116. Die Beteiligung der Apostel am Wirken Jesu
(Mt 9, Lk 9, Mk 6)
I Jesus empfindet Mitleid beim Anblick der Menge
Als Er an Land stieg, sah Er eine große Volksmenge und fühlte Erbarmen mit ihnen; denn sie waren wie Schafe ohne Hirten.
Begleite den göttlichen Heiland auf seinen apostolischen Wanderungen. Der Anblick der heilsbegierigen Menge rührt Ihn. Was geht in der Seele des Heilandes vor? Bitte Ihn, es dir zu sagen. Es mangelt an Arbeitern im Weinberg des Herrn. Viele Seelen vergessen ihre ewige Bestimmung und sind weit abgeirrt vom Weg, der zum ewigen Leben führt. Darum ergreift den Heiland tiefes Mitleid. Wer kann sagen, was Er leidet beim Anblick dieser Seelen? Sie haben niemand, der ihnen den Weg zum Himmel weist. Der Gegensatz zwischen ihrer erhabenen Bestimmung und ihrem jetzigen Zustand bewegt Ihn tief. Betrachte mit inniger Rührung die Zärtlichkeit des Herzens Jesu. Sein Mitleid ist unermeßlich wie seine Liebe. Aus seinem Blick leuchtet die unendliche Liebe des himmlischen Vaters, sie lädt auch dich ein. Widerstehe dieser Einladung nicht. Frage deinen gütigen Erlöser, was du tun sollst, und verweigere Ihm nichts!
II Jesus fordert seine Jünger zur Mitarbeit auf
Da sprach Er zu seinen Jüngern: «Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet darum den Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter in seine Ernte sende.»
Erwäge mit großer Aufmerksamkeit die Worte, die der göttliche Meister an seine Apostel und durch sie an alle Seelen, die guten Willens sind, richtet: «Die Ernte ist groß, der Arbeiter sind wenige. Die ganze Welt will ich dem himmlischen Vater gewinnen. Es gibt keine Seele, der ich nicht ewiges Leben schenken will. Aber ich bedarf der Mitarbeiter.» So spricht Jesus. Komm seinem Wunsch entgegen und bitte Ihn, dich zu seinem Apostel zu machen! Der Heiland erklärt dir, was dazu erforderlich ist. «Bete», sagt Er an erster Stelle. Zuerst muß man Apostel werden durch das Gebet. Die göttliche Ehre muß dir am Herzen liegen. Flehe in täglichem Gebet um Vermehrung der apostolischen Berufe in der heiligen Kirche. Der Heiland bedarf der Apostel, und du kannst sie vom Herrn der Ernte erbitten. — Der von Jesus auserwählte Mitarbeiter muß von reinem und glühendem Eifer beseelt sein. Du kannst den apostolischen Mitarbeitern Jesu diesen großen Seeleneifer erflehen. Es gilt, ungläubige Geister zu unterwerfen und zu besiegen, erbitterte Herzen zu beruhigen, Widerspruch und Empörung zu bannen. Das sind lauter Gnadenwunder, bei denen du mitwirken kannst. Jesus versichert dich dessen und bittet um deine Gebetshilfe. Entsprich von ganzem Herzen seiner Aufforderung!
III Jesu gibt seinen Aposteln alle Gewalt, um wirksam am Heil der Seelen zu arbeiten
Er rief seine zwölf Jünger zu sich und verlieh ihnen Macht, die unreinen Geister auszutreiben sowie jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen.
Sieh, mit welcher Machtvollkommenheit Jesus seine Apostel ausrüstet! Die Gewalt, die Er ihnen mitteilt, weist auf das hin, was ihrer wartet. Das Evangelium verkünden, gegen das Böse ankämpfen, den Leidenden zu Hilfe kommen ist der Beruf eines Apostels Jesu Christi. «Ich gebe euch alle Gewalt», spricht der Heiland zu den Aposteln.
Von nun an kann jede Seele gerettet werden. Hierzu ist indes notwendig, daß apostolischer Eifer in den Herzen aller Gläubigen entbrenne. So reihe dich denn entschlossen jenen an, an die der göttliche Ruf ergeht, und werde wie sie Mitarbeiter Jesu. Du mußt streben, Apostel zu werden durch Gebet, Wort und Beispiel. Deine Aufgabe ist es, die Liebe zur Lehre Jesu in andern zu wecken und die Unwissenden zu unterweisen. Studium, Lesung und Betrachtung sind dir notwendig, damit dein Wort andere belehre, erleuchte, überzeuge und bekehre. Du mußt mit aller Entschiedenheit den schlimmen Einfluß des bösen Feindes sowohl in deiner Umgebung als auch in dir selbst bekämpfen. Dem Satan die angemaßte Herrschaft zu entreißen sei dein Ziel und deine Ehre.
Den von der Welt Enterbten soll Trost und Rettung werden. Darum mußt du ihnen im Auftrag Jesu liebreiche Hilfe bringen. Lerne die Stelle des Heilands einnehmen bei allen, die Leid und Kummer haben, bei allen, die des Trostes und der Hilfe bedürfen. Besuche die Armen, pflege die Kranken, tröste die Betrübten! Wirf mutig alle Menschenfurcht von dir, und du wirst einen ehrenvoll verdienten Platz ausfüllen in der großen apostolischen Heerschar, die der Heiland zur Eroberung der Welt aussendet!