128. Die Verheißung des himmlischen Mannas
(Joh 6)
I Jesus verheißt das wahre Brot vom Himmel
Sie fragten Ihn: «Welches Zeichen wirkst Du denn, daß wir es sehen und Dir glauben? Was für ein Werk vollbringst Du? Unsere Väter haben in der Wüste das Manna gegessen. Es steht ja geschrieben: Brot vom Himmel gab Er ihnen zur Speise.»
Die Menge verlangt neue Wunder von Jesus. «Wir wollen gern glauben», sagen die Juden, «aber was gibst Du uns dafür?» Bitte den Heiland um Verzeihung für diese Zumutung. Muß nicht der Mensch willig alles hingeben, um den Sohn Gottes hören zu dürfen und sich seiner Leitung anzuvertrauen? Wer sind jene, die eine solche Sprache führen? Es sind weltlich gesinnte Menschen. Jesus hat sie gestern durch ein Wunder ernährt, jetzt begehren sie, daß Er sie immer speise. «Was Du einmal getan hast, das hat Moses täglich vierzig Jahre lang getan. Mach Du es ebenso!» Sie möchten in der Nachfolge Jesu ein müheloses Leben finden. Sie suchen die Sättigung des Leibes und nicht die der Seele. — Bewundere die Antwort Jesu. Suche all die Güte und zarte Sorge zu erfassen, die sie enthält.
Jesus antwortet: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Moses hat euch das Himmelsbrot gegeben; mein Vater gibt euch das wahre Himmelsbrot. Denn das Brot Gottes ist der, der vom Himmel herabkommt und der Welt das Leben spendet.» Er hätte sagen können: «Warum verlangt ihr neue Wunder? Ich habe eure Kranken geheilt, die Besessenen befreit, Tote erweckt. Ist das alles nicht genug?»
Er zieht es vor zu antworten: «Ihr wollt Brot, Ich will euch Brot geben, und zwar ein besseres, schmackhafteres und kräftigeres als das Manna, das Moses euren Vätern gegeben hat. Sein Brot bewahrte sie nur auf kurze Zeit vor dem Tod des Leibes und gab ihnen nur einen Vorgeschmack des himmlischen Mahles. Hier ist Brot vom göttlichen Tisch. Göttliche Hände haben es euch bereitet. Das ist das wahre Brot des Lebens. Es nährt und sättigt den Menschen und läßt ihn in der Wüste dieses Lebens den Himmel finden. Es gibt ewiges Leben!»
So spricht die göttliche Güte. Lausche ihr mit Ehrfurcht und Dankbarkeit, unterwirf ihr Geist und Herz!
II Jesus erklärt die Wirkung dieses Brotes
Da sprachen sie zu Ihm: «Herr, gib uns immerdar dieses Brot.» Jesus aber sagte zu ihnen: «Ich bin das Brot des Lebens.»
Die Menge ruft: «Gib uns dieses Brot!» Sprich ihr dieses Wort nach, aber in einem andern Sinn: Göttlicher Meister, ich habe meine Befriedigung in irdischer Nahrung gesucht, jedoch vergeblich. Gib mir dieses Brot, das wahrhaft nährt. Sag mir, wo ich es finden, woran ich es erkennen kann und um welchen Preis ich es erhalte.
«Ich bin das Brot des Lebens!» spricht Jesus. «Du suchst das wahre Leben, das nicht stirbt, ich bin es! Du willst Sicherheit für die Zukunft, ich biete sie dir an. Ich bin vom Himmel herabgestiegen, dir diese Güter zu bringen.» — Lausche den Worten Jesu und erwäge sie! Welche Empfindungen wecken sie in dir und welche Vorsätze?
Jesus fährt fort: «Aber ich habe es euch gesagt, auch habt ihr mich gesehen und glaubt doch nicht.» Eines Tages wird Er hinzufügen: «Selig, die nicht sehen und doch glauben!» Nicht um den Glauben zu erschweren, sondern um ihn zu festigen, wird Er seine Gegenwart unter geringen Brotsgestalten verhüllen. Wohl wird das Auge seine menschliche Gestalt nicht sehen, aber um so klarer wird der Glaube seinen Gott erkennen.