33. Die ersten Jünger Jesu (II)

 

I Jesus begegnet dem Philippus und lädt ihn ein, Ihm zu folgen

Tags darauf wollte Er nach Galiläa ziehen. Da traf Er Philippus und sprach zu ihm. «Folge mir.» Philippus stammte aus Bethsaida, der Heimat des Andreas und Petrus.1

Finde dich wieder beim göttlichen Meister ein, der auf dem Weg nach Galiläa ist. Jesus hat zu seinem Werk Apostel notwendig. Er sucht sie unter den einfachen Seelen. «Folge mir!» spricht Er zu Philippus. Diese Begegnung ist nicht zufällig.

Schon seit langem hat der Heilige Geist diese Seele auf den Ruf Jesu vorbereitet. Der Heilige Geist ist es, der dem menschgewordenen Sohn Gottes Apostel zuführt.

«Folge mir!» Ein kurzes, inhaltsreiches Wort! Gerade und einfache Seelen sind leicht empfänglich für das Gute. Philippus hat einen armen Handwerker aus Nazareth vor sich. Er weiß, daß Gott sich jedes Werkzeuges bedienen kann und daß Er zur Ausführung seiner Pläne jene auserwählt, die Er will. Philippus grübelt nicht, er macht keine Einwürfe. Er unterwirft und ergibt sich dem Heiland von ganzem Herzen.

So mußt du gesinnt sein, wenn du den Weg der Wahrheit wandeln willst. Je mehr du deiner eigenen Einsicht mißtraust, um so mehr wird die göttliche Gnade mit ihrer belebenden Kraft deine Seele erfassen. Je kindlicher dein Glaube ist, desto weniger Mühe wirst du haben, dich Jesus ohne Vorbehalt hinzugeben.

1 Bethsaida liegt in der Nähe von Kapharnaum am Westufer des Sees von Tiberias.

 

II Philippus führt Nathanael Jesus zu

Philippus traf Nathanael und berichtete ihm: «Wir haben Den gefunden, von dem Moses im Gesetz und die Propheten geschrieben haben: Jesus, den Sohn Josephs aus Nazareth.» Nathanael entgegnete ihm: «Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?» Philippus erwiderte ihm: «Komm und sieh!»

Glühend vor Eifer, andere für die Wahrheit zu gewinnen, kehrt Philippus zu den Seinigen zurück. Es drängt ihn, auch seinen Freunden das Glück zu verschaffen, dessen er gewürdigt worden ist. «Wir haben den Messias gefunden, den die Propheten vorherverkündet haben, den Erlöser, den uns Gott gesandt hat. Jetzt wissen wir, wo die Wahrheit und das Leben ist. Komm und sieh!» sagt Philippus zu Nathanael.

Komm und sieh auch du, was er ihm zeigt. Er zeigt ihm die Wahrheit, die unter unscheinbarem Äußern sich verbirgt, die fern von leeren Worten irdischer Wissenschaft sich offenbart, die inmitten der Armen, der Geringen, der Einfältigen wohnt, die in einem Erdreich gedeiht, das die Weisen und Gelehrten der Welt verachten. Diese Art der Erscheinung gewinnt demütige Herzen. Ihr Staunen läßt ihren Glauben nur heller erstrahlen.

Es kommt nicht darauf an, woher die Wahrheit kommt, durch welche Werkzeuge und unter welchem Äußern sie sich offenbart, wenn man sie nur besitzt. So ist Nathanael gesinnt. Nach den ersten Worten Jesu ruft er aus: «Du bist Gottes Sohn, der König Israels!» Bewundere diesen Mann, der dich an Glaubensstärke übertrifft. Du hast so viele Bücher gelesen, so vielen Unterricht empfangen, so viele Wunder gesehen, so oft das Wort Gottes gehört, und noch immer ist dein Glaube so schwach und leblos.

 

III Jesus ermutigt die beiden Jünger in seiner Nachfolge

Jesus entgegnete ihm: «Du glaubst, weil ich dir gesagt, ich habe dich unter dem Feigenbaume gesehen? Noch Größeres als das wirst du sehen.» Dann fuhr Er fort: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen und die Engel Gottes über dem Menschensohn auf und niedersteigen sehen.»

Fasse Mut bei diesem Wort, das der göttliche Meister an seinen neuen Jünger richtet: «Du wirst größere Dinge sehen!» Jesus denkt auch an dich, da Er diese Verheißung ausspricht.

«Ich werde euren Glauben belohnen. Ihr werdet größere Dinge sehen. Ihr habt mit der ersten Gnade mitgewirkt, ihr sollt weitere empfangen. Ihr glaubt an mich, den Menschensohn; ich aber werde mich euch im Glanz der Gottheit offenbaren. Ihr sähet die Wohnung des armen Handwerkers von Nazareth; ihr werdet die Herrlichkeit seines Himmels sehen. Ihr kanntet mich als den demütigen Gefährten eurer Arbeit; ihr werdet mir als dem König der Engel huldigen.»

Verkoste die Freude dieser ersten in der Gnade Auserwählten, da sie solche Verheißungen hörten. Nähere dich ihnen und bitte sie, dich in ihrem Kreis aufzunehmen. Leg allen Hochmut ab und geh entschlossen in die Schule wahrer Demut.