59. Die Auferweckung der Tochter des Jairus
(Lk 8, Mt 9, Mk 5)
I Jesus vernimmt die Bitte des Jairus und ermahnt ihn zum Vertrauen
Da kam ein Mann mit Namen Jairus, ein Synagogenvorsteher. Er fiel Jesus zu Füßen und bat Ihn, in sein Haus zu kommen; denn seine einzige Tochter im Alter von etwa zwölf Jahren lag im Sterben.
Sieh, wie dieser tief betrübte Vater sich Jesus naht. Lerne von ihm, zu wem du in den Stunden der Traurigkeit deine Zuflucht nehmen mußt. Ein Heiland ist zu uns vom Himmel gekommen. Er ist gütig, und der Anblick unserer Leiden bewegt Ihn tief. Seitdem Er durch die Menschwerdung unser Bruder geworden ist, hat Er unsere Sache auch zu der seinigen gemacht. Du redest stets von einem Glied seiner Familie, wenn du für einen der Deinigen betest. Setzest du immer dein ganzes Vertrauen in den Heiland?
Jesus stand auf und folgte ihm mit seinen Jüngern. Die Prüfung verschafft also dem Jairus den Besuch Jesu mit seinen Segnungen. — Da kam jemand zu dem Synagogenvorsteher und sprach zu ihm: «Deine Tochter ist gestorben. Bemühe den Meister nicht weiter!» Beachte, was sich unterwegs zuträgt. Man kündigt dem Jairus die Trauernachricht an: «Die, für welche du bittest, ist tot. Warum noch weiter hoffen und beten?» Ist diese Frage berechtigt? Ist es wirklich unnütz, weiter zu hoffen und zu beten, weil nach menschlichem Ermessen alles verloren ist?
Was antwortet Jesus? «Fürchte dich nicht, glaube nur, so wird sie leben!» Sind denn Gottes Macht Schranken gesetzt, weil der Mensch sich nicht mehr zu helfen weiß? Hab Vertrauen! Wer alles hofft, erhält alles. Ist es denn für den Sohn Gottes nicht ein leichtes, Wunder zu wirken? Was kann der Tod dir rauben, das der Sohn Gottes dir nicht wiedergeben könnte?
II Jesus betritt das Haus des Jairus und beruhigt die klagende Menge
Als Jesus dann in das Haus des Vorstehers kam und die Flötenspieler und die lärmende Menge erblickte, sprach Er: «Geht hinweg! Das Mädchen ist ja nicht tot, es schläft nur.»
Tritt auch du mit Jesus in das Haus des Jairus. Der Heiland zeigt sich erstaunt über die Zeichen der Trauer und fragt in sanftem Ton: «Wozu der Lärm, wozu diese Tränen?» — «Göttlicher Meister, weil die Freude unseres Lebens, weil unser Liebstes uns genommen ist.» Jesus weiß das und er fragt trotzdem: «Wozu die Aufregung? Weshalb flößt euch der Tod Schrecken ein? Warum betrauert ihr den Verlust eurer Lieben? Vermag ich denn nichts gegen den Tod? Ich bin die Auferstehung und das Leben.»
Dieses Trostwort spricht Jesus allzeit zu uns, wenn wir am Sterbebett unserer Angehörigen stehen. Vergleiche es mit den Beileidsbezeugungen der Welt. Was sagt die Welt? «Sie sind tot, da ist nichts mehr zu hoffen.» Sie sucht durch lärmende Zerstreuungen unseren Schmerz zu betäuben. Was sagt Jesus? «Sie schlafen, Ich will sie aufwecken. Du möchtest deine Lieben ewig behalten, Ich werde sie dir wiedergeben, Ich bin der Herr über den Tod.»
Erwäge diese Worte und trockne deine Tränen. Empfiehl dem Heiland alle, die dir der Tod entrissen hat. Sie sind bei Ihm in sicherer Hut.
III Jesus erweckt die Verstorbene zum Leben
Da faßte Er es bei der Hand und rief: «Mädchen, steh auf.» Da kehrte ihr Geist zurück, und es stand sogleich auf.
Betrachte aus nächster Nähe, wie gut dein Heiland ist und wie gern Er mit seiner Allmacht dir in deinem Leiden zu Hilfe kommt. «Mägdlein, ich sage dir, stehe auf!» spricht Er mit der Gewalt eines Machthabers. Das Mägdlein stand auf. Du hast also einen Herrn, dem selbst der Tod Untertan ist. Vergiß diese Wahrheit niemals und freue dich in diesem Gedanken. Das ist aber noch nicht genug, knie nieder und belebe deine Hoffnung auf die Unsterblichkeit und die Auferstehung. Das sei die erste Frucht dieser Betrachtung.
Sodann lerne auch, die Betrübten zu trösten und mit den Weinenden vom Himmel zu sprechen. Vor allem aber laß die lebensspendende Kraft Jesu auf dich wirken. Der himmlische Vater kann auch deiner im Todesschlaf versunkenen Seele die Wohltat der Auferweckung zuteil werden lassen. Laß deinen Glauben und dein Vertrauen erstarken. Beginn ein neues, übernatürliches Leben!