199. Das Gleichnis vom großen Gastmahl

(Lk 14)

 

I Die zuvorkommende Liebe Gottes gegen die Menschen

Als einer von den Tischgenossen das hörte, sagte er zu Ihm: «Selig, wer am Mahle im Reiche Gottes teilnimmt!» Da sprach Er zu ihm: «Ein Mann veranstaltete ein großes Gastmahl und lud viele dazu ein. Als die Stunde des Mahles gekommen war, sandte er einen Knecht aus, um den Geladenen zu sagen: Kommt, es ist schon alles bereit.»

Verweile in der Gegenwart Jesu! Höre, wie sich die Tischgenossen die himmlische Seligkeit ausmalen! «Selig, wer im Reiche Gottes speisen wird!» ruft einer von ihnen. Jesus knüpft an diese menschlichen Vorstellungen an, um die Gedanken Gottes klarzulegen. Wende deinen Blick nicht von Ihm ab und lausche seinen Worten!

Wer ist der Hausvater, von dem Er spricht? Zu welchem Fest ergeht seine Einladung, und an wen ist sie gerichtet? Der Sohn Gottes lädt die Menschen im Namen seines Vaters zu den ewigen Freuden des Himmels ein. Gott bietet dir einen Platz in seinem Reich an, du sollst sein Gast, sein Tischgenosse und der Erbe seiner Güter sein, das ist dein letztes Ziel. Um den Menschen diese gute Nachricht zu verkünden, ist Gottes Sohn zu uns herabgestiegen.

Du bist geschaffen, um glücklich zu sein, aber wo wirst du das Glück finden? Nicht an den Tischen der Reichen dieser Welt, nicht in den Genüssen der Sinnlichkeit. Das Glück ist dort oben beim Gastmahl der Heiligen, wo Gott seIbst unser Herz erfüllen und sättigen wird.

 

II Der Widerstand der Menschen gegen Gott

«Da fingen alle einmütig an, sich zu entschuldigen. Der erste ließ ihm sagen: Ich habe ein Landgut gekauft und muß hingehen, es zu besichtigen. Ich bitte dich, halte mich für entschuldigt. Ein anderer sagte: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und gehe hin, sie zu erproben. Ich bitte dich, halte mich für entschuldigt.»

Die Handlungsweise der Eingeladenen ist sehr verwerflich und verdient streng bestraft zu werden. Im ersten Eifer hatten sie die Einladung angenommen, als aber die Stunde gekommen ist, da ziehen sie sich zurück.

«Kommt!» sagt ihnen der Bote Gottes, «kommt, alles ist bereit!» Welche Entschuldigungen bringen sie vor? «Ich kann nicht», sagt der eine, «meine Geschäfte nehmen mich in Anspruch.» — «Ich kann nicht», sagt der andere, «meine Arbeiten und meine häuslichen Angelegenheiten erlauben es mir nicht.»

Der Mensch ist für den Himmel geschaffen und doch möchte er auf der Erde verweilen. Er ist nur vorübergehend auf dieser Welt und lebt doch, als ob er ewig da bliebe. Mit den zeitlichen Gütern soll er die ewigen erkaufen und doch gibt er all seine ewigen Güter für den geringsten zeitlichen Vorteil hin. So weit geht die Verblendung des Menschen, wenn ihm das Licht des Glaubens fehlt.

Hast du dich nicht ähnlicher Vorwände bedient, um dich dem Ruf Gottes zu entziehen? Bitte den Heiland, Er möge sein Wort bis in das Innerste deiner Seele dringen lassen und dich so davon überzeugen, daß du endlich den Mut findest, Ihm zu folgen.

 

III Das traurige Schicksal derer, die im Widerstand gegen Gott verharren

«Da wurde der Hausvater zornig und befahl seinem Knechte: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und hole die Bettler und Krüppel, die Blinden und Lahmen herein! Ich sage euch aber: Von jenen Männern, die geladen waren, soll keiner mein Mahl verkosten.»

Betrachte das Schicksal, das jene trifft, welche die Einladung Gottes zurückweisen! Seine Gerechtigkeit erzürnt sich gegen sie. Gottes Absichten müssen über den schlechten Willen der Menschen den Sieg davontragen. Seine Weisheit darf nicht unterliegen und sein Entgegenkommen nicht wirkungslos bleiben. Was der eine nicht gewollt hat, wird ein anderer erhalten. Gott läßt den Strom seiner Gnade nicht versiegen, Er ändert nur dessen Lauf.

Höre den Befehl, den der Hausvater seinem Knecht gibt: «Die Großen dieser Erde, die sich etwas einbilden, die hochmütigen Gelehrten und Weltklugen haben meine Güter nicht gewollt, darum biete sie den Kleinen, den Armen, den Kranken und allen von der Welt Verachteten an. Suche meine Auserwählten in den entlegensten Gassen und in den Schlupfwinkeln des Elends zusammen! Ich werde sie erheben, sie umwandeln und zu Ehren bringen.»

So spricht auch dein himmlischer Vater. Sei nicht taub gegen seine Mahnung, erwache aus deiner Erstarrung und eile herbei! Die Tür steht dir noch offen, warte nicht, bis sie verschlossen ist. Scheue keine Mühen, um dir die himmlischen Güter zu erwerben, solange es dir noch möglch ist. Bete für alle, die in Gefahr sind, sie auf immer zu verlieren!