61. Die Heilung der beiden Blinden

(Mt 9)

 

I Die beiden Blinden flehen Jesus um Erbarmen an

Als Jesus von dort weiterging, folgten Ihm zwei Blinde. Die riefen laut: «Sohn Davids, erbarme Dich unser!» '

Erwarte den göttlichen Meister auf seinem Weg. Wie willst du seine Aufmerksamkeit auf dich ziehen und machen, daß Er dich hört? Die Blinden lehren es dich. Was tun sie? Sie eilen herbei und benutzen ohne Verzug die Gelegenheit, ihre Bitte vorzutragen, und sind bereit, jede Bedingung zu erfüllen, die ihnen vom Heiland auferlegt wird.

Was sagen die Blinden? Sie huldigen Jesus und setzen auf Ihn ihr ganzes Vertrauen, um so mehr als alle menschliche Hilfe versagt. Geselle dich ihnen zu, um dich von deiner Blindheit heilen zu lassen. Fehlt dir nicht jenes übernatürliche Licht, das dem Menschen auf dem Weg zum Himmel leuchtet? Von welcher Finsternis bist du umgeben? Bist du nicht blind für die Wichtigkeit deines ewigen Heils, für den Wert der Gnaden, für die Bosheit der Sünden? Erwecke ein glühendes Verlangen nach Heilung und flehe immer wieder zu deinem einzigen Helfer: «Jesus, Sohn Davids, erbarme Dich meiner!»

1 Wir sind in Kapharnaum. Das Haus, von dem die Rede ist, ist wahrscheinlich jenes, das Jesus gewöhnlich in dieser Stadt bewohnte.

 

II Jesus prüft den Glauben der beiden Blinden

Kaum war Er nach Hause gekommen, da traten die Blinden zu Ihm heran. Jesus fragte sie: «Glaubt ihr, daß Ich das vermag?» Sie antworteten Ihm: «Ja, Herr.»

Folge mit den beiden Blinden Jesus in das Haus. Knie zu seinen Füßen nieder. «Glaubt ihr an Mich?» fragt Er die beiden Blinden. Merke dir, daß der Heiland seine Wohltaten nicht bedingungslos spendet. Er gewährt ihre Bitte als Belohnung für ihren Glauben.

Wie ist denn dein Glaube an Jesus beschaffen? Glaubst du, daß Er der Allmächtige ist? Glaubst du, daß Er die unendliche Güte, die unerreichte Vollkommenheit ist? Wie tief beugst du dich vor seiner Größe, um ihn deiner Bitte gnädig zu stimmen? Jesus sagt: «Ich bin das Licht der Welt, Ich bin die Wahrheit, Ich bin dein Erlöser und dein Gott!» Glaubst du das alles?

Höre, wie die Blinden antworten: «Ja, Meister, wir glauben. Wir glauben an deine Macht. Wir hoffen auf deine Güte. All unser Vertrauen setzen wir auf deine Weisheit und Barmherzigkeit. Hab Erbarmen mit uns!» Denke darüber nach und antworte wie sie. Du wirst das Licht nur durch den Glauben wiederfinden. Wenn dein Geist sich verfinstert hat, wenn dein Gewissen nicht mehr zu unterscheiden weiß, so ist dein Glaube eingeschlafen. Wenn der Glaube neu erwacht, kehrt auch das Licht wieder.

 

III Jesus heilt die Blinden

Nun berührte Er ihre Augen und sprach: «Wie ihr glaubt, so geschehe euch!» Da öffneten sich ihre Augen.

Betrachte, wie bei der Berührung der göttlichen Hände die Augen der Blinden sich öffnen. Sie haben geglaubt, nun sehen sie. Sie sehen Jesus, und zwar ganz in der Nähe. Sie freuen sich des trauten Beisammenseins mit Ihm. Nahe dich dem Heiland mit den Blinden, erflehe demütig deinen Anteil an den Werken seiner Allmacht. Überlaß deinen verdunkelten Verstand der göttlichen Gnadenwirkung, laß ihm das helle Licht des menschgewordenen Wortes und seines Evangeliums leuchten. In diesem Licht wirst du den Weg zum Himmel finden und ihn entschlossen betreten.