195. Vom Eingang zur ewigen Seligkeit

(Lk 13)

 

I Jesus lehrt uns, was wir tun müssen, um zum ewigen Leben zu gelangen

So wanderte Er lehrend durch Städte und Dörfer und zog weiter nach Jerusalem. Da fragte Ihn jemand: «Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?» Er sprach zu ihnen: «Bemüht euch, durch die enge Pforte einzutreten!»

Folge dem Heiland auf dem Weg nach Jerusalem und vernimm die Frage, die Ihm ein Vorübergehender stellt! Dieser Mann ist in Sorge für sein ewiges Heil, und so drängen sich ihm die Fragen auf: «Sind es wenige, die selig werden? Werden meine Angehörigen und ich einst zu den Auserwählten zählen?» Quält nicht auch dich eine ähnliche Unruhe? Bitte Gott, daß Er deinen Zweifeln ein Ende mache, denn sein Sohn ist ja in die Welt gekommen, um uns zu erleuchten und zu belehren.

Jesus antwortete: «Bemüht Euch mit aller Anstrengung, durch die enge Pforte einzugehen», und in dieser Antwort liegt die Bedingung, um unsere Seele zu retten. Der Lohn, der unser in der Ewigkeit harrt, wird unseren Arbeiten und Mühen entsprechen. Überlasse dich keiner Täuschung, sondern fange mutig an, dir selbst Gewalt anzutun und recht klein zu werden. Ohne Anstrengung und Selbstverleugnung gelangen wir nicht zur Seligkeit, in die der Heiland uns einführen möchte.

In den Himmel kommen jene Seelen, die sich nicht fürchten, ihren Stolz zu verdemütigen und ihre Sinnlichkeit zu bekämpfen, die bereitwillig alles opfern, was mit dem göttlichen Gesetz in Widerspruch steht. Erforsche dich eingehend, ob du den rechten Weg wandelst, ob du wahrhaft nach Tugend strebst und deinen Mitmenschen ein gutes Beispiel gibst! Hast du deinem Leben die Richtung zum Himmel gegeben? Bitte Gott um die Gnade, niemals vom rechten Weg abzuweichen.

 

II Jesus ermahnt seine Jünger, die Zeit gut zu benützen, um sich den Himmel zu verdienen

Denn ich sage euch: «Viele werden einzutreten suchen, es aber nicht vermögen. Hat sich der Hausherr einmal erhoben und die Türe geschlossen, dann werdet ihr draußen stehen, an die Türe klopfen und rufen: Herr, mach uns auf. Doch Er wird euch entgegnen: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Alsdann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit Dir gegessen und getrunken; auf unsern Straßen hast Du gelehrt. Er aber wird euch erklären: Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid.»

Jesus warnt uns vor der Selbsttäuschung. Auch dir gilt sein Wort: «Hütet euch!» Die Zeit der Gnade vergeht schnell, und wenn sie verstrichen ist, dann vermag unser Erlöser uns nicht mehr zu helfen. Jetzt kann die geringste Anstrengung uns den Himmel erwerben; aber die Stunde wird kommen, da uns auch die heroischsten Taten nicht mehr retten können.

Der Heiland beschreibt seinen Zuhörern die Verzweiflung, die sich der Verdammten bemächtigt. Stelle dir vor, du seiest Augenzeuge jener furchtbaren Szene und hörtest das Verzweiflungsgeschrei der Unglücklichen, welche die göttliche Gerechtigkeit für immer von den Freuden des Himmels ausschließt. Um den Herrn gnädig zu stimmen, werden sie zu Ihm sagen: «Wir haben vor Dir gegessen und getrunken, und Du hast auf unseren Straßen gelehrt.» Und Er wird sagen: «Ich weiß nicht, woher ihr seid. Weichet von mir alle, ihr Übeltäter!»

So gibt es Verworfene selbst unter jenen, die sich nach außen hin zur wahren Religion bekennen. Um in den Himmel zu gelangen, genügt es nicht, den Herrn auf Erden gekannt und in seinem Heiligtum gelebt zu haben. Gott nimmt in sein ewiges Reich nur jene auf, die hier auf Erden ganz zu den Seinigen zählten. Zu allen anderen spricht Er: «Ich kenne euch nicht, denn ihr habt euer Leben nicht dem meines Sohnes gleichförmig gemacht. Ihr habt wohl in seiner Kirche gelebt, aber nicht danach gestrebt, Ihm ähnlich zu werden. Seine Lehre und sein Beispiel sind in eurer Seele unfruchtbar geblieben, deshalb könnt ihr nicht in die ewige Glückseligkeit eingehen.»

 

III Jesus wird anderen die Gnaden geben, die von den Sündern mißbraucht werden

«Da wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes seht, während ihr davon ausgeschlossen seid. So gibt es Letzte, die Erste, und gibt es Erste, die Letzte sein werden.»

Denke über diese ernste Warnung nach, die Jesus an seine Zuhörer richtet! Er sagt einigen von ihnen die ewige Verdammnis voraus. Manchen, die einst zu den Auserwählten seines Herzens gehörten, gilt die Drohung: «Ihr werdet den Himmel, den ich euch zudachte, nur vom tiefsten Abgrund der Hölle aus erahnen, während die kindlichen Seelen, die ihr auf Erden wegen ihres einfältigen Glaubens wegen verachtet habt, frohlockend in die ewige Herrlichkeit eingehen. Ihr werdet in der Wut der Verzweiflung aufschreien, aber auf ewig in der Hölle Qual und Schmach versenkt bleiben.»

Jesus hat recht, diejenigen zu verwerfen, die Ihn hier auf Erden nicht anerkennen wollten. Er hat recht, alle Gnaden, die jene verscherzten, anderen Seelen zuzuwenden. Es entspricht der göttlichen Gerechtigkeit, daß für jeden Menschen einmal der Augenblick kommt, in dem er unwiderruflich gerichtet wird. Welchen Entschluß wirst du aus diesen Erwägungen ziehen? Bitte den Heiland in aller Demut, dich hierüber zu erleuchten und dich so in seiner Gnade zu befestigen, daß du nie von jener Höhe herabstürzest, zu der seine unendliche Güte dich erhoben hat.