Religiöse Beweggründe
Franz Jägerstätter, in seiner Jugend ein rauflustiger Draufgänger, war gesinnungsmäßig kein Friedensjünger um jeden Preis, kein Pazifist, als welchen ihn sektiererische Gruppen der Pax-Bewegung für sich zu vereinnahmen versuchen.
Er war bereit, gegebenenfalls seine österreichische Heimat auch mit der Waffe zu verteidigen.
Das schriftliche Todesurteil, das im Prager Historischen Militärarchiv eingesehen werden kann, liefert den absoluten Beweis für die religiösen Beweggründe, warum der Gefangene den Kriegsdienst verweigerte. Jägerstätter wird dabei mit folgenden Aussagen zitiert: »Ich handle gegen mein Gewissen, wenn ich für den nationalsozialistischen Staat kämpfe. Ich kann nicht gleichzeitig Nationalsozialist und Katholik sein! Das ist unmöglich. ... Es gibt Dinge, wo man Gott mehr gehorchen muß als den Menschen!«
Das Todesurteil enthält aber auch den wichtigen Hinweis: »Er erklärte sich jedoch bereit, als Sanitätssoldat aus christlicher Nächstenliebe Dienst zu tun.«
Hat Jägerstätter mit seiner Haltung Andersdenkende schuldig gesprochen? Diesem Einwand begegnet er mit der geisterfüllten Antwort: »Es wurde ihnen die Gnade nicht gegeben!« Er ist sich bewußt, daß seine Einsicht Gnade ist. Und er maßt sich nie ein Urteil an über Kriegsteilnehmer, die seinem Entschluß nicht folgen können.