Word: 2. Thessalonicher

 

Der zweite Brief an die Thessalonicher

Einleitung

Wohl noch im gleichen Jahre, in dem der erste Brief an die Thessalonicher abgesandt worden war, sah sich Paulus veranlaßt, ein zweites Schreiben an diese Gemeinde zu richten. Die Verfolgung dauerte an und steigerte die Sehnsucht der Christen nach der Wiederkunft des Herrn zum Gerichte. Einige Wendungen im ersten Briefe waren dahin mißverstanden worden, das Weltende stehe unmittelbar bevor. Ein gefälschtes Schreiben des Apostels scheint diese Auffassung bestärkt zu haben (2,2). Die Folge war eine wachsende Unsicherheit bei den einen, Müßiggang und adventistische Schwärmerei bei den andern. Deshalb trat Paulus der Mißdeutung seiner Worte und dem Unfug der Arbeitsscheuen in einem neuen Schreiben entschieden entgegen. Daher der schärfere Ton im zweiten Briefe, der sonst engste Verwandtschaft mit dem ersten aufweist. Er ist ebenfalls in Korinth geschrieben worden.

 

Paulus, Silvanus und Timotheus an die Gemeinde zu Thessalonich, die da ist in Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gnade euch und Friede von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.

 

Über den Zustand der Gemeinde

Lob der Gemeinde. Danksagen müssen wir Gott allezeit um euretwillen, liebe Brüder. Das gebührt sich, denn euer Glaube wächst überreich, und die gegenseitige Liebe eines jeden von euch mehrt sich überaus. Deshalb dürfen wir selbst uns euer rühmen bei den Gemeinden Gottes wegen eurer Ausdauer und eures Glaubens in allen euren Verfolgungen und in den Trübsalen, die ihr auszuhalten habt. Sehet darin einen Erweis des gerechten Gerichtes Gottes, daß ihr würdig erachtet werdet des Reiches Gottes, für welches ihr ja leidet. Denn es entspricht der Gerechtigkeit Gottes, daß er euren Bedrängern mit Bedrängnis vergelte, euch aber, den Bedrängten, samt uns mit Erquickung, wenn der Herr Jesus vom Himmel her sich offenbaren wird mit seinem Engelheere in Feuerflammen, wenn er Rache nimmt an denen, die Gott nicht kennen wollen, und die nicht gehorchen der Heilsbotschaft unseres Herrn Jesus [Christus]. Diese werden mit ewigem Verderben büßen, getrennt vom Herrn und von seiner überwältigenden Herrlichkeit, 10 wenn er kommen wird an jenem Tage, um verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und gefeiert zu werden unter allen Gläubigen, weil bei euch unser Zeugnis Glauben gefunden hat. 4-10: Der Anschluß an Christus sichert uns nicht vor irdischem Leid, gibt aber Leidenskraft im Hinblick auf die ewige Vergeltung. 11 Darum beten wir auch allezeit für euch, daß unser Gott euch der Berufung würdig erachte und eure Freude zu allem Guten und euer Glaubenswerk in Kraft vollende. 12 Dann wird der Name unseres Herrn Jesus [Christus] verherrlicht werden in euch und ihr in ihm, nach der Gnade unseres Gottes, des Herrn Jesus Christus.

 

Belehrung über die Wiederkunft des Herrn

2 Die Wiederkunft ist unbestimmbar. Liebe Brüder! Wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm bitten wir euch: Laßt euch nicht so leicht die Besonnenheit rauben und außer Fassung bringen, weder durch eine angebliche Geistesoffenbarung noch durch solch ein Wort oder einen Brief unter unserem Namen, als ob der Tag des Herrn schon angebrochen sei. Laßt euch von niemand in irgendeiner Weise täuschen. Zuvor muß der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott und Heiligtum heißt, der sich selbst in den Tempel Gottes setzt und sich für Gott ausgibt. 2-4: Weder durch falsche Propheten noch durch fälschlich dem Apostel zugeschriebene Äußerungen sollen die Gläubigen sich täuschen lassen. Als Vorzeichen der Wiederkunft Christi nennt Paulus: großen Abfall und das Erscheinen des „Antichrists“. Erinnert ihr euch nicht, daß ich euch das sagte, als ich noch bei euch war? Jetzt wißt ihr auch, was ihn aufhält, bis er offenbar werden soll zu seiner Zeit. Denn das Geheimnis der Bosheit ist schon am Werke; nur muß erst der aus dem Weg geräumt sein, der es bis jetzt aufhält. 6-7: Wen der Apostel mit dem meint, der „aufhält“, können wir nicht bestimmt sagen; er beruft sich ja auf seine frühere mündliche Belehrung. Wahrscheinlich denkt er vor allem an den Christushaß der Juden und heidnischen Christenverfolger. Dann wird jener Gottlose offenbar werden. Ihn wird der Herr Jesus töten mit dem Hauche seines Mundes und vernichten durch den Glanz seiner Wiederkunft. Sein Auftreten geschieht mit Teufelskraft unter allen möglichen Trugzeichen und Lügenwundern 10 und mit allerlei Verführung zur Bosheit bei denen, welche verlorengehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, um gerettet zu werden. 11 Darum wird Gott ihnen einen starken Irrwahn schicken, daß sie der Lüge glauben. 12 Und so verfallen alle dem Gerichte, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern an der Ungerechtigkeit Gefallen gehabt haben. 13 Wir aber müssen Gott allezeit danken um euretwillen, vom Herrn geliebte Brüder, daß Gott euch als Erstlinge zur Seligkeit erwählt hat in Heiligung durch den Geist und im Glauben an die Wahrheit. 14 Dazu hat euch Gott berufen durch unsere Heilsverkündigung, damit ihr Anteil habet an der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus. 15 So steht denn fest, liebe Brüder, und haltet euch an die Überlieferungen, die ihr durch Wort oder Schrift von uns empfangen habt. 15: Hier wird das geschriebene Gotteswort gleichwertig neben die apostolische Predigt gestellt. 16 Er aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns geliebt und ewigen Trost und gute Hoffnung in Gnade gegeben hat, 17 er ermuntere eure Herzen und stärke sie zu jedem guten Werk und Wort.

 

Mahnungen

3 Gebet für den Apostel. Endlich, meine Brüder, betet für uns, daß das Wort des Herrn sich in schnellem Lauf ausbreite und herrlich sich offenbare, so wie bei euch, und daß wir befreit werden von den gottlosen und bösen Menschen. Denn nicht alle sind für den Glauben empfänglich. Aber der Herr ist getreu, der euch befestigen und vor dem Bösen bewahren wird. Im Herrn haben wir auch das Zutrauen zu euch, daß ihr tut und tun werdet, was wir euch gebieten. Der Herr lenke eure Herzen zur Liebe Gottes und zur Geduld Christi.

 

Warnung vor Müßiggang. Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr euch zurückziehet von jedem Bruder, der einen unordentlichen Lebenswandel führt und sich nicht an die Lehren hält, die er von uns empfangen hat. Ihr wißt ja selbst, wie ihr uns nachfolgen sollt. Wir haben unter euch keinen unordentlichen Wandel geführt; auch haben wir nicht umsonst jemandes Brot gegessen, sondern gearbeitet in Müh und Plage Tag und Nacht, um niemand von euch zur Last zu fallen. Gewiß hätten wir Anspruch darauf gehabt, aber wir wollten euch ein Vorbild geben an uns, damit ihr uns nachahmet. 10 Denn als wir bei euch waren, haben wir dies euch geboten: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. 11 Nun haben wir gehört, daß einige unter euch einen unordentlichen Lebenswandel führen, nichts arbeiten, sondern sich herumtreiben. 12 Solchen Leuten befehlen wir streng im Herrn Jesus Christus, sie sollen still ihre Arbeit tun und ihr selbstverdientes Brot essen. 13 Ihr aber, liebe Brüder, werdet nicht müde, Gutes zu tun. 14 Wenn einer unseren brieflichen Anordnungen nicht gehorcht, den merkt euch und habt keine Gemeinschaft mit ihm, damit er beschämt werde. 15 Aber behandelt ihn nicht als Feind, sondern weist ihn zurecht als Bruder. 6-15: Mit der vollen Autorität des Gesandten Christi schärft Paulus das Gebot der Arbeit ein. Sie ist sittliche Pflicht, ob Geistes- oder Handarbeit. Sein eigener freiwilliger Verzicht auf „Gehalt“ gab dem Gebot besonderen Nachdruck.

 

16 Er aber, der Herr des Friedens, gebe euch den Frieden immerdar auf jede Weise. Der Herr sei mit euch allen!

 

Eigenhändiger Gruß. 17 Hier mein, des Paulus, eigenhändiger Gruß! Das ist das Erkennungszeichen in jedem Briefe; so schreibe ich. 17: Der in Umlauf gesetzte gefälschte Brief war wohl Anlaß zu diesem Hinweis auf die Eigenart seiner Unterschrift. 18 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen. [Amen.]