Privataudienz bei Papst Pius XII.

Zu jedem Romaufenthalt gehört bei mir das Rosenkranzgebet an der Tumba Papst Pius XII., des Pastor Angelicus, so auch in den Tagen meiner Vorsprache bei Kardinal Seper und Erzbischof Mayer.

Am 3. April jenes Jahres 1979 steigen wir, Frau Brandl und ich, also wieder hinunter in die Krypta des Petersdomes zu unserem verewigten Papst, um ihm zu danken für seinen Beistand am Vortag und um ihn um seine weitere Fürbitte in unserem Anliegen anzurufen. Haben wir doch ihn zum Schutzpatron unserer Aktion erwählt.

Niemand außer uns ist in der Grabkapelle anwesend. Kein Laut, keine Stimme stört unser Gebet. Wir haben wirklich »Privataudienz« beim Heiligen Vater. Eine Tabor-Stunde ist uns geschenkt, ein Stück himmlischer Seligkeit.

Unvergeßlich dann ein intensiver ROSENDUFT! Er strömt uns in einem Abstand von drei Wellen entgegen. Wir schauen uns gegenseitig an — wortlos und doch fragend: Im Raum sehen wir ja keinerlei Blumen, und parfümierte Besucher sind auch nicht unterwegs!

Andere gläubige Christen haben solchen Rosenduft auch schon an Erscheinungsorten der Muttergottes erlebt; wir jedoch dürfen die gleiche Gnade erfahren am Sarkophag dieses marianischen Papstes.

Für uns bezeugt der plötzliche Rosenduft ein Zweifaches:

Eugenio Pacelli, obwohl bis jetzt noch nicht offiziell heiliggesprochen, ist ein großer Heiliger der Kirche und nachweislich ein mächtiger Fürbitter, auch in aussichtslosen Fällen!

 

Sodann erkennen wir in großer Dankbarkeit: Dieses Sinneszeichen schenkt uns der Himmel als göttliche Bestätigung für die Wichtigkeit unseres Einsatzes. Eine bleibende heilige Erinnerung und Ermutigung auch, um in einem künftigen Rom zu bestehen, das wir nicht mehr »verstehen« werden.

Der glaubensstarke Papst Pius XII. hätte auch unter schwierigsten Umständen und unter schlimmstem Druck keine allgemeine Erlaubnis für die Handkommunion gegeben! Undenkbar!

Nicht nur die Stadt Rom und Tausende von Juden verdanken ihm die Rettung im Zweiten Weltkrieg, sondern der gesamte katholische Erdkreis bleibt ihm ewig verpflichtet für die Verkündigung des wunderbaren Glaubensdogmas von der leiblichen Aufnahme der allerseligsten Jungfrau Maria in den Himmel am Allerheiligenfest 1950.

Pius XII., Freund der Deutschen, und doch von unserer undankbaren Nation am meisten geschmäht, strahlt vor der Welt in einer geistlichen Größe, die seine Gegner, anti- wie inner kirchliche, nicht zu ertragen vermögen. Wenn ihm auch die Menschen die Ehre verweigern, so würdigt und beglaubigt ihn doch DER SELBST, dessen Stelle er auf Erden vertritt: So wie die 40.000 Pilger am 13. Oktober 1917 in Fatima, erlebt er ebenso das grandiose Sonnenwunder, und zwar dreimal, auch am Tage der Dogmaverkündigung.

Sogar seiner sichtbaren Erscheinung würdigt der Heiland seinen Diener. Nach dem gemeinsamen Rosenkranz an seinem Bett am Abend des 1. Dezember 1954 berichtet der schwerkranke Papst, daß eine Stimme eine Vision angekündigt habe. Bei der heiligen Messe am darauffolgenden Morgen, die ein Priester im türoffenen Arbeitszimmer zelebriert, empfängt der Papst die heilige Kommunion. Eine halbe Stunde später betritt Madre Pascalina mit dem Frühstückstablett das Krankenzimmer. Mit verklärtem Antlitz bedeutet ihr der Heilige Vater: »Dove sta Lei adesso, e stato il Nostro Signore!« Dort, wo Sie stehen, stand Unser Herr!6

6 Pascalina Lehnert, Ich durfte ihm dienen, Naumannverlag, Würzburg, S.159

Diese Christusbegegnung heilt den Todkranken und richtet ihn wieder auf. Noch vier Jahre liegen vor ihm, die er in rastlosem Einsatz für die Kirche ausfüllen wird (gestorben am 9. Okt 1958).