176. Die Aussendung der zweiundsiebzig Jünger
(Lk 10)
I Jesus sendet seine Jünger zur Ernte
Danach bestimmte der Herr noch zweiundsiebzig andere und sandte sie zu zweien vor sich her in alle Städte und Ortschaften, wohin Er selbst zu kommen gedachte. Er sagte zu ihnen: «Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet darum den Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter in seine Ernte sende.»
Höre voll Liebe und Teilnahme die Klage deines Heilands, die Er auch an dich richtet. Im Gedanken an all die Seelen, die seiner bedürfen, ruft Er aus: «Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige», und er fügt hinzu: «Bittet daher den Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter in seine Ernte sende!» Beherzige dieses Wort und belebe deinen Eifer!
Das Gebet der Gläubigen ist die Quelle, durch die die Ströme des göttlichen Erbarmens fließen. Uns fällt die Aufgabe zu, vom himmlischen Vater genügend Arbeitskräfte und eine reiche Ernte zu erbitten. Zweifle nicht daran, daß Christus deine Hilfe verlangt; Er setzt große Hoffnungen auf dich. Durch eifriges Gebet und reiche Unterstützung apostolischer Werke wirst du seinen Erwartungen entsprechen können.
Hüte dich, daß dich nicht einst der Vorwurf treffe, nichts getan zu haben, um die Zahl der apostolischen Arbeiter zu vermehren und ihnen ihre Mühen zu erleichtern.
II Jesus gibt den Jüngern seine Unterweisungen
« Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt zuerst: Friede sei diesem Haus! — Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so verkündet: Das Reich Gottes hat sich euch genaht.»
Wer sind jene, die Jesus zur apostolischen Arbeit aussendet? Sie sind Arbeiter Gottes. Der Heiland selbst nennt sie so. Der himmlische Vater bedient sich ihrer, um seine Felder zu bebauen. Wie könnten sonst die Früchte des Lebens gedeihen? Sie sind ferner Vermittler des Friedens. Der göttliche Heiland kennt die Drangsale, die die Menschen beängstigen, die Versuchungen, die sie bestürmen, und die Zwistigkeiten, die sie entzweien. Er erbarmt sich ihrer und schickt ihnen seine Apostel. «Geht», sagt Er, «und bringt allen gequälten Herzen und bekümmerten, mit Sünden beladenen Seelen den Frieden des Himmels!»
Preise die Güte Jesu, deines Erlösers! Im Beichtstuhl, wo seine Priester dich erwarten, am Altar, wo sie das heilige Opfer darbringen, und auf der Kanzel, wo sie das Wort Gottes verkünden, wird der Auftrag Jesu erfüllt.
Die Gesandten Jesu sind vor allem Verkünder der göttlichen Wahrheit. Sie verkünden uns, daß das Reich Gottes nahe, daß es auch unseren geringen Kräften erreichbar ist. Ist das nicht die tröstlichste Botschaft? Das Wort der Priester gibt den Kranken Vertrauen, den Betrübten Trost, den Sterbenden Hoffnung und den Kindern Freude. Heiße auch du die Abgesandten des Herrn immer von Herzen willkommen!
III Jesus rüstet die Jünger mit seiner Vollmacht aus
«Wer euch hört, der hört mich; wer euch verwirft, der verwirft mich; wer aber mich verwirft, der verwirft Den, Der mich gesandt hat.»
Der Heiland spricht wiederum von seinen Jüngern und Mitarbeitern. Sie sind Träger der göttlichen Autorität. Warum stößt du dich so oft, wenn du an ihnen menschliche Schwächen bemerkst? Nur deshalb, weil du das Göttliche, das der Herr ihnen verliehen hat, übersiehst. Du solltest die Autorität verehren, mit der Gott selbst sie bekleidet. Die Unterwerfung wird dir leichter fallen, wenn du in dem Menschen, der zu dir spricht, den Stellvertreter Gottes erblickst.
Sei also zuvorkommend gegen die Priester und Apostel des Heilands, denn sie sind die Vorläufer des Herrn, die alles für seine Ankunft bereiten. Der Heiland selbst folgt ihnen, da ja die eigentliche Aufgabe der Priester darin liegt, dem Herrn die Seelen zu bereiten. Jedes Wort und jedes Werk des Priesters wird für dich gleichsam zum Vorspiel göttlicher Wohltaten. Wo der Priester geht, folgt Gott, wo er Aufnahme findet, tritt Gott ein, und wo er verweilt, wirkt Gott.
Aber es genügt nicht, die Gesandten Gottes freudig zu empfangen, du mußt sie soviel als möglich in der Ausübung ihres schweren Amtes unterstützen. Unter ihrer Anleitung kannst auch du am Heil der Seelen arbeiten, biete dich ihnen zur Mitarbeit an! Überlege ernstlich, wo sich dir ein Arbeitsfeld eröffnet. Sollte sich dir jedoch einstweilen keine Gelegenheit bieten, deinen apostolischen Eifer im Dienst des Herrn zu betätigen, so benütze wenigstens alle Mittel, um das Verlangen danach in dir lebendig zu erhalten!