132. Das Geheimnis des Glaubens

(Joh 6)

 

I Jesus beruhigt seine Jünger und stärkt ihren wankenden Glauben

So lehrte Er in einer Synagoge zu Kapharnaum. Viele von seinen Jüngern, die das hörten, erklärten: «Diese Rede ist hart! Wer kann sie hören?»

Jesus erwartet dich. Komm und nimm deinen Platz bei Ihm ein. Viele Juden finden seine Rede seltsam und unverständlich. «Diese Rede ist hart», heißt es von allen Seiten.

Erinnere dich dessen, was Er gesagt hat. Er hat die ergreifendste Glaubenslehre vorgetragen, die großartigste Verheißung gemacht. Warum wollen die Juden den Heiland nicht verstehen? Warum widersprechen sie Ihm? Weil sie Jesus und seine Lehren, seine Werke und Verheißungen nach dem Äußeren beurteilen, weil sie ihren Glauben nicht auf die Wahrhaftigkeit Gottes gründen, sondern auf die natürliche Wahrscheinlichkeit. Ihr Unglaube rührt hauptsächlich von ihrer ungenügenden Gotteserkenntnis her. Sie können nicht fassen, daß die göttliche Liebe sich bis zu diesem Übermaß erstrecken kann. Ihnen scheint es widersinnig, daß die unendliche Güte sich soweit erniedrigen und die unendliche Wahrheit sich unter so geringen Gestalten verbergen kann. Und doch ist dies alles möglich, weil es für Gott keine Unmöglichkeit gibt. Der unendliche Gott vergibt sich nichts, wenn Er sich zu unserer Niedrigkeit herabläßt. Er tut dies ja nur, um uns zu sich zu erheben. Wenn Er sich unter den eucharistischen Gestalten verbirgt, so geschieht dies nur, um uns durch diese himmlische Speise an seinem göttlichen Leben teilnehmen zu lassen.

Entsprechen diese Absichten nicht vollkommen der göttlichen Weisheit? So dringe denn möglichst tief in die Bedeutung der Worte Jesu ein. Die Sinne mögen sich empören, aber der Glaube wird nicht müde, im Geheimnis der heiligen Eucharistie die göttliche Allmacht im Dienst der unendlichen Güte zu erkennen und anzubeten. Dem himmlischen Vater ist es nicht schwerer, die heilige Menschheit Jesu unter den sakramentalen Gestalten zu verbergen, als auf dem Grashalm im Feld einen Tautropfen zu bilden. Unterwirf dich rückhaltlos dieser Lehre, die so erhaben und doch so verständlich ist.

 

II Jesus prüft die Treue seiner Apostel

Von der Zeit an zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit Ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: «Wollt auch ihr weggehen?»

Warum wird es allmählich so leer um den Heiland? Oberflächlichkeit, Stolz, falsche Wissenschaft, übertriebene Sorge für das Zeitliche und die Sucht nach irdischen Genüssen sind die beklagenswerten Ursachen dieses Abfalls. Bedaure das Unglück dieser ungetreuen Jünger! Sie wollen nichts wissen von der Wohltat, welche der himmlische Vater durch seinen Sohn anbietet. Lieber verzichten sie auf das himmlische Erbe.

Während sie sich entfernen, drängen sich die letzten Getreuen um ihren Meister. Geselle dich zu ihnen. Teile mit ihnen seinen Schmerz und leiste nach Kräften Sühne für den Abfall so vieler. — «Wollt auch ihr gehen?» fragt Jesus sie, die Er vor allen andern geliebt hat. In diesen Worten liegt das tiefe Leid seines Herzens über die Undankbarkeit der Menschen.

Antworte wie Petrus mit derselben Glaubensstärke: «Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir glauben und wissen, daß Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.» Ja, Herr, sprich auch zu mir, ich will Dich hören. Zeige mir den Weg zum Himmel, ich folge Dir. Beteuere Jesus deinen unerschütterlichen Glauben an die heilige Eucharistie und an seine göttliche Sendung. Bitte Ihn, dich stets zu seinen treusten Jüngern zu zählen.