme Glied sich ausrenke, vielmehr geheilt werde. 13: Die Leser sollen geradeswegs dem Ziele entgegeneilen und so von ihrem Schwanken zwischen Judentum und Christentum geheilt werden. Sie sollen lernen, die Leiden, an denen sie bisher soviel Anstoß nahmen, als Beweise göttlicher Liebe zu betrachten, als heilbringende Arznei.

 

Mahnung zur Benützung der Gnade. 14 Suchet den Frieden mit allen und die Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird. 15 Sehet zu, daß keiner von der Gnade Gottes sich abwendet, daß nicht ein Giftkraut aufwächst, Unheil anrichtet und viele dadurch vergiftet werden; 16 daß nicht einer ein Unzüchtiger sei oder ein Verächter des Heiligen, wie Esau, der um ein einziges Gericht seine Erstgeburt hingab. 17 Ihr wißt ja, daß er auch nachher, als er den Segen erben wollte, abgewiesen wurde; denn für Sinnesänderung fand er keine Möglichkeit, obschon er sie mit Tränen nachsuchte. 17: Esau erlangte trotz seiner Tränen den Segen seines Vaters nicht mehr. 18 Ihr seid eben nicht hingetreten zu einem berührbaren Berge und zu brennendem Feuer, zu Wolkendunkel, Finsternis und Gewittersturm, 19 zu Posaunenschall und Donnerstimme, wobei die Hörer baten, es möchte nicht weiter so zu ihnen geredet werden — 20 denn sie ertrugen nicht, was befohlen war. Selbst wenn ein Tier den Berg berührt, soll es gesteinigt werden (2 Mos 19,12. 13), 21 und so furchtbar war die Erscheinung, daß Moses sprach: Ich bin in Furcht und zittere (5 Mos 9,19) —, 22 sondern ihr seid hingetreten zum Berge Sion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, zu unzähligen Engeln, zur Festversammlung 23 und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel eingeschrieben sind, zu Gott, dem Richter aller, zu den Geistern der vollendeten Gerechten 24 und zu Jesus, dem Mittler des Neuen Bundes, und zum Blute der Besprengung, das gewaltiger redet als Abels Blut. 25 Sehet zu, daß ihr den nicht abweist, der da redet. Denn wenn jene nicht entronnen sind, die den zurückwiesen, der ihnen auf Erden Weisungen gab, wieviel schwerer werden wir entrinnen, wenn wir uns von dem abwenden, der vom Himmel her zu uns spricht! 25: Christus redete und redet vom Himmel her zu uns durch den Heiligen Geist und durch seine Glaubensboten. 26 Seine Stimme erschütterte damals die Erde, jetzt aber gilt die Verheißung: Noch einmal werde ich erschüttern, nicht bloß die Erde, sondern auch den Himmel (Apg 2,6). 27 Das „noch einmal“ deutet aber auf die Umwandlung dessen hin, das erschüttert wird, weil es etwas Geschaffenes ist. Es soll das bleiben, was nicht erschüttert werden kann. 27: Am Ende der Tage „vergeht die Gestalt dieser Welt“ und es folgt ein „neuer Himmel und eine neue Erde“ mit dauerndem Bestand. 28 Da wir nun ein unerschütterliches Reich empfangen, so wollen wir Dankbarkeit bezeigen, in der wir Gott wohlgefällig dienen wollen mit Scheu und Ehrfurcht; 29 denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.

 

Weitere Mahnungen

13 Mahnung zur Nächstenliebe. Die Bruderliebe soll bleiben! Die Gastfreundschaft vergesset nicht, denn durch sie haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt. 2: Solches berichtet die Bibel von Abraham, Lot, Manue und Tobias: 1 Mos 18,2 ff; 19,1 ff; Ri 13,3 ff; Tob 5,4 ff. Gedenket der Gefangenen wie Mitgefangene, der Ungemach Leidenden als solche, die selbst noch im Erdenleib weilen.

 

Mahnung zur Keuschheit. In Ehren sei die Ehe in jeder Hinsicht und unbefleckt das Ehebett; denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten.

 

Mahnung zum Gottvertrauen. Euer Lebenswandel sei frei von Geldgier! Seid zufrieden mit dem, was ihr habt. Er selbst hat ja gesagt: Nicht werde ich dich preisgeben, noch dich verlassen (5 Mos 31, 6. 8; Jos 1,5), so daß wir getrost sprechen können: Der Herr ist mein Helfer. Ich brauche mich nicht zu fürchten. Was kann ein Mensch mir antun? (Ps 118,6.) Gedenket eurer Vorsteher, die euch das Wort Gottes gepredigt haben, und auf den Ausgang ihres Wandels achtet; ahmet ihren Glauben nach!

 

Warnung vor Abfall. Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit. 8: Keine Zeit darf sich also das Christusbild nach ihrem Geschmack formen, sonst wird es gefälscht. Vgl. 1,11-12. Lasset euch nicht verführen durch allerlei fremde Lehren; denn es ist gut, das Herz mit der Gnade zu stärken, nicht mit Speisen, die denen nicht nützen, die sich damit abgaben. 10 Wir haben einen Opferaltar, von dem diejenigen nicht essen dürfen, die dem Zelte dienen. I0: Im Zusammenhang werden diese Worte am besten verstanden als Hinweis auf das allerheiligste Altarssakrament. Wer dem jüdischen Opferdienst ergeben ist, darf nicht von jener heiligen Opferspeise essen, die vom christlichen Opferaltare kommt. — Die Diener des Zeltes sind die Juden. 11 Denn die Leiber der Tiere, deren Blut zur Sündentilgung durch den Hohenpriester ins Heiligtum getragen wird, verbrennt man außerhalb des Lagers. 12 Deshalb hat auch Jesus, um durch sein eigenes Blut sein Volk zu heiligen, außerhalb des Tores gelitten. 12: Der Golgothahügel lag zur Zeit Christi noch außerhalb der Stadt Jerusalem. 13 So laßt uns denn hinausgehen zu ihm außerhalb des Lagers und seine Schmach tragen. 14 Wir haben ja hienieden keine bleibende Stätte, sondern suchen die zukünftige. 15 Durch ihn wollen wir also Gott allezeit ein Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen preisen.

 

Mahnung zur Wohltätigkeit. 16 Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht! Denn an solchen Opfern hat Gott sein Wohlgefallen. 17 Gehorchet euren Vorstehern und seid ihnen zu Willen; denn sie wachen über eure Seelen als solche, die einst Rechenschaft ablegen müssen. Mögen sie dies mit Freude tun können und nicht mit Seufzen; denn das würde euch keinen Vorteil bringen. 18 Betet für uns! Wir glauben ja, ein gutes Gewissen zu haben, da wir in allweg einen guten Wandel zu führen bestrebt sind; 19 doch um so dringlicher bitte ich euch, dies zu tun, damit ich um so eher euch zurückgegeben werde.

 

Schluß. 20 Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe durch das Blut des ewigen Bundes heraufgeführt hat von den Toten, unsern Herrn Jesus [Christus], 21 er befähige euch zu jedem guten Werke, auf daß ihr seinen Willen vollzieht. Er wirkt in uns, was ihm wohlgefällig, durch Jesus Christus. Ihm sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

 

22 Ich bitte euch, meine Brüder, nehmt dieses Mahnwort hin; ich habe euch ja nur kurz geschrieben. 23 Wisset, daß unser Bruder Timotheus freigelassen ist. Mit ihm werde ich euch besuchen, sobald er kommt.

 

24 Grüßet alle eure Vorsteher und alle Heiligen! Es grüßen euch die [Brüder] aus Italien. 25 Die Gnade sei mit euch allen! [Amen.]