44. Jesus heilt den Sohn des königlichen Beamten
(Joh 4)
I Ein königlicher Beamter bittet Jesus, seinen Sohn zu heilen
So kam Er wieder nach Kana in Galiläa, wo Er das Wasser in Wein verwandelt hatte. Da war ein königlicher Beamter, dessen Sohn in Kapharnaum krank darniederlag. Als dieser hörte, Jesus sei von Judäa nach Galiläa gekommen, ging er zu Ihm und bat, Er möge herabkommen und seinen Sohn heilen; denn er lag im Sterben.
Bitte den göttlichen Meister um die Erlaubnis, Ihm nach Kana zu folgen. Er kehrt gern dahin zurück, wo Er gut aufgenommen wurde. Nur kurze Zeit hatte Er dort gelehrt. Jetzt will Er sein Werk fortsetzen und zugunsten der leidenden Menschheit die Wunder der göttlichen Allmacht erneuern.
Höre die demütige Bitte des bedrängten Vaters. Ein großes Leid soll für Ihn die Stunde der Gnade herbeiführen. «Mein Sohn ist nahe daran zu sterben», sagt er zu Jesus. «Das Glück meines Lebens soll ich verlieren. Du allein bist meine Hoffnung. Ich habe von deiner Güte und Allmacht gehört. Komm, ehe mein Sohn stirbt!» Diese demütige Bitte verdient Erhörung.
Sieh, wie inständig man zu Gott betet, wenn alle menschlichen Hilfsmittel erschöpft sind. Hast nicht auch du vielleicht mehr als eine hoffnungslose Sache deinem Heiland zu empfehlen? Wende dich mit ganzem Vertrauen an die göttliche Barmherzigkeit!
II Jesus wirft dem königlichen Beamten seinen mangelhaften Glauben vor
Jesus sprach zu ihm: «Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht.» Der königliche Beamte bat Ihn: «Herr komm herab, ehe mein Kind stirbt!»
Warum dieser Vorwurf aus dem Mund des guten Meisters? Er will den Bittsteller weder zurückstoßen noch ihm seine Unzufriedenheit bezeugen. Er will ihn nur lehren, besser zu beten, und ihm helfen, durch einen vollkommenen Glauben die Gnade zu verdienen, die er erfleht. «Du stellst Bedingungen für deinen Glauben», sagt Jesus. «Du willst nur glauben, wenn du gesehen hast. Es braucht Wunder, um dich zu überzeugen, während mein Wort dir genügen sollte.»
Handelst du nicht ähnlich? «Erhöre mich, und ich werde glauben.» Das ist nur zu oft der Inhalt deines Gebetes. Der Sohn Gottes aber, der die ewige Wahrheit ist, will, daß wir Ihm auf sein Wort hin glauben. Sein unfehlbares Wort ist die eigentliche Grundlage unseres Glaubens.
Ein anderer Fehler beim Gebet dieses Mannes liegt darin, daß er viel verlangt, ohne selbst etwas anzubieten; und doch ist das Gebet eigentlich ein Austausch zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf. Den Wohltaten Gottes muß das Opfer unserer Anbetung vorangehen. Diesen betrübten Vater treibt einzig das Verlangen, ein Leid von sich abzuwenden, zum Gebet. Er denkt zu viel an sich und zu wenig an Gott. Seinem Gebet fehlt die Huldigung, die das Geschöpf seinem Gott schuldet.
III Jesus erhört die Bitte des königlichen Beamten
Jesus erwiderte ihm: «Geh hin, dein Sohn lebt!» Der Mann glaubte dem Worte, das Jesus zu ihm gesagt hatte, und ging.
Siehe, wie der Erlöser sich von der erneuten Bitte des Beamten rühren läßt und sein Gebet erhört! So ist selbst dies unvollkommene Gebet nicht unwirksam geblieben. Warum also mutlos werden und klagen: Ich kann nicht recht beten? Bete nur, so gut es eben geht, das genügt vorläufig. Indes bestrebe dich, Fortschritte zu machen, indem du mehr und mehr deinen Glauben vervollkommnest. Nimm dir ein Beispiel an dem glücklichen Vater. Jetzt glaubt er dem Sohn Gottes aufs Wort. Er glaubte und ging hinweg. Geh mit Ihm und bezeuge, daß alles, was Jesus sagt, wahr ist und daß Er alle seine Verheißungen erfüllt.
«Wann ist es besser geworden mit meinem Sohn?» fragt der Beamte seine Knechte. Er erforscht mit Sorgfalt die Stunde und näheren Umstände der Heilung seines kranken Kindes. Er möchte die Stunde der göttlichen Heimsuchung feststellen, um seinen Glauben zu vermehren und mit den Seinigen die dankbare Erinnerung an das große Wunder zu feiern. Tut er nicht recht daran, und drängt es dich nicht, ihn nachzuahmen?