159. Die Heilung der zehn Aussätzigen

(Lk 17)

 

I Jesus hört die Bitte der zehn Aussätzigen an

Auf der Reise nach Jerusalem zog Er zwischen Samaria und Galiläa hin. Als Er in einen Flecken hineingehen wollte1, kamen Ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben von ferne stehen und riefen laut: «Jesus, Meister, erbarme Dich unser!»

Nähere dich dem Heiland, um Zeuge des Wunders zu sein, das Er wirken wird. Vernimm den flehenden Ruf der Aussätzigen: «Meister, erbarme Dich unser!» Wieviel Schmerz, Glaube und Bitte spricht aus diesem Ruf! Diese Männer haben viel gelitten, und die Sehnsucht nach Heilung lehrt sie beten.

Erbarmen! Dieses eine Wort ist das kürzeste und wirksamste Gebet eines sündigen Menschen. Mit dem Wort «Erbarmen» ist alles gesagt. Suche also kein anderes Gebet, sondern stimme ein in den Ruf der Aussätzigen!

Die Unglücklichen ahnen, daß ihrer ein liebevoller Empfang harrt und daß ihr Elend den Heiland rühren wird. Ist Jesus nicht in Wahrheit vom himmlischen Vater gerade zu den Armen und Leidenden gesandt? Besteht nicht all sein Glück darin, durch den Reichtum seines Herzens unsere Not zu lindern? Erkenne dankbar seine Güte an und mache sie dir zu Nutzen!

1 Eine glaubwürdige Überlieferung bezeichnet Engannim als Schauplatz dieses Wunders. Engannim liegt auf der Grenze zwischen Samaria und Galiläa, beim Eintritt in die große Ebene von Esdrelon, die ihrer schönen Gärten wegen berühmt war. Jedenfalls hat unser Heiland mehrmals diese Ebene durchquert, wenn Er sich von Judäa nach Galiläa begab und dabei den Weg durch Samaria nahm.

 

II Jesus befiehlt den Aussätzigen, den Vorschriften des Gesetzes nachzukommen

Als Er sie sah, sprach Er zu ihnen: «Geht hin und zeigt euch den Priestern!» Während sie hingingen, wurden sie rein.

Jesus erhört das Gebet der Aussätzigen nicht bedingungslos. «Zeigt euch den Priestern, denen ich besondere Gewalt anvertraut habe, um durch sie meine Wohltaten auszuteilen. Bekennt ihnen euer Elend, und ihr werdet die Gesundheit wiedererlangen!» So spricht der Heiland zu denen, die Er heilen will. Und die Aussätzigen beeilen sich zu gehorchen. Sie begreifen, daß sie nur dann hoffen dürfen, vollständig geheilt zu werden, wenn sie die Mittel anwenden, die ihnen der Heiland vorschreibt. Begleite sie auf dem Weg und sei Zeuge ihres freudigen Staunens, da sie sich plötzlich vom Aussatz geheilt sehen. So belohnt Gott die Einfalt des Herzens und die Unterwürfigkeit des Verstandes. Was hindert dich, unter den gleichen Bedingungen ebenfalls Erhörung deiner Bitten zu erlangen?

 

III Jesus nimmt die Dankbezeugungen des geheilten Samaritans entgegen

Doch nur einer von ihnen kam zurück, als er sich geheilt sah, und lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor Ihm nieder auf sein Angesicht und dankte Ihm. Und dieser war ein Samaritan.

Kehre mit dem dankbaren Aussätzigen zum Heiland zurück, um dich über die wahre Dankbarkeit belehren zu lassen! — Wie dankt man für eine Wohltat? Indem man ihren Urheber dafür ehrt. Bemerke wohl, welchen Wert der Heiland auf die Huldigung unserer Dankbarkeit legt! «Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind denn die neun? — Wo sind denn die, denen ich Gutes getan habe? Hat meine Großmut sie nicht gerührt?» Durch diese Fragen offenbart der Heiland, welch schmerzliche Wunde die Undankbarkeit der Geheilten seinem Herzen geschlagen hat. Bemühe dich, die Tiefe dieser Wunde zu ermessen! Wenn auch du zu denen gehört hast, über die Er sich beklagt, so falle Ihm zu Füßen und bitte Ihn um Verzeihung!

Jesus gibt dir ein Mittel an, das dich vor dem Rückfall in deine frühere Undankbarkeit bewahren soll. «Stehe auf und gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen!» so spricht Er zum Samariter. Der Glaube hatte den Aussätzigen bewogen, zu seinem Wohltäter zurückzukehren. Aus dem Glauben geht alle wahre Dankbarkeit hervor, denn durch den Glauben erkennt man den wahren Wert der empfangenen Wohltat und die Güte des Spenders.

Benütze diesen günstigen Augenblick, um dir alle Wohltaten, die du vom himmlischen Vater durch seinen eingeborenen Sohn empfangen hast, ins Gedächtnis zurückzurufen, und bemühe dich zu ermessen, wieviel du Ihm schuldest! Belebe deine Dankbarkeit und sprich ein Magnifikat! Was willst du dem Herrn opfern als Sühne für all den Undank, der täglich sein Herz verwundet? Frage deinen Glauben um Rat, und breite zu Füßen Jesu deine Schätze aus!