190. Vom Heldenmut der göttlichen Liebe

(Lk 12)

 

I Jesus ist gekommen, um das Feuer der göttlichen Liebe in den Herzen zu entzünden

«Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie gern möchte ich, es loderte schon empor!»

Der Heiland will in den Herzen der Jünger das Feuer der Liebe entzünden, das in seinem Herzen brennt. Nahe dich voll Verlangen, um dich an dieser Glut zu entflammen. «Was will ich anderes, als daß es brenne!» Hörst du diesen Ruf des Heilands, und verstehst du, was er bedeutet? Er ist eine Aufforderung zu heldenmütigem Tugendstreben. Jesus verlangt von dir eine Demut, die bis zur Selbstverachtung geht, und eine Treue, die auch das Liebste freudig opfert. Du sollst stark werden wie die Märtyrer und so keusch, daß selbst der Schatten der Sünde dich schreckt. Deine Nächstenliebe soll sich in äußerster Hingebung und Selbstlosigkeit betätigen.

Jesus will das Feuer des Großmuts entzünden. Entziehe dich seiner Einwirkung nicht, sondern laß dich zu heiliger Begeisterung für die Sache Gottes entflammen! Bedenke wohl, daß Er ein Recht hat, streng von dir zu fordern, worum Er dich liebevoll bittet! Erkenne die Rechte seiner göttlichen Majestät freudig an und erhebe dich über alle Mittelmäßigkeit in seinem Dienst! Das Feuer des Eifers verzehre in deinem Herzen alles, was der göttlichen Liebe widerstrebt!

 

II Jesus sehnt sich danach zu sterben, um sein Erlösungswerk zu vollenden

«Aber ich habe erst eine Taufe auf mich zu nehmen, und wie drängt es mich, bis sie vollzogen ist!»

Jesus begnügt sich nicht, uns über die Forderungen heldenmütiger Liebe zu unterrichten; Er bekräftigt seine Worte durch sein Beispiel. Höre, wie Er von der Bluttaufe spricht, die Seiner wartet! Er empfindet im voraus alle Schmach und alle Qualen des Kreuzestodes und die schmerzliche Verlassenheit seiner letzten Stunden. Und trotzdem ruft Er aus: «Es drängt mich! Ich werde erst dann Ruhe finden, wenn ich alles erlitten habe, was ein Mensch nur leiden kann!» In diesen Worten offenbart sich die glühende Liebe des göttlichen Herzens.

Versenke dein Herz in das seinige, und alle selbstsüchtigen Triebe, alle Unruhe und Kälte werden daraus verschwinden. Das Beispiel Jesu zeigt dir, zu welchen Opfern wahre Liebe fähig ist. In der Liebe beruht das Geheimnis der Stärke. Nur weil du nicht recht zu lieben verstehst, bist du so schwach und unbeständig. Strebe danach, dem Heiland ganz anzugehören, wie auch Er ganz dein ist.