152. Von der Berechtigung zum Apostolat
(Mk 9, Lk 9)
I Jesus empfiehlt seinen Aposteln Uneigennützigkeit und Duldsamkeit
Johannes berichtet Ihm: «Meister, wir sahen einen in deinem Namen Teufel austreiben. Wir wehrten es ihm, weil er uns nicht nachfolgt.»
Bemühe dich, das göttliche Wort zu hören und zu verstehen! Jesus wendet bei dieser Gelegenheit früher erteilte Belehrungen praktisch an. Der Apostel Johannes gibt die Veranlassung dazu durch eine heikle Angelegenheit, die er dem Herrn mitteilt. «Ein Mann, der nicht zu den Unseren gehört, wirkt in deinem Namen Wunder. Wir haben das nicht geduldet.» Johannes ist eine feurige Seele, voll Eifer für das Gute und voll Verlangen, seinem Meister neue Anhänger zu gewinnen. Nach seiner Auffassung ist das Recht, im Namen Jesu Gutes zu tun, nur auf eine kleine Zahl beschränkt, auf ihn und seine Gefährten. Wer außer ihnen aus eigenem Antrieb sich der Verbreitung des Evangeliums widmet, ist nach seiner Ansicht ein Eindringling.
Der Fall verlangt eine Antwort. Höre was Jesus erwidert: «Wehrt es ihm nicht, denn wer nicht wider euch ist, ist für euch.» Hindert niemanden, in meinem Namen Gutes zu tun! Laßt jedermann meinen Namen gebrauchen, um Gutes zu tun! Ich gehöre allen. Wer nicht gegen euch ist, ist für euch, schon deswegen, weil er am selben Werk arbeitet wie ihr. Seid duldsam!
Erwäge dieses Wort, das dir die Pflicht auferlegt, dich von aller Eifersucht und allem Eigennutz freizumachen! Überraschst du dich nicht zuweilen auf kleinlicher Eifersucht und Empfindlichkeit? Lerne dich selbst verleugnen und anderen gern den Vorrang einräumen. Erkennst du, daß Gott anderen dieselben Gaben gibt wie dir, daß Er ihnen dieselben Absichten einflößt und ihnen gleichen oder noch größeren Erfolg verleiht als dir, so freue dich! So handelt der wahre Eifer. In grober Selbsttäuschung leben jene, die mit Neid auf den Erfolg anderer sehen.
Geh auf den Gedanken des Erlösers ein! Er will, daß du auf dem Arbeitsfeld, das Er dir angewiesen hat, gern anderen Platz machst, ja, sie sogar zur Mitarbeit aufforderst. Erbitte dir und allen Arbeitern am Seelenheil anderer den Segen deines himmlischen Vaters!
II Er verspricht allen, die den Seinigen dienen, eine Belohnung
«Wer euch einen Becher Wasser zu trinken gibt in meinem Namen, weil ihr Christus angehört, wahrlich, ich sage euch: Er wird seines Lohnes nicht verlustig gehen.»
Verkoste die Güte dieser Worte Jesu; so hoch ehrt der Heiland den Geringsten seiner Getreuen! «Ihr seid die Meinen, und alles, was man euch leistet, will ich als mir geschehen ansehen. Mir gibt man, was man euch anbietet.» Was du also den Gesandten des Herrn und seinen Armen erweisest, das tust du deinem Erlöser. Er bittet dich durch ihren Mund, Er streckt dir die Hand in ihrer Person entgegen. Hast du dies nicht bisweilen vergessen? Wirst du fortan dieser Wahrheit eingedenk bleiben?
Was fügt Jesus noch hinzu? «Ich werde alles lohnen.» Jesus beachtet den unbedeutendsten Dienst, das kleinste Entgegenkommen, das geringste Zeichen der Hochachtung und Hingabe. Er findet Wohlgefallen daran wie an einer Sache von Wert. Klein ist in der Tat nichts, was für Gott und seine Ehre geschieht.
Womit wird der Sohn Gottes lohnen? Er gibt nichts Bestimmtes an, aber wir ahnen es. Mit seinen eigenen Gütern wird Er das vergelten, was wir Ihm von den unsrigen geben. Für vergängliche Güter tauschen wir ewige ein. «Ich werde mich deiner erinnern», spricht Er gleichsam, «für dieses Glas Wasser wirst du im Himmel ewige Wonnen verkosten. Dieses kleine Almosen trägt dir den Besitz himmlischer Schätze ein. Der kurze Augenblick, den du den Meinen geopfert hast, wird dir mit einer ewigen Seligkeit gelohnt.»
Werde nicht müde, deinem Meister zu lauschen! Schätze das Glück, Ihm anzugehören! Wirst du nicht alles gewinnen, wenn du in seinem Dienst beharrst?