119. Von der Seelenstärke des Apostels
(Mt 10)
I Der Apostel kennt keine Menschenfurcht
«Was euch ins Ohr geflüstert wird, das predigt auf den Dächern! Fürchtet euch nicht vor denen, die wohl den Leib, nicht aber die Seele töten können.»
Danke dem Herrn, daß Er die Seinen ermutigt. «Fürchtet nichts!» sagt Jesus. Warum auch fürchten? Was vermögen die Menschen gegen einen Apostel? Freilich können sie ihn in Verruf bringen, seine besten Absichten übel auslegen und ihn von ihren Festen ausschließen. Leiden und Verdemütigungen können sie ihm bereiten. Aber warum diese fliehen? Hat nicht Jesus gesagt: «Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen?» In der Nachfolge Jesu findet man sein Glück in den Leiden und in der Verdemütigung.
«Fürchtet euch nicht!» wiederholt Jesus. «Was ich euch im Finstern sage, das redet im Licht! — Zeigt den Menschen, daß ihr meine Lehre liebt und hochschätzt. Mein Evangelium sei euer Ruhm. Was liegt an Spott und Verachtung der Welt? Eure wahren Schätze bleiben euch gesichert. Was ist schließlich ein Wort, das der Wind davonträgt? Was eine Verleumdung, die Gott zunichte machen wird?» Ermutigt durch die Worte Jesu, kannst du ruhig den Widerstand der Menschen ertragen. Die Gelegenheit, dich im Dienst und in der Nachfolge Jesu auszuzeichnen, wird sich dir bald bieten, gehe ihr frohgemut entgegen. Sei bereit, alles zu seiner Ehre zu wagen und zu leiden.
II Der Apostel muß Gott mehr fürchten als den Tod
«Fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann.»
Gott fürchten und Ihn allein fürchten, ist das Geheimnis des christlichen Heldenmutes. Gott fürchten heißt alles vermeiden, was Ihm mißfällt. Gott will unter dem Banner seines Sohnes keine kleinen Geister, keine geteilten Herzen, keine feigen und mutlosen Seelen. Unentschlossene Jünger und Sklaven der Menschenfurcht sind des Heilandes nicht würdig. In seinem Gericht ist Er streng, und seiner Gerechtigkeit gemäß wird Er einmal urteilen, ob du des Himmels Seligkeit verdienst oder nicht. Darum wirke dein Heil mit Furcht und Zittern.
III Jesus ermahnt seine Apostel, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen und ihren Glauben offen zu bekennen
«Kauft man nicht zwei Sperlinge für fünf Pfennige? Und dennoch fällt ohne euren Vater keiner von ihnen zur Erde. Bei euch aber sind sogar alle Haare eures Hauptes gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als die vielen Sperlinge. »
Zur Furcht Gottes muß sich notwendig das Vertrauen gesellen. Der Glaube der Apostel hat Proben zu bestehen; aber Gott steht ihnen zur Seite. Für Ihn kämpfen sie, zu seiner Ehre arbeiten sie, indem sie die Angriffe seiner Feinde ertragen. Das weiß Gott. Er wacht über seine Streiter und wird sie schützen. Die Wunden, die sie im Kampf empfangen, wird Er heilen.
So fürchte Dich nicht. Er, der mit Liebe über die geringsten seiner Geschöpfe wacht, wird auch dir beistehen. Er kennt deine Anstrengungen und Opfer und wird nichts unbelohnt lassen. Gott ist gut, weise und getreu.