231. Jesu letzter Versuch, die Juden zu bekehren

(Joh 12)

 

I Die Menge widersteht hartnäckig dem Einfluß der Gnade

Obwohl Er so viele Wunder vor ihnen gewirkt hatte, glaubten sie doch nicht an Ihn. So sollte das Wort des Propheten Isaias in Erfüllung gehen: «Herr, wer glaubt unserer Botschaft?»

Komm wiederum zum Tempel und suche deinen göttlichen Meister. Viel Volk umgibt Ihn, und doch ist die Zahl seiner wahren Jünger sehr beschränkt, während seine Feinde zahlreich sind. Woher kommt die beklagenswerte Verblendung so vieler Seelen? Kann ihr nicht abgeholfen werden? Erwecke in dir ein lebhaftes Verlangen, auch die verstocktesten Herzen für die Lehre des Heilands zu gewinnen, und denke zu deiner Ermutigung oft an die Wahrheit, daß der Zustand eines Sünders niemals ganz hoffnungslos ist. Wenn Gott auch den hartnäckigen Sünder bis zu einem gewissen Grad seiner Verblendung überläßt, so entzieht Er ihm doch niemals alle Hilfe. Vielleicht verlangen in diesem Augenblick viele Seelen, die sich in äußerster Gefahr befinden, nach deinem Gebet und den Verdiensten deiner guten Werke, in denen sie ihren letzten Hoffnungsstrahl erblicken. Denke daran, und es wird dir leicht fallen, apostolisch zu beten und zu opfern!

Aber vielleicht gehörst du selbst noch zu jenen Furchtsamen, von denen der Evangelist sagt, daß sie zwar glauben, jedoch ihren Glauben nicht zu bekennen wagen, weil sie das Urteil der Menschen mehr fürchten als die strengen Gerichte Gottes. Wenn dem so ist, dann mache dir klar, wie töricht ein solches Verhalten ist. Gib acht, daß nicht auch dich die Strafe trifft, die Jesus den Ungläubigen androht!

 

II Jesus bezeugt nochmals seine göttliche Sendung

Jesus verkündete laut: «Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin als das Licht in die Welt gekommen, damit niemand, der an mich glaubt, in der Finsternis bleibe.»

In diesen letzten Worten liegt eine Mahnung, die du dir zu Herzen nehmen mußt. «Kommt zu mir alle, die ihr nach Wahrheit und nach dem ewigen Heil verlangt», sagt Jesus. «Ich werde euch demjenigen zuführen, der mich in diese Welt gesandt hat; denn Er ist euer letztes Ziel und Ende. Ich will euch eurer Finsternis entreißen, eure Seelen retten und sie dem himmlischen Vater übergeben.»

Entsprich dem Ruf des Heilands, und du wirst empfinden, wie trostreich die Wahrheit ist, die der Sohn Gottes verkündet. Warum solltest du sie fürchten; du bedarfst ihrer, und zwar in ihrer ganzen Fülle, wenn sie dein Glück ausmachen soll. Nur wenn die Wahrheit das Menschenherz ganz erfüllt, bringt sie der Seele Ruhe und Frieden. Bemühe dich, ganz das zu werden, was Jesus aus dir machen will, und bitte Ihn, daß das reine Licht des Evangeliums in deinem Herzen jedes andere Licht überstrahle.

 

III Jesus warnt vor der Verstocktheit

« Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter. Das Wort, das ich verkündet habe, das wird ihn am Jüngsten Tag richten. Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat mir geboten, was ich reden und verkünden soll. Und ich weiß, sein Gebot ist ewiges Leben.»

Jesus erteilt seinen Zuhörern eine ernste Warnung, aus der auch du Nutzen ziehen sollst. Der Mensch muß dereinst Rechenschaft ablegen über alle Gnaden und Belehrungen, die ihm während seines Lebens zuteil wurden. Wohl kann man das Wort Gottes hören ohne Frucht; aber niemals wird es ohne Folgen bleiben. Die Sünder, die es nicht annehmen wollen, und die feigen Seelen, die nicht nach der erkannten Wahrheit leben, sind in den Augen Gottes Verräter und werden als solche verdammt werden.

«Ihr werdet gerichtet werden nach dem, was ihr gehört habt», sagt der Heiland. «Wenn ihr vor dem Richterstuhl Gottes steht, wird man nach dem Wortlaut des Evangeliums untersuchen, ob ihr die Gebote gehalten, die Heilsmittel benützt und die christlichen Tugenden geübt habt. Die Antwort auf diese Fragen wird eure Ewigkeit entscheiden. So wählt!«

Und Jesus fährt fort: «Ich habe nur das zu euch geredet, was mein himmlischer Vater mich reden hieß.» Die Wahrheit und das Leben sind in der Lehre Jesu über die Nächstenliebe, die Geduld, die Demut und Selbstverleugnung enthalten. Versichere dem göttlichen Meister noch einmal deiner Treue und zeige dich in Worten und Werken seiner besonderen Liebe würdig.