130. Von der Gabe des Glaubens
(Joh 6)
I Jesus beschwichtigt das Murren des Volkes
Da murrten die Juden über Ihn, weil Er gesagt hatte: «Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.» Sie sagten: «Ist das nicht Jesus, der Sohn Josephs, dessen Vater und Mutter wir kennen?»
Stelle dich wieder unter die Zuhörer Jesu. Sie murren und widersprechen Ihm. Diese Menschen können nicht glauben, daß Jesus, den sie als Zimmermann haben arbeiten sehen, eine göttliche Sendung erhalten habe. Sie können es nicht fassen, daß der Schöpfer unter so unscheinbarer, niedriger Gestalt sich verberge, um seinen Geschöpfen zu Hilfe zu kommen.
Jesus sprach: «Murrt nicht untereinander! Noch habe ich euch nicht das schönste Geheimnis der göttlichen Güte geoffenbart. Jetzt schon scheint euch die ewige Liebe durch die Annahme eurer armseligen Menschennatur zu sehr erniedrigt. Indes, sie wird noch tiefer hinabsteigen, noch demütigere Gestalt annehmen.»
Meine Seele, beherzige diese Worte deines Erlösers! Warum läßt du dich durch das Dunkel der Geheimnisse beirren? Zweifle nicht! Der Zweifel läßt dich die Stimme des Heilandes nicht vernehmen. Und doch ist nur sein Wort imstande, dich innerlich zu beruhigen.
II Jesus erklärt seinen Zuhörern, daß niemand ohne die Hilfe der Gnade an Ihn glauben kann
«Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht. Und ich werde ihn am Jüngsten Tag auferwecken. Bei den Propheten steht geschrieben: Alle werden von Gott belehrt werden. Jeder, der auf den Vater hört und sich von Ihm belehren läßt, kommt zu mir.»
Jesus hat gesagt: «Kommt alle zu mir!» Aber um zu Ihm zu gelangen, muß man den Weg kennen, man muß aus der Finsternis der Unwissenheit und des Zweifels heraustreten, seine Vorurteile aufgeben, sich der Herrschaft der Sinne entziehen und sich von bösen Gewohnheiten losreißen. Du aber zauderst vor der Pflicht, dem Opfer, dem Kampf, und dein Zaudern vermehrt deine Ratlosigkeit. Woher soll dir Licht kommen? Wer wird dir siegreiche Zuversicht geben? Erhebe deine Augen zum Herrn. Von Ihm kommt das Licht, das uns über die Wahrheiten des Evangeliums aufklärt.
Der himmlische Vater gibt dem Wort und der Person Jesu Christi unwiderstehliche Anziehungskraft. Er kommt uns selbst entgegen und zeigt uns den Weg, der zum Sohn führt. Mit seiner Gnade unterstützt Er alle, die verlangen, diesen Weg zu gehen. Wer immer der Gnade eine reine Absicht, einen gelehrigen Geist und ein demütiges Herz entgegenbringt, wird Jesus finden. Lerne also das Wirken Gottes in deiner Seele kennen! Jeder Zug der Gnade, jede gute Regung kommt vom Vater, der dir seinen Sohn zeigt und dich zu Ihm führt. Überlaß dich dieser göttlichen Führung!