23. Der Vorläufer des Herrn

(Mt 3, Mk 1, Lk 3)

 

I Johannes fordert die Juden auf, sich auf die nahe Ankunft des Erlösers vorzubereiten

In jenen Tagen1 trat Johannes der Täufer auf und predigte in der Wüste von Judäa: «Bekehret euch, denn das Himmelreich ist nahe.»2

Mische dich unter die Zuhörer des heiligen Vorläufers. Wovon redet er? Er sagt ihnen, wie sie den Erlöser gebührend empfangen sollen. Er erklärt ihnen die Notwendigkeit der Buße zur Vorbereitung auf das Erscheinen des Weltheilandes.

«Tut Buße!» mahnt Johannes, «ändert und bessert euer Leben!» Das Antlitz der Erde wird sich erneuern, so bereitet auch eure Herzen zu dieser Erneuerung. Betrachte aufmerksam diese wunderbare Umwandlung, die Johannes der Täufer prophezeit. «Bereitet den Weg des Herrn!» ruft er der Menge zu. Auf welchem Weg wird Er sich denn nahen? Erinnere dich an alles, was du in Bethlehem, in Nazareth und auf der Flucht nach Ägypten gesehen hast. Jesus geht überall den Weg frei gewählter Demütigungen, entsagungsreicher Armut, harter Arbeit und vollkommener Geduld, bei jeder Art von Widerwärtigkeit. Mußt nicht auch du denselben Weg einschlagen, wenn du mit dem Heiland zusammentreffen willst? Befolge die Bußpredigt des heiligen Vorläufers.

«Jedes Tal soll ausgefüllt, jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist, soll gerade, was uneben ist, soll ebener Weg werden.» Was will er damit sagen? Du sollst ein ganz neuer Mensch werden. Die niederdrückende Furcht und Verzagtheit soll dem Vertrauen auf Gott weichen und der Stolz durch die Demut besiegt werden. Reinige deine Absichten, lege ab alle Rauheit im Umgang mit andern, lasse die Sanftmut und Liebe überall herrschen. Auf solche Weise wird auch in dir die große Umwandlung zum Besseren vorbereitet.

1 Es war im Jahre 779 nach der Gründung Roms im Monat September, kurz bevor Jesus sein dreißigstes Lebensjahr vollendete. Die Tätigkeit des heiligen Johannes begann ungefähr drei Monate vor der Taufe Jesu, welche die Liturgie nach der kirchlichen Tradition am 6. Januar feiert.

2 Es war ein Sabbatjahr. Ein solches begingen die Juden alle sieben Jahre. Da die Felder dann nicht bestellt werden durften, hatte das Volk Zeit, die Predigt des Vorläufers zu hören, der allen von Barmherzigkeit und Vergebung der Sünden sprach.

 

II Die Wirkung der Bußpredigt des heiligen Johannes

Johannes trug ein Gewand von Kamelhaaren1 und um seine Lenden einen ledernen Gürtel. Seine Nahrung waren Heuschrecken und wilder Honig.

Betrachte aufmerksam das Leben des heiligen Vorläufers des Herrn. Er geht dem Volke in der ernsten Vorbereitung auf die Ankunft des Erlösers voran. Er tut zuerst selbst, was er von andern verlangen wird. Warum übt er eine so außerordentliche Strenge? Sie soll reichlichere Früchte des Heiles bei ihm hervorbringen. Im Dienste Gottes empfängt man um so größere Gnaden, je mehr Entbehrungen man sich auferlegt.

Wo schöpft Johannes den Mut zu einem solchen Leben der Entsagung? In seiner Liebe zu Gott. Freue dich! Diesen Mut und diese Liebe wird dir Jener verleihen, den Johannes verkündet.

Da zog zu ihm hinaus Jerusalem, ganz Judäa und das ganze Jordanland. Sie ließen sich im Jordan von ihm taufen und bekannten dabei ihre Sünden. Beobachte die Menge, die den heiligen Johannes umgibt. Sie lauscht erstaunt und gelehrig seinen Worten. Aber sein Beispiel wirkt noch mächtiger und überzeugender als seine Predigt. Ein heiliges, bußfertiges Leben reißt hin zur Nachahmung. Bemühe dich, heute deinen Mitmenschen durch ein gutes Beispiel voranzugehen. Erbitte dir beim himmlischen Vater durch die Fürbitte des heiligen Johannes die Gnade, die Notwendigkeit der Buße auch für dich recht lebhaft zu fühlen. Geselle dich den Sündern bei, die sich nun zur Besserung ihres Lebens entschließen. Bitte den heiligen Vorläufer demütig um die Bußtaufe.

1 Dies war die Kleidung der ärmsten Volksklasse.