160. Das Laubhüttenfest1

(Joh 7)

 

I Verschiedenartige Urteile der Menge über Jesus

Die Juden suchten Ihn am Fest und fragten: «Wo ist er?» Man redete viel von Ihm unter dem Volk. Die einen sagten: «Er ist gut», andere aber meinten: «Nein, Er verführt das Volk.»

Eile dem Meister voraus zum Tempel und höre die verschiedenen Meinungen, die über Ihn geäußert werden! Wie immer, so läßt sich auch hier die Welt durch Unwissenheit und Böswilligkeit in ihrem Urteil leiten. Was tut Jesus? Er läßt die Menge reden. An dem Urteil der Welt liegt Ihm nichts, wenn nur der Wille des himmlischen Vaters vollbracht wird. Lerne vom Heiland deine Empfindlichkeit zu unterdrücken!

Wer an dem Seelenheil anderer arbeitet, ist dem Tadel der Menschen ausgesetzt. Bedenke das wohl, und verachte das Urteil der Welt! Du sollst in allem und überall nur Gott zu gefallen suchen, und seine Anerkennung soll dein größter Ruhm sein.

Niemand jedoch redete offen von Ihm aus Furcht vor den Juden. Gehörst nicht auch du zu den Feigherzigen, die aus Menschenfurcht nicht wagen, sich als Jünger des Heilands zu bekennen?

1 Das Laubhüttenfest war eingesetzt worden zur Erinnerung an den Zug der Israeliten durch die Wüste. Es dauerte sieben Tage. Während dieser Zeit wohnten die Israeliten, wie einst ihre Väter, in Laubhütten. Es war das fröhlichste Fest der Juden.

 

II Jesus weist den Vorwurf der Lüge und Verstellung ab

Schon war das Fest halb vorüber1, als Jesus in den Tempel hinaufging und lehrte. Verwundert fragten die Juden: «Wie versteht dieser die Schrift, obwohl Er keinen Unterricht gehabt hat?»

Jesus schreitet durch die heiligen Hallen des Tempels. Begleite Ihn und bitte Ihn, seine göttlichen Unterweisungen zu beginnen!

Der Meister spricht heute vom wahren Leben, und zwar schöpft Er seine Lehre aus der Quelle der Wahrheit selbst. «Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat.» Es ist Jesus darum zu tun, durch diese Erklärung die aufgeregten Gemüter zu beruhigen und die Juden von seiner göttlichen Sendung zu überzeugen. Auch du sollst im Glauben befestigt werden. Erkenne in seinen Worten die Stimme des himmlischen Vaters! Gott spricht durch den Mund seines Sohnes.

Von den Lippen Jesu fließt die Wahrheit mit solcher Überzeugungskraft, daß für aufrichtige Seelen jeder Zweifel ausgeschlossen ist. Nichts ehrt den menschlichen Geist so sehr als der Glaube an eine Lehre, die sich auf so sicherer Grundlage aufbaut. Stelle also allzeit die Offenbarungen des Glaubens über alle Beweisführung menschlicher Wissenschaft.

Die Juden widersprechen. Warum widerstehen sie dem Heiland so hartnäckig? Ihr Wille ist nicht aufrichtig und ihr Herz nicht rein. Jesus sagt: «Wer bereit ist, den Willen Gottes zu tun, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob ich in meinem eigenen Namen spreche.»

Ein gerader Wille, ein reines Herz, ein tadelloser Wandel erwirbt uns den Geist des Glaubens. «Ändert nur euer Leben», sagt Jesus, «reinigt euer Herz, tut Gottes Willen, und ihr werdet zum Glauben gelangen.»

Seine Mahnungen gelten auch dir. Denke darüber nach! Arbeite unaufhörlich an deiner Vervollkommnung, und du wirst die göttliche Wahrheit, die in den Aussprüchen des Heilands liegt, immer besser verstehen. Ergib dich dem Herrn ganz und für immer!

1 Am vierten lag des Laubhüttenfestes

 

III Jesus enthüllt die geheime Bosheit seiner Feinde

«Wer aus sich selber redet, sucht seine eigene Ehre. Wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaft, und es ist keine Ungerechtigkeit in ihm.»

Verfolge mit Aufmerksamkeit die Rechtfertigung, die Jesus den Anklagen seiner Feinde entgegenstellt! Bewundere die Uneigennützigkeit seines Eifers! Alles für die Ehre seines himmlischen Vaters, und für sich selbst nichts als Arbeit, Verborgenheit, Leiden und Verfolgungen.

Jesus lehrt dich, daß jeder, der an dem Seelenheil anderer arbeitet, nur ein Werkzeug in der Hand Gottes ist und daß Gottes Wirken um so glänzender zutage tritt, je mehr das Werkzeug verschwindet. Suche dies zu verstehen, und sieh die Wahrheit dieser Lehre in der Wirksamkeit des Heilands bestätigt!

«Warum sucht ihr mich zu töten?» fährt Jesus fort. Und um sich zu rechtfertigen, erinnert Er sie an die Wohltaten, die Er ihnen erwiesen hat. Aller Unglücklichen hat Er sich erbarmt, alle, die in ihrem Leid einsam und verlassen waren, getröstet, und um ihre Not zu lindern, wirkte Er seine Wunder. Sind das nicht die treffenden Züge des Erlösers, so wie Ihn die gefallene Menschheit braucht? Trachte, daß du niemals den Vorwurf verdienst, den der Heiland den Juden machte: «Richtet nicht nach dem Schein, sondern fällt das Urteil nach der Wahrheit!» Glaube seinen Worten bedingungslos, und laß dich in all deinen Handlungen von seiner Lehre und seinem Beispiel leiten! Nur bei Ihm findest du wahre Freude und volle Sicherheit.