Allein das Reich Gottes zählt

Ob Jägerstätter spricht oder schreibt, durch alles zieht sich ein roter Faden:

DAS REICH GOTTES, DAS EWIGE LEBEN, DER HIMMEL. Er bezieht sich damit auf die Kernaussagen des Neuen Testaments, daß wir auf dieser Erde keine bleibende Heimat haben, und unser Leben eine Pilgerreise in Gottes Ewigkeit ist.

Als bereits Verurteilter schreibt er in seiner »Gefangenenerklärung«:

»So wie der rein irdisch denkende Mensch, um sich das Leben auf dieser Welt zu verschönern und zu verbessern, oft alles daransetzt, so müssen auch wir, die wir noch an das ewige Reich glauben, auch alles daransetzen, um dort einmal einen hohen Lohn zu empfangen. So wie es sich das nationalsozialistisch denkende Volk sagt: Es geht bei seinem Kampfe ums Ganze, um Sein oder Nichtsein, so müssen auch wir, die wir ums ewige Reich ringen und kämpfen, auch denken. Nur mit dem Unterschied, daß wir zu unserem Kampf keine Gewehre und Pistolen brauchen, sondern geistige Waffen, und zu diesen gehört vor allem das Gebet.«

Die Schau auf die kommende Gottesherrlichkeit wird zu einem mächtigen Antrieb auch schon in den früheren Gefängnisbriefen an seine Frau Franziska: »Sollte es Gottes Wille sein, daß ich Euch auf dieser Welt nicht mehr sehe, so erhoffen wir es uns doch bald im Himmel.«

In seinem Osterbrief jubelt er auf:

»Christus ist auferstanden — Alleluja. ... Wenn wir auch harte Zeiten zu verkosten haben, so müssen und können wir uns doch mit der Kirche mitfreuen; denn was gibt es Freudigeres, als daß Christus wieder auferstanden ist und als Sieger über Tod und Hölle hervorgegangen ist. Was kann es für uns Christen Trostvolleres geben, als daß wir den Tod nicht mehr zu fürchten haben.« Er nennt ihn den einzig wirklichen »Endsieg«, und der ist schon errungen!

Die Gedanken und Worte des einfachen Bauern Franz Jägerstätter, ja auch sein Handeln, sind durchdrungen vom Heiligen Geist. Die Sicherheit, mit welcher er die ideologische und politische Lage seiner Zeit erfaßt, wie er klar Lüge von Wahrheit unterscheidet, wie er demütig, aber auch bestimmt vor seinem damaligen Bischof Fließer seinen Weg begründet, ohne dabei die Kirchenoberen oder Katholiken anzugreifen, welche den Kriegsdienst leisteten.

Erzbischof Roberts S.J. von Bombay, der sich die Gewissensfrage bei Wehrdienstverweigerung besonders angelegen sein ließ, hinterläßt uns das großartige Zeugnis: »Franz Jägerstätter weigerte sich, in einem Krieg zu dienen, der später in Nürnberg als Verbrechen gegen die Menschheit bezeichnet wurde. Er gehört zu den Männern, die durch den Heiligen Geist auserwählt wurden, um Wahrheiten aufzuzeigen, welche die Mächtigen und Weisen nicht erkennen können.«