Auf in die Kampf-Arena nach Rom
Meine Mitarbeiterin bereitet zwei Ordner gleichlautenden Inhalts vor, eine für Kardinal Franjo Seper, den Präfekten des Heiligen Offiziums (heute Glaubenskongregation), und den deutschen Erzbischof Augustinus Mayer, den damaligen Sekretär der Religiosenkongregation und späteren Kardinalpräfekten der Kongregation für den Gottesdienst. Um sicher zu gehen, daß der Papst auch wirklich die Unterlagen bekäme, wählen wir beide Wege. Wie uns Pater Werenfried van Straaten versichert hat, haben diese ihr Ziel erreicht und sind von Johannes Paul II. eingesehen worden. So hat er auch unsere dringliche Bitte, datiert mit 27. März 1979, gelesen:
»Heiliger Vater,
in kindlicher Verehrung knien im Geiste vor Euch, dem Stellvertreter Christi, viele Priester des deutschen Sprachraumes. Sie vertrauen Eurer Heiligkeit ihre Gewissensnot an und bitten um Eure Hilfe.
Aus Gewissensgründen können wir keine Handkommunion austeilen; denn wir haben die Erfahrung machen müssen: Nicht wenige, die in unseren Ländern ganz offen die Realpräsenz leugnen, suchen in der Kommunion nur das >Zeichen menschlicher Verbrüderung<, nicht aber unseren Herrn Jesus Christus im Geheimnis des Heiligsten Sakramentes. Gerade aber die Handkommunion begünstigt nun diese Tendenz. Sie fördert allgemein den Unglauben und die Ehrfurchtslosigkeit vor dem Leib des Herrn. Oftmals werden von den Handkommunikanten große Partikel auf den Boden gestreut und zertreten. Die Praxis der Handkommunion und die damit verbundenen neuen Lehren von der Eucharistie — als gewöhnlichem Brot< und >heiligem Brot< — haben den Großteil unserer Gläubigen in der überlieferten Eucharistielehre verunsichert und ihr entfremdet; der Geist früherer Danksagung und Anbetung ist in unseren Gemeinden fast ausgelöscht. Im Verlust dieser Dimension aber ist die Wurzel zu suchen für den fehlenden Priester- und Ordensnachwuchs in unseren Ländern.
Nach unserem Erkennen ist längst als Tatsache eingetreten, was Euer Vorgänger, Papst Paul VI., in seiner Umfrage an alle Bischöfe vom 12. März 1969 befürchtet hatte, >daß Änderungen in einer so bedeutsamen Frage eine Verminderung der dem Heiligsten Sakrament schuldigen Ehrfurcht, ja Entweihung und Verfälschung der Glaubenslehre verursachen könnten.<
Die Priester aber, die ungeachtet der eigenen Existenz für die bereits weithin bezweifelte Wahrheit der Realpräsenz einstehen und ihrem Gewissen folgend keine Handkommunion austeilen, werden in vielen Fällen unter Druck gesetzt, im Namen des kirchlichen Gehorsams genötigt, bedroht und zurückgesetzt; sie werden für starrsinnig und irr erklärt.
Mehr als diese persönliche Belastung bewegen uns jedoch unser katholischer Glaube und unser priesterlicher Auftrag, Euch, Heiliger Vater, diese Bedrängnis — eine Wunde am geheimnisvollen Leib des Herrn — aufzuzeigen. Wir bitten Euch, den obersten Hirten der Gesamtkirche, um eine öffentliche Stellungnahme oder um ein Dekret, das die Gewissensentscheidung der betroffenen Priester in ihren Motivierungen in Schutz nimmt und anerkennt.
Ein entsprechendes Dekret des Apostolischen Stuhles würde uns ermöglichen, in gleicher Weise wie Eure Heiligkeit und in der Einheit mit Euch — unter Benutzung der vorgeschriebenen Kommunionpatene — das Heiligste Sakrament zu spenden!
Wir empfehlen unser Anliegen, das im Anhang so viele andere Priester mit ihrer Unterschrift an Euch herantragen, Eurer besonderen Hirtensorge. Dabei vertrauen wir auf die seligste Jungfrau Maria, die als Mutter der Kirche mit uns um dieses heiligste Mysterium leidet und betet.
Ehrerbietig grüßen wir Euch, Heiliger Vater, und versprechen Euch unser ständiges und dankbares Gebet! Stellvertretend für viele Priester Wilhelm Schallinger, Kaplan«