35. Betrachtung: Die Heidenmission

 

1. Anbetung

Gott ist der Herr der Welt; ihm haben alle seine Geschöpfe zu dienen; sein Name muß auf der ganzen Welt verherrlicht werden. Nun gibt es aber noch 300 Millionen Heiden, die sein Gebot nicht kennen und seine Ehre mit Füßen treten; endlose Länderstrecken gibt es noch, über denen die Sonne des Evangeliums noch nicht aufgegangen ist, unzählbare Tempel, wo noch schauerliche Götzenopfer dargebracht werden.

Gott ist der gütige Vater aller Menschen; er will, daß alle gerettet werden. Jesus hat bei seiner Himmelfahrt den Aposteln den Auftrag gegeben, in alle Welt hinauszugehen und das Evangelium zu verkünden einer jeglichen Kreatur und sie alle zu retten in den einen großen Schafstall seiner Kirche! Damit keines verloren gehe, sondern damit alle das Leben haben und es im Überfluß haben. Er weiß, wie groß ihre Not ist, wie sie den schrecklichsten Gefahren ausgesetzt sind, wie sie hilflos einem grimmigen Feinde preisgegeben sind, der sie zu den schrecklichsten Sünden und Lastern verleitet und dadurch einem furchtbaren Verderben zu überantworten sucht.

Wir beten seine unendlichen Macht, Größe und Weisheit an, die sich jederzeit in dem Werk der Heidenbekehrung wunderbar erwiesen hat.

Unter Wunder und Zeichen haben die Apostel das Licht des Evangeliums bis in die fernsten Teile des Erdkreises getragen. Das Wort des Herrn hat einen wunderbaren Siegeslauf über die ganze Erde genommen. In der Kraft des Heiligen Geistes haben zwölf arme und einfache Männer ohne Gelehrsamkeit und weltliche Macht eine Welt von Feinden besiegt.

Die rasche Verbreitung des christlichen Glaubens unter den Heidenvölkern ist eines der größten Wunder, das Gott je gewirkt hat. Dieses gewaltige Ringen mit einer übermächtigen Welt ist ein viel glänzenderer Sieg als der Sieg Davids über den Riesen Goliath.

Und durch wie viele Beweise glänzenden Heldenmutes und heroischer Hingebung wurde der Name des Herrn durch dieses große Werk verherrlicht! Wer zählt all die großen Heiligen, die seit dem heiligen Paulus die Fahne des Evangeliums in die fernsten Länder getragen, wer all die glorreichen Blutzeugen, die für die Ausbreitung des Christentums ihr Leben hingegeben haben, wer all die großen Männer und Frauen, die sich aufgezehrt im heiligen Eifer für Gottes Reich.

 

2. Dank

Wenn wir die Heidenmission betrachten, müssen wir dem Herrn zunächst für das große Glück des wahren Glaubens danken, das er uns geschenkt hat. Aus namenlosem Elend hat er uns dadurch befreit. Denke dran, wie schrecklich es wäre, wenn wir noch das Los jener teilen müssten, die in dichtester Geistesfinsternis den falschen Götzen opfern, sich gegenseitig zerfleischen und unter den wahnsinnigen Greueln und Lastern dahinleben und keine Hoffnung auf ein besseres Leben im Jenseits haben.

Wir müssen auch danken für all den Segen, den er durch seine Glaubensboten über weite Länderstrecken schon ausgegossen hat, für den frischen Eifer, den er den neuen Christen ins Herz gelegt, für die herrlichen Glaubensblüten, die jetzt in einem Lande sprossen, das früher von wüstem Dorngestrüpp überwuchert war.

 

3. Sühne

Es ist Pflicht eines jeden Christen, sich an dem Werk der Heidenmission nach seiner Kraft und Fähigkeit zu beteiligen. Hast du diese Pflicht bisher erkannt? Was hast du bisher für die Mission getan? Wird es genügen, um den Wunsche des Herrn entsprechend zu erfüllen? Hast du die Mission geliebt und ihr wohlwollendes Interesse entgegengebracht? Hast du für Heiden und Glaubensboten jeden Tag gebetet? An wie vielen Tagen hast du dieses Gebet vergessen? Hast du nach dem Maß deiner Mittel der Mission ein persönliches Opfer gebracht?

Wir können nicht sagen, daß wir Jesus lieben, wenn uns sein letzter Auftrag und die Ehre seines Namens und die Ausbreitung seines Reiches gleichgültig sind und wenn wir an der Not der Heiden kalt und gefühllos vorübergehen, besonders in einer Zeit, wo einerseits die entferntesten Völker mit Hilfe der modernen Verkehrsmittel leicht erreichbar sind und wo andererseits die Sendboten falscher Religionen eifrig am Werke sind, die Heidenwelt in die Netze ihres Irrtums zu verstricken.

Es wäre eine große Verantwortung, wenn durch unsere Schuld etwas verloren ginge. Meine Seele, mache heute noch gut, wenn du solltest etwas versäumt haben.

 

4. Bitte

Flehe zum Herrn, er möge dein Auge erleuchten, damit du die Interessen seines Reiches recht klar siehst; bitte ihn um Eifer für die Ausbreitung seines Reiches, bete um Bekehrung der Heiden und um eine große Zahl heiligmäßiger Glaubensboten, bete täglich um Ausbreitung des Reiches Gottes etwa mit folgendem Gebet, das täglich in unsern Missionsklöstern verrichtet wird:

"Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, der du jahrtausendelang Nachsicht hattest mit der Unwissenheit der Heiden, jetzt aber überall die Menschen zur Bekehrung aufforderst, wir bitten dich flehentlich, sende uns doch Priester und Lehrer nach deinem Herzen aus der Zahl derjenigen, welche "gerettet" sein werden und welche zu dir sagen: "Sieh, hier bin ich, sende mich." und mache sie zum Lichte der Heiden, auf daß bis in die fernsten Länder sich dein Heil verbreite. Durch Christum unsern Herrn. Amen."