38. Das letzte Zeugnis des Vorläufers

(Joh 3)

 

I Die Tätigkeit Jesu in Judäa

Darauf kam Jesus mit seinen Jüngern in die Landschaft Judäa. Dort hielt er sich mit ihnen auf und taufte. Auch Johannes taufte noch in Änon bei Salim.«

Verweile mit Jesus, deinem Meister, in Judäa. Betrachte Jesus in der Ausübung seine Berufung. Er tauft, Er versöhnt die Sünder mit Gott, Er lehrt, Er tröstet und ermutigt. Dafür ist Er in die Welt gekommen. Mit welchem Eifer, mit welcher Hingabe und welchem Erfolg erfüllt Er seine Sendung! «Alle Welt läuft Ihm nach», berichtet man dem heiligen Johannes.

Siehe den Heiland, vom Volk umringt. Er ist so sanft, so gut und gewinnend. Er spricht so gütig und ermutigt die bekümmerten Seelen in so liebreicher Weise, daß alle zu Ihm eilen, wenigstens die einfachen, demütigen und gelehrigen Seelen. Benütze die Gelegenheit, dich dem Heiland mit der herbeiströmenden Menge zu nähern, und stell Ihm auch alle jene vor, von denen du weißt, wie sehr sie seines Wortes und seiner Sakramente bedürfen.

Empfange aus seinen Händen die Taufe des Neuen Bundes. Bitte Ihn, Er möge deine stolze Stirn selbst abwaschen und durch die Kraft seines allmächtigen Wortes jeden Makel in deiner Seele tilgen. Beschwöre Ihn, in dir die Taufgnade zu erneuern, die dir Vorjahren sein Priester vermittelt hat. Erneuere zu seinen Füßen dein Taufgelübde.

 

II Johannes der Täufer preist den Heiland vor aller Welt

Sie gingen zu Johannes und sagten zu ihm: «Meister, der am andern Jordanufer bei dir war und für den du Zeugnis abgelegt hast, der tauft, und alles strömt ihm zu.»

Höre dem Streit zu, der sich anbahnt. Man wirft dem göttlichen Meister vor, daß Er in die Tätigkeit des Johannes eingreift, mit den alten Überlieferungen bricht, zu seinen Gunsten die Aufmerksamkeit des Volkes auf sich lenkt. Man betrachtet Ihn als einen ehrgeizigen Eindringling, der überall hindert und stört. Das ist die Sprache der verletzten Eigenliebe.

Johannes tritt sofort für Jesus ein und rechtfertigt Ihn. «Ihr selbst müßt mir bezeugen, daß ich gesagt habe: Ich bin nicht der Messias, ich bin nur als sein Vorläufer gesandt. Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam. Der Freund des Bräutigams, der dabeisteht und ihm zuhört, freut sich gar sehr über die Stimme des Bräutigams. So ist auch meine Freude jetzt vollkommen.» Freue dich über die Großmut, mit der der Vorläufer an der Verherrlichung des Sohnes Gottes arbeitet. Erwäge, was seine Worte alles enthalten an Glauben, Uneigennützigkeit, Eifer, Treue in dem von Gott verliehenen Beruf und an Liebe zu Jesus. Laut erhebt Johannes Den, für Den die andern nur Tadel haben.

«Alles für Jesus, Ihm gebührt jedes Recht und jeder Vorrang! Steht Er nicht unendlich hoch über uns allen? Nur Er hat das Recht zu taufen und loszusprechen. Er ist alles, und ich bin nichts. — Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen. Möge Er meine Stelle ganz einnehmen und ich immer mehr zurücktreten. Es war mein Lebenszweck, Ihn dem Volk bekannt zu machen. Ich sterbe jetzt zufrieden, da die Menge Ihm zuströmt.»

Solche Ehrfurcht sollst auch du deinem Erlöser, seiner Lehre, seinen Anregungen und seinen Sakramenten entgegenbringen. Johannes fügt bei: «Meine Freude ist vollkommen.» Er hat also durch die Arbeit für die Ehre Jesu das Glück gefunden. Den Höhepunkt des Glückes erreicht der Mensch, wenn er Gott durch seinen vollkommenen Dienst die höchste Ehre verschafft. Warum solltest du die Verdemütigung fürchten, da sie ein Mittel ist, die Ehre deines Erlösers zu fördern? Seine Verherrlichung erstrahlt auf den Trümmern deiner Eigenliebe. Stelle dich unter sein Banner, laß dich in die Reihen seiner Kämpfer aufnehmen und verpflichte dich, um jeden Preis die Menschen zu seiner Liebe und seinem Dienst zu führen. Jesus ist der Endzweck aller Dinge. Alle deine Arbeit soll nur Ihn und seine Liebe zum Ziel haben.