110. Das Gleichnis vom Fischernetz

(Mt 13)

 

I Jesus belehrt die Jünger, daß es nicht genügt, das Wort Gottes anzuhören, um gerettet zu werden

«Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Fischnetz, das ins Meer ausgeworfen wurde und Fische aller Art einfing.»

Tritt wieder in den Kreis der Zuhörer des göttlichen Meisters. Laß das Licht seiner Lehre in deine Seele strahlen. Wie gleicht diese Zuhörerschaft dem Meer, von dem Er spricht, dem Meer mit seinen vielgestaltigen Lebewesen, seiner bald von stürmischen Wogen bewegten, bald spiegelglatten Oberfläche! Der Menschenfischer wirft seine Netze aus. Er bietet jenen, die den Himmel erreichen wollen, alle notwendigen Mittel an, keine bloßen Lockmittel, sondern sichere Mittel des Heils. Wann wirst du endlich für immer deine veränderlichen, trügerischen Urteile aufgeben? Laß dich doch von diesem Netz fangen und sage immer wieder: «Ich glaube deinem Wort!» Wie oft schon hast du so gesprochen? Aber eines scheinst du noch nicht erfaßt zu haben: «Wenn das Netz angefüllt ist, zieht man es heraus, setzt sich an das Ufer und sammelt die guten in Gefäße, die schlechten aber wirft man hinaus.» Es genügt also nicht, sich fangen zu lassen und zu sagen: «Ich glaube.» Jesu Worte werden nur denen zum Heil, welche nicht nur an sie glauben, sondern sie zur Richtschnur ihres Lebens machen. Du magst sie weise und gut finden und ihnen von Herzen beistimmen, bleibst du aber dabei stehen, ohne dein Leben danach einzurichten, so werden sie dir zur Verdammung gereichen.

 

II Jesus weissagt die Bestrafung derer, welche die erkannte Lehre nicht leben

«So wird es am Ende der Welt sein. Die Engel werden ausgehen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern und sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.»

Mach dir ein anschauliches Bild von den Wirkungen der göttlichen Gerechtigkeit, die Jesus in diesem Gleichnis andeutet. Er hat Mitleid mit dir und will dich deiner Unentschiedenheit entreißen und dich zu mutigen Entschlüssen führen. Wisse, daß Gott eines Tages allen offenbaren wird, was du bist. Er kennt deine ungeraden Absichten, die Bemäntelung deiner Fehler, alle deine verborgenen Vergehen und wird alles ans Licht bringen. Wenn Er das Böse in dir geduldet hat, so geschah es, um dir Zeit zur Bekehrung zu lassen. Wenn Er es in deiner Umgebung duldete, so sollte dadurch in deinem Gedächtnis die Erinnerung an das ewige Verderben wachgehalten werden, welches den Gottlosen im Jenseits erwartet.

Nun denke, du seist an den Gestaden der Ewigkeit angelangt, wohin Jesus dich im Geist führt. Der Tod kann dich in Wirklichkeit vielleicht schon morgen dorthin versetzen. Die Engel halten sich bereit, das Werk der göttlichen Gerechtigkeit, einer strengen, unerbittlichen Gerechtigkeit zu vollziehen. Was würden die Vollstrecker der ewigen Gerechtigkeit mit dir tun, wenn das letzte Gericht in diesem Augenblick stattfände?

«Die Engel werden kommen», sagt der Heiland. Vielleicht müßte Gott deinem Schutzengel, der dich dem Himmel zuführen sollte, den Auftrag geben, dich auf ewig davon auszuschließen. Alle, die nicht im Stand der Gnade sind, werden verworfen werden. Der Verdammte ist der Auswurf der Schöpfung. Er hat keinen Namen mehr. Er zählt nicht mehr. Er bleibt nur noch bestehen, um mit immer neuer Wut die Qual seiner Verdammnis zu fühlen. Höre sein Jammern und Zähneknirschen! — Wende dich an die göttliche Barmherzigkeit und flehe um Gnade für dich, für die Deinen und die ganze Welt. Beschwöre den Herrn, mit seinem entscheidenden Richterspruch noch zu zögern, und fang ernstlich an, so zu leben, wie du beim Gericht wünschen wirst, gelebt zu haben.