Word: Titus

 

Der Brief an Titus

Einleitung

Titus stammte von heidnischen Eltern und scheint von Paulus für Christus gewonnen worden zu sein (Tit 1,4, Gal 2,3). Er begleitete den Apostel zum Konzil in Jerusalem und blieb einer seiner treuesten Mitarbeiter. Auf der Reise nach dem Osten nach der ersten Gefangenschaft betraute ihn Paulus mit dem wichtigen Bischofsamt auf der Insel Kreta. Dorthin kehrte Titus zurück, nachdem er im Auftrage des Apostels in Dalmatien gewirkt hatte (2 Tim 4,10). Die Verhältnisse unter den verrufenen Inselbewohnern (Tit 1,12) waren schwierig. Darum richtete Paulus in der Zeit zwischen der ersten und zweiten Gefangenschaft (Tit 3,12), wohl i. J. 65, unsern Brief an ihn, um ihn zu ermutigen und ihm nähere Anweisungen zu geben, wie er sein verantwortungsvolles Amt segensreich ausüben könne.

 

1 Begrüßung. Paulus, Knecht Gottes und Apostel Jesu Christi für den Glauben der Auserwählten Gottes und für die Erkenntnis der Wahrheit, wie sie unserm frommen Glauben entspricht aufgrund der Hoffnung des ewigen Lebens. Das hat Gott, der nicht lügen kann, vor ewigen Zeiten verheißen. Zur gegebenen Zeit aber hat er sein Wort geoffenbart in der Predigt, mit der ich beauftragt bin, nach dem Befehle Gottes, unseres Heilandes — an Titus, den echten Sohn im gemeinsamen Glauben. Gnade und Friede von Gott, dem Vater und Jesus Christus, unserem Heiland! 

 

Sorge für die Kirche auf Kreta

Bestellung tüchtiger geistlicher Vorsteher. Darum habe ich dich in Kreta zurückgelassen, damit du, was noch fehlt, ersetzest und Älteste in jeder Stadt bestellest, wie ich dir auch geboten habe. Ein solcher muß unbescholten sein, eines Weibes Mann, gläubige Kinder haben, die man nicht der Ausschweifung beschuldigen kann und die nicht ungehorsam sind. 6: „Eines Weibes Mann“; er darf nicht zum zweiten Male verheiratet sein (vgl. 1 Tim 3,2). Denn der Vorsteher muß als Haushalter Gottes unbescholten sein. Er darf nicht anmaßend, nicht zornmütig, nicht trunksüchtig, streitsüchtig oder gewinnsüchtig sein. Er muß vielmehr gastfreundlich sein, dem Guten zugetan, besonnen und gerecht, fromm und enthaltsam. Er muß festhalten an dem zuverlässigen Worte, wie er es im Unterricht vernommen hat, damit er imstande sei, in der gesunden Lehre zu ermahnen und die Gegner zu widerlegen. 

 

Mahnung zum Auftreten gegen Irrlehrer. 10 Denn es gibt viele Widerspenstige, Schwätzer und Verführer, besonders unter denen aus dem Judentum. 10: Besonders die vom Judentum Übergetretenen (Judenchristen) brachten in die Kirche von Kreta viel Verwirrung. 11 Diesen muß man den Mund stopfen; denn sie bringen ganze Familien ins Unglück, indem sie um schnöden Gewinnes willen ungehörige Lehren vortragen. 12 Einer aus ihnen, ihr eigener Prophet, hat gesagt: „Kreter sind immerdar Lügner, böse Tiere, faule Bäuche.“ 12: Es war dies der Dichter Epimenides, der im 6. Jahrhundert v. Chr. lebte. 13 Dieses Zeugnis ist wahr. Darum weise sie scharf zurecht, damit sie gesund werden im Glauben 14 und nicht achten auf jüdische Fabeln und Gebote von Menschen, die sich von der Wahrheit abwenden. 15 Alles ist rein den Reinen; den Befleckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern befleckt ist ihr Sinn und ihr Gewissen. 15: Alles, was Gott geschaffen hat, ist rein für alle jene, die sich dessen in sittlich reiner Absicht bedienen. 16 Sie geben vor, Gott zu kennen, mit den Werken aber verleugnen sie ihn. Sie sind verabscheuungswürdig, ungehorsam und zu jedem guten Werke untauglich.  

 

Pflichten der einzelnen Stände

2 Pflichten der Älteren und der Jüngeren. Du aber rede, was mit der gesunden Lehre im Einklang steht! Die alten Männer sollen nüchtern sein, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe und in der Geduld. Desgleichen sollen die älteren Frauen in ihrer Haltung würdevoll sein, nicht klatschsüchtig, nicht dem Trunk ergeben, Lehrerinnen guter Sitte. Dann wissen sie die jungen Frauen anzuleiten, ihre Männer und ihre Kinder zu lieben, klug, keusch, nüchtern, häuslich, gütig, ihren Männern untertan zu sein, damit das Wort Gottes nicht gelästert werde. 3-5: Paulus erwartet von diesen Frauen, wie das Wort eigentlich sagt, die würdevolle Haltung des Priesters beim heiligen Dienst. Was er ihnen als Aufgabe stellt, bildet ein ganzes Programm einer christlichen Lebensschule für Frauen. Die jungen Männer ermahne desgleichen, einen ordentlichen Lebenswandel zu führen in jeder Beziehung. 

 

Beispiel des Titus. Erweise dich selbst als Vorbild im rechten Tun. In der Lehre zeige Lauterkeit und Würde. Dein Wort sei gesund und einwandfrei, damit der Widersacher beschämt werde, wenn er uns nichts Böses vorwerfen kann. Die Sklaven sollen ihren Herren untertan sein in allem, gefällig, nicht widersprechen, 10 nichts entwenden, sondern in allem sich vollkommen treu zeigen, damit sie der Lehre Gottes, unseres Heilandes, zur Zierde gereichen in allem. 

 

Begründung dieser Vorschriften. 11 Denn erschienen ist die Gnade Gottes, die allen Menschen das Heil bringt. 12 Sie erzieht uns dazu, daß wir der Gottlosigkeit und den weltlichen Lüsten entsagen und besonnen, gerecht und gottselig leben in dieser Welt. 13 Und so erwarten wir die selige Hoffnung und die herrliche Erscheinung des großen Gottes und unseres Heilandes Jesus Christus, 14 der sich selbst für uns dahingegeben, um uns von aller Ungerechtigkeit zu erlösen und sich ein reines Volk zum Eigentum zu schaffen, das eifrig ist in guten Werken. 15 So rede und ermahne und weise zurecht mit allem Nachdruck. Niemand soll dich verachten.  

 

Mahnungen zum christlichen Leben

3 Gehorsam gegen die Obrigkeit. Ermahne sie, den obrigkeitlichen Gewalten untertan zu sein, zu gehorchen und zu jedem guten Werk bereit zu sein, niemanden zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, sondern bescheiden, Sanftmut zu zeigen überall und gegen alle. Denn auch wir waren einst unverständig, ungehorsam, verirrt, Sklaven von mancherlei Begierden und Lüsten, lebten in Bosheit und Neid, waren verabscheuungswürdig und voll Haß gegeneinander. Als aber die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Heilandes, erschien, hat er, nicht aufgrund von Werken der Gerechtigkeit, die wir getan, sondern nach seiner Erbarmung uns gerettet durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung, wie der Heilige Geist sie schafft, den er reichlich auf uns ausgegossen hat durch Jesus Christus, unseren Heiland, damit wir, gerechtfertigt durch seine Gnade, Erben des ewigen Lebens würden, wie wir es erhoffen. Wahrhaftig ist das Wort. Und ich will, daß du mit aller Entschiedenheit darüber sprichst, damit die, welche an Gott glauben, sich befleißigen, guten Werken obzuliegen. Das ist gut und nützlich für die Menschen. 

 

Verhalten gegen Irrlehrer. In törichte Streitfragen aber, in Stammtafeln, Gezänk und Gesetzesstreitigkeiten laß dich nicht ein; sie sind unnütz und eitel. 10 Einen ketzerischen Menschen meide, nachdem du ihn ein- oder zweimal gemahnt hast. 11 Denn du weißt, daß ein solcher verkehrt ist; durch die Sünde spricht er sich selbst das Urteil. 

 

Aufträge und Grüße. 12 Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir sende, dann beeile dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen. Denn ich habe mich entschlossen, den Winter über dort zu bleiben. 12: Tychikus ist ein aus Kleinasien gebürtiger Begleiter des Paulus auf seiner letzten Reise, später von dem gefangenen Apostel nach Ephesus und nach Kreta gesandt. — Nikopolis wohl in Epirus (Nordgriechenland). 13 Zenas, den Gesetzeskundigen, und Apollos versorge gut für die Weiterreise, damit es ihnen an nichts mangelt. 14 Überhaupt sollen unsere Leute lernen, bei Not und Armut sich guter Werke zu befleißigen, damit sie nicht ohne Frucht dastehen. 14: Ein Christ darf nicht wie der unfruchtbare Feigenbaum bloß im Blätterschmuck seines Glaubens dastehen (vgl. Lk 13,6-9; Mt 21,18-19). Seine Früchte sind die Werke der Nächstenliebe. 15 Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße, die uns lieben im Glauben! Die Gnade Gottes sei mit euch allen! [Amen.]