Das dritte Jahr des öffentlichen Lebens Jesu

 

133. Von der pharisäischen Frömmigkeit

(Joh 7, Mt 15, Mk 7)

 

I Jesus antwortet auf die Frage der Pharisäer

Danach wanderte Jesus in Galiläa umher. Denn in Judäa wollte Er nicht mehr umherziehen, weil die Juden Ihm nach dem Leben trachteten.

Begleite den göttlichen Meister auf seinen Wanderungen durch Galiläa. Er sucht neue Jünger zum Ersatz für jene, die Ihn verlassen haben, zugleich will Er sich seinen Feinden entziehen. Begrüße Ihn mit einem freudigen Herzen, das fest entschlossen ist, Ihm durch Treue Trost zu bieten für so manche Treulose.

Pharisäer nähern sich dem Heiland, höre ihre unzufriedene Bemerkung: «Weshalb übertreten Deine Jünger die Überlieferung der Alten? Sie waschen ja ihre Hände nicht vor der Mahlzeit.»

Sie klagen durch diese Frage die Apostel förmlich an, setzen sie herab und verurteilen sie. Beklage die Engherzigkeit dieser Pharisäer, die in der hochmütigen Überzeugung, alles zu wissen, allen ihre Ansicht aufdrängen. Die wahre Frömmigkeit ist demütig, duldsam und wohlwollend gegen alle. Dagegen ist es der falschen Frömmigkeit eigen, unter dem Vorwand religiösen Eifers unduldsam zu sein und an den geringsten Dingen Anstoß zu nehmen.

Wie verteidigt Jesus seine Jünger? Dadurch, daß Er kühn die Angriffe der Pharisäer auf diese selbst zurückwirft. «Warum übertretet ihr selbst das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen? — Meine Jünger handeln anders als ihr, ihr aber handelt schlecht. Ihr entstellt die wahre Gottesverehrung, indem ihr euren Eigenwillen an die Stelle des göttlichen Willens setzt. Indem ihr euch erlaubt, rein menschliche Verordnungen als Gottes Gebot hinzustellen und sie so anderen aufzuerlegen, greift ihr die Autorität Gottes an und gebt sie der Geringschätzung preis. Ihr stellt die Religion als eine kleinliche, bedrückende Gesetzgebung dar. Dadurch macht ihr die Menschen von ihr abwendig und flößt geraden und aufrichtigen Herzen Widerwillen und Überdruß dagegen ein.»

So äußert Jesus seinen lebhaften Abscheu gegen die pharisäische Frömmigkeit, die ängstlich an gewissen äußeren Religionsvorschriften festhält, dabei aber die wesentlichen Pflichten außer acht läßt. Stimme der heiligen Entrüstung Jesu bei! Macht dir dein eigenes Gewissen keine Vorwürfe hinsichtlich dieser verkehrten Geistesrichtung?

 

II Jesus verurteilt die falsche Frömmigkeit

«Ihr Heuchler! Treffend hat Isaias von euch gesagt: «Dieses Volk ehrt mich nur mit den Lippen, sein Herz jedoch ist fern von mir. Umsonst verehrt es mich, seine Lehre ist nur Menschensatzung.»

Freue dich, da der Heiland seine Jünger so gut verteidigt! Unter der Leitung Jesu wird es dir immer leicht werden, den Tadel der Menschen schweigend zu ertragen. Überlaß Ihm ruhig deine Verteidigung, wenn du angegriffen wirst!

Worin liegt die Ursache der falschen Frömmigkeit, die Jesus an den Pharisäern tadelt? Sie beruht in ihrer Selbstsucht. Die Pharisäer verfolgen ihr eigenes Interesse bei ihren religiösen Übungen. Sie machen die Religion ihrer Selbstverherrlichung und dem Triumph ihrer Partei dienstbar. So verkehren sie die Ordnung der Vernunft und der Liebe. Aber was vor allem der Frömmigkeit der Pharisäer fehlt, faßt Jesus in dem Wort zusammen: «Ihr Herz ist fern von mir.» Diese Menschen lieben Gott nicht aufrichtig. Wie kann Gott ein Opfer annehmen, an dem das Herz keinen Anteil hat, da doch die Frömmigkeit nichts anderes ist als die Huldigung eines Herzens, das Gott liebt. Gott verlangt unser Herz, alles andere erachtet Er für nichts. Nimm dir diese Lehre zu Herzen, komm den Forderungen des Heilands nach und verabscheue die heuchlerische Frömmigkeit, die Jesus entschieden verwirft!