39. Die Gefangennahme Johannes des Täufers

(Mt 14, Mk 6)

 

I Herodes läßt Johannes ergreifen und ins Gefängnis werfen

Herodes hatte nämlich Johannes festnehmen, fesseln und in den Kerker werfen lassen wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, die er zur Frau genommen hatte.

Siehe, was sich zuträgt, und suche es zu verstehen. Der Vorläufer hat seine Sendung hienieden erfüllt. Sein irdischer Lohn sind Ketten, Gefängnis und Tod. Wundere dich nicht darüber und urteile nicht vorschnell. Wenn Gott, die ewige Weisheit, seine Auserwählten dem Haß preisgibt, so bedeutet dies nicht, daß er sie verwirft. Er will sie im Gegenteil ehren. So faßt auch Johannes sein Los auf. Für die Wahrheit hat er gelebt, darum findet er es auch natürlich, für sie in den Tod zu gehen. Ihre Verteidigung war seine Pflicht, und die Pflicht steht ihm höher als das Leben. Sei Zeuge, wie Johannes die Soldaten des Herodes empfängt. Die Demütigung und das Leiden, die ihn erwarten, vermögen seinen Glauben nicht zu erschüttern. Diese Soldaten sind für ihn die Gesandten Gottes. Weit entfernt, über sein Schicksal zu murren, freut er sich vielmehr. Er betrachtet es als eine Auszeichnung, in der Hingabe seiner selbst bis zum Äußersten gehen zu können und sich der göttlichen Majestät als ein Brandopfer darzubringen. So muß ein wahrer Jünger Jesu gesinnt sein.

Warum fürchtest du dich, für Gott zu leiden, meine Seele? Warum schreckst du vor Demütigungen, Verfolgung, menschlichem Undank zurück? Wenn Gottes Ehre durch deine Leiden gefördert wird, wie solltest du da nicht freudig alles erdulden wollen?

 

II Herodes sucht Johannes im Kerker auf

Gern hätte er ihn töten lassen, aber er fürchtete das Volk. Denn dieses hielt ihn für einen Propheten.

Betritt das Gefängnis des Johannes. Nun kannst du den Gottesmann in der Nähe betrachten. Er will dich lehren, dem Herrn mit Eifer zu dienen. Vorerst bitte ihn, dich zu segnen und küsse ehrfurchtsvoll seine Fesseln.

Herodes fürchtete Johannes, da er ihn als einen gerechten und heiligen Mann kannte, und er hörte ihn gerne. Er kann der Begierde, einen Heiligen zu hören, nicht widerstehen. Deshalb besucht er ihn in seinem Gefängnis. Der Anblick der Heiligkeit hat etwas Hinreißendes, selbst für die Gottlosen. Höre im Geist die Unterhaltung des Herodes mit Johannes. Der heilige Vorläufer spricht von den Rechten Gottes, vom Opfer seiner selbst, vom Eifer für das ewige Heil, vom Ernst der Pflicht, von der Abscheulichkeit der Sünde und der Schönheit der Tugend. Er vergilt mit Gutem das Böse, das ihm seine Feinde wünschen. Sein einziger Schmerz ist, daß Gott von so vielen verkannt wird. Mache dir das Beispiel solcher Seelengröße zu Nutzen und betrachte es. Willst du dich nicht bemühen, etwas von dem Einfluß zu gewinnen, den die Heiligen auf ihre Umgebung ausübten? Überlege, was Gott von dir zum Heil deiner Mitmenschen erwartet.