117. Der Apostel nach dem Herzen Jesu
(Mk 6, Mt 10, Lk 9)
I Jesus empfiehlt seinen Aposteln die verirrten Seelen
Und Er sandte sie aus, das Reich Gottes zu predigen und die Kranken zu heilen.
Zu Füßen des göttlichen Meisters sitzend, höre aufmerksam zu, wie Er die Apostel auf ihren Beruf vorbereitet. Denkt Er nicht auch an dich? Spricht Er nicht von dir, wenn Er von den verirrten Schäflein redet? «Geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel», sagt Er. «Die Schafe haben die Hürde verlassen. Das Vaterhaus mißfiel den Kindern. Geht aus, sie zu suchen. Ihr sollt die Bekehrung der Sünder allen andern Erfolgen vorziehen.» Wie unendlich gut ist doch das Herz Jesu!
Auch auf dich macht Jesus seine Heilsboten aufmerksam. Höre, wie Er mit ihnen von dir spricht: «Ich kenne diese Seele. Sie ist ein Kind meines Hauses, dem in meinem Reich ein Platz bereitet ist. Aber sie läßt sich von Täuschungen und Blendwerken hinreißen. Eilt ihr zu Hilfe, damit sie nicht verloren gehe. Laßt das Licht der ewigen Wahrheiten vor ihren Augen erstrahlen. Befreit sie von ihren verderblichen Irrtümern!» Diese Wahrheit ist also das erste Gut, das Jesus einer verirrten Seele anbietet.
«Überall wohin ihr kommt, predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe.» Erfasse dies tröstliche Wort. Der apostolische Arbeiter ruft die Hoffnung in den Herzen wach und durch die Hoffnung weckt er neuen Mut. Unserer menschlichen Ohnmacht scheint der Himmel so weit und die Vollkommenheit so schwer erreichbar. Der Mitarbeiter Jesu indessen bringt durch die Gewalt, die ihm Gott verliehen hat, den Himmel der Erde nahe, so daß er dir erreichbar wird. Jederzeit und in allen Lebenslagen liegt es in der Macht des Stellvertreters Jesu, dir die Güter wieder zugänglich zu machen, die der himmlische Vater dir bestimmte. Du darfst also hoffen gegen alle Hoffnung. Freue dich dessen. Selbst, wenn du in der Sünde lebst und geistig tot bist, darfst du dich vertrauensvoll an Jesus wenden.
II Er ermahnt sie zur Verachtung der irdischen Güter
«Nehmt weder Gold noch Silber noch sonstiges Geld in euren Gürteln mit, keine Reisetasche, nicht zwei Röcke, keine Schuhe und keinen Stab. Denn der Arbeiter ist seines Unterhaltes wert.»
Arm müssen also die Männer sein, die Jesus zu Aposteln macht, arm und frei von irdischen Sorgen, um ganz den Seelen zu gehören, wenn immer diese im Richterstuhl der Buße Versöhnung suchen oder sonst ihrer Hilfe bedürfen.
Was schulden die Gläubigen dagegen den Stellvertretern Jesu? Tiefe Ehrfurcht, kindliche Dankbarkeit und aufrichtige Unterwerfung! — Merke dir die weiteren Worte Jesu: «Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.» Der Herde legt Er also die Sorge für den Unterhalt ihrer Hirten auf. Der Heiland hat das Recht, für die Lebensbedürfnisse seiner Apostel zu sorgen, wie Er will. Die Erde mit ihren Gütern ist sein Eigentum. Er weiß wohl, daß Er die einzige Hilfsquelle derer ist, die aus Liebe zu den Seelen arm werden. Vergiß nie, daß Jesus die Sorge für den Unterhalt seiner Apostel den Gläubigen überlassen hat. Vergleiche ihre geringen Bedürfnisse mit dem, was sie dir beständig spenden. Wirst du dir nicht eine Freude daraus machen, nach Kräften für ihren Unterhalt zu sorgen?
III Er beauftragt sie, den Frieden zu verkünden
«Betretet ihr ein Haus, so entbietet ihm den Gruß und sagt: Friede diesem Haus.»1
Jesus macht seine Apostel und ihre Nachfolger zu Boten des Friedens. Er brachte den Frieden der ganzen Welt, seine Apostel sollen ihn den einzelnen Seelen bringen. Ihnen verdanken wir also die Wohltat des Friedens, ohne den nichts uns freuen kann, den Frieden im eigenen Innern und den Frieden in Heim und Familie. Erkenne, was der Heiland und seine Stellvertreter dir sind. Sie besitzen die Macht, dich mit Gott zu versöhnen, dein Gewissen zu beruhigen und dein Gemüt zu besänftigen.
Empfange die Gesandten Christi stets mit Ehrfurcht und unterwirf dich ihrer Autorität. Vergiß nicht, daß es sich um dein Seelenheil handelt. Sie zurückweisen heißt, den Heiland selbst zurückweisen. Du setztest dich der Gefahr aus, die ewigen Güter für immer zu verlieren, die sie dir in seinem Namen bieten.
1 Das war die bei den Juden gebräuchliche Begrüßungsformel.