21. Betrachtung: Psalm 53

 

Text:

"O Gott, in deinem Namen rette mich und schaff' mir Recht in deiner Kraft; o Gott, erhöre mein Gebet; vernimm die Worte meines Mundes! denn Fremdgesinnte haben sich gegen mich erhoben und Gewaltige streben meinem Leben nach und stellen Gott sich nicht vor Augen. Doch siehe! Gott hilft mir! Der Herr ist meiner Seele Hort! Das Unheil wende ab auf meine Feinde und tilge sie in deiner Wahrheit! Ich bin frohgewillt, dir zu opfern und deinen Namen zu preisen, o Herr; denn er ist gut, — weil du aus aller Drangsal mich befreit und über meine Feinde weg mein Auge schaut."

 

1. Anbetung

David, von den Bewohnern der Stadt Ziph verraten, wird von den Kriegsheeren Sauls bedrängt und ist in großer Gefahr, in Sauls Gewalt zu geraten. In dieser Not wendet er sich an Gott um Hilfe; der Psalm ist ein dringender Flehruf um Rettung.

Davids Vertrauen gründet sich auf den Namen des Herrn, den Namen dessen, der sich selbst den Ewigen (Jehovah), den Starken (Elohim), den Herrn (Adonai) nennt, dessen Allmacht und Gerechtigkeit unumschränkt in der Schöpfung walten. Er vertraut auf die Treue des Herrn, die seine Drohungen wie seine Verheißungen erfüllt; er preist den Namen des Herrn, weil er gut ist und weil der Herr ihn rettet vor dem Feinde. Das sind die Eigenschaften, die wir anbeten.

Im Brevier der Priester und im marianischen Offizium beginnt dieser Psalm die Prim, gehört also zum Morgengebet der gottgeweihten Seele. In allen den Verfolgungen und Anfechtungen, die wir zu erleiden haben, können wir nichts Besseres tun, als diese göttlichen Eigenschaften jeden Morgen neu vor Augen zu haben: seinen heiligen Namen, der auf seine Ewigkeit und seine Kraft und seine Macht hinweist, und Gottes Gerechtigkeit und Treue, welche die Seinen nicht im Stich lassen wird. Wir werden so stark im Vertrauen auf den Herrn und in diesem Vertrauen werden wir mutig unsere Pflicht erfüllen aus Liebe zu ihm, mag sie leicht sein oder schwer; und so wird unser Tagewerk ein Opfer seiner Verherrlichung sein. Gott ehren und verherrlichen in unserem Tun und Lassen ist ja unsere heiligste Aufgabe, unser großer Lebenszweck. Die Betrachtung dieses Psalmes ist uns täglich die beste Anregung und Anleitung dazu.

 

2. Dank

Die letzten vier Verse des Psalmes enthalten den Dank, den David für die gewährte Hilfe aus vollem Herzen ausspricht. Es ist ein Dankgebet und ein Dankgelübde. Aus vielen Gründen haben auch wir Gott zu danken über Rettung aus großen Gefahren, in denen wir schon unterzugehen glaubten: Gefahren für das leibliche Leben, Gefahren für die Seele. Überschaue dein Leben, du wirst manche Bedrängnis finden, aus der dich Gott fast wunderbar gerettet hat. Hast du ihm schon gedankt dafür? Vielleicht damals durch ein kurzes: Gott sei Dank! Das ist noch zu wenig. Du mußt deine Dankesgesinnung oft erneuern und es besonders heute wieder tun.

Ja, der Herr hilft; er ist meiner Seele Zuflucht. Dieses süße Bewußtsein mußt du immer in dir herumtragen. Es wird deiner Liebe immer neue Nahrung geben. Und in Dankbarkeit mußt du dich dann ihm ganz aufopfern: ich will frohgewillt dir opfern, weil du so gut bist, will ich dir mein Leben zum Opfer bringen, das du mir in jenen großen Gefahren neu geschenkt hast, und all die kleinen und großen Opfer gerne bringen, die mein Beruf mir auferlegt. Sie sind aus Dankbarkeit gebracht, so will ich sie fröhlich bringen, nicht mit Mißmut, nicht mit Ächzen; denn du bist gut, und fröhlich will ich deine Güte preisen. Das allein ist deines Namens würdig.

 

3. Sühne

Ach leider habe ich das nicht immer getan. Manches Opfer habe ich dir ganz verweigert, es war mir zu groß, ich war zu bequem dazu, und manches habe ich nur mit Murren und Widerwillen gebracht. An ihm kannst du keine Freude haben. Hat es dich nicht gereut, daß du mir Rettung schicktest, da ich so undankbar und lieblos gegen dich bin? Ich hätte es wahrscheinlich verdient!

Prüfe dich, meine Seele, wie oft du schon so böse gehandelt hast, und bedenke, wie häßlich und abstoßend das ist in den Augen Gottes. Was wirst du tun, es wieder gut zu machen? Welches Sühnopfer heute noch dem Herrn darbringen? Gehe mit doppeltem Eifer an die Pflichten, die du bisher so saumselig verrichtet hast.

 

4. Bitte

Um das eine will ich dich heute noch und will ich dich jeden Morgen bitten, daß ich frohgewillt jeden Tag dir opfere, daß ich die Opfer bringe, die mein Beruf von mir verlangt.

Dann ist alles gut; denn dann lebe ich deiner Ehre. Dann sind die Gaben nicht umsonst gegeben, die du mir geschenkt hast. Um deines Namens willen, um der Herrlichkeit deines Wesens willen, um deiner Gerechtigkeit und deiner Treue willen gib mir die Gnade, daß ich mein Leben jeden Tag neu dir weihe und frohgewillt dir opfere. Amen.