24. Das Apostolat des Vorläufers

(Mt 3, Lk 3)

 

I Johannes mahnt die Pharisäer und Sadduzäer, sich zu bekehren

«Ihr Schlangenbrut!1 Wer hat euch beigebracht, ihr könntet dem kommenden Zorngerichte entrinnen? So bringt denn würdige Früchte der Bekehrung!»

Suche weiter aus dem Apostolat des Vorläufers Nutzen zu ziehen. Der Anblick des Sündenelends regt seinen Eifer an. Warum aber wendet er sich mit so strengen Worten an die Pharisäer und Sadduzäer? Weil er an der Aufrichtigkeit ihrer Bekehrung und an der Geradheit und Reinheit ihrer Absicht zweifelt. Es gibt nichts Verwerflicheres als die Heuchelei der falschen Frömmigkeit. Solche Menschen verstehen es, meisterhaft über die Buße zu reden, und fordern sie von den andern, selbst aber wollen sie die Buße nicht üben. «Gott zürnt über euch!» mahnt der heilige Vorläufer. «Wenn ihr seinen Zorn besänftigen wollt, so tut auch ihr Buße. Haltet euch nicht für besser als die andern, denn jede Größe, die nicht in der Gnade Gottes wurzelt, wird nur zu eurer Verdammung gereichen!» Das sind ernste Worte, die geeignet sind, auch dich zur Selbsterkenntnis zu führen. Es ist sicher, daß du Gott beleidigt hast, ist es auch sicher, daß du dich mit Gott versöhnt hast? Nur durch die Buße kann man diese Gewißheit erlangen. Wie übst du die Buße? Wie ist deine Reue beschaffen? Wie beichtest du? Welche Sühne und Wiedergutmachung leistest du Gott? «Die Axt ist schon an die Wurzel der Bäume gesetzt», warnt der heilige Vorläufer. Wenn Gott dich jetzt aus dem Leben abberufen würde, wärest du bereit?

1 Die Sadduzäer, welche hier gemeint sind, waren eine Art jüdischer Freigeister, die einen großen Teil des Gesetzes verwarfen. Was man von den Pharisäern zu halten hat, weiß wohl jeder. Es war dies eine hochmütige Sekte, die sich rühmte, eine ganz besondere Gesetzeskenntnis zu besitzen, und unter diesem Vorwand dem Gesetz eine Menge überflüssiger und unerträglicher Vorschriften andichtete. Dabei hatten sie es selbst in mehr als einem Punkt durch ihre falsche Auslegung aufgegeben. Die Pharisäer genossen beim Volke ein gewisses Ansehen, und man hatte von ihrem Wissen eine hohe Meinung.

 

II Johannes fordert die Übung der Liebe und Gerechtigkeit

Da fragten ihn die Volksscharen: «Was sollen wir tun?» Er antwortete ihnen: «Wer zwei Röcke hat, gebe dem einen, der keinen hat; und wer Nahrungsmittel hat, mache es ebenso!»

Schließe dich den Menschen an, die von Johannes die Unterweisung in der Gerechtigkeit erwarten. Frage mit ihnen: «Was sollen wir tun?» und höre, was der heilige Vorläufer antwortet. Er faßt das ganze Evangelium zusammen in die beiden Worte: Liebe und Gerechtigkeit.

«Liebt euren Nächsten!» Wer besitzt, gebe dem, der nichts besitzt! Von den Früchten wahrer Buße nennt der heilige Vorläufer an erster Stelle das Almosen geben, die Werke der Liebe und Barmherzigkeit. Seid gütig, erweist euch liebreich! An eurer Freigebigkeit wird Gott die Aufrichtigkeit eurer Reue erkennen. Bekundet der Mildtätige nicht, daß er den Willen hat, das Gute anzustreben? Beherzige wohl: Die göttliche Weisheit schickt dich hier in die Schule der Liebe.

Übt Gerechtigkeit gegen alle! Die Zöllner, Soldaten, Arbeiter, Handwerker, alle wenden sich an den Vorläufer. «Was sollen wir tun?» fragen sie ihn. «Fordert nicht mehr, als euch festgesetzt ist», antwortet ihnen Johannes. «Sucht in euren Geschäften nicht den eigenen Nutzen zum Nachteil anderer.» Die Übung der Gerechtigkeit ist somit die zweite Forderung des Evangeliums. Liebe zur Pflicht, Achtung vor dem guten Ruf anderer und die Unterwerfung unter das göttliche und menschliche Gesetz ist das Leben des Christen. Das sind die Grundpfeiler des neuen Gottesreiches, dem auch du dich von ganzem Herzen anschließen sollst. Empfiehl dich dem heiligen Johannes und bitte ihn, dich zu Jesus zu führen.