215. Die Verheißung des Hundertfachen

(Mt 19, Mk 10, Lk 18)

 

I Jesus spricht mit den Aposteln von dem Lohn, der ihrer harrt

Da sagte Petrus: «Wir haben unser Eigentum verlassen und sind Dir nachgefolgt. Was wird uns dafür zuteil werden?»

Erinnere dich an das vorangegangene Ereignis! Eine Seele, die Jesus zu seiner vollkommenen Nachfolge berief, hat nicht den Mut gehabt, Ihm zu folgen. Da tritt Petrus an den göttlichen Heiland heran mit der Frage: «Was wirst Du uns geben, die wir alles verlassen haben, um Dir zu folgen?» Als Petrus sich dem Heiland anschloß, war es ihm nicht nur um Hingabe zu tun, er wollte auch etwas empfangen. «Welchen Nutzen habe ich von all den Opfern und Entbehrungen, die ich auf mich genommen habe? Mein Wille braucht einen mächtigen Ansporn, um das Werk, das ich aus Liebe begonnen, glücklich durchzuführen. Ich muß eine Belohnung als Preis für meine Mühen in Aussicht haben. Was wirst Du uns geben?» Und er hat recht, diese Frage zu stellen. Petrus, wie auch die anderen Apostel, verdienen aus dem Mund des Heilands eine ermutigende Antwort zu erhalten. Sie haben wirklich alles für Ihn verlassen. Wenn sie auch nicht vieles zu verlassen hatten, so haben sie doch alles verlassen, und zwar aufrichtig und von ganzem Herzen. Freilich bleibt ihnen noch, sich selbst zu verlassen. Sie sind noch schwach, leicht entmutigt, schwankend und unbeständig in ihren Vorsätzen und Ansichten, aber sie haben den guten Willen, auf dem Weg der Vollkommenheit voranzuschreiten. Sie lieben ihren Meister, und sie setzen ein unbegrenztes Vertrauen in Ihn, so wird der Erfolg nicht ausbleiben.

 

II Jesus verspricht denen, die alles um Seinetwillen verlassen, hundertfachen Lohn

«Wahrlich, ich sage euch: Niemand verläßt um des Reiches Gottes willen Haus, Eltern, Brüder, Frau oder Kinder, ohne daß er dafür in dieser Welt viel mehr empfängt und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.»

Jesus verspricht seinen Jüngern feierlich: «Ich werde euch in dieser und der anderen Welt das Hundertfache wiedergeben. Was ihr mir gegeben habt, hatte wenig Wert, aber was ich euch wiedergeben werde, ist unschätzbar. Ihr verlangt nach Ehre, ihr sollt sie finden, ihr verlangt nach Glück, ihr sollt es genießen.» Stelle dir die Freude der Apostel vor, als sie diese ermutigenden Worte vernehmen und freue dich, daß dieses Versprechen auch dir gilt!

Jesus sagt: «Jetzt, in dieser Zeit.» Beachte dieses Wort! Frage alle, die Ihm nahestehen, ob der Sohn Gottes sie getäuscht habe. Nach der Himmelfahrt des Herrn war ihr Leben zwar eine Kette von blutigen Verfolgungen, harten Kämpfen und heldenmütiger Entsagung. Sie wurden mit Schmach überhäuft und starben in qualvollen Martern. Und doch wird jeder einzelne dir versichern, daß er wirklich das Hundertfache erhalten habe. So lerne denn, worin das wahre Glück, der wahre Ruhm und das wahre Leben besteht! Willst du nicht nach dem Beispiel der Apostel im Hinblick auf die göttlichen Verheißungen dem Heiland folgen und die Sorgen um irdischen Besitz und irdisches Wohlergehen fahrenlassen? Willst du nicht endlich diese schwere Last abwerfen, die deinem Streben nach Vollkommenheit hinderlich ist? Mache dein Herz frei, und erhebe deine Gedanken zu den Belohnungen, die der himmlische Vater allen großmütigen Seelen bereitet! Denke an die Zukunft, und wirf die kleinlichen Sorgen der Gegenwart hinter dich! So will es der Heiland.