4. Betrachtung: Das Vater unser

„Zukomme uns dein Reich“ (Matth. 6, 10)

 

1. Anbetung

Gott ist der Herr Himmels und der Erde; er ist der König über jegliche Kreatur. Wir beten ihn an und bitten ihn, daß er allein herrsche über unser Herz, er allein über die ganze Welt. Glücklich das Volk, dessen König er ist; seine Herrschaft ist weise: er ordnet nichts verkehrt an, seine Forderungen sind nicht zwecklos und unvernünftig. Er regiert gerecht; bei ihm herrscht kein Ansehen der Person; nur wer gut und heilig ist, gilt etwas bei ihm und die Ränke der Gottlosen vereitelt er. Seine Herrschaft ist mild; er führt das Zepter der Barmherzigkeit, er weidet wie der gute Hirt seine Lämmer; sie können jubelnd singen: "Der Herr ist mein Hirt; nichts wird mir mangeln" (Ps. 22,1). Ja, glücklich das Volk, dessen Gott der Herr ist" (Ps. 143, 18)

Herrsche du allein über uns und befreie uns von der Gewalt des Fürsten der Hölle. Seine grausame Herrschaft ist uns im Pharao versinnbildlicht, der zu seinem Volke sprach: "Seht, das Volk der Söhne Israels ist zahlreich und stärker als wir. Wohlan, wir wollen es mit weisem Vorbedacht unterdrücken. Und er setzte Frohnvögte über sie, um sie mit schweren Arbeiten niederzuhalten. Und die Ägypter haßten die Söhne Israels und quälten und höhnten sie, verbitterten ihnen das Leben" (Exod. 1, 10 ff.).

Unter dieser qualvollen Herrschaft seufzen die Heidenvölker und die Ungläubigen. Von ihr werden zugleich auch die Irrgläubigen bedrückt und der kostbarsten Güter des Reiches Gottes beraubt. Und die Seelen aller dieser armen Menschen gleichen in vielen Punkten dem traurigen Bilde jenes Besessenen, von dem Lukas erzählt: "Er hatte kein Gewand auf seinem Leibe und wohnte nicht in Häusern, sondern hielt sich in Grabhöhlen auf" (Luk. 8, 27). Das Gewand der heiligmachenden Gnade reißt er ihnen ab, das Gotteshaus mit seinen Gnaden und Segnungen verschließt er ihnen, bei Grab und Moder ist ihr Aufenthalt.

Nein, aus seiner Hand befreie uns! Du allein herrsche über unsere Herzen und über die ganze Welt; denn du allein bist heilig, du allein der Herr, du allein der Allerhöchste.

 

2. Dank

Willst du die Güter sehen, die sein Reich enthält, dann schau' dich in der Kirche um: der Taufstein erinnert dich an den Tag der segensreichen Aufnahme in das Lichtreich seiner Gnade, der Beichtstuhl erzählt von seiner Langmut und Barmherzigkeit, die Kanzel weist uns auf seine himmlische Lehre hin. Und was erst sagen Altar und Kommunionbank? In seinem Opfer am Kreuze hat er uns alles gegeben: sein Blut, seinen Leib, alle seine Verdienste. In der heiligen Kommunion reicht er uns das Brot des Lebens, nährt uns mit seinem eigenen kostbaren Fleisch und Blut. Die Bilder der Heiligen ringsumher erzählen uns von den Helden dieses Reiches und von der Krone, die er auf das Haupt derer setzen will, die ihm treu dienen.

Und seinen Engeln hat er befohlen, uns zu behüten auf allen unseren Wegen: er hat sie als Wache aufgestellt vor unserm Lager und vor unser Zelt, eine starke Heeresmacht zu unserem Schutze, dass kein Feind uns schrecke. Siehe, da sind die Güter dieses Reiches; es ist deine Pflicht, aus deinem ganzen Herzen dafür zu danken.

 

3. Sühne

Hast du auch die Pflichten eines Bürgers dieses Reiches immer erfüllt? Du schuldest deinem Herrn und König Gehorsam gegen sein Gesetz, bist zum heiligen Kriegsdienst verpflichtet und musst ihm deine Abgaben entrichten. Du hast so oft gegen Gottes Reich und seine Herrlichkeit gefehlt, als du ein Gebot des himmlischen Königs übertreten hast. Leiste ihm heute dafür Abbitte; aus Obigen siehst du, wie gut du es in seinem Reiche hast und wie undankbar du wärest, wolltest du die Ordnung nicht einhalten, die er aufgestellt hat. Hast du auch fleißig an der Verteidigung des Reiches Gottes mitgeholfen? Bist du sein guter Soldat, der treu den Fahnen Christi folgt? Was tust du, wenn die Kirche angegriffen oder verfolgt wird? Ist dir das gleichgültig? Mache gut, was du bisher gefehlt hast. Und hast du deine Abgaben entrichtet, d.h. hast du den Armen Almosen gegeben? Hast du für die Heidenmission etwas getan? Hast du wenigstens gebetet, dass sich das Reich Gottes immer weiter über die ganze Erde ausbreite, dass sich die Sünder bekehren, dass die Ärgernisse aufhören, dass Jesu Herz von einem Ende der Erde bis zum anderen herrsche als König und als Gebieter? Sieh, da ist noch viel zu tun. Lege es dir jetzt zurecht, was du tun willst, um ein guter Bürger des Reiches Gottes zu werden.

 

4. Bitte

Bitte den lieben Gott ganz besonders, dass er deine Vorsätze segne und dass er dir eine recht große Liebe zur katholischen Kirche und ein herzliches Mitgefühl mit ihr verleihen wolle. Bete dann besonders um Schutz für sie in den Tagen der Verfolgung und sei recht eifrig im Gebete für die Bekehrung der Heiden, dass recht bald ein Schafstall und eine Herde sei.