Der Gehorsam hat dem Glauben zu dienen
Die Frage des Gehorsams, insbesondere des kirchlichen, und seiner Grenzen hat sich dieses Buch zu seiner vorrangigen Aufgabe gemacht. Es soll darum zum Schluß versucht werden, zusammenfassend Grundsätzliches darüber auszusagen:
Der Gehorsam gegenüber Eltern und Vorgesetzten, den kirchlichen und staatlichen Autoritäten, ist ein sittliches Grunderfordernis, das jeden Christen verpflichtet. Jesus selber war in allem ausgerichtet auf den Willen des EWIGEN VATERS und Ihm gehorsam. Ordensleute geloben feierlich den besonderen Gehorsam ihrem Oberen als dem Stellvertreter Gottes. Solch gottgefälliger Herzensgehorsam formt Heilige und heiligt die gesamte Kirche.
Der Gehorsam kommt jedoch an seine Grenze, wo die Zehn Gebote Gottes und unser katholischer Glaube anderes gebieten. So dürfen Töchter ihrem Vater nicht gehorchen, wenn er sie zur Prostitution anleitet. Ebenso muß sich ein Arzt der Zivilbehörde widersetzen, wenn sie ihn zwingt, Abtreibungen durchzuführen und Unschuldige zu töten.
Auch der kirchliche Gehorsam kann schwer mißbraucht werden, besonders und gerade auch in Klöstern, wo heute vielfach der glaubenszerstörende Modernismus regiert und diktiert. Ganze Konvente werden zur gottwidrigen Hand- und Stehkommunion gezwungen. Wehe der Ordensschwester, die sich dabei vor ihrem Heiland niederkniet!
Der Gehorsam, ein relativer Wert, kann zum Hebel der Hölle werden, wenn er zu einer absoluten Größe erhoben wird! Besteht nicht gerade der größte Sieg Satans darin, daß er heute »IM NAMEN DES GEHORSAMS« die Kirche und den Glauben untergraben kann?
Genau für unsere Zeit hat darum der Heiland dem Priestertheologen Professor Albert Drexel das entscheidende Wort gegeben: »DER GLAUBE IST MEHR ALS GEHORSAM!«7 Der Gehorsam hat dem Glauben zu dienen!
7 Albert Drexel in »Der Glaube ist mehr als Gehorsam«, Born-Verlag, S.
Auch an die Anordnungen eines Papstes muß dieses Maß angelegt werden! Die Autorität, die Gott dem Nachfolger des hl. Petrus verliehen hat, wurde ihm zu genau bestimmten Zielen erteilt, zur Ehre der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und unseres Herrn Jesus Christus, zum Kommen Seines Reiches und zum Heil der Seelen.
Alles, was diesem Ziel widerspräche, hätte keine gesetzliche Gültigkeit und würde ihm kein Recht auf Gehorsam zugestehen. Vielmehr würde es zum Widerspruch verpflichten, um im Gehorsam gegenüber Gott und in der Treue zu seiner Kirche zu verbleiben.
Im Einzelfall freilich müssen eine Sachlage und alle Umstände genau von gläubigen Theologen im Lichte des Heiligen Geistes geprüft und geklärt werden. Um vorschnelle Urteile zu vermeiden, soll das demütige Gebet um die Gabe der Unterscheidung der Geister allem voranstehen!
Bitten wir den Herrn der Kirche, dass wir den Weisungen Seines Stellvertreters immer folgen können! Maria, Mutter der Kirche und ihrer Einheit, bitte für den Heiligen Vater und uns alle!