20. Die Rückkehr aus Ägypten
(Mt 2)
I Der Engel fordert Joseph zur Rückkehr auf
Als Herodes gestorben war, erschien dem Joseph in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum und sprach: «Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel. Denn die dem Kinde nach dem Leben trachteten, sind gestorben.»1
Begrüße den Engel, der dem heiligen Joseph erscheint. Die Prüfung ist zu Ende, Herodes ist tot.
Erwäge, daß Gott kein Wunder wirkte, um die Rückkehr seines Sohnes zu beschleunigen. So handelt Er allzeit in der Regierung der Welt. Er läßt unter der Leitung seiner Vorsehung die Ereignisse sich entwickeln. Jenen, die von der Ungerechtigkeit der Welt bedrückt werden, empfiehlt Er, in Geduld und Ergebung, ohne Unruhe und Murren zu warten. Den Ausgang aller Dinge hat Er sich vorbehalten. Alle, die in Geduld ausharren, sammeln sich Schätze für die Ewigkeit und tragen bei zur Verherrlichung Gottes.
Was spricht der Engel zu Joseph? Mag es sich um die Reise in die Verbannung oder um die Rückkehr ins Vaterland handeln, die Sprache Gottes bleibt dieselbe. Sie zeugt von der gleichen Weisheit und Güte. Im Dienst Gottes ist vollkommene Ruhe und Sicherheit zu finden. Versuche die Freude des heiligen Joseph nachzufühlen, als ihm gesagt wurde: «Kehre in das Land Israel zurück». Es ist die Freude treuer Pflichterfüllung, belohnten Gottvertrauens, eine Freude, die aus dem Bewußtsein entspringt, an der Verherrlichung Gottes und am eigenen Heil mitgewirkt zu haben. Der heilige Joseph empfand auch Freude darüber, daß er das wiederfinden sollte, was er verlassen hatte, und daß nun die Leiden für seine Anvertrauten zu Ende gingen. Vereinige dich mit dem Glück des heiligen Joseph, als er mit der Mutter und ihrem göttlichen Kind in das heilige Land zurückkehren durfte.
1 Der Aufenthalt in Ägypten dauerte nach einigen drei, nach anderen sieben Jahre.
II Die Rückkehr nach Nazareth
Da stand er auf, nahm das Kind und seine Mutter und zog in das Land Israel.
Betrachte die Heilige Familie bei der Abreise aus Ägypten. Maria und Joseph sagen den neu erworbenen Freunden Lebewohl. Das göttliche Kind segnet durch Mariens Hände alle, die durch seine Gnade zum Glauben an den wahren Gott gekommen sind. Jesus verläßt jene nicht, von denen Er Abschied nimmt.
Folge der Heiligen Familie auf der Reise und teile mit ihr Freude und Leid. Jesus begibt sich nun in das Land, das Er um den Preis seines Blutes loskaufen wird. Die Schwierigkeiten fehlen weder auf dem Weg noch am Ziel der Reise. Aber Jesus überläßt sich ganz der göttlichen Vorsehung. Der himmlische Vater wird für alles sorgen. Wenn eine ungewisse Zukunft dich ängstigt, denk an das Beispiel Jesu, teile den Frieden seines Herzens.
Betrachte die Besorgnis des heiligen Joseph, die sich gerade in dem Augenblick seiner bemächtigt, wo er sich außer aller Bedrängnis glaubte. Als er vernahm, daß Archelaus1 an Stelle seines Vaters Herodes regiere, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Auf eine Weisung hin, die er im Traum erhielt, zog er in die Landschaft Galiläa.
Herodes ist zwar tot, aber die Feinde Gottes sind nicht ausgestorben. Wie soll Joseph der Begegnung mit ihnen ausweichen? Wie Jesus und Maria in Sicherheit bringen, diese himmlischen Schätze, welche die ganze Hoffnung der sündigen Menschheit sind? Joseph bittet Gott um Erleuchtung. Bitte um die gleiche Gnade, denn Jesus hat sowohl in dir als in deiner Umgebung Feinde, die Ihm nach dem Leben trachten.
Und er ließ sich in einer Stadt mit Namen Nazareth nieder.2 Welche Anweisung erhält Joseph? An welchen Zufluchtsort soll er die Heilige Familie in Sicherheit bringen? In die Verborgenheit von Nazareth, in diese weltferne Einsamkeit, in ein Leben des Gehorsams, der Demut und der Arbeit unter den Augen Gottes. Erbitte dir beim heiligen Joseph die Erlaubnis, ihn dorthin zu begleiten und immer bei ihm mit Jesus und Maria zu verweilen.
1 Archelaus war ebenso grausam wie sein Vater Herodes. Gleich zu Beginn seiner Regierung ließ er mehrere tausend Untertanen im Tempel ermorden.
2 Joseph ließ sich in Nazareth, einem unbekannten Städtchen des jüdischen Galiläa, nieder. Es liegt auf den letzten Ausläufern eines hohen Bergrückens, und von den Höhen seiner Umgebung genießt man eine herrliche Aussicht. Die Bewohner Nazareths standen in schlechtem Ruf. Im Alten Testament wird die Stadt nirgends erwähnt.