173. Das Glaubensbekenntnis des Blindgeborenen

(Joh 9)

 

I Jesus begegnet dem Blindgeborenen

Jesus erfuhr, daß sie ihn ausgestoßen hatten. Als Er ihn traf, fragte Er ihn: «Glaubst du an den Menschensohn?»

Sei Zeuge der Begegnung des Meisters mit seinem neuen Jünger! Der Heiland wacht über die Seinigen. Er steht ihnen bei im Kampf gegen seine Feinde, flößt ihnen Mut ein und lehrt sie, treffend zu antworten. Er wird dich niemals verlassen in den Kämpfen, die du um seines Namens willen bestehen mußt. Und wenn der Sieg errungen und die Ungerechtigkeit unterlegen ist, dann zeigt sich der Heiland wieder zum Lohn für die Treue und Standhaftigkeit. Siehe, wie liebreich Er sich dem Jünger offenbart, der lieber Mißhandlungen erdulden wollte, als den Heiland zu verleugnen. Es ist, als ob Jesus ihm sagen wollte: «Du hast für mich gekämpft und gelitten, was willst du, daß ich dir tun soll? Ich habe dir etwas zu geben, was besser ist als Reichtümer und Ehren.» Worin wird das Geschenk des Heilands bestehen? Offenbare Ihm deinen Wunsch, dich gleichfalls seiner Freigebigkeit würdig zu erzeigen und Anteil an derselben zu haben.

 

II Jesus führt den Blindgeborenen zum wahren Glauben

Jesus erfuhr, daß sie ihn ausgestoßen hatten. Als Er ihn traf, fragte Er ihn: «Glaubst du an den Menschensohn?» Jener antwortete: «Herr, wer ist es denn, damit ich an Ihn glaube?» Jesus erwiderte ihm: «Du hast ihn vor Augen. Der mit dir redet, der ist es.» Da sagte er: «Ich glaube, Herr.»

«Glaubst du an den Sohn Gottes?» fragt der Heiland den Blindgeborenen. Er will sich vergewissern, ob das Gefäß, in das Er seine göttlichen Schätze ergießen will, dazu geeignet ist. Die kostbarste aller Gaben ist Gott selbst, und wenn der Sohn Gottes sich einem Menschen offenbart, dann ist Er auch gewillt, sich ihm ganz zu schenken, falls er Bereitwilligkeit zum Glauben findet. Glücklich, wer das versteht!

Vernimm die Antwort des Geheilten: «Wer ist es Herr? Wo ist Er? Ich bin fest entschlossen, an Ihn zu glauben, nenne mir seinen Namen und sage mir, wo ich Ihn finde. Wann werde ich mit Ihm zusammentreffen, sein Wort hören und Ihn kennenlernen?» — «Ich bin es.»

Versuche dir vorzustellen, welch tiefen Eindruck dieses einfache Wort auf die Seele des Geheilten machte! «Ja, Meister, ich erkenne Dich, Du hast mich gesegnet, Du hast mich geheilt und getröstet, Du bist wahrhaft der Sohn Gottes. Aus Deiner Güte und Barmherzigkeit leuchtet Deine Gottheit hervor. Ist Gott nicht der Vater der Unglücklichen, die Stütze der Armen und die Zuflucht der Verlassenen? Ich glaube!» Vereinige dich mit dem Geheitlen, und bekenne dem Heiland deinen Glauben an seine Gottheit, an seinen Erlöserberuf, an seine Richtergewalt und an deine Bestimmung!

 

III Der Heiland nimmt die Huldigung des Geheilten entgegen

Und er warf sich vor Ihm nieder und betete Ihn an. Jesus fuhr fort: «Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen: Die Blinden sollen sehend, die Sehenden blind werden.»

Vor diese furchtbare Entscheidung stellt uns also die Menschwerdung des Sohnes Gottes: entweder nehmen wir das Evangelium zur Richtschnur unseres Lebens oder wir ziehen uns die ewige Verdammnis zu. Denke ernstlich über diese Wahrheit nach! Dem Glauben müssen unsere Werke entsprechen, und das Licht der Erkenntnis soll zur Tat anregen. Die verblendeten Pharisäer wollen nichts vom Evangelium wissen, der neue Jünger aber nimmt es rückhaltlos an. Er hat das wahre Licht gefunden, das der Sohn Gottes in die Welt gebracht hat.

Sieh ihn zu Füßen seines Meisters, in Dem er fortan den Herrn erblickt. Er hat begriffen, daß das Geschöpf es sich zur höchsten Ehre anrechnen muß, sich dem Willen des Schöpfers zu unterwerfen. Die Gebote sind der Ausdruck des göttlichen Willens, und Gott übt seine Macht nur aus, um seine Kinder glücklich zu machen. Der neue Jünger hat diese Wahrheit begriffen und sein «ich glaube» drückt den Entschluß aus, ein neues, besseres Leben zu beginnen.

Strebe auch du danach, zum Verständnis der göttlichen Lehre zu gelangen. Fasse den Entschluß, ein neues Leben zu beginnen und fortan auf allen Eigenwillen zu verzichten, um nur noch den Willen Gottes zu erfüllen!