136. Die Heilung des Taubstummen aus dem Gebiet der Dekapolis

(Mk 7)

 

I Der Taubstumme wird zu Jesus geführt

Er zog aus dem Gebiet von Eyrus wieder weg und kam über Sidon an den Galiläischen See, mitten durch das Gebiet der Dekapolis.1 Da brachte man zu Ihm einen Taubstummen mit der Bitte, Er möge ihm die Hand auflegen.

Jesus lädt dich ein, mit Ihm an das Ufer des Galiläischen Meeres zurückzukehren. Auch dort will Er die Leidenden aufsuchen, um ihnen die Schätze seiner unerschöpflichen Güte zu bringen.

Ein Taubstummer verlangt, von Ihm geheilt zu werden. Habe Mitleid mit diesem Unglücklichen, und sei sein Anwalt bei Jesus! Die Heilung, die du zu seinen Gunsten erbittest, wird nicht ohne wohltätigen Einfluß auf dich selbst sein. Hast nicht auch du notwendig, daß Jesus dir zu Hilfe komme, um dich von den Krankheiten deiner Seele zu heilen?

Es gibt eine geistige Taubheit, die das Ohr den guten Ratschlägen, den geistlichen Unterweisungen, den göttlichen Einsprechungen und den Bitten der Notleidenden verschließt. Leidest du vielleicht an dieser Taubheit? Wahrscheinlich rührt dies daher, daß du nur mit halber Aufmerksamkeit auf die Stimme Gottes in deinem Innern hörst oder daß der Lärm der Geschöpfe dich betäubt. Und fehlt dir nicht auch die Sprache, wenn du von Gott reden sollst? So eile denn mit dem Kranken zu Jesus, um seine Wunderkraft an dir zu erfahren und durch Auflegung seiner Hände von deinen geistigen Gebrechen geheilt zu werden!

1 Fast das ganze Gebiet Dekapolis lag östlich vom See Tiberias. Diesen Verband von zehn freien, halb heidnischen Städten hatten die Juden nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft nicht unterwerfen können.

 

II Jesus gibt ihm Gehör und Sprache wieder

Er nahm ihn abseits vom Volk, legte ihm seine Finger in die Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel. Dann blickte Er seufzend zum Himmel auf und sprach zu ihm: «Epheta!», das heißt: «Tu dich auf.»

Beobachte aufmerksam, was Jesus tut! Zuerst führt Er den Taubstummen beiseite. Nur in der Einsamkeit kann eine Seele genesen, die der Lärm der Welt betäubt oder der falsche Glanz der irdischen Güter geblendet hat. In stillen Stunden des Gebetes muß sie den Heiland aufsuchen, sich mit Ihm von aller Welt absondern und sich seinem Wirken überlassen.

Folge dem Heiland und beobachte, wie Er den Taubstummen behandelt! Welcher Mittel bedient Er sich zur Heilung des Kranken? Wie geht Er bei diesem Wunder zu Werk? Merke hier, wie der Sohn Gottes mit ganz kleinen Dingen außerordentlich Großes wirkt. Ja, Er geht in seiner Wundermacht noch weiter. Was nach menschlichem Ermessen ein Hindernis wäre, wird in der Hand des Sohnes Gottes ein Mittel zum Heil. Im Dienst eines solchen Meisters darf Entmutigung nicht aufkommen.

Nachdem Jesus die Heilung auf diese Weise eingeleitet hat, erhebt Er seine Augen zum Himmel und seufzt. Der Sohn Gottes nimmt als unser Bruder herzlichen Anteil an dem Elend der Menschheit, das Er dem himmlischen Vater vorstellt. Sein Gebet öffnet den Himmel, und die allmächtige Kraft Gottes steigt hernieder, um die Fesseln der Seelen zu lösen.

«Alsbald öffneten sich seine Ohren, das Band seiner Zunge wurde gelöst, und er fing an, recht zu reden.» Recht reden heißt soviel, als nur reden, was Gott gefällt und auf eine Weise, die Ihm zur Ehre gereicht. In dieser Hinsicht lasse auch du dich von Jesus heilen. Stimme in den Dank des Volkes ein, das freudig ausruft: «Er macht alles gut.» Eine Sache gut machen heißt nach dem Beispiel des Heilandes einzig, die größere Ehre Gottes als Beweggrund und Ziel im Auge haben. Gerade das macht seine Werke so schön und so fruchtbar.