Ein erzbischöflicher Fußtritt
Erzbischof Wetter, der von unseren Ausführungen wenig beeindruckt zu sein scheint, erhält von mir in einem anderen Zusammenhang einen weiteren Brief vom 24. September 1985, in dem ich auch seine Reaktion zu unseren Berichten anspreche. Daraus folgender Absatz:
»Als seinerzeitiger Mitunterzeichner der >Erklärung katholischer Priester zur gegenwärtigen Situation in der Katholischen Kirche in Deutschlands der Ihnen auf Ihre Aufforderung hin einen detaillierten sechsseitigen Brief geschrieben hat, habe ich mit 36 anderen Geistlichen unserer Erzdiözese erfahren müssen, daß Sie unsere Vorstellungen und Bemühungen, unsere schwerwiegenden Angaben und Erinnerungen letztlich mit Geringschätzung unter den Tisch gewischt haben. Auf einer Priesterratssitzung haben Sie — so wurde mir glaubhaft berichtet — das Ansinnen von Professor Läpple, ob Sie nicht wenigstens eine Gruppe unserer Arbeitsgemeinschaft zu einem Gespräch empfangen möchten, mit der Antwort abgefertigt, >diese Ehre< würden Sie uns nicht antun. Dabei ging es doch wirklich nicht um eine Ehre für Personen, sondern um die Sorge dieser Priester für die Zukunft des Glaubens in unserem Erzbistum. Dieser >erzbischöfliche Fußtritte für 36 Priester der Erzdiözese ist ein Signal, daß unsereiner sein Augenmerk auf Rom zu richten hat und diese letzte Instanz von vorneherein miteinbezieht. Das ist umso mehr geboten in einer Zeit, da eine Anti-Rom-Bewegung unter der Parole >Duckt euch nicht< (siehe dazu MKKZ5 Nr. 39/85 vom 29. September, 1., 3. und 5. Seite!) in unserer Erzdiözese auf dem Weg über die kirchlichen Institutionen immer mehr an Boden gewinnt ...«
5 Münchner Katholische Kirchenzeitung