17. Betrachtung: Das heiligste Herz Jesu

(Nach dem heiligen Bernhard)

 

1. Anbetung

Der heilige Bernhard schreibt:

"Wir sind zum heiligsten Herzen Jesu gekommen, und es ist gut, daß wir hier sind; lassen wir uns nicht leicht wieder abziehen von ihm, von dem geschrieben steht: "die da zurückweichen von dir, werden in den Staub geschrieben." Was gilt aber denen, die sich dir nahen? Du selbst lehrst es uns: Du hast denen, die zu dir kommen, gesagt: "Freuet euch; denn eure Namen stehen im Himmel geschrieben."

Wir wollen also zu dir hintreten und uns freuen und frohlocken in dir, eingedenk deines Herzens. O wie gut und süß ist es, in diesem Herzen zu wohnen! Ja, wirklich, ich will ihm alles geben, will alle meine Gedanken und alle die Gefühle meines Herzens ändern, will mein Denken in das Herz des Herrn Jesu legen und es wird mich ernähren ohne Trug. In diesem Tempel, in diesem Allerheiligsten, in dieser Arche des Bundes will ich meine Anbetung halten und den Namen des Herrn preisen und mit David singen: "ich habe mein Herz gefunden, um zu Gott zu beten. Ich habe das Herz des Königs gefunden, des Bruders und Freundes, das Herz des gütigen Jesu. Warum soll ich also nicht anbeten?

In diesen Worten sind folgende göttliche Vollkommenheiten genannt und verehrt: seine Liebenswürdigkeit und Gerechtigkeit, welche die Lauen unbeachtet läßt und ihnen keine Gnaden spendet ("in den Staub geschrieben") und die Eifrigen mit Segnungen überhäuft, so daß sie leicht zu einem Tugendreichtum gelangen, der auch die Beachtung des Himmels, d. i. Gottes und der Engel und Heiligen verdient ("ihre Namen sind im Himmel geschrieben"); dann seine Güte und Schönheit, die uns mit Freude erfüllt, wenn wir bei ihm sein dürfen; seine Treue, die uns hegt in dem Maße, als wir uns ihr anvertrauen, seine Heiligkeit, die sein Herz zum Tempel und Heiligtum Gottes macht. Wir verehren sein Herz, das uns so nah an sich gezogen hat, daß es uns das Herz des Bruders und Freundes geworden ist.

Zu ihm wollen wir hinzutreten und voll Ehrfurcht darin wohnen, d. h. gern und oft daran denken, unsere Liebe zu ihm oft erneuern, häufig Stoßgebete zu ihm verrichten, unser Denken, Wünschen und Handeln nach seinem Willen richten, Stunde um Stunde zu ihm aufblicken und so ständig in seinem Wohlgefallen wandeln.

 

2. Dank

Die Wohltaten des heiligsten Herzens stellt uns der heilige Bernhard mit folgenden Worten vor:

"Dazu ist deine Seite durchbohrt worden, daß uns der Eintritt offen stehe. Dazu ist dein Herz verwundet worden, damit wir in ihm und in dir wohnen könnten, frei von allen äußeren Wirrsalen. Und auch deswegen ist es verwundet worden, damit wir in der sichtbaren Wunde die unsichtbare Wunde deiner Liebe erkennen. Wodurch hätte diese Glut besser gezeigt werden können als dadurch, daß er nicht bloß den Leib, sondern auch das Herz selbst von der Lanze verwunden ließ? Die leibliche Wunde also hat uns die geistige gezeigt."

In diesen Worten liegt der Hinweis auf eine unendliche Liebe, die sich ganz vergißt und für uns opfert, die alle an sich ziehen und für sich gewinnen will, die das Tor weit öffnet, um uns aufzunehmen (patescat introitus), die alles Leid trägt, um uns Frieden und Sicherheit zu schenken.

Wie köstlich ist das Freisein von den äußeren Wirrsalen, wenn wir in Jesu Herz wohnen. Da gilt uns das Wort des heiligen Paulus: "denen, die Gott lieben, gereichen alle Dinge zum besten"; wir brauchen also um nichts uns sorgen, um nichts Unruhe uns machen.

Für all' dieses gebührt dem heiligsten Herzen unser heißer Dank.

 

3. Sühne

Sankt Bernhard sagt: Wer wollte dieses verwundete Herz nicht lieben? wer seine Liebe nicht erwidern? wer es nicht umfangen, dieses Herz voll zarter Reinheit? So lange wir also noch im Körper weilen, wollen wir es, so sehr wir nur können, lieben, wiederlieben und umfangen, ihn, unsern teuern Verwundeten, dessen Hände und Füße, Seite und Herz böse Arbeitsleute durchbohrt haben; und wir wollen vor ihm flehend stehen, daß er um unsere harten und unbußfertigen Herzen die Fessel seiner Liebe schlingen und es mit seinem Pfeile zu verwunden sich würdige."

Ja, wir haben das heiligste Herz Jesu noch nicht genug geliebt; unser Herz ist noch hart und unbußfertig. Das sind die Fehler, die wir zu sühnen haben.

Böse Handwerksleute haben sein Herz verwundet: das waren nicht allein die Henkersknechte und die Juden, es waren die Sünder der ganzen Welt, die durch ihre Frevel, durch ihren Kaltsinn, ihre Gleichgültigkeit sein Herz gekränkt, verletzt, mit Dornen und Lanze durchbohrt haben. Für sie alle sollen wir Sühne und Abbitte leisten. Das ist sein besonderer Wunsch, wie er ihn der heiligen Margaretha Alacoque mitgeteilt hat.

Was wollen wir also tun? Wie unsere Liebe steigern? Welche Opfer der Buße bringen? Opfere ihm die Tugenden auf, die du heute geschaut hast, zum Ersatz für unsere Fehler, und bringe ihm heute ein kleines Opfer der Abtötung der Augen oder der Eßlust oder der Zunge. Deine Buße wird süße Früchte tragen.

 

4. Bitte

Die Bitte, die St. Bernhard stellt, lautet:

"Nachdem ich nun dein Herz gefunden habe, süßester Jesu, werde ich dich, meinen Gott, bitten, laß mein Gebet nur Eingang finden in das Heiligtum deiner Erhörung, ja, zieh' mich ganz in dein Herz hinein.

O Jesu, über alle Schönheit hoch erhaben, wasche mich mehr und mehr rein von meiner Ungerechtigkeit, und von meiner Sündhaftigkeit reinige mich, damit ich rein durch dich, zu dir, dem Allerreinsten, hinzutreten kann und in deinem Herzen zu wohnen würdig sei alle Tage meines Lebens und daß ich schauen und erfüllen kann deinen Willen. Amen."